C 2.13

Complete identifier

StadtA DIL, C 2.13

Fonds


Identification (short)


Title Title
Nachlass Petersen, Charlotte (1904-1994)
Life span Life span
1943-1996

Fonds data


Custodial history Custodial history
Die ins Stadtarchiv übernommenen und als Nachlassbestand angelegten Archivalien wurden der Ausstellungsvitrine in der Stadthalle im September 2021 entnommen.
History of creator History of creator
Charlotte Petersen (* 11. Juni 1904 in Niederschelden; † 1. August 1994 in Dillenburg) war eine deutsche Journalistin, die 1920 nach Dillenburg zog und hier unter anderem für die Dillenburger Dill-Post arbeitete. Sie setzte sich für die Verständigung zwischen Menschen verschiedener Religionen und für die Versöhnung zwischen Juden und Christen ein. Sie war zusammen mit ihrer ebenfalls ledigen Schwester zuletzt wohnhaft in Dillenburg, Rotebergstraße 6.

Der ehemalige Bundespräsident Gustav Heinemann hat Charlotte Petersen einmal die „größte Bettlerin des Jahrhunderts“ genannt – als Lob für das Lebenswerk der von Statur kleinen, liebenswerten Frau aus Dillenburg. 1959 hatte Petersen bei einer Israel-Reise mit Hilda Heinemann Überlebende des KZ Wapniarka kennen gelernt. Von rund 3000 rumänischen, baltischen und bulgarischen Juden, die in dem Konzentrationslager in der heutigen Ukraine übelsten Menschenversuchen ausgesetzt wurden, überlebten nur einige hundert. Die meisten blieben Schwerbehinderte bis an ihr Lebensende. Eine Wiedergutmachung in Form einer Rente bekamen sie nicht, nur eine einmalige Abfindung in Höhe von 5000 Mark wurde den Opfern später von der Bundesrepublik gezahlt. „Um ein klein wenig von der Schuld der Deutschen abzutragen ...“, gründete die Dillenburger Journalistin das Wapniarka-Hilfswerk, das bis zu seiner Auflösung 18 Millionen Mark für KZ-Überlebende sammeln konnte. Das Lager Wapniarka lag in der damals von Rumänien vereinnahmten Provinz Transnistria, die seit dem Ende der Besatzung 1944 wieder zum größten Teil zur Ukraine gehört.

EHRUNGEN
1967 wurde Charlotte Petersen das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen. 1976 erhielt sie die Oranierplakette der Stadt Dillenburg. 1983 wurde sie „in Anerkennung ihrer Verdienste um die Verständigung zwischen Menschen“ mit der Hedwig-Burgheim-Medaille der Stadt Gießen geehrt. 1986 wurde sie Ehrenbürgerin der Stadt Dillenburg. 1989 erhielt sie „für den Einsatz für die Opfer von Diktatur und Gewalt“ die nach Georg Fritze benannte Pfarrer-Georg-Fritze-Gedächtnisgabe des evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte. In Anerkennung ihres Einsatzes für das Hilfswerk Wapniarka wurde ihr im Jahre 1990 vom Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit die Buber-Rosenzweig-Medaille verliehen. Im Jahr 1994 erhielt sie den Kulturehrenpreis der Stadt Dillenburg. Ein Tagungsraum in der Stadthalle Dillenburg trägt ihren Namen.

Seit dem Jahre 2001 wird alle zwei Jahre durch den Magistrat der Stadt Dillenburg die nach ihr benannte Charlotte-Petersen-Medaille „für Verdienste um die Verständigung zwischen den Menschen“ verliehen. Die Biografie von Charlotte Petersen erschien 2014 im Albrecht Thielmann Verlag "Die größte Bettlerin des Jahrhunderts" von Gerhard Zimmermann, Signatur Bü Z-033.

Further information (fonds)


Extent Extent
Der Nachlass umfasst zwei Kartons und einen Kleidersack