Vollständige Signatur

HHStAW, 541

Bestand


Identifikation (kurz)


Titel Titel
Hessisches Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation (HLBG)
Laufzeit Laufzeit
(19. Jh.), 1937-1998

Siehe


Korrespondierende Archivalien Korrespondierende Archivalien
Abt. 433; Abt. 435; Abt. 3011/1; Abt. 3011/2

Bestandsdaten


Bestandsgeschichte Bestandsgeschichte
1. Archivische Übernahme
Im Zeitraum von 1976 bis 2007 wurden regelmäßig Akten vom Hessischen Landesvermessungsamt angeboten. Der Schwerpunkt lag dabei auf Personalakten, die in Auswahl nach Bewertung der Anbietungsliste übernommen wurden. Insgesamt verteilen sich die Zugänge auf folgende Zugangsnummern: 24/1976, 35/1976, 48/1976, 54/1976, 4/1977, 7/1978, 81/1978, 9/1980, 16/1980, 38/1980, 17/1981, 14/1982, 32/1983, 17/1984, 6/1985, 85/1987, 124/1987, 14/1988, 41/1997, 73/1997, 30/1998, 72/1998, 3/2004, 46/2004, 7/2006, 90/2006, 79/2007 und 80/2007. Desweiteren wurden Luftbilder (Zugang 25/1995) sowie Karten und Pläne (Zugang 54/1996) angeboten, die der Kartenabteilung zugeführt wurden.
Das Hessische Landesvermessungsamt unterhielt neben dem Hessischen Landesluftbildarchiv und dem Kartenarchiv auch das sog. Historische Archiv und das Trigonometrische Archiv. Beim Historischen Archiv handelt es sich um eine Sammlung, die gemäß Nr. 10 des Erlasses des Hessischen Ministers der Finanzen vom 16. April 1963 angelegt worden war und vornehmlich Gesetze und Verordnungen für das Kataster- und Vermessungswesen enthält. Zu diesem Zweck hatte das Landesvermessungsamt bereits seit 1957 die Katasterämter aufgefordert, Katasterunterlagen und Akten, die nicht mehr benötigt wurden und die nicht in die aktuelle Aktenordnung eingegliedert waren an das HLVA abzugeben. Dort wurden nach Ansicht der damaligen Bearbeiter bedeutende Schriftstücke - meist Verordnungen, Verfügungen und Erlasse - aus den überwiegend fadengehefteten Akten herausgetrennt und nach Pertinenzen in Stehordnern zusammengestellt. Die Akten waren zunächst in zwei Räumen des Dienstgebäudes in der Schaperstraße in einer Kompaktusanlage untergebracht, durch eine tabellarische Übersicht mit Angabe des genauen Lagerortes, des Inhalts und der Laufzeit grob erfasst und befanden sich insgesamt in einem wohlgeordneten Zustand. Diese Sammlung wurde unter der Zugangsnummer 73/1997 zusammen mit weiteren Sachakten von Dr. Häbel übernommen und der Abteilung 541 zugeführt.
Das Trigonometrische Archiv diente vornehmlich der Ausbildung der Katasterbediensteten. Zu diesem Zweck waren Katasterdokumente ausgewählter hessischer Gemeinden zurückbehalten und zunächst im Keller des Dienstgebäudes in der Schaperstraße untergebracht worden. Ende der 1990er Jahre wurde diese Sammlung aus Platzmangel in den Keller des Katasteramtes Groß-Gerau gebracht. Etwa 39 lfm Messbücher der Triangulierung im Großherzogtum Hessen, ebenfalls Teil des Trigonometrischen Archivs, lagerten in der Parkstraße 44a in Wiesbaden, von wo sie im November 2006 nach einer Sichtung von Dr. Häbel übernommen wurden (Zugang 85/2006). Bei einem Besuch im Katasteramt Groß-Gerau wurden 2007 nochmals insgesamt 28 lfm Katasterkarten und Katasterdokumente übernommen. Diese wurden auf nach ihrer Zugehörigkeit zum Archivsprengel folgend zugeordnet: 7 lfm für das Staatsarchiv Darmstadt, 11 lfm für das Staatsarchiv Marburg und 10 lfm für das Hauptstaatsarchiv Wiesbaden. Hier wurden die Katasterdokumente von Algenroth, Espenschied, Odersberg und Schwanheim in die Abteilung 433, Flurbereinigungsunterlagen von Odersberg und Hunoldstal in die Abteilung 435 eingefügt. Die Katasterkarten wurden in die Kartenabteilung eingegliedert (Abt. 3011/2), ebenso die aus ca. 1000 Karten bestehende Historische Kartensammlung (Abt. 3011/1).
2. Bearbeitung des Bestandes
Bei der Verzeichnung durch die Inspektoranwärterin Astrid Freese handelt es sich um Sachakten des Hessischen Landesvermessungsamtes aus der Zeit zwischen 1937 bis 1998, wobei der Kern des Bestandes Laufzeiten zwischen 1947 und 1987 abdeckt. Schriftstücke älteren Datums, vornehmlich aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, entstammen Akten der Katasterämter und Kreisvermessungsämter, die in der übergeordneten Behörde als sog. Historisches Katasterarchiv zusammengestellt und gesammelt wurden. Desweiteren wurden Messbücher zur Triangulation der Provinz Starkenburg verzeichnet, die Mitte des 19. Jahrhunderts von verschiedenen Geometern im Großherzogtum Darmstadt angelegt wurden und von einer der Vorgängerbehörden des Hessischen Landesvermessungsamtes, dem Landesvermessungsamt Darmstadt, weitergeführt wurden.
Geschichte des Bestandsbildners Geschichte des Bestandsbildners
Das Hessische Landesvermessungsamt besitzt Unterlagen aus allen historischen Teilen des heutigen Hessens.
Das amtliche Vermessungswesen besteht aus den beiden Gebieten der Landesvermessung und der Katastervermessung. Während die Landesvermessung zunächst vornehmlich militärischen Zwecken diente und sich dementsprechend der topographischen Aufnahme und der kartographischen Darstellung großer Flächen widmete, entstand die Katastervermessung aus den Bestrebungen des Staates durch systematische Vermessung und Verzeichnung von Grundstücken und Flur- bzw. Parzellengrenzen eine Grundlage für die Erhebung von Steuern zu erhalten.

