HStAM Bestand Urk. 110 Nr. 155

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Beschreibung: Urkunde

Identifikation (Urkunde)

Datierung 

1452 April 27

Originaldatierung 

Uff den donnerstag noch »Misericordia Domini«, anno Domini M° CCCC° quinquagesimo secundo

Vermerke (Urkunde)

(Voll-) Regest 

Hermann II. Riedesel, Konrad v. Wallenstein, Hans v. Brunn, Heinrich Biedenbach und Rein-hard v. *Boyneburg fällen ein Schiedsurteil in zahlreichen Streitigkeiten zwischen Werner v. Elben und dessen Gefolgsleuten N.N. einerseits und Reinhard v. *Dalwigk und Friedrich v. Hertingshausen andererseits gemäß einem vor Landgraf Ludwig I. von Hessen zuvor zu Gros-senritte [Stadt Baunatal] geschlossenen Kompromiß [k Nr. 151 von 1452 Januar 12!]. Im einzelnen werden folgende Punkte behandelt: ¶ 1. + 14.: Streit um ein Viertel des Zehnten zu *Oberwehlheiden (Welden, Stadt Kassel), der vom Propst des Säkularkanonikerstiftes St. Peter zu Fritzlar, Graf Dieter von Isenburg-Büdingen, zu Lehen geht und womit sowohl Werner v. Elben als auch Reinhard v. *Dalwigk zusammen mit Martin Runst belehnt sein wollen, worüber bereits Landgraf Ludwig I. von Hessen und Graf Johann II. von Ziegenhain ? ein Schiedsurteil gefällt haben und auch ein Prozeß vor dem Lehnsgericht des Propstes des Säkularkanonikerstiftes St. Peter zu Fritzlar stattgefunden hat, Schadenssumme: 400 fl.; ¶ 2.: Entlassung des Heinrich v. Grifte aus einer Bürgschaft für Reinhard v. *Dalwigk gegenüber Bernhard v. d. Berge [bei Witzenhausen] ?, dessen Sohn Hans v. d. Berge von Heinrich v. Grifte 200 fl. Schadensersatz fordert; ¶ 3.: Totschlag des Reinhard v. *Dalwigk an einem Hintersassen des Heinrich v. Grifte namens Johann (Henne) Brun zu Dillich [bei Borken]; ¶ 4. + 21.: Schulden des Reinhard v. *Dalwigk gegenüber Johann (Henne) v. Wehren (Wern, bei Fritzlar) aus dem Kauf eines halben Zehnten zu Uttershausen [bei Wabern] in Höhe von 620 fl., wovon Reinhard v. *Dalwigk 500 fl. dadurch beglichen hat, daß er eine Schuld des Johann v. Wehren von 500 fl. gegenüber Landgraf Ludwig I. von Hessen tilgte, aber weitere 100 fl. nebst des dafür zu entrichtenden Zinses, einer jährlichen Korngült von 4 Maltern, halb Korn und halb Hafer, die er an Giselbert (Gelich) Herbords zu Fritzlar, dem Johann v. Wehren 100 fl. schuldet, hätte liefern müssen, seit zwölf Jahren nicht gezahlt hat und nun von Johann v. Wehren die Rückerstattung von angeblich geliehenen 20 Vierteln Korns fordert, die Johann v. Wehren bei der Burg *Schartenberg [bei Zierenberg] durch seinen Knecht Berthold (Berlt) Schultheiß von Reinhard v. *Dalwigk als Kompensation für dessen nominelle Restschuld von 20 fl. der ursprünglich 620 fl. bekommen haben will; ¶ 5. + 24.: Zerstörung des dem Johann v. Gilsa (Gielse, bei Jesberg) gehörigen Dorfes Gilsa nebst Kirche und Kirchhof und die Ermordung der dort wohnenden Hintersassen des v. Gilsa auf dem Kirchhof durch Reinhard v. *Dalwigk und Friedrich v. Hertingshausen, weswegen Johann v. Gilsa seinen Lebensunterhalt von seinem nächsten Verwandten, dem Ritter Hermann Hund erbitten mußte, Schadenssumme: 600 fl. bzw. 1000 Mark [Silbers]; ¶ 6.: Mehrfacher Raub von Schafen, Kühen und Pferden aus dem Dorfe Gilsa durch Reinhard v. *Dalwigk, Schadenssumme: 400 fl.; ¶ 7.: Vorenthaltung von zwei Huben Landes zu *Lutwardessen (Luterssen, bei Zierenberg) aus dem väterlichen Erbe des Johann v. Gilsa durch Reinhard v. *Dalwigk; ¶ 8. + 25.: Reste einer Burg und zweier Häuser im Besitz von Bernhard [d.J.] v. *Herzenrode (Stadt Felsberg), kurmainzischem Burgmann zu Naumburg / Elbe, die dessen Vater, Bernhard [d.