Vollständige Signatur

HHStAW, 454

Bestand


Identifikation (kurz)


Titel Titel
Weinbau- und Kellereiverwaltung Eltville

Siehe


Korrespondierende Archivalien Korrespondierende Archivalien
Abt. 534 Verwaltung der Staatsweingüter Eltville

Bestandsdaten


Bestandsgeschichte Bestandsgeschichte
Zugänge 4/1902, 17/1951 u. 91/2003.
- Vorwort zum Ursprungsbestand:
Das Schriftgut zur Verwaltung der Domanialweingüter umfasst eine Laufzeit von (1818-36) 1837-1935 (ca. 15,5 lfm mit 446 Nummern). Die Aktenablieferung erfolgte in zwei Etappen:
a) Am 3.4.1902 wurden durch die Weinbau- und Kellerei-Direktion in Wiesbaden (über die Kgl. Regierung) die Nummern 1-56 abgeliefert (Acc.-Nr. 4/1902, Tagebuchnummer 133/1902, Dienstaktensignatur Abt. 404, Nr. 1366, Bd. XVIII).
Die Ablieferung wurde von Weinbau- und Kellerei-Direktor A. Czeh geleitet, von seiten des Staatsarchivs in Wiesbaden durch Archivdirektor Paul Wagner bzw. den Kanzleisekretär Th. Schüler. Eine Bestandsaufnahme in Form einer losen Titelaufnahme erfolgte vermutlich durch Archivar Dr. Schubert in den 1930er Jahren. Ursprünglich wurden die Akten zu Abt. 252 unter VIII Hztm. Nassau eingeordnet (siehe alten Registraturplan); erst nach der zweiten Ablieferung wurde das Schriftgut gemeinsam unter Abt. 454 gelegt.
b) Am 10.4.1951 erfolgte die zweite Aktenablieferung durch die Verwaltung der Staatsweingüter im Rheingau in Eltville (Acc.-Nr. 17/1951, Tagebuchnummer 1970/1951, Dienstaktensignatur Abt. 404 IV Eltville). Die Leitung der Ablieferung erfolgte durch den Direktor Dr. Heinrich Jost, seitens des Staatsarchivs durch Dr. Wolf-Heino Struck. Hier handelt es sich um die Nummern 57-446; eine Titelaufnahme liegt nicht vor.
Nach Angaben Dr. Strucks führte die Behörde kein Tagebuch. Andere Hilfsmittel sind jedoch vorhanden:
Für die erste Ablieferung existiert ein Registratur- oder Ordnungsplan, der bei Verzeichnungsarbeiten in Akte Nr. 19 vorgefunden wurde (s. Seiten 10-12). Außerdem liegt ein Aktenverzeichnis der abgelieferten Akten vor, welches von Direktor A. Czeh aufgestellt wurde. Zur Ablieferung 1951 gibt es einen Registraturplan, der nach alphabetischen Gruppen von A-W angelegt ist (s. Seiten 13-14). Weiterhin existieren ein Aktenplan und ein Aktenverzeichnis, beide jedoch unvollständig.
1980 wurden die Akten durch Herrn Becht und durch Herr Denis nach Numerus Currens aufgenommen und gekästelt; das Schriftgut befand sich daher in geordnetem Zustand. Es wurde 1981 von Elke Gonnermann als Prüfungsbestand verzeichnet. Bei der Verzeichnung wurden die Serienakten zusammengefasst. Die Altsignatur wurde lediglich von der zweiten Ablieferung aufgenommen, da die Handsignaturen der Nummern 1-56 keinen Aufschluss über die Aktenordnung geben. Beide Ablieferungen wurden inhaltlich zu einem Bestand zusammengefasst.
