A4-OPV
Vollständige Signatur
StadtA WZ, A4-OPV
Bestand
Identifikation (kurz)
Titel
Titel
Ostpreußischer Provinzialverein
Laufzeit
Laufzeit
1898-1980
Bestandsdaten
Bestandsgeschichte
Bestandsgeschichte
Alle Vereinsunterlagen, die sich in Königsberg befanden, mussten zurückgelassen werden und sind nach Angaben Kaufmanns vernichtet worden, so dass aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg nur die Akten des Archivs des CA in Berlin (dem heutigen Zentralarchiv des DW in Berlin) zur Verfügung stehen. Die wenigen Akten des Vereins, die sich nach dem Krieg gebildet haben, wurden von George an Kaufmann übergeben, von diesem bzw. seinen Mitarbeiterinnen weitergeführt und auch nach Wetzlar mitgenommen. Nach dem Tod Kaufmanns lagerten sie in unterschiedlichen Zustand zusammen mit den Arbeiten Kaufmanns und Frau Wendiks in Kartons auf einem Dachboden eines Altersheimes der Königsberger Diakonissenanstalt in Wetzlar. So erschien es nicht sinnvoll, einen Nachlass Kaufmanns nachträglich von den Vereinsakten zu trennen. Nur offensichtlich zu den Akten des Mutterhauses gehörige Stücke wurden dessen Archiv beigefügt. Bei den Arbeiten Kaufmanns zur Vereinsgeschichte fanden sich Originalfotos aus dem Besitz des ehemaligen CA-Archives in Berlin; sie wurden zurückgesandt; Kopien davon befinden sich in den entsprechenden Akten.
Geschichte des Bestandsbildners
Geschichte des Bestandsbildners
Vereinsgeschichte
Der Ostpreußische Provinzialverein für Innere Mission ist am 23. August 1849 in Königsberg gegründet worden (so Brief Kaufmanns vom 17. September 1964 an den Ostkirchenausschuss, Akte 4). Nachdem er eine vielfältige Arbeit angestoßen hatte und die eingeführte Gemeindevertretung Aufgaben der IM übernommen hatte, stellte der Provinzialverein am 22. Januar 1858 seine Tätigkeit vorübergehend ein, wurde aber am 18. Oktober 1864 auf der Königsberger Pastoralkonferenz neu gegründet (Hubatsch I, S. 336).
Laut Satzung des Vereins von 1897 (Akte 34) ist er ein Verein innerhalb der Landeskirche und verfolgt seine Aufgaben in freiem Anschluss sowohl an den Centralausschuss für Innere Mission in Berlin (mit dem er Berichte austauscht, aber ohne rechtliches Abhängigkeitsverhältnis) „als auch an das geistliche Amt, insbesondere an die von den Kreissynoden gewählten Synodalvertreter für Innere Mission“ (§2). Nach dem 2. Weltkrieg ist die Satzung entsprechend geändert worden. So findet sich in der Satzung von 1969, nachdem der Sitz des Vereins, der sich nach 1945 in Berlin befand, von dort nach Wetzlar in den Bereich der Rheinischen Landeskirche verlegt worden war, im Paragraphen 2: Der Verein verfolgt seine „Aufgaben in freiem Anschluss an die Evangelische Kirche im Rheinland. Ihr ist der alljährliche Jahresbericht vorzulegen“. Außerdem ist der Verein jetzt über das Diakonische Werk der Ev. Kirche im Rheinland dem Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland angeschlossen (Akte 17).
Die verschiedenen, vielfältigen Aufgabenbereiche des Vereins bis 1945 beschreibt Kaufmann in seinen Geschichtsabrissen, ebenfalls finden sie sich in seinen Materialsammlungen, so z.B. in der Sammlung der Statuten der einzelnen Werke des Vereins in Akte 74 (Rep. S. 21). Nach dem 2. Weltkrieg löste sich der Provinzialverein nicht auf, sondern versuchte, zunächst unter Pfr. George, dann unter Pfr. Kaufmann, sich um die ostpreußischen Flüchtlinge sowohl in leiblicher als auch geistlicher Hinsicht (hier sind besonders die Ostpreußengottesdienste zu nennen) zu kümmern, später unterstützte er auch in Ostpreußen Gebliebene. Es war aber schwierig, neue Aufgabengebiete zu erschließen. So gelang eigentlich nur die – zeitlich begrenzte – Herausgabe von Kindergottesdienstbildern. Mit dem Bau von Altersheimen für in Deutschland lebende Ostpreußen hoffte Kaufmann, dem Verein wieder mehr Bedeutung zu verschaffen (s. o. den Brief an den Ostkirchenausschuss). Doch dafür war weder die personelle noch die materielle Basis gegeben.
