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Handwerkertag der Katholischen Gesellen in der Alten Philharmonie in Berlin

1933

65 Fotografien

Am Sonntag, den 15. Oktober 1933, fand in Berlin, wie vielerorts, ein Handwerkertag statt, der von der Popularisierung des Handwerks und einer Inszenierung von Tradition im Kontext der nationalsozialistischen Propaganda zeugt. Der Tag sollte den „Glauben an die wirtschaftliche Kompetenz des Nationalsozialismus und dessen Wertschätzung handwerklicher Produktion“ verdeutlichen. Der Auftakt des Handwerkertages – vermutlich speziell für Angehörige des Katholischen Gesellenvereins – fand im Konzertsaal der Alten Philharmonie in der Bernburger Straße in Berlin-Kreuzberg statt. 1944 wurde dieses Gebäude durch einen Luftangriff vollständig zerstört.

Die Bilderserie umfasst zu Beginn Aufnahmen von Trompetern, deren Instrumente mit Siegrunen-Fahnen geschmückt sind, sowie auf den Treppenstufen der Konzertsaalbühne aufgestellte, meist recht junge männliche Fahnenträger. Im Hintergrund der Bühne befindet sich mittig der Reichsadler, daneben eine Hakenkreuzfahne sowie die schwarz-weiß-rote Reichsflagge, die beiden mit Erlass vom 12. März 1933 durch Paul von Hindenburg erlaubten Nationalflaggen (bis zum Reichsflaggengesetz 1935). Das festlich gekleidete Publikum hatte im bestuhlten Innenraum des Konzertsaales Platz genommen. Wesentlicher Bestandteil der Veranstaltung waren Reden sowie ein sogenanntes Weihespiel, bei dem sowohl die verschiedenen Handwerke – erkennbar an der jeweiligen Kleidung – auf der Bühne vertreten waren, als auch mittelalterlich-ritterlich gewandete sowie junge Männer in weißen Hemden. Im hinteren Bereich – vor dem Reichsadler – wurden Personen in SS-Uniformen sowie ein Mann mit einem Reichsadler auf der Brust positioniert, im vorderen Bereich ein Priester. Insgesamt erinnert das Schauspiel an eine Art weltlichen Gottesdienst.

Originaltitel: Katholische Gesellen Handwerkertag in der Philharmonie

Quellen u. Literatur: Werner Freitag. Ein „Handwerkerfest“ 1933. Dörfliche Horizonte und NS-Politik, in: 79. Jahresbericht des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg (1991), S. 257-279.