Ä.] ?, ein 'Vetter' N.N. ? und Ludwig v. Wildungen widerrechtlich errichtet haben sollen zu *Beltershausen [bei Altendorf / Elbe] im Amte Naumburg / Elbe, letzteres der Erzbischof von Mainz und der Graf von Waldeck dem Reinhard v. *Dalwigk verpfändet hatten, weswegen Reinhard v. *Dalwigk und Friedrich v. Hertingshausen Burg und Häuser zerstörten, Schadenssumme: 400 fl.; ¶ 9. + 29.: Aussperrung des Hermann Hund, kurmainzischen Burgmannes zu Naumburg / Elbe, aus der Burg Naumburg und seinem dortigen Burglehen durch Knechte des Reinhard v. *Dalwigk und des Friedrich v. Hertingshausen wegen Zwistigkeiten zwischen den beiden letztgenannten einerseits und Graf Wolrad I. von Waldeck und Werner v. Elben andererseits und weil Reinhard v. *Dalwigk sich in den Besitz einer Urkunde brachte, womit Hermann Hund sein Burglehen zu Naumburg / Elbe dem Schureman verschrieben hatte, welcher die Urkunde an Hans v. [Ober-] Bimbach [bei Großenlüder] weitergab, der aber Hermann Hund schriftlich zusagte, die Urkunde nicht an Reinhard v. *Dalwigk, dessen Ehefrau Agnes (Nese) oder Friedrich v. Hertingshausen zu verkaufen, wozu Reinhard v. *Dalwigk den Hans v. Bimbach jedoch nötigte, weswegen Hermann Hund sich weigerte, dem Reinhard v. *Dalwigk die Verschreibung einzulösen, Schadenssumme: 100 fl.; ¶ 10.: Vorenthaltung einer jährlichen Korngült von 4 Maltern auf einem Hof zu Nassenerfurth [bei Borken], den der Pfennigsack bewirtschaftet, gegenüber Otto Hund durch Reinhard v. *Dalwigk und dessen Ehefrau Agnes (Nese) [vgl. Nr. 96 von 1441 April 2!]; ¶ 11.: Streit zwischen Heinrich v. *Gudenberg [bei Zierenberg] einerseits und Reinhard v. *Dalwigk und Friedrich v. Hertingshausen andererseits um einen Zehnten und einen Hof zu Ehringen [bei Wolfhagen] und einen Hof zu Oberelsungen [bei Wolfhagen], worüber bereits vor Landgraf Ludwig I. von Hessen zu Großenritte [Stadt Baunatal], vor dem Magistrat zu Korbach und in Fritzlar mit dem Ritter Werner v. Elben und mit Johann v. Weitershausen [bei Gladenbach], [Deutschordens-] Komtur zu Felsberg, als Schiedsleuten für Heinrich v. *Gudenberg, sowie Ludwig Gutgeselle, Priester zu Kassel, und Johann Herdem als Schiedsleuten für Reinhard v. *Dalwigk und Friedrich v. Hertingshausen verhandelt wurde, Schadenssumme: 1000 fl; ¶ 12.: Streit zwischen Heinrich v. *Gudenberg einerseits und Reinhard v. *Dalwigk, seiner Ehefrau Agnes (Nese) und Friedrich v. Hertingshausen andererseits um die 'Vormundschaft' über die Burg *Weidelberg [über Ippinghausen], wozu Ulrich (Oleke) v. Hertingshausen und Friedrich [Rabe] v. *Papenheim [bei Warburg] als Schiedsleute bereits schon einmal ein Schiedsurteil gefällt haben, Schadenssumme: 3000 fl.; ¶ 13.: Streit zwischen Heinrich v. *Gudenberg aus seiner Amtszeit als Amtmann zu Wolfhagen einerseits und Reinhard v. *Dalwigk andererseits um den Zoll zu Wolfhagen und eine Wiese unterhalb der Burg ebendort, wozu bereits ein Schiedsurteil von Landgraf Ludwig I. von Hessen ergangen ist; ¶ 15.: Streit zwischen Reinhard v. *Dalwigk und Werner v. Elben um die Erträge von fünf Jahren, das Jahr zu 30 Maltern, aus den Zehnten zu *Mattenberg [bei Oberzwehren, Stadt Kassel] und Heckershausen [bei Vellmar], als Georg (Iorg) v. Buchenau [bei Eiterfeld] kurmainzischer Amtmann zu Naumburg / Elbe war; ¶ 16.: Streit zwischen Reinhard v. *Dalwigk und dessen Bruder Dietrich (Tyle) ? einerseits und Werner v. Elben andererseits