B 12
Complete identifier
LWV-Archiv, B 12
Fonds
Identification (short)
Title
Title
Heil- und Pflegeanstalt / Psychiatrisches Krankenhaus Hadamar: Sachakten
Life span
Life span
1906-1961
Fonds data
Custodial history
Custodial history
Die überlieferten Sach- und Verwaltungsakten der Landesheil- und Pflegeanstalt Hadamar, die aus der NS-Zeit oder früher stammen, konnten zu Beginn der 1980er Jahre in den Kellern der Einrichtung aufgefunden werden. Ursprünglich war der Bestand umfangreicher. Es gingen jedoch bereits wenige Jahre nach der Entdeckung zentrale Unterlagen verloren. Der Verbleib des Materials konnte trotz staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen bis heute nicht geklärt werden. Aus diesem Grund besteht der Sach- und Verwaltungsaktenbestand der Landesheil- und Pflegeanstalt Hadamar zum einen aus Originalakten, zum anderen aus mehr oder weniger vollständigen Kopien ausgewählter Akten, die Mitte der 1980er Jahre verschwunden sind. Die Kopien wurden dem LWV-Archiv 1986 als Ersatzüberlieferung durch das Provinzialinstitut für Westfälische Landes- und Volksforschung zur Verfügung gestellt. Im Rahmen der Verzeichnung wurde den Kopien der Rang von Archivgut eingeräumt. Die Datensätze sind in Arcinsys am Zusatz "Kopie" im Titel zu erkennen. Unterlagen nach 1945 wurden in den letzten Jahren übernommen. Sie sind nur zum Teil über Arcinsys erschlossen.
History of creator
History of creator
Die Heil- und Pflegeanstalt Hadamar entstand 1906 aus der 1883 auf dem Mönchberg errichteten 'Corrigendenanstalt', die zuerst als Arbeitshaus zur Umerziehung von straffällig gewordenen Landstreichern und Prostituierten dienen sollte. Mit dem steigenden Bedarf an stationärer psychiatrischer Versorgung wurde 1906 diese Einrichtung in die sog. Landesheilanstalt umgewandelt. Träger war der Bezirksverband des Regierungsbezirks Wiesbaden, ein Vorgänger des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen. Ab 1920 wurden zusätzlich zu den Patienten der Psychiatrie auch sog. 'Psychopathinnen' - zumeist Prostituierte und suchtkranke Frauen - aufgenommen, was zu der Umbenennung in 'Landesheil- und -Erziehungsanstalt' führte.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde 1934 die Anstaltsleitung ausgewechselt. Bereits im gleichen Jahr wurden gemäß dem 'Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses' die ersten Zwangssterilisationen an Patienten der Landesheilanstalt Hadamar vorgenommen, allerdings an anderen Standorten, zumeist in der Anstalt Herborn.
Mit Kriegsbeginn wurde die Einrichtung von der Wehrmacht als Reservelazarett beschlagnahmt. Ein Teil der ursprünglichen Patienten verblieb jedoch in Hadamar. Am 01.11.1940 wurde die Landesheilanstalt nunmehr unter der Bezeichnung Heil- und Pflegeanstalt Hadamar der 'Euthanasie'-Zentrale in Berlin unterstellt („T4-Aktion“) und ein Tötungstrakt im Keller der Anstalt errichtet. Dieser bestand aus einer Gaskammer, einem Sezierraum und einem Krematorium mit zwei Öfen. Hadamar war eine von sechs nationalsozialistischen Gasmordanstalten in psychiatrischen Einrichtungen. Zwischen dem 13. Januar 1941 und dem 21. August 1941 wurden über 10.000 Menschen im Rahmen der Aktion 'T4' in Hadamar mit Kohlenmonoxydgas ermordert und im Krematorium verbrannt.
Nach Abschluss dieser ersten Phase der NS-'Euthanasie' wurde die Anstalt wieder dem Bezirksverband Nassau unterstellt. In der Zeit von August 1942 bis zum Kriegsende wurden in Hadamar weitere ca. 4.500 Patienten, getötet, unter ihnen auch sog. 'jüdische Mischlinge', Zwangsarbeitende, Fürsorgezöglinge und Wehrmachtssoldaten sowie Angehörige der SS. Die Tötung geschah nun mit Hilfe von Medikamenten, durch unterbleibende medizinische Versorgung oder Hunger.
