Vollständige Signatur

AdJb, N 230

Bestand


Identifikation (kurz)


Titel Titel
Fränzel, Walter (1889–1968)

Bestandsdaten


Bestandsgeschichte Bestandsgeschichte
Zugang 5/2018.
Sohn Jörg Fränzel überließ den Bestand dem Archiv der deutschen Jugendbewegung.

Walter Fränzel ordnete seinen Vorlass im sog. "Heim- und Familien-Archiv" (HFA).
Der Aktenplan ("Katalog") aus dem Jahr 1946 (mit Nachträgen) enthält neun Hauptgruppen.
Die Signaturen wurden (sofern überliefert) von der Bearbeiterin unter "Provenienz" erfasst.

Hauptgruppen:
1. Zeit vor meiner Geburt (bis 1889)
2. Kindheit (1889-1901)
3. Gymnasiastenzeit (1901-1907)
4. Studentenzeit (1907-1914)
5. Erster Weltkrieg (1914-1918)
6. Nachkriegszeit (1918-1926)
7. Systemzeit, KMS u. LLL (1926-1933)
8. Drittes Reich (1933-1939)
9. Zweiter Weltkrieg (1939-1945)
Geschichte des Bestandsbildners Geschichte des Bestandsbildners
Walter Fränzel: * 11.8.1889 in Plauen, † 27.4.1968 in [Glüsingen];
Philologe u. Pädagoge sowie Vertreter der Lebensreform-Bewegung.

Eltern
Oberst a. D. Friedrich Arthur Fränzel ([21.6.1839]-1912)
Elise geb. Tischer (* 8.3.1858, + [11.]2.1924)

Geschwister
- Direktor Curt Fränzel in Stettin
- Oberst Georg Fränzel in Bautzen (* 26.9.1869)
- Helene gen. "Lenka" Fränzel (* 28.1.1871 in Kamenz, + 22.1.1948 in Glüsingen)
- Leutnant Erich F.A. Fränzel in Pirna (+ 12.4.1940 in Leipzig)

- Studienrätin u. Kunsthistorikerin Marie Lorenz geb. Fränzel
(* 16.1.1891 in Plauen, + 26.8.1963);
Ehemann Bernhard Lorenz, Architekt u. Grafiker (* 9.12.1889 in Leipzig, + 2.2.1925);
Heirat am 25.8.1914
Sohn Stefan (20.3.1916 - 18.9.1995)
Tochter Sibylla (27.11.1920 - 20.11.1994)
Tochter Ulrike (geboren nach dem 2. WK in [Kampen auf Sylt])

Familie
Ehefrau Elise geb. Kehding (* 3.12.1889 in Kiel, + 28.9.1969)
Hochzeit am 10.9.1920 in Leipzig

Sohn Jörg (* 21.7.1922 in Jena, + 11.5.2018)
Sohn Jost Einhart gen. "Fips" (* 4.1.1924 in Jena)
Tochter Ulrike Maria Ilsebill gen. "Synka" (* 29.9.1925 in Gießen)

Schulbildung
1895-1901 - Hoffmannsches Knabeninstitut in Dresden
1901 - Eintritt in das Königliche Gymnasium in Dresden-Neustadt
1907 - Abitur

Studium
1907-1909
Studium der Naturwissenschaften an den Universitäten
Rostock (Eintritt in den Wingolf, SS 1907)
Leipzig (Mitgliedschaft der Freien Studentenschaft, WS 1907/08)
Jena (Aufbau der Freien Studentenschaft, 1908-1909)

1909-1913
Studium der Germanistik, Englisch, Geschichte und Philosophie
Berlin (WS 1909/10-1910/11) u. Leipzig (1911-1914)

18.2.1913
Promotion (Dr. phil. summa cum laude)

Mai 1914
Staatsexamen
Antritt des Vorbereitungsdienstes für das höhere Lehramt an der Leipziger Nikolaischule
Fortsetzung im Winter 1918

