P 12

Complete identifier

LWV-Archiv, P 12

Fonds


Identification (short)


Title Title
Heil- und Pflegeanstalt / Psychiatrisches Krankenhaus Hadamar: Personalakten
Life span Life span
1910-1984

See


Corresponding archival items Corresponding archival items
LWV-Archiv, P 3 (Bezirkskommunalverband Wiesbaden: Personalakten)
LWV-Archiv, P 100-11 (Personalverwaltung LWV Hessen: Personalakten)

Fonds data


Custodial history Custodial history
Die Übernahme der Akten erfolgte im Jahr 2010.
History of creator History of creator
Die Heil- und Pflegeanstalt Hadamar entstand 1906 aus der 1883 auf dem Mönchberg errichteten 'Corrigendenanstalt', die zuerst als Arbeitshaus zur Umerziehung von straffällig gewordenen Landstreichern und Prostituierten dienen sollte. Mit dem steigenden Bedarf an stationärer psychiatrischer Versorgung wurde 1906 diese Einrichtung in die sog. Landesheilanstalt umgewandelt. Träger war der Bezirksverband des Regierungsbezirks Wiesbaden, ein Vorgänger des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen. Ab 1920 wurden zusätzlich zu den Patienten der Psychiatrie auch sog. 'Psychopathinnen' - zumeist Prostituierte und suchtkranke Frauen - aufgenommen, was zu der Umbenennung in 'Landesheil- und -Erziehungsanstalt' führte.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde 1934 die Anstaltsleitung ausgewechselt. Bereits im gleichen Jahr wurden gemäß dem 'Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses' die ersten Zwangssterilisationen an Patienten der Landesheilanstalt Hadamar vorgenommen, allerdings an anderen Standorten, zumeist in der Anstalt Herborn.
Mit Kriegsbeginn wurde die Einrichtung von der Wehrmacht als Reservelazarett beschlagnahmt. Ein Teil der ursprünglichen Patienten verblieb jedoch in Hadamar. Am 01.11.1940 wurde die Landesheilanstalt nunmehr unter der Bezeichnung Heil- und Pflegeanstalt Hadamar der 'Euthanasie'-Zentrale in Berlin unterstellt („T4-Aktion“) und ein Tötungstrakt im Keller der Anstalt errichtet. Dieser bestand aus einer Gaskammer, einem Sezierraum und einem Krematorium mit zwei Öfen. Hadamar war eine von sechs nationalsozialistischen Gasmordanstalten in psychiatrischen Einrichtungen. Zwischen dem 13. Januar 1941 und dem 21. August 1941 wurden über 10.000 Menschen im Rahmen der Aktion 'T4' in Hadamar mit Kohlenmonoxydgas ermordert und im Krematorium verbrannt.
Nach Abschluss dieser ersten Phase der NS-'Euthanasie' wurde die Anstalt wieder dem Bezirksverband Nassau unterstellt. In der Zeit von August 1942 bis zum Kriegsende wurden in Hadamar weitere ca. 4.500 Patienten, getötet, unter ihnen auch sog. 'jüdische Mischlinge', Zwangsarbeitende, Fürsorgezöglinge und Wehrmachtssoldaten sowie Angehörige der SS. Die Tötung geschah nun mit Hilfe von Medikamenten, durch unterbleibende medizinische Versorgung oder Hunger.
Seit 1953 ist der neu gegründete Landeswohlfahrtsverband Hessen Träger der Heil- und Pflegeanstalt Hadamar, die 1957 in 'Psychiatrisches Krankenhaus' umbenannt wurde. Von 1969 an wurde der Maßregelvollzugsbereich für Suchtkranke und psychisch Kranke in Hadamar stufenweise ausgegliedert und ausgebaut.
Literature Literature
Uta George, Georg Lilienthal, Volker Roelcke, Peter Sandner, Christina Vanja (Hrsg.): Hadamar. Heilstätte - Tötungsanstalt - Therapiezentrum (= Historische Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Quellen und Studien Bd. 12), Marburg 2006.
Peter Sandner: Verwaltung des Krankenmordes. Der Bezirksverband Nassau im Nationalsozialismus (= Historische Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Hochschulschriften Bd. 2), Gießen 2003.
Landeswohlfahrtsverband Hessen (Hrsg.): Verlegt nach Hadamar. Die Geschichte einer NS-"Euthanasie"-Anstalt. (= Historische Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Kataloge Bd. 2), 4. Aufl., Kassel 2009.
Christoph Schneider u.a. (Hrsg.): Hadamar von innen. Überlebenszeugnisse und Angehörigenberichte (=Studien und Dokumente zur Holocaust- und Lagerliteratur Bd. 10), Berlin 2020.
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Extent Extent
6,5 lfm.