Nachdem Preußen 1866 Nassau und Kurhessen annektiert hatte, wurde durch die Verordnung vom 11. Mai 1867 die preußische Grundsteuergesetzgebung in den neu gebildeten Regierungsbezirken Kassel und Wiesbaden eingeführt. Dementsprechend waren auch künftige Kartierungs- und Vermessungsarbeiten nach Vorschrift des preußischen Grundsteuergesetzes auszuführen. Das Katasterwesen war dem Geschäftsbereich des preußischen Ministers der Finanzen zugeordnet. Für die Vermessung von bisher unvermessenen Gemarkungen wurde am 7. Mai 1868 eine Neuvermessungsvorschrift erlassen, die detaillierte Bestimmungen zur Ausführung der Triangulation, Polygonierung und Stückvermessung enthielt und auch die Herstellung von Gemarkungskarten regelte. Die Provinz Hessen-Nassau wurde zunächst in Vermessungsdistrikte eingeteilt, in denen unter Leitung eines Personalvorstehers die Vermessungsarbeiten durchgeführt wurden. Nachdem die Aufstellung des Katasters in der neuen Provinz abgeschlossen war, wurden für die Fortführung des Katasters, wie in Preußen üblich, Katasterämter gegründet, denen Katasterkontrolleure vorstanden. Diese waren innerhalb ihres Amtsbezirkes für die Erhaltung der Grundsteuerbücher und Gebäudesteuerrollen sowie für die Fortschreibungsvermessung zuständig. Die dienstvorgesetzten Behörden waren die Bezirksregierung und in der nächst höheren Instanz der Finanzminister.
Im Bereich der Landesaufnahme erfolgte 1870 die Gründung des Central-Directoriums der Vermessungen im Preußischen Staat mit dem Ziel, sämtliche vermessungstechnischen Arbeiten zu koordinieren sowie durch die Erprobung neuer Techniken den wachsenden Ansprüchen an Vermessung und Kartierung gerecht zu werden. Dieses Direktorium bestand bis 1921, bevor es durch die Schaffung des Beirats für das Vermessungswesen beim Reichsministerium des Innern abgelöst wurde. 1875 wurde die Königlich Preußische Landesaufnahme eingerichtet, die alle für die Landesaufnahme tätigen Stellen des Generalstabs organisatorisch zusammenführte. Nach dem Ersten Weltkrieg schied das Militär als Folge des Versailler Vertrags aus der bisher militärisch organisierten Landesaufnahme aus und die Königlich Preußische Landesaufnahme wurde 1921 als 'Reichsamt für Landesaufnahme' dem Reichsministerium des Innern unterstellt.
Im Großherzogtum Hessen wurde seit den 1840er Jahren über die Einführung staatlicher Bezirksgeometerstellen diskutiert. Doch erst mit der Bekanntmachung der Einführung des Instituts der Kreisgeometer und der Kreisvermessungsämter vom 19. Juli 1902 fanden die Reformbemühungen ein Ende. Mit Wirkung vom 1. August 1902 wurden im Großherzogtum Hessen 30 Kreisvermessungsämter errichtet, die dem Großherzoglich Hessischen Katasteramt als leitender Landesbehörde unterstellt und den Kreisämtern zugeordnet waren. Diese mit einem Geometer 1. Klasse unter der Amtsbezeichnung 'Kreisgeometer' zu besetzenden Ämter sollten ihren Sitz an folgenden Orten haben: Darmstadt (I u. II), Bensheim, Dieburg, Reinheim, Erbach, Beerfelden, Höchst, Groß-Gerau, Heppenheim, Fürth, Offenbach, Gießen, Grünberg, Alsfeld, Homberg, Büdingen, Nidda, Friedberg, Butzbach, Lauterbach, Grebenhain, Schotten, Mainz, Alzen, Bingen, Oppenheim, Wörrstadt, Worms und Osthofen.
Nach der Gründung des Volksstaats Hessen unterstanden die Kreisvermessungsämter mit der Verordnung des Hessischen Gesamtministeriums vom 23. Mai 1921 fortan der alleinigen Zuständigkeit des Katasteramtes. Diese Behörde mit Sitz in Darmstadt wurde in Landesvermessungsamt umbenannt und dem Ministerium der Finanzen unterstellt.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden tiefgreifende Änderungen in der Vermessungsverwaltung durchgeführt. Das 1934 erlassene 'Gesetz über die Neuordnung des Vermessungswesens' erklärte die Vermessung zur Reichsangelegenheit unter Leitung des Ministeriums des Innern. Ziel war es, eine leistungsfähige Vermessungsverwaltung zu errichten und die Sonderentwicklungen, die sich innerhalb der Länder herausgebildete hatten, zu vereinheitlichen. Die Katasterverwaltung selbst blieb zunächst Landesangelegenheit.
Das Reichsministerium des Innern ordnete mit dem Gesetz vom 18. März 1938 die Bildung von 14 Hauptvermessungsabteilungen (HVA) im Deutschen Reich an und schuf so eine völlige Neuordnung der Vermessungsverwaltung. Die Hauptvermessungsabteilungen unterstanden dem Reichsminister des Innern und waren eigenständige Dienststellen des Reiches, die in der Regel an eine Stammbehörde angegliedert waren. Innerhalb der Stammbehörde, deren Bezeichnung sie auch im Dienstsiegel führten, bildeten die Hauptvermessungsabteilungen eine eigene Abteilung.