Da die vorliegende Aktenführung nach dem Krieg mit dem Januar 1946 beginnt, sei zum Verein und seinem Vorstand nach dem 2. Weltkrieg noch folgendes gesagt:
Der Vorstand des Central-Ausschusses (CA) der Inneren Mission in Berlin beschloss auf seiner Sitzung vom 30. Januar 1946, dass in seinen Räumen in Berlin-Dahlem eine Ausweichstelle für den Provinzialverein der IM Ostpreußens eingerichtet wird, die von Pfr. Reinhold George, dem bisherigen zweiten Geistlichen des Vereins, geleitet werden soll (Akte 5). George kam im September 1945 aus russischer Kriegsgefangenschaft und arbeitete beim CA in der „volksmissionarischen Abteilung für den russisch besetzten Osten“ (Brief vom 17. April 1946 an Pfr. Lenkitsch). Kaufmann befand sich zu der Zeit noch in Gefangenschaft. George versuchte zunächst, den Vorstand des Provinzialvereins wieder zu sammeln bzw. zu verändern. Dieser bestand bis 1946 aus dem Vorsitzenden Präsident A. von Bochmann, dem Stellvertreter Konsistorialrat Wien (ehem. Konsistorium Königsberg), dem geschäftsführenden Geistlichen Pfr. Kaufmann und den Vorstandsmitgliedern Sup. Krüger (ehem. Goldap), Sup. Schack (ehem. Elbing), Pfr. Lenkitsch (ehem. Tilsit), Konsistorialrat Sulimma (ehem. Königsberg), Pfr. Schliewe (ehem. Königsberg), Pfr. Barutzky, Bankdirektor Lunk (Hagen / Westf.), Herr Geissler, s.Zt. Hauptmann d.R. Der bisherige Vorsitzende des Vereins, A. v. Bochmann, sollte nun aus dem Vorstand ausscheiden und an seine Stelle Konsistorialrat Wien (jetzt Oldenburg) treten, ebenfalls sollten Sulimma, Schliewe und Geissler laut George nicht mehr dem Vorstand angehören, dafür aber Pastor Symanowski (Berlin), Sup. Lic. Hanne (Berka / Thür.) und Prof. Schniewind (Halle/Saale, früher Königsberg), so Brief Georges vom 12. März 1946 an Wien in Akte 5. Schniewind ist schon 1947 gestorben, so dass er nicht mehr für den Verein arbeiten konnte. Nachdem Pfr. Kaufmann aus der Gefangenschaft entlassen wurde, übernahm er von Pfr. George die Geschäfte des Vereins.
Die Zusammensetzung des Vorstandes änderte sich im Laufe der Zeit; so existieren Vorstandslisten aus verschiedenen Jahren. Daraus seien zwei hier wiedergegeben.
1961 gehörten dem Vorstand folgende Mitglieder an:
Konsistorialrat J. Wien- Vors., Oldenburg; Präses D. Hildebrandt- stellvertr. Vors., Berlin; Kirchenrat Kaufmann – Geschäftsführer, Altenberg; Frau Dr. Haslinger, Hannover; Sup. Dr. Schack, Bleicherode; Pfr. R. George, Berlin; Sup. W. Lenkitsch, Brandenburg / Havel; Pfr. Barutzki, Hamm /Westf.; Pfr. Moritz, Berlin; Dir. B. Lunk, Karlsruhe; Dr. Bruckhaus, Hannover; Pfr. Laudien, Berlin.
Der Vorstand bestand 1969 aus Ministerialdirigent Dr. Heinz Gefaeller, Berlin, (Vorsitzender); Stadtrat Wilhelm Reitz, Wetzlar; Stadtrat Georg Moeller, Wetzlar, stellvertr. Vorsitzender; Diakonisse Charlotte Kollex, Wetzlar; Bankier Bruno Lunk, Karlsruhe; Frau Dr. med. Hildegard Haslinger, Hannover; Sup. Friedrich- Wilhelm Lenkitsch, Wetzlar; Diakonisse Berta Borrmann, Wetzlar; Sup. Helmut Barutzky, Hamm; Pfr. Johannes Plath, Wetzlar; Sup. Reinhold George, Berlin; Pfr. i. R. Kirchenrat Paul Kaufmann, Wetzlar, als Geschäftsführer.
