NL 30

Complete identifier

StadtA WI, NL 30

Fonds


Identification (short)


Title Title
Kögler, Kaspar (1838-1923)
Life span Life span
1891-1938

Fonds data


Custodial history Custodial history
Anfang August 1993 bot der Weinkommissionär Joachim Ress (Hallgarten) dem damaligen Leiter des Stadtarchivs Wiesbaden, Günther Mischewski, eine Sammlung „mehrerer Hundert Original-Zeichnungen“ Kaspar Köglers (1838-1923) zum Kauf an, die über den Petmercky-Verlag, Wiesbaden in den Familienbesitz gelangt sei. Der Petmercky-Verlag hatte 1892 eine in mehrfacher Auflage gedruckte, 177 Seiten starke Publikation mit dem Titel „Die Wandmandlereien im Rathskeller zu Wiesbaden“ herausgegeben, die 124 Abbildungen nach Orginalhandzeichnungen der beiden bei der Ausführung der Wandmalereien im Ratskeller beteiligten Künstler Kaspar Kögler und Heinrich Schlitt enthielt. Die beiden Künstler hatten als Autoren des Bandes fungiert und insbesondere Kögler steuerte neben den Bildern auch Texte bei.
Unter den von Ress angebotenen Grafiken befanden sich nach dessen Angaben die Detailzeichnungen zu sämtlichen Wandmalereien im Ratskeller, die im Petmercky-Verlag gedruckt worden waren. Mischewski teilte seinen Vorgesetzten mit, dass er vermute, der Nachlass sei „für ein paar tausend Mark“ zu erwerben und regte an, den Ankauf aus dem Fonds „Kunst im öffentlichen Raum“ der LHW zu tätigen.
Anfang September 1993 fertigte Mischewski einen Vermerk, dass „aus der Geschichte möglicherweise nichts werde“, da Ress mitgeteilt habe, ein zwischenzeitliches Sachverständigen-gutachten habe ergeben, dass die Sammlung ca. 100.000 DM wert sei. Er wolle nun direkt mit dem Kulturdezernenten der LHW über einen Verkauf verhandeln.
Ende September 1993 bot Ress dem damaligen Kulturdezernenten Peter Joachim Riedle die Sammlung von „rund 190 Zeichnungen, allesamt in bestem Zustand“ zum Ankauf an. Als Verhandlungsgrundlage nannte er den Betrag von 118.000 DM. Am 14. Oktober 1993 unter-breitete Kulturdezernent Riedle ein Gegenangebot, das als Verhandlungsgrundlage einen Betrag „unter 30.000 DM“ vorsah. Daraufhin brach Ress die Verhandlungen ab. Ob die Sammlung sich zu diesem Zeitpunkt bereits von „einigen Hundert“ Zeichnungen auf „190 Zeichnungen“ verringert hatte, oder ob Ress sich in seinem Ursprungsangebot an Mischewski verzählt hatte, ist ungeklärt. Ebenfalls ist ungeklärt, um welche Zeichnungen es sich jenseits der 124 Bilder für die Publikation von 1892 handelte.
Am 21. Juli 1994 machte zunächst die „Gesellschaft zur Pflege von Dialekt und Stadtge-schichte Wiesbaden - Mattiaca“ in einem Schreiben an Kulturdezernent Riedle darauf aufmerksam, dass „120 Arbeiten Köglers“ bei der „Galerie de Beisac“, Taunusstraße 21, Wies-baden zum Verkauf ständen. Zwei Tage später erschien ein Artikel im Wiesbadener Kurier, der auf Grundlage des Briefs der Gesellschaft ebenfalls über den Verkauf der Sammlung berichtete.
