B 81
Vollständige Signatur
LWV-Archiv, B 81
Bestand
Identifikation (kurz)
Titel
Titel
Kalmenhof (Idstein): Sachakten
Laufzeit
Laufzeit
1917-2005
Siehe
Korrespondierende Archivalien
Korrespondierende Archivalien
Bestandsdaten
Bestandsgeschichte
Bestandsgeschichte
Eine erste Übernahme von Verwaltungsakten aus dem Kalmenhof erfolgte Anfang der 1990er Jahre. Letzter Zugang: Acc. 1/2020.
Geschichte des Bestandsbildners
Geschichte des Bestandsbildners
1888 gründeten christliche und jüdische Frankfurter Bürger den "Verein für die Idioten-Anstalt Idstein im Taunus". Der Verein kaufte den Gutshof Kalmenhof in Idstein und eröffnete dort am 7. Oktober 1888 eine pädagogisch orientierte Anstalt für Jungen und Mädchen mit Behinderungen, die sich wenige Jahre später "Erziehungs-Anstalt Idstein im Taunus" nannte. Zwischen 1890 und 1913 entstanden verschiedene Neubauten, u. a. das 1905 am Bahnhof eröffnete "Altenheim" für Männer mit geistiger Behinderung. Ab 1923 lautete der Einrichtungsname "Heilerziehungsanstalt Kalmenhof zu Idstein im Taunus". 1927 wurde das neu erbaute Krankenhaus der Einrichtung eröffnet. 1930 übernahm die Anstalt zusätzlich das Hofgut Gassenbach in Idstein.
1933 wurde der Kalmenhof im Rahmen der nationalsozialistischen "Gleichschaltung" dem Bezirksverband Nassau in Wiesbaden unterstellt; 1934 musste der Vereinsvorstand aufgelöst werden. Ab 1934 wurden Bewohnerinnen und Bewohner der Anstalt Opfer von Zwangssterilisationen. Ab 1941 wurden Bewohnerinnen und Bewohner im Rahmen der nationalsozialistischen "Euthanasie"-Aktion verlegt und anschließend ermordet. 1941 diente der Kalmenhof auch als Zwischenanstalt für die Verlegung auswärtiger Patientinnen und Patienten auf dem Weg in die Mordanstalt Hadamar. Von 1941/42 bis 1945 existierte im Krankenhaus des Kalmenhofs eine so genannte "Kinderfachabteilung", wo Hunderte von Kindern und Jugendlichen im Rahmen der "Euthanasie"-Verbrechen ermordet wurden. 1941 bis 1946 wurden große Teile der Anstalt als Lazarettraum genutzt. Ab 1945 dienten Anstaltsgebäude als Durchgangsstation für Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostgebieten. 1948 löste der Trägerverein sich auf, und die Einrichtung ging als "Landesheilerziehungsanstalt Kalmenhof" an den Kommunalverband des Regierungsbezirks Wiesbaden über. In dessen Nachfolge übernahm 1953 der neu gegründete Landeswohlfahrtsverband Hessen die Trägerschaft der Einrichtung. Diese erhielt 1957/58 den neuen Namen "Heilerziehungsheim Kalmenhof".
In Idstein existierte seit 1913 zudem das "Aufnahmeheim Idstein", das vom Bezirksverband des Regierungsbezirks Wiesbaden als Fürsorgeerziehungseinrichtung mit Stiftungsmitteln des "Nassauischen Zentralwaisenfonds" betrieben worden war. Nach Übernahme des Kalmenhofs durch den Kommunalverband des Regierungsbezirks Wiesbaden wurde das Heim als "Aufnahmeabteilung der Landesheilerziehungsanstalt Kalmenhof" angegliedert. 1958 wurde dieser Bereich als "Jugendheim Idstein" institutionell wieder selbstständig, bis er 1975 endgültig Teil des Kalmenhofs wurde. 1969 wurde das bisherige Krankenhaus des Kalmenhofs zu einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, welche später zur Außenstelle der Klinik "Rheinhöhe" in Eltville wurde.
1969/70 wurden in der Öffentlichkeit Missstände im Heilerziehungsheim Kalmenhof verstärkt angeprangert. In der Folge beschloss der Landeswohlfahrtsverband 1972 die Dezentralisierung der Einrichtung, die 1978 durch Umwandlung in einen Heimverbund unter dem Namen "Sozialpädagogisches Zentrum Kalmenhof" abgeschlossen wurde. Dieser Verbund bestand aus vier pädagogisch selbstständigen Heimen: "Kinderheim in der Ritzbach" (später "Jugendheim Charles Hallgarten"), "Buchenhaus", "Rosenhaus" und "Landhaus". 1995 erhielt das Sozialpädagogische Zentrum Kalmenhof den Status eines Eigenbetriebs; es ist heute eine differenzierte Behinderten- und Jugendhilfeeinrichtung. Außerdem bestehen in Idstein in LWV-Trägerschaft auch die seit 1971 so benannte Max-Kirmsse-Schule, eine Schule für Erziehungshilfe, Praktisch Bildbare und Kranke, die bis 1957 als Heimschule Teil des Kalmenhofs war, sowie die Feldbergschule, eine Schule für Erziehungshilfe und Kranke.