Mitgliedschaft im Serakreis (u.a. 1913 Teilnahme am Freideutschen Jugendtag auf dem Hohen Meißner)

Erster Weltkrieg
August 1914 - Meldung als Kriegsfrewilliger
März 1915 - Verwundung an der West-Front
Kriegsdienst bis Winter 1918 als Pionier- u. Nachrichtenmitteloffizier
Drei Verwundungen
Auszeichnungen: Eisernes Kreuz 1 u. 2, Ritterkreuz des Kgl. Sächs. Militär St. Heinrichs-Ordens, Verdienstkreuz, Ritterkreuz des Albrechtsordens

Tätigkeiten
1.10.1919 - Juni 1920
Geschäftsführer der Volkshochschule Thüringen mit Lehrtätigkeit an der VHS Jena

1.6. - 30.9.1920
Erster Heimlehrer im Krankenkassenerholungsheim Schloss Hummelshain

Oktober 1920 - 1924
Leiter des Ernst-Ernst-Abbe-Jugendheims (Carl-Zeiss-Werke) in Jena (zusammen mit Ehefrau Elise geb. Kehding) sowie Dozent der Jugendvolkshochschule Jena; 1920er Jahre Leiter der "Surénwochen", Körperschulungswochen nach Hans Surén auf der Birkenheide am Motzener See bei Zossen (seit 1920 Vegetarier)

Ab September 1924 u.a.
Kulturkundelehrer an der Dürerschule ( Bergschule) Hochwaldhausen im Vogelsberg bei Herbstein sowie an der "Karl-Marx-Schule" in Berlin-Neukölln;
1924-1933 Herausgeber der Zeitschrift "Soma"

1927-1933
Gründung und Betrieb des Lichtschulheims Lüneburger Land (LLL) als reformpädagogisch orientierte private Oberschule in Glüsingen bei Betzendorf; vegetarisch und freikörperkulturell geführter Treffpunkt lebensreformerischer Kreise

1933
Schließung des Lichtschulheims als Lehranstalt u. Fortführung als Sommerfrische

Nach 1945
Weiterführung als naturistische Ferienanlage "Lichtheideheim Glüsingen" mit FKK-Campingplatz

Fränzels Lebensweg, der ihn aus dem Studium, der pädagogischen und akademischen Arbeit in Jena schließlich zu einem überzeugten Vertreter der Lebensreform werden ließ, wurde von dem Weggefährten, Wilhelm Flitner, Professor für Erziehungswissenschaften, rückblickend kritisch bewertet: "[...] später kehrter er den Naturmenschen heraus und endete, ein 'Lichtschulheim' gründend, uns unerfreulich, in der Gesellschaft extremer Lebensreformer der Freiluftkultur" (Flitner: Erinnerungen 1889-1945, Paderborn u. a. 1976, S. 147).
Literatur Literatur
Meike Sophia Baader: Erziehung als Erlösung: Transformationen des Religiösen in der Reformpädagogik, Weinheim 2005

Andreas Flitner: Reform der Erziehung. Impulse des 20. Jahrhunderts, Weinheim 2001

Bettina Irina Reimers: Die neue Richtung der Erwachsenenbildung in Thüringen, 1919-1933, Essen 2003

Meike Werner: "Umsonst leben die Freudigen nicht ...", Walter Fränzel: Ein Lebensbild aus der Jugendbewegung, in: Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbewegung, Bd. 17, 1988-92, S. 199-230

Meike Werner: Jugendbewegung als Reform der studentisch-akademischen Jugendkultur. Selbsterziehung – Selbstbildung – die neue Geselligkeit: Die Jenenser Freistudentenschaft und der Serakreis; in: Ulrich Herrmann (Hg.): "Mit uns zieht die neue Zeit – der Wandervogel in der deutschen Jugendbewegung", Weinheim 2006, S. 171-204
Findmittel Findmittel
Online-Datenbank ArcInSys

Weitere Angaben (Bestand)


Umfang Umfang
172 Archivkartons (Standard) sowie 6 Großformate
Bearbeiter Bearbeiter
Elke Hack