Seit 1953 ist der neu gegründete Landeswohlfahrtsverband Hessen Träger der Heil- und Pflegeanstalt Hadamar, die 1957 in 'Psychiatrisches Krankenhaus' umbenannt wurde. Von 1969 an wurde der Maßregelvollzugsbereich für Suchtkranke und psychisch Kranke in Hadamar stufenweise ausgegliedert und ausgebaut.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde 1934 die Anstaltsleitung ausgewechselt. Bereits im gleichen Jahr wurden gemäß dem 'Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses' die ersten Zwangssterilisationen an Patienten der Landesheilanstalt Hadamar vorgenommen, allerdings an anderen Standorten, zumeist in der Anstalt Herborn.
Mit Kriegsbeginn wurde die Einrichtung von der Wehrmacht als Reservelazarett beschlagnahmt. Ein Teil der ursprünglichen Patienten verblieb jedoch in Hadamar. Am 01.11.1940 wurde die Landesheilanstalt nunmehr unter der Bezeichnung Heil- und Pflegeanstalt Hadamar der 'Euthanasie'-Zentrale in Berlin unterstellt („T4-Aktion“) und ein Tötungstrakt im Keller der Anstalt errichtet. Dieser bestand aus einer Gaskammer, einem Sezierraum und einem Krematorium mit zwei Öfen. Hadamar war eine von sechs nationalsozialistischen Gasmordanstalten in psychiatrischen Einrichtungen. Zwischen dem 13. Januar 1941 und dem 21. August 1941 wurden über 10.000 Menschen im Rahmen der Aktion 'T4' in Hadamar mit Kohlenmonoxydgas ermordert und im Krematorium verbrannt.
Nach Abschluss dieser ersten Phase der NS-'Euthanasie' wurde die Anstalt wieder dem Bezirksverband Nassau unterstellt. In der Zeit von August 1942 bis zum Kriegsende wurden in Hadamar weitere ca. 4.500 Patienten, getötet, unter ihnen auch sog. 'jüdische Mischlinge', Zwangsarbeitende, Fürsorgezöglinge und Wehrmachtssoldaten sowie Angehörige der SS. Die Tötung geschah nun mit Hilfe von Medikamenten, durch unterbleibende medizinische Versorgung oder Hunger.
Seit 1953 ist der neu gegründete Landeswohlfahrtsverband Hessen Träger der Heil- und Pflegeanstalt Hadamar, die 1957 in 'Psychiatrisches Krankenhaus' umbenannt wurde. Von 1969 an wurde der Maßregelvollzugsbereich für Suchtkranke und psychisch Kranke in Hadamar stufenweise ausgegliedert und ausgebaut.
Literature
Literature
Uta George, Georg Lilienthal, Volker Roelcke, Peter Sandner, Christina Vanja (Hrsg.): Hadamar. Heilstätte - Tötungsanstalt - Therapiezentrum (= Historische Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Quellen und Studien Bd. 12), Marburg 2006.
Peter Sandner: Verwaltung des Krankenmordes. Der Bezirksverband Nassau im Nationalsozialismus (= Historische Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Hochschulschriften Bd. 2), Gießen 2003.
Landeswohlfahrtsverband Hessen (Hrsg.): Verlegt nach Hadamar. Die Geschichte einer NS-"Euthanasie"-Anstalt. (= Historische Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Kataloge Bd. 2), 4. Aufl., Kassel 2009.
Christoph Schneider u.a. (Hrsg.): Hadamar von innen. Überlebenszeugnisse und Angehörigenberichte (=Studien und Dokumente zur Holocaust- und Lagerliteratur Bd. 10), Berlin 2020.
Finding aids
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Arcinsys-Datenbank
Further information (fonds)
Extent
Extent
2 lfm.
Information / Notes
Additional information
Additional information
Die Akten werden in der Außenstelle des LWV-Archivs in der Gedenkstätte Hadamar aufbewahrt