c) Zugang 91/2003
Archivische Übernahme
Bei mehreren Aussonderungsterminen im November und Dezember 2003 bewerteten die Archivare Dr. Häbel, Dr. Heinemann und weitere Mitarbeiter des Hessischen Hauptstaatsarchivs Akten der Verwaltung der Staatsweingüter in Eltville. Die Akten lagerten im dortigen Verwaltungsgebäude in der Schwalbacher Strasse auf dem Dachboden in Schränken, Kisten und teilweise auf dem Boden. An Schriftgut übernommen wurden ca. 30 lfm Akten aus der Zeit zwischen 1900 und 1945 und ca. 95 lfm aus der Zeit nach 1945. Die Akten von 1900 bis 1945 wurden der Abteilung 454 (Zugang 91/2003), ab 1945 der Abteilung 534 (Zugang 90/2003) zugeführt. Zudem übernahm man ca. 300 Karten und Pläne (jetzt Abteilung 3011/1) und eine Holzkiste mit einer Fotodokumentation über Kloster Eberbach aus den 1920/30er Jahren (jetzt Abteilung 3008).
Bearbeitung des Bestandes
Bei der Verzeichnung durch Ina Herge handelte es sich um einen Teilbestand der Weinbau- und Kellereidirektion Eltville aus der Zeit zwischen 1866 bis 1967, wobei der Kern des Bestandes Laufzeiten zwischen 1918 und 1945 abdeckte. Unter der Abteilungsnummer 454 knüpfte er damit an den durch Elke Gonnermann im Jahr 1981 verzeichneten Bestand an. Die Akten befanden sich meist in Stehordnern und Heftern. Vereinzelt waren auch lose Aktenbündel, die mit Paketband oder Draht zusammengehalten wurden, anzutreffen. Die Erschließung des Bestandes umfasste die Ordnung und Verzeichnung des Schriftgutes. In fortlaufender Nummerierung wurden vorrangig Akten zur Bauunterhaltung, Grundstücksangelegenheiten, Güterverwaltung, Rebenzüchtung, Öffentlichkeitsarbeit und Interessenvertretung verzeichnet. Aus zeitlichen Gründen sind Unterlagen zur Wirtschaftsverwaltung (ca. 2,5 lfm), Grundstücksangelegenheiten (ca. 1 lfm), Rechnungen und Belege (ca. 3 lfm) und sonstige Betreffe (ca. 3 lfm) unverzeichnet geblieben. Die Akten wurden im Rahmen der Verzeichnung entmetallisiert und in säurefreie Umschläge verpackt bzw. 'gezippelt' sowie in säurefreie Stülpkartons umgebettet. Dabei wurden die Signaturen 448 bis 857 vergeben. Die Titel mussten häufig völlig neu gebildet werden, da die in der Behörde vergebenen Aktentitel nur unzureichend den Inhalt wiedergaben. Wegen eines zu großen Umfangs wurde bei einigen Akten eine fiktive Serienbildung vorgenommen. Die Aufnahme der Aktenzeichen und Behördensignaturen in die Verzeichnungsangaben fand grundsätzlich statt. Die Ordnung des Bestandes erfolgte nach dem Funktionsprinzip, das sich an den Funktionen der Provenienzstelle, nicht aber an deren Verwaltungsstruktur, orientiert in Abstimmung mit der von Frau Gonnermann bereits angelegten Gliederung. Übernommen wurde die für die Verzeichnungseinheiten 1 bis 447 angelegte Klassifikation nicht in allen Punkten, da die neue Verzeichnung andere Gewichtungen der Gliederung notwendig machte. Überliefert ist ein Aktenverzeichnis der Weinbau- und Kellereidirektion Eltville , das jedoch für den Aufbau einer Klassifikation nur bedingt zu gebrauchen war, und ein in Abschrift erhaltener Aktenplan im Vorwort des Findbuchs von 1981. Angelegt nach der Tätigkeit der Behörde, nicht nach ihrer Organisation, lieferte er keine weitere Informationen zum Verwaltungsaufbau. Zudem existierte noch ein zweiter Aktenplan, was durch die Rückenbeschriftungen der Aktenordner erkennbar war. Die Kennziffern dieses Aktenplanes korrespondierten mit dem erwähnten Aktenverzeichnis. Um 1939 fand wohl ein Aktenplanwechsel statt, der den bisherigen dreigliedrig alphanumerisch aufgebauten Aktenplan durch einen zweigliedrigen ablöste. Zu erwähnen ist, dass sich unter den verzeichneten Akten in einigen Fällen preußisch fadengeheftete Konvolute befanden, die wiederum auf einen anderen, hier nicht bekannten, Aktenplan Bezug nehmen.