1933 wurde der Kalmenhof im Rahmen der nationalsozialistischen "Gleichschaltung" dem Bezirksverband Nassau in Wiesbaden unterstellt; 1934 musste der Vereinsvorstand aufgelöst werden. Ab 1934 wurden Bewohnerinnen und Bewohner der Anstalt Opfer von Zwangssterilisationen. Ab 1941 wurden Bewohnerinnen und Bewohner im Rahmen der nationalsozialistischen "Euthanasie"-Aktion verlegt und anschließend ermordet. 1941 diente der Kalmenhof auch als Zwischenanstalt für die Verlegung auswärtiger Patientinnen und Patienten auf dem Weg in die Mordanstalt Hadamar. Von 1941/42 bis 1945 existierte im Krankenhaus des Kalmenhofs eine so genannte "Kinderfachabteilung", wo Hunderte von Kindern und Jugendlichen im Rahmen der "Euthanasie"-Verbrechen ermordet wurden. 1941 bis 1946 wurden große Teile der Anstalt als Lazarettraum genutzt. Ab 1945 dienten Anstaltsgebäude als Durchgangsstation für Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostgebieten. 1948 löste der Trägerverein sich auf, und die Einrichtung ging als "Landesheilerziehungsanstalt Kalmenhof" an den Kommunalverband des Regierungsbezirks Wiesbaden über. In dessen Nachfolge übernahm 1953 der neu gegründete Landeswohlfahrtsverband Hessen die Trägerschaft der Einrichtung. Diese erhielt 1957/58 den neuen Namen "Heilerziehungsheim Kalmenhof".
In Idstein existierte seit 1913 zudem das "Aufnahmeheim Idstein", das vom Bezirksverband des Regierungsbezirks Wiesbaden als Fürsorgeerziehungseinrichtung mit Stiftungsmitteln des "Nassauischen Zentralwaisenfonds" betrieben worden war. Nach Übernahme des Kalmenhofs durch den Kommunalverband des Regierungsbezirks Wiesbaden wurde das Heim als "Aufnahmeabteilung der Landesheilerziehungsanstalt Kalmenhof" angegliedert. 1958 wurde dieser Bereich als "Jugendheim Idstein" institutionell wieder selbstständig, bis er 1975 endgültig Teil des Kalmenhofs wurde. 1969 wurde das bisherige Krankenhaus des Kalmenhofs zu einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, welche später zur Außenstelle der Klinik "Rheinhöhe" in Eltville wurde.
1969/70 wurden in der Öffentlichkeit Missstände im Heilerziehungsheim Kalmenhof verstärkt angeprangert. In der Folge beschloss der Landeswohlfahrtsverband 1972 die Dezentralisierung der Einrichtung, die 1978 durch Umwandlung in einen Heimverbund unter dem Namen "Sozialpädagogisches Zentrum Kalmenhof" abgeschlossen wurde. Dieser Verbund bestand aus vier pädagogisch selbstständigen Heimen: "Kinderheim in der Ritzbach" (später "Jugendheim Charles Hallgarten"), "Buchenhaus", "Rosenhaus" und "Landhaus". 1995 erhielt das Sozialpädagogische Zentrum Kalmenhof den Status eines Eigenbetriebs; es ist heute eine differenzierte Behinderten- und Jugendhilfeeinrichtung. Außerdem bestehen in Idstein in LWV-Trägerschaft auch die seit 1971 so benannte Max-Kirmsse-Schule, eine Schule für Erziehungshilfe, Praktisch Bildbare und Kranke, die bis 1957 als Heimschule Teil des Kalmenhofs war, sowie die Feldbergschule, eine Schule für Erziehungshilfe und Kranke.
Literatur
Literatur
100 Jahre Kalmenhof. 1888 - 1988. Vom "Verein für die Idiotenanstalt zu Idstein" zum "Sozialpädagogischen Zentrum", hg. v. Landeswohlfahrtsverband Hessen (Referat Öffentlichkeitsarbeit), Kassel 1988.
Schrapper, Christian / Sengling, Dieter (Hg.): Die Idee der Bildbarkeit. 100 Jahre sozialpädagogische Praxis in der Heilerziehungsanstalt Kalmenhof (= Beiträge zur Geschichte der Sozialpädagogik), Weinheim / München 1988.
Sick, Dorothea: "Euthanasie" im Nationalsozialismus am Beispiel des Kalmenhofs in Idstein im Taunus (= Materialien zur Sozialarbeit und Sozialpolitik Band 9), Frankfurt a. M. 1983.
Schneider, Christoph: Der Kalmenhof. NS-"Euthanasie" und ihre Nachgeschichte, Paderborn 2024.
Findmittel
Findmittel
Arcinsys-Datenbank
Weitere Angaben (Bestand)
Umfang
Umfang
5,5 lfm.
Bearbeiter
Bearbeiter
Nadine Rudolph, 2022