Verschiedene Mitglieder sind gleichzeitig im Vorstand des Königsberger Diakonissen-Mutterhauses auf Altenberg, denn im Jahr 1971 wird der Vereinssitz offiziell nach Wetzlar verlegt (s. Akte 17).
Zu den einzelnen Personen ist folgendes anzumerken:
Reinhold George (geb. 3. Februar 1913, gest. 19. Mai 1997), seit 1939 Pfarrer beim Ostpreußischen Provinzialverein der IM in Königsberg, war seit 1945 beim CA der IM beschäftigt (s.o.) Nach der Rückkehr Kaufmanns aus der Gefangenschaft hatte George zusammen mit Probst H. Grüber die Pfarrstelle in St. Marien, Berlin, inne. (Aus dieser Zeit stammt ein Brief über die Gefängniszeit in Ostberlin 1953 in Akte 283 des Archivbestandes des KDB. Über die Proteste zur Verhaftung von Pfr. R. George siehe Sigurd Rink: Der Bevollmächtigte. Probst Grüber und die Regierung der DDR. (Stuttgart/Berlin/Köln 1996, S. 180-181.) Als Vorstandsmitglied des Vereins blieb er diesem in seinem Pfarramt (bzw. später in der Superintendentur) weiterhin verbunden.
Otto Jotzo (geb. 3. Februar 1899), seit 1932 Volksmissionar des Ostpr. Prov. Vereins, schied ab 1. Oktober 1948 aus dem Dienst aus, da er eine Pfarrstelle in der Brandenburgischen Kirche übernahm (bis 1954 in Hoppengarten b. Müncheberg/Mark, dann in Marxwalde), so im Brief vom 11. August 1948 an den Prov. Verein, Akte 62, und Angaben im Pfarrerbuch.
Gertrud Wendik (geb. 29. Mai 1892 in Eichicht Kreis Goldap, gest. 3. August 1980 in Wetzlar) war Mitarbeiterin Kaufmanns beim Ostpr. Provinzialverein seit 1925 in Königsberg. So hatte sie große Personal- und Sachkenntnis, die, da sämtliche Unterlagen und Akten der Heime im Königsberger Büro des Provinzialvereins vernichtet worden waren, für die Weiterarbeit des Vereins sehr wichtig war (s. Brief Pfr. Georges an den Magistrat von Berlin vom 14. August 1946 wegen Zuzugs von Frau Wendik und Brief von Dir. Hagen vom 25. September1946 mit ausführlicher Angabe der Aufgabenbereiche Wendiks in Akte 62). – Sie ging mit nach Wetzlar als Mitarbeiterin in der Verwaltung des Diakonissenmutterhauses und war über ihren offiziellen Ruhestand hinaus bis in ihr letztes Lebensjahr für Kaufmann und den Verein tätig.
Frau Betty Brandes, geb. 1897, hatte schon in Königsberg für den Verein gearbeitet. Vom 10. Juni 1946 bis zum 31. Dezember 1950 war sie angestellt als Kassiererin und Buchhalterin beim Ostpr. Prov. Ver. für IM (so Zeugnis vom 21. Dezember 1950). Sie schied im gegenseitigen Einvernehmen aus, da für die Arbeit künftig ehrenamtliche Kräfte ausreichten.
Kirchenrat Pfarrer Paul Kaufmann
Paul Kaufmann (geb. 25. Januar 1890 in Goldap/ Ostpr., gest. 21. April 1982 in Wetzlar), ordiniert am 29. Mai 1921 in Königsberg, war ab März 1923 als 1. Vereinsgeistlicher und Geschäftsführer des Ostpreußischen Provinzialvereins für Innere Mission tätig, geriet 1945 in russische Gefangenschaft, aus der er im Sommer 1948 entlassen wurde. Über seine Tätigkeit in Königsberg unter den Russen berichtete Paul Kaufmann an den Central-Ausschuss für Innere Mission in Berlin vom 18. März 1945 (Akte 5 des Archivs KDB). Am 15. August 1948 übergab Pfr. George ihm die Geschäftsführung des Ostpr. Prov. Vereins. Ab Oktober 1948 übte Kaufmann eine besoldete Tätigkeit beim Hilfswerk der Ev. Kirche, Hauptbüro Berlin, aus (ab 10. September war er bereits dort zur informatorischen Tätigkeit). Seine endgültige Einstellung war erst nach der Entnazifizierung möglich und beinhaltete folgende Regelung: Beschäftigung und Besoldung erfolgen zu gleichen Teilen vom Ev. Hilfswerk, Hauptbüro Berlin, und vom Ostpr. Prov. Verein für IM.