Am 27. Juli 1994 trat der Antiquitätenhändler Hermien de Beisac an den Leiter des Stadtarchiv Wiesbaden, Mischewski, heran und bot die zwischenzeitlich von Ress erworbene Sammlung der Stadt zum Kauf an. Den Umfang der Sammlung bezeichnete de Beisac in einem weiteren Schreiben vom 30. Juli 1994 mit 122 Original-, sprich Handzeichnungen (für das im Petmercky-Verlag gedruckte Buch über die Ausgestaltung des Ratskellers). Hierbei handelte es sich jedoch nicht nur, wie in der Folge immer wieder fälschlich berichtet wurde, um Zeichnungen von Kögler, sondern auch von Heinrich Schlitt (1849-1923), der die Fresken der sog. Bierhalle im Ratskeller aus-geführt hatte. Sieben Zeichnungen der Ursprungssammlung des Verlags (die jedoch nicht von Kögler, sondern von Schlitt stammten) seien bereits veräußert worden, schrieb de Beisac. Darüber hinaus seien 38 Druckvorlagen für die Publikation von 1898, also Stiche von den Originalzeichnungen vorhanden, „die teilweise vom Künstler in weiß gehöht wurden und die mit handschriftlichen Druckanweisungen“ versehen worden seien.
Am 4. August 1994 teilte Mischewski dem Antiquitätenhändler Hermien de Beisac telefonisch mit, dass die Stadt Wiesbaden vorbehaltlich eines entsprechenden Magistratsbeschlusses die Sammlung vollständig erwerben wolle.
Vom 15. bis 26. August 1994 wurde ein Teil der Sammlung (ca. 40 Werke), nämlich die Skizzen Köglers für die Ausmalung des Weinlokals im Ratskeller, in der Commerzbank Wiesba-den in einer Ausstellung gezeigt. Am 18. August 1994 wurde vom Kulturamt eine Sitzungsvorlage bezüglich des Ankaufs der Sammlung in den Geschäftsgang eingebracht, die auf der Magistratssitzung am 6. September 1994 und auf der STVV-Sitzung am 6. Oktober 1994 beraten werden sollte. Der Magistrat (Beschluss Nr. 0808) und die Stadtverordnetenversammlung beschlossen den Ankauf antragsgemäß.
Der Wiesbadener Kurier berichtete bereits am 29. September 1994 über den Ankauf der Sammlung und führte aus, dass noch nicht klar sei, was mit den Bildern nach dem Ankauf geschehe. Archivleiter Mischewski wurde in der Zeitung mit den Worten zitiert: „Es gibt eben kein Museum im Eigentum der Stadt [….] Wir werden die Bilder nicht kaufen, um sie dann in unserer Artothek oder im Magazin verschwinden zu lassen.“ Im Oktober 1994 regte die „Gesellschaft zur Pflege von Dialekt und Stadtgeschichte Wiesbaden“ eine Kögler-Gesamtausstellung an.
Mitte Dezember 1994 wurde das Geschäft abgewickelt und die Leiterin des Referats Bil-dende Kunst (410103), Dr. Isolde Schmidt, übernahm die Bilder im städtischen Auftrag. Die Sammlung wurde als Teil der städtischen Kunstsammlung, der sog. Artothek zunächst in der Liegenschaft des Stadtarchivs Im Rad 20 (heute Im Rad 42) gelagert. In einer Inventarliste der Artothek von 1994 wird sie wie folgt beschrieben: „122 Original-Zeichnungen (davon 80 gerahmt), 38 Druckvorlagen“. Von diesem 160 übernommenen Kögler- und Schlitt-Bildern liegen kleinformatige Fotografien im Stadtarchiv Wiesbaden vor (NL 30, Nr. 3). Wann und von wem diese Bilder erstellt wurden ist unklar. Eine listenmäßige Erfassung fand nicht statt. Auch ergeben sich Abweichungen zwischen den Zeichnungen in der Publikation von 1898, den Fotos im Bestand des Stadtarchivs und der Beschreibung der Bilder in den Unterlagen zu den Kaufverhandlungen.
1996 erschien in der Beständeübersicht des Stadtarchivs erstmalig der Nachlass NL 30 „Kaspar Kögler“, der zu diesem Zeitpunkt jedoch nur eine vor 1994 und möglicherweise im Zuge des Ankaufs durch Archivleiter Mischewski angelegte Materialsammlung zu Kögler enthielt. Die Grafiken selbst wurden nicht in den Bestand des Stadtarchivs aufgenommen.