Es lassen sich demnach drei heterogene Registraturschichten fixieren.
Eine künftige Gliederung des Gesamtbestandes, die folgendermaßen aussehen könnte, erscheint sinnvoll:
I. Weinbau- und Kellereidirektion Eltville im Herzogtum Nassau und Königreich Preußen (1803-1918)
II. Weinbau- und Kellereidirektion Eltville in preußischer Zeit (1918-1945).
Unterstützt werden würde dieser Gliederungsansatz durch den Wechsel in der Führungsebene 1918.
Ende der 1930er Jahre wechselten die Weinbau- und Kellereidirektion und die ihr angegliederten Betriebe ihre Titulatur in 'Verwaltung der Staatsweingüter im Rheingau' bzw. 'Staatsweingut/Staatsweinkellerei'. Für Verzeichnungseinheiten, die mit ihrer Laufzeit in den Titulaturwechsel fielen, wurde - je nach Schwerpunkt der Laufzeit - die Bezeichnung 'Weinbau- und Kellereidirektion' oder 'Verwaltung der Staatsweingüter' bzw. 'Domänen-' oder 'Staatsweingut bzw. -kellerei' gewählt. Auf die Ergänzung des Behördentitels 'Weinbau- und Kellereidirektion' mit dem Zusatz 'Domänen-' wurde bewusst verzichtet. Um 1935 änderte sich dieser Bezeichnungszusatz in 'Staatliche Weinbau- und Kellereidirektion'; auf Grund des häufigen Bezeichnungswechsels und den nicht ausbleibenden Laufzeitüberschneidungen wurde die Ausschreibung der vollen Bezeichnung unterlassen.
Die Gegenüberlieferung des verzeichneten Bestandes auf Ebene der Mittelbehörden befindet sich in der Abteilung 405 Preußische Regierung Wiesbaden. Hier lassen sich u.a. weitere Personalakten Betriebsangehöriger der Weinbau- und Kellereidirektion ausfindig machen. Von Interesse dürften Belege zur Beschäftigung von Insassen der Landesheilanstalt Eichberg auf dem Staatsweingut Steinberg als auch Akten zur baulichen Unterhaltung und Nutzung des Klosters Eberbach sein.
Geschichte des Bestandsbildners Geschichte des Bestandsbildners
- Vorwort zum Ursprungsbestand:
Im Jahre 1803 wurde der Herzog von Nassau durch die Säkularisierung geistlichen Besitzes (u.a. des Klosters Eberbach) der bedeutendste Weingutsbesitzer im Rheingau.
Die produzierten Tafelweine und ein Teil der Kabinettweine wurden durch das Hzgl. Hofmarschallamt verwaltet, welches für die Hofhaltung zuständig war. Der ökonomische Teil der Hofhaltungsverwaltung wurde vom Hofmarschallstab verrichtet. Eine seiner Hofdienste war der Weinkeller, der von einem (Ober)kellermeister sowie von Küfern und Kellern verwaltet wurde. Daneben übte der Kellermeister die Funktion eines Tafelschenks aus, der die Kontrolle über Vorrats- und 'Ausspeis'keller hatte und bei besonderen Gelegenheiten selbst servierte. Weiterhin war er für Aufsicht und Unterhaltung der Kameralweine in Wiesbaden und auf dem Nürnberger Hof sowie für die Weinlese in Wiesbaden, Frauenstein und auf dem Nürnberger Hof zuständig. Der Kabinettkeller zu Eberbach wurde vom Hzgl. Staatsministerium verwaltet. Diese Behörde wurde 1812 speziell für die Hofhaltung im ehem. Kloster eingerichtet, und die Rheingauer Weingüter lieferten ihre Abgaben über diesen Keller. Er wurde ebenfalls durch den Kellermeister geleitet.
Die übrigen Kellereien, bei welchen der Wein lediglich von der Lese bis zur Versteigerung lagerte, wurden von den Renteien, die den Hofkammern unterstanden, mitverwaltet. Bei der Regierungsvereinigung der Fürstentümer N.-Usingen und N.-Weilburg zum Herzogtum Nassau 1806 bestanden deren beider Hofkammern zunächst fort. Die Hofkammer Wiesbaden (N.-Usingen) war für die obere Verwaltung der Domanialgüter, Regalien und indirekten Steuern, Domanialwaldungen, herrschaftl. Berg- und Hüttenwerke sowie für das Kameralbauwesen zuständig.