Aus einem Brief vom 25. August 1948 am Elsbeth Naujek (Leipziger IM, Akte 62) ist zu entnehmen, dass Kaufmann seit dem 10. August 1948 im Gebäude des Central-Ausschusses in der Wohnung Keinath lebte und mit Fräulein Wendik, Frau Moldehnke und Frau Brandes in Dahlem, Reichensteiner Weg 24, ein Büro unterhielt.
Kaufmann fing am 1. Januar 1950 in Beienrode bei Helmstedt im „Haus der helfenden Hände“, einem Heim für ostpreußische Flüchtlinge, das von Prof. Iwand 1949 gegründet worden war, seine Arbeit als „Landespfarrer für die vertriebenen Ostpreußen mit dem Sonderauftrag, in der umfassenden Beienroder Aufbauarbeit tätig zu sein“, an (Bericht Kaufmanns über das Flüchtlingsselbsthilfewerk Beienrode in Akte 50). Da aber der Vorsteher des Königsberger Diakonissenmutterhauses der Barmherzigkeit (KDB), Pfr. Stachowitz, Ende Oktober 1951 tödlich verunglückte wurde er in das Amt des ersten Anstaltsgeistlichen und Vorstehers des Königsberger Diakonissen – Mutterhauses der Barmherzigkeit (ab 1953 mit Sitz in Altenberg b. Wetzlar) zum 1. Mai 1952 berufen. Dieses Amt übte er bis zu seinem Ruhestand am 18. Mai 1965 aus. Sein Nachfolger war Pfr. Dietrich Lenkitsch. Aus dem Vorstand des Königsberger Diakonissen-Mutterhauses trat er erst am 13. Mai 1977 aus. Am 8. Juli 1959 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande; der Titel „Kirchenrat“ wurde ihm am 29. September 1955 verliehen. Persönliches zu Kaufmann findet sich auch im Bestand des Archives des Königsberger Diakonissenmutterhauses auf Altenberg.
Der Ostpreußische Provinzialverein für Innere Mission ist am 23. August 1849 in Königsberg gegründet worden (so Brief Kaufmanns vom 17. September 1964 an den Ostkirchenausschuss, Akte 4). Nachdem er eine vielfältige Arbeit angestoßen hatte und die eingeführte Gemeindevertretung Aufgaben der IM übernommen hatte, stellte der Provinzialverein am 22. Januar 1858 seine Tätigkeit vorübergehend ein, wurde aber am 18. Oktober 1864 auf der Königsberger Pastoralkonferenz neu gegründet (Hubatsch I, S. 336).
Laut Satzung des Vereins von 1897 (Akte 34) ist er ein Verein innerhalb der Landeskirche und verfolgt seine Aufgaben in freiem Anschluss sowohl an den Centralausschuss für Innere Mission in Berlin (mit dem er Berichte austauscht, aber ohne rechtliches Abhängigkeitsverhältnis) „als auch an das geistliche Amt, insbesondere an die von den Kreissynoden gewählten Synodalvertreter für Innere Mission“ (§2). Nach dem 2. Weltkrieg ist die Satzung entsprechend geändert worden. So findet sich in der Satzung von 1969, nachdem der Sitz des Vereins, der sich nach 1945 in Berlin befand, von dort nach Wetzlar in den Bereich der Rheinischen Landeskirche verlegt worden war, im Paragraphen 2: Der Verein verfolgt seine „Aufgaben in freiem Anschluss an die Evangelische Kirche im Rheinland. Ihr ist der alljährliche Jahresbericht vorzulegen“. Außerdem ist der Verein jetzt über das Diakonische Werk der Ev. Kirche im Rheinland dem Diakonischen Werk der Ev. Kirche in Deutschland angeschlossen (Akte 17).