Im April 1998 eröffnete in den Räumlichkeiten des Stadtarchivs eine „Dauerausstellung“ mit gerahmten Bildern Kaspar Köglers. Wahrscheinlich wurden auch die Bilder Schlitts gezeigt. Wie viele und welche Grafiken gezeigt wurden, ist nicht dokumentiert. 1999 eröffnete die Artothek ihren Leihbetrieb in den Räumlichkeiten des Stadtarchivs und siedelte in dieser Zeit von der Villa Clementine in das Gebäude Im Rad 20 über.
In der Beständeübersicht des Stadtarchivs Wiesbaden aus dem Jahr 2000 taucht der NL 30 dann erstmals mit vier Verzeichnungseinheiten auf. Hinzugekommen war ein Skizzenbuch, dass offenbar schon 1990 vom Stadtarchiv angekauft aber bis dato nicht verzeichnet worden war, bzw. dem Sammelnachlass mit der Signatur M im "Verwaltungsarchiv" geführt wurde. Die o.g. fotogarfische Dokumentation der angekauften Grafiken von 1994 sowie eine Mappe mit 14 der 38 Druckvorlagen, die einen Teil des Ankaufkonvoluts gebildet hatten. Das Skizzenbuch hingegen hatte keinen Bezug zum Ankauf von 1994. Warum diese 14 Druckvorlagen aus der Gesamtsammlung gelöst wurden, ist eben so wenig zu klären, wie die Frage, warum die übrigen Grafiken nicht genauer inventarisiert wurden.
Im „Rahmenkonzept für ein Stadtmuseum in der Landeshauptstadt Wiesbaden“ aus dem Jahr 2000 hieß es jedenfalls auf S. 71, zum „Bestand der Artothek gehören eine ganze Reihe von Bildern mit Wiesbadener Motiven, darunter zahlreiche Zeichnungen von Kögler“. 2002 meldete ein Zeitungsartikel der Mainzer Rhein-Main Zeitung zur Artothek, dass in deren Be-ständen „Werke des Malers und Grafikers Kaspar Kögler aus dem 19. Jahrhundert“ vorhanden seien. Mithin verblieb wohl zunächst ein Großteil der Grafiken bei der Artothek.
Ebenfalls 2002 fand im Gemeindehaus der Evangelischen Paulusgemeinde Erbenheim eine Ausstellung zu Kaspar Kögler und dem alten Wiesbaden statt. Die Ausstellung bestand aus einer Auswahl von „Kögler-Skizzen“, die – laut Flyer der Ausstellung – die Stadt Wiesbaden „1995 [sic!] angekauft“ habe. Die Grafiken würden erst zum zweiten Male öffentlich gezeigt. Für deren Überlassung dankten die Ausstellungsverantwortlichen der Artothek und dem Kulturamt.
Teile der Sammlung gelangten dann Anfang der 2000er-Jahre an das im Aufbau befindliche Stadtmuseum Wiesbaden (heute Stiftung Stadtmuseum SAM) zum Aufbau von dessen Sammlung.
History of creator History of creator
Kaspar Kögler
[zuvor Kaspar Kegeler: 1900 Genehmigung der Namensänderung von Kegler/Kegeler in Kögler]
(Pseudonym u. a. Karl Kurzum)
Maler, Kunstmaler, Illustrator, Schriftsteller
geb. 12.02.1838 in Molsberg, Kr. Westerburg
gest. 01.04.1923 in Wiesbaden
Heirat 05.12.1876 in Wiesbaden: Ida Bogler (* 19.08.1853 in Wiesbaden; gest. 26.08.1931 in Wiesbaden)
Kinder:
Anna* Dorothea Emma Kegler (geb. in Wiesbaden; gest. 25.05.1893 in Wiesbaden, im Alter von 15 J.)

Quellen: Best. STA-WI Nr. A 660
Finding aids Finding aids
Sammelrepertorium NL 3 - NL 31 von Jochen Dollwet 1996
Datenbankerschließung in FAUST/Arcinsys seit 2020

Further information (fonds)


Extent Extent
1 Mappe 1891-1938 (betrifft auch: Heinrich Salz), 1 Skizzenbuch (Ankauf 1990), 1 Kasten Fotografien von Zeichnungen, 1 Mappe mit 14 Zeichnungen
0,1 lfd.m
Person in charge Person in charge
Jochen Dollwet, 1996
Descriptors Descriptors
Kögler, Kaspar (1838-1923, Maler und Graphiker); Kegler, Kaspar; Kögler, Caspar
Salz, Heinrich

Information / Notes


Additional information Additional information
Materialsammlung zu Kaspar Kögler (1838-1923), Maler und Graphiker
Alt-Signaturen Verwaltungsarchiv:
M 39, M49