Entwicklung und Zuständigkeit der Behörde
Durch erhebliche Gebietsveränderungen war im Jahre 1815 eine neue Verwaltungsorganisation im Herzogtum nötig geworden. Mit Verordnung vom 9./11.9.1815 (Verordnungsblatt S. 109 ff.) wurde unter dem 1806 errichteten Staatsministerium eine zentrale Finanzverwaltung errichtet, die eine Trennung der staatl. Finanzen und des hzgl. Hausgutes vorsah; und zwar in den beiden Organisationen des Generalsteuerdirektoriums und des Generaldomänendirektoriums, mit getrennten Kassen (Landessteuer- und Generaldomänenkasse) . Das Finanzwesen wurde für beide gemeinsam durch die Rezepturen geregelt, deren örtliche Zugehörigkeitsgebiete den Bezirken der 28 Ämter (Landes- und Justizbehörden) entsprachen.
Aufgaben des Generaldomänendirektoriums - dem ein großer Teil der aufgelösten Hofkammern und des Lehnhofes zufiel -waren die Verwaltung und Verrechnung der Lehengefälle, Domanialgüter, Domanialmühlen, Domanialgebäude, Hütten-und Hammerwerke, Bergwerke, Mineralquellen, Bäder, Domanialforste, Jagd und Fischereien, Schäfereien, Waidgerechtigkeiten und Bannrechte, Zehnten, Grundzinsen, Aktivkapitalien, Wasserzoll zu Höchst, Eberbacher Weinkeller, Entschädigung der aufgehobenen Renten. Die in eigener Verwaltung stehenden Güter sollten verpachtet werden, mit Ausnahme der Weingüter, die eine eigene Verwaltung mit von der Direktion gewählten Sachverständigen bekommen sollten. Diese sog. Kellerinspektion, die zunächst durch den Kellermeister des Hofmarschallstabes mitübernommen wurde, war anfangs für die Domanialwein-güter in Aßmannshausen, Erbach, Hattenheim, Hochheim, Rüdesheim und Steinberg zuständig. Es wurden jeweils für den oberen und unteren Rheingau sowie für Hochheim Inspektoren eingesetzt. Nach der Instruktion für den Kellerinspektor umfasst die Kellerinspektion 'die Behandlung der Weine von der Kelter bis zum Verbrauch; sodann die sichere Aufbewahrung der Weine auf dem Lager, und endlich die Naturalverrechnung'. Außer der Inspektion aller Domanialkeller (die Zahl variiert durch Veräußerungen und Grenzregulierungen) unterstanden der Generaldomänendirektion nun auch die Schlosskeller in Biebrich und Weilburg sowie der Eberbacher Kabinettkeller.
Im Herzogtum Nassau waren die Besitzverhältnisse über die Domanialgüter nie ganz klar geregelt; der Herzog musste diese stets gegen Ansprüche des Volkes verteidigen. Einer der Höhepunkte des Domänenstreites war die Erklärung der Domanialgüter zum Staatseigentum 1848 durch Herzog Adolf. Es war eine der Forderungen, die das nassauische Volk in der Revolution gestellt hatte. Mit dem Gesetz über Organisation der Zentralbehörden v. 17.10.1849 (Verordnungsbl. S. 505 ff.) wurde die Verwaltung der Domanialgüter mit der Steuerverwaltung vereint und der Ministerialabteilung der Finanzen unterstellt. Dies bedeutete, daß die Einkünfte in eine gemeinsame Kasse flossen.
Mit Gesetz vom 24.7.1854 (Verordnungsbl. S. 151 ff.) wurde die Staatsverwaltung wieder im alten Sinne umgestaltet. Dem Staatsministerium - wieder oberste Verwaltungsbehörde - wurden Justiz- und Finanzkollegium, Kriegsdepartement und Landesregierung unterstellt. Dem Finanzkollegium wurde die gesamte Finanzverwaltung mit Kassentrennung für Staats- und Domanialeinkünfte übertragen; letztere waren also wieder frei für die Hofhaltung verfügbar.