Die verschiedenen, vielfältigen Aufgabenbereiche des Vereins bis 1945 beschreibt Kaufmann in seinen Geschichtsabrissen, ebenfalls finden sie sich in seinen Materialsammlungen, so z.B. in der Sammlung der Statuten der einzelnen Werke des Vereins in Akte 74 (Rep. S. 21). Nach dem 2. Weltkrieg löste sich der Provinzialverein nicht auf, sondern versuchte, zunächst unter Pfr. George, dann unter Pfr. Kaufmann, sich um die ostpreußischen Flüchtlinge sowohl in leiblicher als auch geistlicher Hinsicht (hier sind besonders die Ostpreußengottesdienste zu nennen) zu kümmern, später unterstützte er auch in Ostpreußen Gebliebene. Es war aber schwierig, neue Aufgabengebiete zu erschließen. So gelang eigentlich nur die – zeitlich begrenzte – Herausgabe von Kindergottesdienstbildern. Mit dem Bau von Altersheimen für in Deutschland lebende Ostpreußen hoffte Kaufmann, dem Verein wieder mehr Bedeutung zu verschaffen (s. o. den Brief an den Ostkirchenausschuss). Doch dafür war weder die personelle noch die materielle Basis gegeben.
Da die vorliegende Aktenführung nach dem Krieg mit dem Januar 1946 beginnt, sei zum Verein und seinem Vorstand nach dem 2. Weltkrieg noch folgendes gesagt:
Der Vorstand des Central-Ausschusses (CA) der Inneren Mission in Berlin beschloss auf seiner Sitzung vom 30. Januar 1946, dass in seinen Räumen in Berlin-Dahlem eine Ausweichstelle für den Provinzialverein der IM Ostpreußens eingerichtet wird, die von Pfr. Reinhold George, dem bisherigen zweiten Geistlichen des Vereins, geleitet werden soll (Akte 5). George kam im September 1945 aus russischer Kriegsgefangenschaft und arbeitete beim CA in der „volksmissionarischen Abteilung für den russisch besetzten Osten“ (Brief vom 17. April 1946 an Pfr. Lenkitsch). Kaufmann befand sich zu der Zeit noch in Gefangenschaft. George versuchte zunächst, den Vorstand des Provinzialvereins wieder zu sammeln bzw. zu verändern. Dieser bestand bis 1946 aus dem Vorsitzenden Präsident A. von Bochmann, dem Stellvertreter Konsistorialrat Wien (ehem. Konsistorium Königsberg), dem geschäftsführenden Geistlichen Pfr. Kaufmann und den Vorstandsmitgliedern Sup. Krüger (ehem. Goldap), Sup. Schack (ehem. Elbing), Pfr. Lenkitsch (ehem. Tilsit), Konsistorialrat Sulimma (ehem. Königsberg), Pfr. Schliewe (ehem. Königsberg), Pfr. Barutzky, Bankdirektor Lunk (Hagen / Westf.), Herr Geissler, s.Zt. Hauptmann d.R. Der bisherige Vorsitzende des Vereins, A. v. Bochmann, sollte nun aus dem Vorstand ausscheiden und an seine Stelle Konsistorialrat Wien (jetzt Oldenburg) treten, ebenfalls sollten Sulimma, Schliewe und Geissler laut George nicht mehr dem Vorstand angehören, dafür aber Pastor Symanowski (Berlin), Sup. Lic. Hanne (Berka / Thür.) und Prof. Schniewind (Halle/Saale, früher Königsberg), so Brief Georges vom 12. März 1946 an Wien in Akte 5. Schniewind ist schon 1947 gestorben, so dass er nicht mehr für den Verein arbeiten konnte. Nachdem Pfr. Kaufmann aus der Gefangenschaft entlassen wurde, übernahm er von Pfr. George die Geschäfte des Vereins.
Die Zusammensetzung des Vorstandes änderte sich im Laufe der Zeit; so existieren Vorstandslisten aus verschiedenen Jahren. Daraus seien zwei hier wiedergegeben.
1961 gehörten dem Vorstand folgende Mitglieder an:
Konsistorialrat J. Wien- Vors., Oldenburg; Präses D. Hildebrandt- stellvertr. Vors., Berlin; Kirchenrat Kaufmann – Geschäftsführer, Altenberg; Frau Dr. Haslinger, Hannover; Sup. Dr. Schack, Bleicherode; Pfr. R. George, Berlin; Sup. W. Lenkitsch, Brandenburg / Havel; Pfr. Barutzki, Hamm /Westf.; Pfr. Moritz, Berlin; Dir. B. Lunk, Karlsruhe; Dr. Bruckhaus, Hannover; Pfr. Laudien, Berlin.
