Vollständige Signatur

HHStAW, 128/1

Bestand


Identifikation (kurz)


Titel Titel
Urkunden

Siehe


Korrespondierende Archivalien Korrespondierende Archivalien
HHStAW Abt. 128/3 Amtsbücher und Rechnungsserien

Bestandsdaten


Geschichte des Bestandsbildners Geschichte des Bestandsbildners
Das Hausarchiv der Freiherren von Greiffenclau zu Vollrads darf zweifelsohne als eines der bedeutendsten mittelrheinischen Adelsarchive gelten. Seine Wurzeln lassen sich möglicherweise bereits zu Anfang des 15. Jahrhunderts fassen. Die Bestände spiegeln die reiche Geschichte des Rheingauer Adelsgeschlechts, die ihren Ausgang im eng mit dem Erzstift Mainz verbundenen herrschaftlichen Aufstieg der Familie während des Hochmittelalters nahm. Die für das Vollradser Archiv hervorzuhebende Dichte der historischen Überlieferung ist dem Umstand zu danken, dass es von Verlusten weitgehend verschont blieb. Es erlitt offenbar weder infolge der Besetzung des Rheingaus durch die Schweden 1631 merklichen Schaden noch zu Zeiten der Franzosengefahr, infolge derer das Archiv 1794 – obgleich gemäß des Familienvertrags vom 8. Oktober 1752, der die Teilung der Greiffenclau in die fränkische und rheinische Linie besiegelte, die Originalurkunden der Adelsfamilie im Vollradser Stammhaus aufbewahrt werden sollten – zeitweilig nach Würzburg und später in das greiffenclauische Schloss Gereuth bei Bamberg verbracht wurde. Vielmehr erfuhr es im Laufe der Jahrhunderte einen erheblichen Zuwachs, der insbesondere die reiche Besitzgeschichte, die über den Rheingau hinaus etwa Taunus, Wetterau, Hunsrück, Rheinhessen, Pfalz mit einschließt und gar nach Franken und Böhmen ausgreift, sowie eine ausgedehnte konnubiale Vernetzung innerhalb ihrer Einflusssphären spiegelt. Die außerordentlich umfangreichen und in bemerkenswerter Geschlossenheit überlieferten Bestände des Archivfonds der Herrschaften Oberstein und Gundheim, der nach Absterben der älteren Linie der Herren von Oberstein (= Idar-Oberstein) im Mannesstamm 1663 aufgrund ehelicher Verbindung zusammen mit den obersteinischen Gütern geschlossen an die Greiffenclau fiel, stellt dabei einen Hauptbestandteil des Archivs dar. Auch das Fußfassen der Freiherren von Greiffenclau zu Vollrads – die kaiserliche Erhebung in der Freiherrenstand erfolgte 1664 – in Franken in Folge der Pontifikate der beiden Würzburger Fürstbischöfe Johann Philipp (1699–1719) und Karl Philipp von Greiffenclau (1749–1754) hat einen deutlichen Niederschlag im Familienarchiv gefunden. Dies etwa in Form der so genannten Würzburger Repositur, die zahlreiche Unterlagen zu Erwerb und Bewirtschaftung der fränkischen Besitzungen der Freiherren birgt. Umfangreiche Bestände verdankt das Archiv zudem der von den Greiffenclau ausgangs des Hochmittelalters begründeten und bis Ende des 20. Jahrhunderts währenden Weinbautradition, von der etwa eine umfassende Rechnungsüberlieferung zeugt. Seit Fertigstellung der barocken Schlossanlage in Vollrads im Jahre 1684 ist das freiherrliche Familienarchiv in der nahe liegenden Turmburg des 14. Jahrhunderts untergebracht, die infolge des Neubaus ihre Funktionen als adliger Wohnsitz eingebüßt hatte.

Die Archivalien harrten hier schließlich in bemerkenswerter Unordnung und Vernachlässigung der Entdeckung durch Clara Gräfin Matuschka-Greiffenclau geborene Freiin von Oppenheim (1870–1959). Nach dem Absterben der Freiherren von Greiffenclau zu Vollrads im Mannesstamm im Jahre 1860 trat Hugo Graf Matuschka von Toppolczan, Freiherr von Spaetgen, Ehemann der Sophia von Greiffenclau zu Vollrads, das greiffenclauische Erbe an; nach der im Jahre 1862 erfolgter Namens- und Wappenvereinigung existierten nun die Grafen Matuschka-Greiffenclau zu Vollrads. Die aus der rheinischen Bankiersdynastie Oppenheim stammende Clara war die Gemahlin des Guido Graf Matuschka-Greiffenclau, des Sohnes von Hugo und Sophia. Nach dem frühen Tod ihres Mannes wandte sich Clara der Fotographie und der Erforschung der Familiengeschichte ihres Gemahls zu und führte seit 1922 erste und bemerkenswerte Ordnungsarbeiten im Vollradser Archiv durch, die jedoch kaum Anknüpfungspunkte für eine moderne, archivfachlichen Anforderungen genügende Bearbeitung bieten.

Nach dem Freitod des Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau im Jahre 1997 übernahm die größte Gläubigerin des hochverschuldeten Vollradser Weinguts, die Nassauische Sparkasse Wiesbaden, den Weinbaubetrieb sowie den gesamten Schlosskomplex. Diese gründete als Tochtergesellschaft die Schloss Vollrads GmbH & Co. Besitz KG Oestrich-Winkel. Das Hessische Hauptstaatsarchiv Wiesbaden entwickelte in der Folgezeit im Rahmen der Aufgabe der Archivpflege bei nichtstaatlichen Stellen ein umfangreiches Konzept zur Sicherung, Erschließung und Nutzung der einzigartigen Urkunden-, Amtsbuch-, Akten-, Foto- und Bibliotheksbestände. Seit 2004 erfolgt die sukzessive Erschließung des Vollradser Archivs in den Räumen des Hauptstaatsarchivs Wiesbaden. Es handelt sich dabei ausschließlich um Drittmittelprojekte, die durch die Schloss Vollrads GmbH & Co. Besitz KG oder den 2002 gegründeten Förderverein Schloss Vollrads e.V. finanziert werden.

Die vorliegende Verzeichnung der Vollradser Urkunden durch einen wissenschaftlichen Mitarbeiter wurde zwischen 2013 und 2017 durchgeführt. Sie umfasst 2184 Verzeichnungseinheiten. Zur gänzlichen Berücksichtigung der kopialen Überlieferung sei auf den Bestand 128/3 Amtsbücher und Rechnungsserien verwiesen.

Weitere Angaben (Bestand)


Umfang Umfang
2184 Verzeichnungseinheiten
Bearbeiter Bearbeiter
Harald Winkel, 2013-2017