Nachdem das Herzogtum Nassau 1866 von Preußen annektiert worden war, erfolgte am 22.2.1867 die Verordnung über die Organisation der Verwaltungsbehörden (Preuß. Gesetzessamml. S. 273 ff.). Jede der beiden Regierungsbezirke Kassel und Wiesbaden der Provinz Hessen-Nassau erhielt eine eigene Regierung mit drei Abteilungen (Inneres, Kirchen-und Schulwesen, direkte Steuern, Domänen und Forsten). Durch Verordnung v. 3.9.18 68 (Beilage zum Intelligenzbl. v. Nassau S. 411 ff.) wurden 13 Domänenrentämter zur Beaufsichtigung bzw. lokalen Verwaltung der Domanialgüter, des Zentralstudienfonds, des ev. und des kath. Zentralkirchenfonds sowie des Real- und Elementarlehrer-Pensionsfonds geschaffen. Dies bedeutete auch die Aufhebung der Kassentrennung, womit die Domanialweingüter zum Staatseigentum erklärt wurden. Im Jahre 1955 wurden die Domänenrentämter aufgelöst, die Domanialverwaltung wird seitdem von der Forstverwaltung mitbesorgt. Die Domanial-Weinbau-und Kellerei-Direktion wechselte 1918 ihren Sitz von Wiesbaden nach Eltville. Seit 1939 trägt sie die Bezeichnung 'Verwaltung der Staatsweingüter im Rheingau'.
Heute untersteht die Behörde dem Hess. Minister f. Landesentwicklung, Umwelt, Landwirtschaft und Forsten. Ihre Aufgabe ist es vor allem, neue Arbeitsmethoden in den Kellereien und im Außenbetrieb zu erproben, Anbauversuche durchzuführen sowie neue Wege zur Vermarktung zu finden. Im Jahre 1980 stehen im Eigentum des Landes Hessen 55 Staatsdomänen mit einer Gesamtfläche von 9.180 ha. Zur Domanialweinbauverwaltung gehören sechs Staatsweingüter und drei Kellereien mit 270 ha (davon 210 ha Weinbaufläche). Die Staatsweingüter werden vom Land Hessen selbst bewirtschaftet.
Benennung der Behörde (mit vorgesetzter Behörde):
- 1816/18 Kellerinspektion (Generaldomänendirektion)
- 1848 Domanial-Kellerverwaltung (Finanzministerium)
- 1854 Domanial-Kellerverwaltung (Finanzkollegium)
- 1867 Domanial-Weinbau- und Kellereiverwaltung in Wiesbaden (Regierung Wiesbaden, Abt. für diekte. Steuern, Domänen und Forsten)
- 1902 Domanial-Weinbau- und Kellerei-Direktion Wiesbaden (s.o.)
- 1918 Domanial-Weinbau- und Kellerei-Direktion Eltville (s.o.)
- 1935 Staatliche Domanial-Weinbau-und Kellerei-Direktion Eltville (s.o.)
- 1939 Verwaltung der Staatsweingüter im Rheingau in Eltville (s.o.)
Leitung der Behörde:
1818-64 Friedrich Reinhard Köpp: * 1786 [in Biebrich], + 15.3.1864 in Biebrich (Personalakten: Abt. 130 II, Nr. 2656, Bd. 9 und Abt. 212, Nr. 3312)
1866-79 Theodor Vietor: * 2. 8.1822 in Reicheisheim, + 22.10.1879 in Wiesbaden (Personalakte: Abt. 405, Nr. 24.809)
1880-1918 Andreas Franz Karl Czeh: * 29.10.1844 in Altenburg (Ungarn), + 13. 8.1925 in Biebrich (Personalakten: Abt. 405, Nr. 24829, 2 Bde.)
