700

Identifier

AdJb, F 1, 700

Item series


Identification (short)


Title Title
Kundgebung der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) im Sportpalast in Berlin-Schöneberg
Life span Life span
1933

Notes


Includes Includes
180 Fotografien

Facts of the case


Facts of the case Facts of the case
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Sportpalast in Berlin-Schöneberg, eine 1910 erbaute Mehrzweckhalle mit Platz für über 10.000 Menschen, vielfach für politische Zwecke genutzt. Insbesondere die sogenannte „Sportpalastrede“ von Joseph Goebbels aus dem Jahre 1943, innerhalb derer er die Bevölkerung auf den „Totalen Krieg“ einschwören wollte, fand großen Nachhall.
1933 erstellte Julius Groß Fotografien einer Kundgebung der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) im Sportpalast sowie eines anschließenden Übungsmarsches. Für 1933 finden sich im Groß'schen Nachlass mehrfach Fotografien der NSBO (siehe AdJb F1 Nr. 606, Nr. 634 und Nr. 636). Diese war Ende der 1920er Jahre gegründet worden, ihre zahlenmäßige Ausweitung wurde durch offensive Mitgliederwerbung erreicht, allerdings konnten sie Anfang der 1930er bei weitem nicht mit den Zahlen der Freien und Christlichen Gewerkschaften mithalten. Ab 1933 stieg ihre Bedeutung zunächst durch die Besetzung der Gewerkschaftshäuser, bei der sie „Träger der Aktion“ war. Nach der Gründung der Deutschen Arbeitsfront (DAF) jedoch lag ihre Hauptaufgabe in weltanschaulichen Betriebsschulungen. Nach dem Tod Gregor Strassers (1892-1934) wurde die NSBO 1935 aufgelöst. Unter anderen war die Firma Siemens Mitglied der NSBO. Das Unternehmen galt als wichtigste Zelle in der Betriebsarbeit der NSBO in Berlin, wovon etwa die eigens in Berlin-Siemensstadt eingerichtete Geschäftsstelle zeugt.
Die Veranstaltung im Sportpalast am Samstag, den 14. Oktober 1933, umfasste die Reden verschiedener Personen, darunter des Staatsrates Johannes Engel, der die NSBO mit der Mitgliedsnummer 1 gegründet hatte und bereits seit 1929 offizieller Parteivertreter (zunächst in der Berliner Stadtverordnetenversammlung, dann im Preußischen Landtag und von 1933 bis 1945 im Reichstag) der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) war. Wie schon bei anderen Veranstaltungen, so war auch hier der Saal mit Hakenkreuzflaggen sowie Bannern mit verschiedenen Beschriftungen (u.a.: „Wir wollen gemeinsam arbeiten und aufbauen“; „Durch Ehrlichkeit und Wahrheit zum Sieg“; „Gegen Klassenkampf und Standesdünkel! Für einen deutschen Sozialismus!!“; „Führer befiehlt! Wir folgen.“; "Ehret die Arbeit, achtet den Arbeiter!“) behangen. Die Bilder zeigen aus verschiedenen Perspektiven den bis auf die Tribünen vollbesetzten Innenraum des Sportpalastes mit einer ebenso dicht besetzten Bühne - vermutlich Vertreter der NSBO, der Siemens-Werke und der NSDAP -, die von dem Emblem des Siemens-Konzerns sowie der Swastika umrahmt wurde. Mittig mit Blick zum Publikum waren die Fahnenträger aufgestellt. Im Anschluss an die Kundgebung fanden sich die Teilnehmer (u.a. auch das Bezirksamt Berlin-Mitte) zu einem Übungsmarsch vor dem Sportpalast zusammen, der musikalisch und von zahlreichen schaulustigen Kindern begleitet wurde. Der Umzug endete mit einem Fahnenappell, einem gemeinsamen Suppenessen sowie Schieß-, Sport- und Gymnastikübungen im Freien.

Information / Notes


Additional information Additional information
Originaltitel: NSBO Siemens und Bezirksamt Mitte u.a. Feier im Sportpalast und Übungsmarsch
Quellen u. Literatur: Reinhard Giersch: Nationalsozialistische Betriebszellen-Organisation (NSBO) 1930 (1931)–1934 (1935), in: Dieter Fricke (Hg.): Lexikon zur Parteiengeschichte. Die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien und Verbände in Deutschland (1789–1945), Bd. 3, Leipzig 1985, S. 454–459; Volker Kratzenberg: Arbeiter auf dem Weg zu Hitler? Die Nationalsozialistische Betriebszellen-Organisation. Ihre Entstehung, ihre Programmatik, ihr Scheitern 1927–1934, Frankfurt/Main u.a. 1987; Wolfgang Zollitsch: Arbeiter zwischen Weltwirtschaftskrise und Nationalsozialismus: Ein Beitrag zur Sozialgeschichte der Jahre 1928 bis 1936, Göttingen 2011, S. 207.