um 20 Pferde und 16 Hornochsen, wozu bereits Landgraf Ludwig I. von Hessen ein Schiedsurteil zu Elgershausen [bei Baunatal] gefällt hat, Schadenssumme: 100 fl.; ¶ 17.: Streit zwischen Reinhard v. *Dalwigk und Heinrich v. Grifte um einen Teil der Burg *Falkenstein [bei Niedenstein] nebst Zubehör, entstanden aus einem Erbstreit nach dem Tode des Otto v. Holzhausen [am Hahn, Gde. Edermünde] zwischen Mitgliedern der Familie Hund einerseits und Heinrich v. Grifte und seinen Brüdern N.N. andererseits, in dessen Verlauf Heinrich v. Grifte den Reinhard v. *Dalwigk zu Hilfe rief und ihm einen Anteil an der Burg *Falkenstein einräumte, worüber bereits Landgraf Ludwig I. von Hessen Schiedstage zu Korbach und vor der Burg *Weidelberg [bei Ippinghausen] angesetzt hat, Schadenssumme: 2000 fl.; ¶ 18.: Rückzahlungsforderung des Reinhard v. *Dalwigk gegen Heinrich v. Grifte über 400 fl. und 10 Viertel Hafer für Zehrung auf gemeinsamen Reisen; ¶ 19.: Vertreibung von Hintersassen N.N. des Reinhard v. *Dalwigk von ihren Gehöften zu Holzhausen [am Hahn, Gde. Edermünde] durch Heinrich v. Grifte; ¶ 20.: Forderung des Reinhard v. *Dalwigk gegen Johann (Henne) v. Wehren auf Rückerstattung von sechs silbernen Bechern im Wert von 70 - 100 fl., die Johann v. Wehren für 27 fl. an Dietmar Knorr versetzt hat; ¶ 22. + 23.: Forderung des Reinhard v. *Dalwigk auf jeweils 1000 fl. Schadenersatz gegen Johann v. Wehren und Johann v. Gilsa für Verluste, die Reinhard v. *Dalwigk durch fortgesetzte Feindseligkeiten des Johann v. Wehren und des Johann v. Gilsa erlitten haben will; ¶ 26.: Forderung des Reinhard v. *Dalwigk gegen Bernhard [d.J.] v. *Herzenrode auf Rückerstattung von 1 Malter Korn, 1 Fuder Bier und Bauholz, die Reinhard v. *Dalwigk dem Vater von Bernhard [d.J.], Bernhard [d.Ä.] v. *Herzenrode ?, für den Bau eines Burglehens zu Naumburg / Elbe geliehen haben will; ¶ 27.: Forderung des Reinhard v. *Dalwigk gegen Otto Hund, Burgmann zu Naumburg / Elbe, auf Rückerstattung von 59 Kühen, die ihm Otto Hund zu Altendorf [bei Elbenberg] geraubt hat in einer Fehde des Johann v. *Dalwigk gegen Reinhard v. *Dalwigk, da Otto Hund und die Familie v. Grifte von Johann v. *Dalwigk in den Burgfrieden der Burg *Schaumburg [über Hoof, bei Baunatal] aufgenommen worden sind; ¶ 28.: Streit zwischen Reinhard v. *Dalwigk und Hermann Hund um die Wüstung *Gershausen [zwischen Altenstädt und Balhorn, bei Naumburg / Elbe], die Hermann Hund als Burglehen für die Burghut zu Naumburg / Elbe von seinem Vater N.N. ? geerbt hat, diesbezüglich Landgraf Ludwig I. von Hessen die streitenden Parteien bereits an den Erzbischof von Mainz als den Lehensherrn von *Gershausen verwiesen hat. ? Als Obmann des Schiedsgerichts lädt Hermann II. Riedesel die streitenden Parteien zur endgültigen Urteilsfindung für den 11. Mai [1452] (uff donnerstag nehist noch dem sontage »Cantate« nehistkompt), den 26. Mai [1452] (uff den frietag nehist noch sant Urbani tag) und den 10. Juni [1452] (uff den sonnabent noch sant Bonifacii tag nehistkompt) auf das Rathaus zu Homberg / Efze vor den Amtmann N.N., den Schultheißen N.N. und die Räte N.N. ebendort.

Siegler 

Hermann II. Riedesel [zu Eisenbach, Stadt Lauterbach], Ritter, Erbmarschall der Landgrafschaft Hessen, Obmann des Schiedsgerichts

Formalbeschreibung 

Ausf., mhdt., Papierlibell von 46 Seiten mit dem Titel »Dallwigsche Meysenbuggsche etcetera etcetera Fehde betreffend«, S anh. fehlt

Repräsentationen

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