B 11

Complete identifier

LWV-Archiv, B 11

Fonds


Identification (short)


Title Title
Heil- und Pflegeanstalt / Psychiatrisches Krankenhaus Gießen: Sachakten
Life span Life span
1923-1958

Fonds data


History of creator History of creator
Die Entscheidung für den Bau einer Landes-Heil- und Pflege-Anstalt in Gießen fiel 1902 aufgrund dessen Charakters als Provinzialhauptstadt Oberhessens, die seit 1604 zudem Standort einer Universität mit mehreren medizinischen Einrichtungen war, darunter der Psychiatrischen Klinik von 1896. Die Errichtung der Anlage mit Gebäuden im zeitgemäßen sog. Pavillonstil auf dem vormals städtischen Grundstück am Licher Weg begann 1906, ihre Eröffnung folgte am 05. 09. 1911. Daneben wurde mit dem „Festen Haus“ eine geschlossene Anstalt für geisteskranke Strafgefangene und Straftäter als Verwahranstalt angegliedert, die in dieser Funktion und baulichen Gestalt bis 1976 zur psychologischen Beobachtung psychisch kranker Täter bzw. als gefährlich eingestufter Personen genutzt wurde. Danach wurde sie in die „Klinik für forensische Psychiatrie“ als Außenstelle des PKH Haina umgewandelt.
im I. Weltkrieg richtete man in Anstaltsbauten ein Reservelazarett ein, in dem in den Folgejahren Soldaten mit traumatischen Kriegserlebnissen behandelt wurden – hervorgerufen durch im Stellungskrieg erlittenen Neurosen, Erschöpfungszuständen und Nervenleiden. Dem Lazarett wurden zunächst 65 Betten zur Verfügung gestellt, deren Zahl sich bis 1918 auf 194 Betten vergrößerte, wo bis 1921 4.758 Soldaten versorgt wurden.
1920 errichteten Stadt Gießen und Volksstaat Hessen auf dem Gelände der Gießener Anstalt die „Hessische Heilstätte für Nervenkranke“. Sie setzte die Arbeit des Reservelazaretts fort und wurde zum 01. 04. 1932 geschlossen.
Die Landes-Heil- und Pflege-Anstalt Gießen war als Anstalts-Sammellager für Nordhessen und Westfalen ab 1940 in die Ermordung von Psychiatriepatienten sowie in die „Euthanasie“-Morde aktiv verwickelt. Für den verschleiernden Transport von Gießener Patienten und Patientinnen nach Hadamar diente Weilmünster als Zwischenanstalt.
1940 wurde in Baulichkeiten der Landes-Heil- und Pflege-Anstalt Gießen ein Lazarett der Waffen-SS für die neurologisch-psychiatrische Beobachtung eingerichtet, das einzige seiner Art überhaupt, wo bis zu dessen Auflösung im März 1945 etwa 5.000 Männer betreut wurden.
Schon seit 1903 existierte mit dem Provinzialsiechenheim ein Altersheim, das spätestens seit den 1920er Jahren mit einem Kinderheim verbunden war und dem Bedarf in der Gießener Bevölkerung zur Verfügung stand. Beide Heime wurden um 1942 mit der Heil-und Pflegeanstalt Gießen zusammengelegt.
Die Landes-Heil- und Pflege-Anstalt Gießen unterstand der Großherzoglichen Darmstädtischen, nach 1918 der Verwaltung des Volksstaats Hessen. 1953 ging sie an den LWV Hessen über, der die Anstalt – seit 1957 Psychiatrisches Krankenhaus Gießen – schrittweise umbaute und modernisierte.
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