1918- ? Rudolf Gareis: Zum 1.11.1943 Oberregierungs- und Landwirtschaftsrat
Zu den einzelnen Personen:
a) Friedrich Reinhard Köpp wurde im Jahre 1806 bei seinem Vater Johann Georg Köpp als Gehilfe für die herrschaftl. Kellerverwaltung unter dem Hofmarschallamt eingestellt. 1809 wurde er Kellermeister und 1818 Oberkellermeister. Er wurde durch den Hzgl. Hof besoldet. Ab 1818 wurde Köpp der Generaldomänendirektion unterstellt, um die Inspektion sämtl. Domanialkeller zu übernehmen. Trotzdem war er bis ca. 1848 bei besonderen Gelegenheiten beim Hofmarschallstab als Offiziant für den 'Ausspeise'-, Keller- und Tafeldienst für die Hzgl. Hofhaltung tätig.
Im Jahre 1848 erhielt Köpp den Titel 'Hofkammerrat'. In diesem Jahr wurde ihm auch erst die eigentliche Verwaltung der Domanialweingüter übertragen. In seiner Ausübung der Verwaltung nannte er sich Domanial-Weingutsverwalter. Tatsächlich übte er aber die Tätigkeit eines Domanial-Weinbau-Oberinspektors aus.
Während Köpp bei der Hzgl. Hofhaltung verschiedene Mitarbeiter hatte (Hofkeller Friedrich Zahn, Hofkeller bzw. Mundschenk Peter Greuling, Mundschenk Christian Weiser, Hofküfer Johannes Künstler, Küferknechte und -lehrjungen), verwaltete er die Einrichtung unter dem Generaldomänendirektorium bzw. unter Finanzministerium und Finanzkollegium ganz allein. Erst 1855 wurde ihm Theodor Vietor als Gehilfe zugeteilt.
Reinhard Köpp wurde als eine bedeutende Persönlichkeit für die Weingut- und Kellerverwaltung der hzgl. Zeit mehrfach ausgezeichnet: 1856 goldene Zivildienstmedaille, 1858 Ritterkreuz des Friedrichsordens vom König v. Württemberg, 1862 Ordenskreuz 4. Klasse.
b) Theodor Vietor trat 1855 als Gehilfe bei der Domanial-Kellerverwaltung ein und wurde 1857 in den nass. Staatsdienst übernommen. Bis 1862 war er Revisions-Akzessist beim Finanzkollegium und bis 1863 Probator dieses Kollegiums. Seit 1863 führte er mit dem Dienstcharakter eines Kellereiassistenten die Geschäfte bei der Domanial-Kellerverwaltung, bis er 1866 zum Domanial-Weinbau- und Kellereiinspektor ernannt wurde.
c) Andreas Franz Karl Czeh war 1864-67 als Adjunkt und Kontrolleur bei Graf Sandor in Bajna beschäftigt; 1867-70 war er provisorischer Sekretär in Wien. Als Domanialinspektor arbeitete er auf dem fürstl. metternich-winneburg'sehen Gut Schloss Johannisberg 1870-80. 1880 wurde er dann als Direktor bei der Weinbau- und Kellereiverwaltung angestellt. 1918 trat er in den Ruhestand.
d) Rudolf Gareis, vormals Direktor der Kgl. Bayr. Wein-, Obst- und Gartenbau-Lehranstalt wurde 1918 A. Czehs Nachfolger. Da die Personalakte von Gareis vermutlich im 2. Weltkrieg vernichtet wurde, lassen sich keine genaueren Angaben ermitteln. Seine Tätigkeit ist bis 1945 nachzuweisen.
Seit 1905 befand sich ein weiterer Beschäftigter bei der Weinbau- und Kellerei-Direktion bzw. Verwaltung der Staatsweingüter im Rheingau:
1905-39 Johann Heinrich Huhn * 22.2.1873 in Eichelhardt Kr. Altenkirchen, + 23.6.1945 in [Eltville] (Personalakten: Abt. 405, Nr. 25.036, 2 Bde.).
Huhn wurde 1905 als Gehilfe und 1906 als Bürodiätar (Beamter mit Tageslohn) angenommen. 1908 wurde er als Domanenrentmeister eingestellt und 1924 zum Domänenoberrentmeister ernannt. 1939 wurde er pensioniert.
