814

Complete identifier

StadtA DA, 814

Fonds


Identification (short)


Title Title
Quartier- und Wohnungsamt
Life span Life span
1936-1970

See


Corresponding archival items Corresponding archival items
StadtA DA Best. 62 Nr. 3 e/3 Stadtverwaltung: Wohnungsamt
Verwaltungsberichte der Stadt Darmstadt, Bibl. AD 21

Fonds data


Essay Essay
Anhand der Unterlagen Bestandes kann der Umgang der Darmstädter Stadtverwaltung mit der Wohnungsnot nach Kriegsende und insbesondere nach der verheerenden Zerstörung durch die Bombenangriffe im September 1944 nachvollzogen werden.

Die enthaltenen Archivalien zeigen daneben den Umgang mit den Anforderungen der amerikanischen Streitkräfte, die ebenfalls Räumlichkeiten beanspruchten und zu diesem Zweck räumen ließen. Es lassen sich anhand der betroffenen Objekte Strukturen und Muster verfolgen, wie mit bestimmten Anforderungen der Wohnungsvergabe, Zu -und Wegzugsbewegungen, geflüchteten Menschen und auch der wirtschaftlichen Entwicklung anhand des Bedarfs an gewerblichen Räumen umgegangen wurde. Damit ist eine einzigartige Erforschung des Wiederaufbaus einer so gravierend zerstörten Innenstadt und der Umgang von Bevölkerung und Verwaltung mit dieser Lage in Deutschland anhand der Archivalien im Bestand des Wohnungs- und Quartiersamtes der Stadt Darmstadt möglich.
Custodial history Custodial history
Die Anbietung der Akten an das Stadtarchiv Darmstadt erfolgte bereits 1970 durch die nachfolgende Behörde, das Amt für Wohnungswesen der Stadt Darmstadt. Allerdings konnten damals aus Kapazitätsgründen keine Unterlagen in das Stadtarchiv überführt werden. Der Bestand kam daher erst 1994 ins Archiv, nachdem er vom Dachboden des ehem. “Hotel Traube” geborgen werden konnte. Dort waren nach Schließung des Hotels verschiedene städtische Ämter mit ihren Aktenbeständen untergebracht worden. Das Gebäude wurde anschließend abgerissen. Rund 4,5 lfm der Dokumente des Wohnungs- und Quartiersamtes waren in Ordnern, lose in säurehaltige Mappen oder in Schnürung verpackt, jedoch bis 2022 nicht in Kartons. Diese Teile des Bestands wiesen teilweise erhebliche Verschmutzung auf und mussten dringend gereinigt werden. Offensichtlich waren auch die starken Lagerungsschäden durch das ungeeignete Verpackungsmaterial.

Mit Hilfe von Fördermitteln des Bundes und des Landes Hessen konnten 2022 die erforderlichen Reinigungs- und Verpackungsmaßnahmen durchgeführt werden. Eine ausführliche Beschreibung des Projekts findet sich hier: “Wohnen in einer zerstörten Stadt”: Aufbereitung der Akten des Wohnungs- und Quartiersamtes Darmstadt.
History of creator History of creator
Die Arbeit des Wohnungsamtes Darmstadt basierte ab dem 08. März 1946 im Wesentlichen auf dem Erlass des Kontrollratsgesetzes Nr. 18 (Wohnungsgesetz). Seine Aufgabe bestand daher in der Erhaltung, Vermehrung, Sichtung, Zuteilung und Ausnutzung des vorhandenen Wohnraums in Darmstadt. Hierfür standen 1945 39 Beschäftigte zur Verfügung. 1948 übernahm Horst Seffrin, später Stadtverordneter, Gesundheitsdezernent und Bürgermeister der Stadt Darmstadt, bis 1952 die Leitung des Wohnungsamtes. Ab 1949 sank die Zahl der Belegeschaft, obwohl die massive Krise im Darmstädter Wohnungsmarkt als Folge des Zweiten Weltkriegs und insbesondere der Luftangriffe 1944 fortbestand. Nebenstellen wie beispielsweise in Eberstadt sollten durch die Präsenz vor Ort auch die Akzeptanz der Alteingesessenen gegenüber der Notwendigkeit der Bereitstellung von Wohnraum für Zu- oder Zurückgezogene erhöhen.

Die enorme Wohnungsnot wurde durch eine Zentralisierung der Erfassung unterbelegten oder freien Wohnraums und dessen Zuteilung über eine Dringlichkeitsliste zu bekämpfen versucht. Ziel war die Vergabe von Wohnraum nach Bedürftigkeit. Im Fokus stand der Wandel von einer Wohnungszwangswirtschaft hin zur Wohnungsfürsorge. Eine eigenständige Vermietung der Wohnungsbesitzenden war daher nicht vorgesehen. Zur Erfüllung seiner Aufgaben war das Amt auch berechtigt, Räumungsurteile zu fällen, beispielsweise bei fortgesetzten Verstößen gegen die Hausordnung oder das unzulässige Wohnen in baufälligen Häusern. Unter anderem durch diese Aufgabe hatte das Wohnungsamt in der städtischen Bevölkerung keinen guten Stand. Zahlreiche Zeitungsartikel und Leserbriefe zeugen von einer tiefen Unzufriedenheit mit der Wohnungssituation in der Stadt und damit verbunden auch der Arbeit der für dieses Gebiet zuständigen Stelle. Abhilfe sollte auch die umfassende Koordination und Betreuung von Neubauten schaffen, die ebenfalls durch das Wohnungsamt begleitet wurden. Denn zu den in Darmstadt lebenden Menschen ohne festen Wohnraum musste auch den zahlreichen Anträgen auf Zuzug sowie mittellosen Durchreisenden, die in der Stadt strandeten, begegnet werden. Auch für deren Unterbringung war das Amt zuständig.

1950 erfolgte eine Einigung zwischen dem Bauverein für Arbeiterwohnungen und dem Wohnungsamt, wonach das Wohnungsamt das Vorschlags- und Einweisungsrecht für Neubauwohnungen des Bauvereins wahrnimmt. Zuvor hatte der Bauverein Vorschläge gemacht, die durch das Wohnungsamt umgesetzt worden waren. Für die Neubauwohnungen anderer genossenschaftlicher und meist für ein festgelegtes Bauprogramm des sozialen Wohnungsbaus bestimmten Bauten hatte das Amt keine entsprechende Verfügungsgewalt, sondern bemühte sich um Verhandlungen zum Wohn der Allgemeinheit. Noch 1953 wurde so versucht, den 18.000 Wohnungssuchenden, darunter 6.000 Evakuierte, gerecht zu werden. Im gleichen Jahr hatte Emil Malsy kommissarisch die Leitung des Amtes übernommen. Diese Funktion übte er bis 1954 aus, als Jakob Keller vom Liegenschaftsamt in das Wohnungsamt wechselte und ihn ablöste.
Bis 1965 war das Amt mit der Unterbringung von Wohnungssuchenden befasst, bis es mit der Schaffung eines Amtes für Mietzuschüsse aufgelöst wurde.

Nachfolgende städtische Stellen waren das Amt für Mietzuschüsse und anschließend ab den 1970er Jahren die kommunale Wohnungsvermittlungsstelle der Stadt Darmstadt als Teil des Liegenschaftsamtes und das Amt für Wohnungswesen.

Provenienzen:
Arbeits- und Wohnungsamt
Wohnungsamt
Quartier- und Wohnungsamt

Further information (fonds)


Archivist in charge Archivist in charge
Rebekka Friedrich