NL 160

Complete identifier

StadtA WI, NL 160

Fonds


Identification (short)


Title Title
Bossong, Franz (1872-1914)

Fonds data


Custodial history Custodial history
Der Nachlass des Schriftstellers, Mundartdichters, Buchhändlers und Verlegers Franz Bossong wurde am 23. April 2014 von seinem Enkel dem Stadtarchiv Wiesbaden übergeben. Die Verlegerin Frau Brigitte Forßbohm hatte ihn dem Stadtarchiv Wiesbaden vermittelt; von ihr wurde er auch verzeichnet.

Zugang:
2014, 23.04.2014, Schenkung

Vollständig erschlossen. Die Erschließung des Bestandes erfolgte 2014 durch Brigitte Forßbohm.

(Stand 2014)
History of creator History of creator
Franz Bossong
* 19.9.1872
† 11.7.1914

Bruder:
Fritz Bossong
* 8.8.1864
† 4.7.1942

Franz Bossong entstammte der Bäckerfamilie Bossong. Sein Elternhaus, die am 1. April 1837 gegründete Bäckerei Adam Bossong in der Kirchgasse 58, stand noch bis in die 1970er-Jahre. 1896 übernahm Bruder Fritz, der legendäre "Bäcker Bossong" die Bäckerei. Franz Bossong schlug eine andere Laufbahn ein: 1893 übernahm er die Firma Keppel & Müllder, Buchhandlung, Verlag und Antiquariat in der Kirchgasse 45, in der er nach Abschluss des humanistischen Gymnasiums am Luisenplatz eine Buchhändlerlehre absolviert hatte. Er erweiterte sie um eine lithographische Anstalt, später auch um eine Druckerei. Ebenfalls im Hause hatte er ein "zeichnerisches Atelier" unter der Leitung von Ferdinand Nitzsche (1871-1907). Ab 1896 führte er die Firma unter eigenem Namen weite. 1893 erschien der "Illustri(e)rte Fremden-Führer durch Wiesbaden und Umgebung", herausgegeben von Franz Bossong in der ersten Auflage.Für die fachlichen Beiträge hatte Bossong den Stadtarchivar Chr. Spielmann und andere Autoren mit wissenschaftlicher Kompetenz gewonnen. Franz Bossong engagierte sich auch politisch als Interessenvertreter der Wiesbadener Geschäftsleute, als Standesvertreter. Es ist anzunehmen, dass er der Freisinnigen Partei angehörte und ihr nahestand. Er gehörte zu den Aktiven des Karnevalsvereins Sprudel, dem bis zu seinem Tod 1897 Kurdirektor Hey´l präsidierte. Ein weiteres Gebiet, auf dem Franz Bossong sich schon in den frühen 1890er Jahren engagierte, war die Arbeit mit den Taubstummen. Er war Vorsitzender des Wiesbadener Taubstummen-Vereins und Präsident des Rheinischen Taubstummen-Bundes. 1892 erschien die Abhandlung "Der Kampf der Taubstummen um die Laut- und Gebärdensprache" aus seiner Feder.

Am 25. April 1895 heiratete Franz Bossong Josephine (Phina) Steiger. Ein Jahr später wurde der Sohn Jean Joseph Fritz Franz, genannt "Fränzchen", in der Wohnung der jungen Familie in der Schulgasse 17, geboren. Entgegen allen Erwartungen verlief die Ehe unglücklich. Am 8. Juni 1899 wurde das Familiendrama durch Franz Bossongs Entführung seines eigenen Sohnes in der breiten Öffentlichkeit bekannt. Einem im Nachlass enthaltenen Zeitungsartikel ist zu entnehmen, dass Phina Franz verlassen, eine Scheidungsklage eingereicht und "auswärts eine Stelle" angenommen hatte. Das Kind ließ sie bei den Großeltern in Wiesbaden. Zur Scheidung kam es jedoch nicht. "Fränzchen" blieb bei seinem Vater, der mit ihm noch im Jahr 1899 nach Paris zog. Dort wirkte Bruder Theodor Bossong als "Mode-Tailleur" (Mode-Schneider). Franz Bossong betrieb in Paris eine Buchhandlung am Boulevard St. Germain 154 und Verlagsgeschäfte. "Fränzchen" wuchs bei ihm in der Rue de l`Echaude auf und besuchte die "Freie Schule", später das renommierte Lycée Henri IV. Theodor Bossong starb 1906 während eines Aufenthalts in Clarens bei Montreux in der Schweiz. 1909 kehrte Franz Bossong mit seinem Sohn zurück nach Wiesbaden "um seine Heimatrechte nicht zu verlieren", wie Franz Bossong junior später in seinem Lebenslauf schreibt.

Heute ist Franz Bossong vor allem als Autor, Herausgeber und Verleger von Mundartdichtung bekannt. 1894 erschien "Gelunge Gescherr", eine Sammlung heiterer Gedichte und Geschichten in Wiesbadener, Frankfurter, pfälzer, westerwälder und hessischer Mundart.1896 folgten "E" Virreche in Berlin unn uff de berliner Gewerbeausstellung" von Franz Bossong und 1896 erstmals seine "Gedichte in Wiesbadener Mundart", die bis 1909 drei Auflagen erlebten.

Die satirische Zeitung "Wäsch-Bitt" erschien zunächst in drei Jahrgängen von 1897 bis zur Jahrhundertwende 1900, weitere Ausgaben folgten 1912 bis 1914. Sie enthalten viele Beiträge von Franz Bossong selbst, sowohl in Mundart als auch in hochdeutsch. Franz Bossong hat in seinen Werken eine Sprachvariante gefunden, die einerseits möglichst viel Typisches an Ausdruck und Wendungen des Altwiesbadener Dialekts enthält, dabei aber den hochdeutsch sprechenden und verstehenden Zugezogenen verständlich sein konnte.

Franz Bossong starb mit 41 Jahren am 11. Juli 1914, wenige Wochen vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, im Haus Roonstraße 17 in Wiesbaden.
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Repertorium von Brigitte Forßbohm 2014, in: Sammelrepertorium NL 152-162.
Datenbankerschließung in FAUST/Arcinsys seit 2020

Further information (fonds)


Extent Extent
20 Mappen und 8 Fototaschen
1 lfd.m
Person in charge Person in charge
Brigitte Forßbohm, 2014
Descriptors Descriptors
Bossong, Franz (1872-1914), Mundartdichter, Verleger