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Vorwort zu Zug. 91/2003:
Historischer Rückblick
Der Staatliche Weinbau im Rheingau hat Tradition. Mit der Säkularisation 1803 wurden auch die nassauischen Fürstentümer für an Frankreich abgetretene linksrheinische Besitzungen entschädigt. So gelangte der Besitz geistlicher Institute im kurmainzischen Rheingau nunmehr an den Fürsten von Nassau-Usingen. Auch Kloster Eberbach mit seinen umfangreichen Besitzungen befand sich unter dem Entschädigungsgut. Das nassauische Fürstentum übernahm mit ihm gleichzeitig einen funktionierenden Weinbaubetrieb. Der klösterliche Weinbergsbesitz bildete, zusammen mit dem der Zisterzienserinnenklöster Gottesthal, Tiefenthal, Marienhausen und des Benediktinerinnenklosters Eibingen, den Grundstock der Anlage einer nassauischen Weinbaudomäne. Ebenfalls in den Weinbergsbesitz des Fürstentums flossen die Güter des aufgehobenen Deutschen Ritterordens und des Malteserordens. Mittels mehrerer Weingüter wurde der herrschaftliche Besitz bewirtschaftet. ...
Enthält Enthält
Akten 1837-1935
Inhalt: u.a. Dienststellen- und Finanzverwaltung, Personal, Monats-, Vierteljahres- und Jahresberichte, Bau- und Unterhaltung der Domanialgebäude, Grundbesitz, Betriebsanlagen, Bewirtschaftung der Weingüter, Weinlese und -erträge, Lagerung und Veräußerung, Qualitäts- und Produktionsförderung, Rebenzucht, Schädlingsbekämpfung, Werbung und Interessenvertretung in der Öffentlichkeit, Ausstellungen.
Literatur Literatur
Hans Ambrosi: Wo große Weine wachsen. München, o.J.
Leopold Bausinger (Hrsg.): 75 Jahre Rheingaukreis. Rüdesheim 1962.
Walter Behrmann, Otto Maull: Rhein-Mainischer Atlas für Wirtschaft, Verwaltung und Unterricht. Frankfurt a.M. 1929.
Paul Claus: Persönlichkeiten der Weinkultur. Wiesbaden 2002 (2. Auflage).
Bill Drews, Franz Hoffmann (Hrsg.): Handwörterbuch der Preußischen Verwaltung. Berlin/Leipzig 1928.
Rudolf Gareis: Die Staatlichen Domänenweingüter im Rheingau. [1925/26].
Hildemarie Grünewald: Staatsweingüter Kloster Eberbach. Geisenheim 2002.
Eberbach im Rheingau. Zisterzienser-Kultur-Weinbau, herausgegeben von dem Hessischen Minister für Landwirtschaft und Forsten. Wiesbaden/Eltville 1986.
W. Kannegießer: Organisation und Verwaltung des Preußischen Staats. Berlin [1867].
Reinhard Lahr: Die Verwaltung des säkularisierten Kirchenguts im Herzogtum Nassau. Neuwied 1990.
W. v. Lympius: Die Verfassung und Verwaltung in Preußen und im Deutschen Reich. Berlin 1925.
A. Mannß: Führer durch unsere gesamten Reichs-, Staats- und Kommunal-Verfassungs-und Verwaltungsgesetze. Erfurt 1906.
Walter Müller: Die Geschichte des Domänenstreits im Herzogtum Nassau 1806-1866. Langendreer 1929.
H. Oelrichs: Die Domänenverwaltung des Preußischen Staates. Breslau 1904.
Dieter Rebentisch: Führerstaat und Verwaltung im Zweiten Weltkrieg. Wiesbaden 1989.
F. Schmitthenner: Weinbau und Weinbereitung. Leipzig 1910.
Das Weinkloster Eberbach im Rheingau, herausgegeben von der Verwaltung der Staatsweingüter in Eltville. Eltville 1988.
Findmittel Findmittel
Repertorium von Elke Gonnermann, 1981
Online-Datenbank (Arcinsys)

Weitere Angaben (Bestand)


Umfang Umfang
40,00 lfm (Nr. 1-911)
Bearbeiter Bearbeiter
Elke Gonnermann
Ina Herge
Bernd Breidenbach

Informationen / Notizen


Zusatzinformationen Zusatzinformationen
Unterlagen der Dienststelle nach 1945 befinden sich im Bestand Abt. 534.