Aus dem Hessischen Landesvermessungsamt ging am 1. Januar 2005 das Hessische Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation (HLBG) hervor.
Enthält Enthält
Personalakten und -bögen, Verwaltungsakten, Karten u. Luftbilder ab 1945, z.T. mit Vorgängerakten aus der NS-Zeit, Trigonometrische Messbücher aus dem 19. Jahrhundert.
Literatur Literatur
Behrendt, W.: Der Leiter des Katasteramts und der geschäftsleitende Bürobeamte des Katasteramts, in: Mitteilungen des Bundes Deutscher Vermessungsbeamten im Deutschen Beamtenbund, Heft 3 (1957), S. 7-10.
Der Hessische Minister für Wirtschaft und Technik (Hg.): Das Landesvermessungs- und Katasterwesen in Hessen. Informationen für Verantwortliche in Politik, Recht, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Wiesbaden [1976].
Hessisches Landesvermessungsamt Wiesbaden (Hg.): Die älteren Landesvermessungen in Hessen als Grundlage für die Katastervermessungen, KVV Informationen, Sonderheft Nr. 3, 1974.
Kothe, Hans-Werner: Die Landesvermessung im Herzogtum Nassau 1853-1868 durch den Geometer Friedrich Wagner aus Kemel, in: Nassauische Annalen 112 (2001), S. 407-425.
Odernheimer (Hrsg.): Die Landesvermessung des Herzogthums Nassau, insbesondere die als Grundlage derselben festgestellten Resultate der Triangulirung, Wiesbaden 1863.
Pforr, Kurt: Die Geschichte des Katasters im ehemaligen Kurhessen. Häusliche Prüfungsarbeit beim Hessischen Landesvermessungsamt in Wiesbaden, Wiesbaden 1953 (Masch.).
Rößling, Karlheinz: Die Geschichte des Katasters in Hessen-Darmstadt. Sonderheft 1/1996 des DVW Hessen und Thüringen, Band 1. Wiesbaden, 1996.
Strombeck, H. von: Das preußische Kataster. 2. Teil, in: Nachrichten aus dem öffentlichen Vermessungsdienst Nordrhein-Westfalen, Heft 2 1974, S. 99-146.
Torge, Wolfgang: Geschichte der Geodäsie in Deutschland, Berlin 2007.
Wittich, Werner: Die Geschichte des Katasters im ehemaligen Herzogtum Nassau. Häusliche Prüfungsarbeit beim Hessischen Landesvermessungsamt, Wiesbaden 1953 (Masch.).
Index über die besonderen gesetzlichen Bestimmungen und sonstigen Vorschriften, welche von den Katasterämtern in den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen in Anwendung zu bringen sind, aufgestellt vom Königlichen Katasterkontroleur Rechnungsrath Werner, Wiesbaden 1889.
V. Geschäftsanweisung vom 31. März 1877 für die Katasterkontroleure in den Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Brandenburg, Pommern Posen, Schlesien, Sachsen, Schleswig-Holstein, Hannover und Hessen-Nassau, 2. Ausgabe.
HHStAW Abt. 541 Nr. 2305-2307, 2311, 2333, 2408, 2410, 2425
Findmittel Findmittel
Ablieferungslisten
Teilbestand (32 m, Personalunterlagen Nr. 1-765, Sachakten Nr. 2000-2431, Messbücher Nr. 3000-3059): Online-Datenbank (Arcinsys)

Weitere Angaben (Bestand)


Umfang Umfang
165,98 lfm
Bearbeiter Bearbeiter
Astrid Freese