Vollständige Signatur

UBA Ffm, B 1

Bestand


Identifikation (kurz)


Titel Titel
Schopenhauer-Gesellschaft e.V.
Laufzeit Laufzeit
1911-2008

Bestandsdaten


Aufsatz Aufsatz
Die Schopenhauer-Gesellschaft e.V. ist historisch eng mit dem Schopenhauer-Archiv verbunden. Bereits in den 1920er Jahren wurden erste Verwaltungsakten in der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg deponiert. Seit der Einrichtung der Geschäftsstelle in der Bibliothek wurden die Akten fortgeführt, auch wenn das Schriftgut insgesamt sehr unorganisch gewachsen ist und - insbesondere für die Anfangsjahre des Vereins - große Lücken aufweist. Die Schwerpunkte der Überlieferung bilden Forschungstätigkeiten, Ausstellungen und die Durchführung von Veranstaltungen sowie die Herausgabe des Schopenhauer-Jahrbuchs. Der überwiegende Teil der Akten beinhaltet die fast 40jährige Amtszeit des Präsidenten Arthur Hübscher. Das Archiv der Schopenhauer-Gesellschaft ist für die allgemeine Wissenschaftsgeschichte des 20. Jh. bedeutsam, weil es sich um eine der wenigen wissenschaftlichen Gesellschaften in Deutschland handelt, die eine solch umfangreiche Aktensammlung ohne Kriegsverluste aufweisen. Als einer der ältesten und mitgliederstärksten philosophischen Vereine (1980 : 839 Mitglieder) wurde die Schopenhauer-Gesellschaft e.V. 1911 von dem Kieler Indologen und Philosophen Paul Deussen ins Leben gerufen, um 'das Studium und das Verständnis der Philosophie Arthur Schopenhauers' anzuregen. Die Gesellschaft richtete schon frühzeitig ein Schopenhauer-Archiv ein, das die Sammlung von Originaldokumenten, Abschriften, Literatur und Werksausgaben Schopenhauers zum Ziel hatte. Nach dem Tod des Gründers Paul Deussen wurde der Sitz der Schopenhauer-Gesellschaft e.V. 1920 nach Frankfurt am Main verlegt, wo man 1921 das Schopenhauer-Archiv 1921 mit den Beständen der ehemaligen Stadtbibliothek Frankfurt am Main vereinigte. Aus dem Jahre 1925 liegt zudem ein Depositalvertrag zwischen der Gesellschaft und der Stadtbibliothek vor. Nach einem kurzen Interregnum übernahm 1925 der Danziger Landesgerichtspräsident Hans Zint die Präsidentschaft des Vereins. Unter seiner Leitung fanden in Danzig, Hamburg und Frankfurt am Main drei wissenschaftliche Kongresse statt. 1936 erklärte er seinen Rücktritt und gab den Vorsitz an Arthur Hübscher ab. Während der NS-Diktatur war die Schopenhauer-Gesellschaft e.V. über die Reichsschrifttumskammer gleichgeschaltet und stand über Verbindungsmänner unter der Aufsicht des 'Beauftragten des Führers für die gesamte geistige und weltanschauliche Erziehung der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (NSDAP)'. Im Zuge der Arisierung wurde von den jüdischen Vorstandsmitgliedern Hans Taub und Franz Mockrauer der Austritt eingefordert. Die Danziger Ortgruppe löste sich 1934 aus Protest gegen die Entfernung jüdischer Mitglieder aus dem Vorstand auf. Um die nationalsozialistischen Indoktrinierung einzudämmen, beschränkte die Gesellschaft ihr Engagement auf die Herausgabe des Jahrbuchs. Die Öffentlichkeitsarbeit mit Vorträgen, Tagungen und Generalversammlungen wurde dagegen eingestellt. Ab 1937 erschienen die Jahrbücher ohne Mitgliederlisten. Die Zerstörung des Schopenhauer-Hauses durch einen Luftangriff, bei dem ein großer Teil der Archivbestände gemeinsam mit der bedeutenden Sammlung des Wiener Rechtsanwalts Robert Grubers 1944 in Flammen aufging, bedeutete einen herben Rückschlag. 1948 erschien das erste Nachkriegsjahrbuch und 1955 fand mit der Tagung 'Schopenhauer und die Gegenwart' die erste Generalversammlung statt. Fast vier Jahrzehnte wurde die Schopenhauer-Gesellschaft e.V. von dem Philosophen, Kulturwissenschaftler und Philologen Arthur Hübscher geprägt, der bis 1982 den Vorsitz führte. In dieser Zeit wurde eine Vielzahl an Vortragsreihen, Tagungen und Ausstellungen organisiert, zu denen u.a. die alljährlich durchgeführten 'Frankfurter Vorträge', der internationale 'Tag der Begegnung' und die monatlichen ''Treff-Tage' gehörten. Darüber hinaus wurden Seminare zur Philosophie Schopenhauers angeboten, Jugendforen abgehalten und der Wettbewerbe ausgerichtet. Vergeblich blieb das Engagement zur Einrichtung eines Schopenhauer-Museums. Zu den großen Leistungen Arthur Hübschers zählte die Veröffentlichung des handschriftlichen Nachlasses Arthur Schopenhauers. In eine schwere Krise geriet die Gesellschaft zwischen 1980 und 1984. In den Auseinandersetzungen wurde die Leitung des über 80jährigen Arthur Hübschers stark kritisiert, was zu Machtkämpfen um seine Nachfolge führte. Selbst die Übernahme des neuen Vorsitzenden Wolfgang Schirmacher 1983 brachte keine Entspannung der kritischen Situation, vielmehr löste sein Führungsstil neue Diskussionen aus. Erst im Lauf der Präsidentschaft von Rudolf Malter (1984-1992) fand die Gesellschaft eine neue einheitliche Linie. Dank der Finanzierung eines Werkvertrags durch die Dr. Walter und Dr. Gertrud Pförtner-Stiftung, die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, die 1822-Stiftung der Frankfurter Sparkasse sowie die Helaba Landesbank Hessen-Thüringen konnte der Bestand B 1 Schopenhauer-Gesellschaft e.V. von der Diplom-Archivarin Angelika Tarokic geordnet und für die Jahre 1911-1981 verzeichnet werden. Der Bestandsumfang umfasst nach Abschluss der Archivarbeiten 388 Archivalieneinheiten bzw. 10,3 m. Die Zitierweise lautet: AZ Ffm B1, 1-338.
Dr. Mathias Jehn
Geschichte des Bestandsbildners Geschichte des Bestandsbildners
Die Schopenhauer-Gesellschaft wurde 1911 von dem Philosophen und Indologen Paul Deussen in Kiel mit dem Zweck gegründet, 'das Studium und Verständnis der Philosophie Schopenhauers anzuregen und zu fördern'. Das Geschäftszimmer der Gesellschaft befindet sich sein 1923 in der Universitätsbibliothek Frankfurt. Heute gehören der Schopenhauer-Gesellschaft 600 Mitglieder an.
Enthält Enthält
Aktenserie seit 1911, Dokumente, Materialien zu Veröffentlichungsprojekten, Tagungen, Jubiläen und andere Aktivitäten des Vereins seit 1911
Literatur Literatur
Andreas Hansert, Schopenhauer im 20. Jahrhundert : Geschichte der Schopenhauer-Gesellschaft / Andreas Hansert. Hrsg. von der Schopenhauer-Gesellschaft, Wien 2010
Findmittel Findmittel
Der Bestand ist für die Jahre 1911-1982 erschlossen.

Weitere Angaben (Bestand)


Umfang Umfang
20,5 m