Der Vorstand bestand 1969 aus Ministerialdirigent Dr. Heinz Gefaeller, Berlin, (Vorsitzender); Stadtrat Wilhelm Reitz, Wetzlar; Stadtrat Georg Moeller, Wetzlar, stellvertr. Vorsitzender; Diakonisse Charlotte Kollex, Wetzlar; Bankier Bruno Lunk, Karlsruhe; Frau Dr. med. Hildegard Haslinger, Hannover; Sup. Friedrich- Wilhelm Lenkitsch, Wetzlar; Diakonisse Berta Borrmann, Wetzlar; Sup. Helmut Barutzky, Hamm; Pfr. Johannes Plath, Wetzlar; Sup. Reinhold George, Berlin; Pfr. i. R. Kirchenrat Paul Kaufmann, Wetzlar, als Geschäftsführer.
Verschiedene Mitglieder sind gleichzeitig im Vorstand des Königsberger Diakonissen-Mutterhauses auf Altenberg, denn im Jahr 1971 wird der Vereinssitz offiziell nach Wetzlar verlegt (s. Akte 17).
Zu den einzelnen Personen ist folgendes anzumerken:
Reinhold George (geb. 3. Februar 1913, gest. 19. Mai 1997), seit 1939 Pfarrer beim Ostpreußischen Provinzialverein der IM in Königsberg, war seit 1945 beim CA der IM beschäftigt (s.o.) Nach der Rückkehr Kaufmanns aus der Gefangenschaft hatte George zusammen mit Probst H. Grüber die Pfarrstelle in St. Marien, Berlin, inne. (Aus dieser Zeit stammt ein Brief über die Gefängniszeit in Ostberlin 1953 in Akte 283 des Archivbestandes des KDB. Über die Proteste zur Verhaftung von Pfr. R. George siehe Sigurd Rink: Der Bevollmächtigte. Probst Grüber und die Regierung der DDR. (Stuttgart/Berlin/Köln 1996, S. 180-181.) Als Vorstandsmitglied des Vereins blieb er diesem in seinem Pfarramt (bzw. später in der Superintendentur) weiterhin verbunden.
Otto Jotzo (geb. 3. Februar 1899), seit 1932 Volksmissionar des Ostpr. Prov. Vereins, schied ab 1. Oktober 1948 aus dem Dienst aus, da er eine Pfarrstelle in der Brandenburgischen Kirche übernahm (bis 1954 in Hoppengarten b. Müncheberg/Mark, dann in Marxwalde), so im Brief vom 11. August 1948 an den Prov. Verein, Akte 62, und Angaben im Pfarrerbuch.
Gertrud Wendik (geb. 29. Mai 1892 in Eichicht Kreis Goldap, gest. 3. August 1980 in Wetzlar) war Mitarbeiterin Kaufmanns beim Ostpr. Provinzialverein seit 1925 in Königsberg. So hatte sie große Personal- und Sachkenntnis, die, da sämtliche Unterlagen und Akten der Heime im Königsberger Büro des Provinzialvereins vernichtet worden waren, für die Weiterarbeit des Vereins sehr wichtig war (s. Brief Pfr. Georges an den Magistrat von Berlin vom 14. August 1946 wegen Zuzugs von Frau Wendik und Brief von Dir. Hagen vom 25. September1946 mit ausführlicher Angabe der Aufgabenbereiche Wendiks in Akte 62). – Sie ging mit nach Wetzlar als Mitarbeiterin in der Verwaltung des Diakonissenmutterhauses und war über ihren offiziellen Ruhestand hinaus bis in ihr letztes Lebensjahr für Kaufmann und den Verein tätig.
Frau Betty Brandes, geb. 1897, hatte schon in Königsberg für den Verein gearbeitet. Vom 10. Juni 1946 bis zum 31. Dezember 1950 war sie angestellt als Kassiererin und Buchhalterin beim Ostpr. Prov. Ver. für IM (so Zeugnis vom 21. Dezember 1950). Sie schied im gegenseitigen Einvernehmen aus, da für die Arbeit künftig ehrenamtliche Kräfte ausreichten.
Kirchenrat Pfarrer Paul Kaufmann
Paul Kaufmann (geb. 25. Januar 1890 in Goldap/ Ostpr., gest. 21. April 1982 in Wetzlar), ordiniert am 29. Mai 1921 in Königsberg, war ab März 1923 als 1. Vereinsgeistlicher und Geschäftsführer des Ostpreußischen Provinzialvereins für Innere Mission tätig, geriet 1945 in russische Gefangenschaft, aus der er im Sommer 1948 entlassen wurde. Über seine Tätigkeit in Königsberg unter den Russen berichtete Paul Kaufmann an den Central-Ausschuss für Innere Mission in Berlin vom 18. März 1945 (Akte 5 des Archivs KDB). Am 15. August 1948 übergab Pfr. George ihm die Geschäftsführung des Ostpr. Prov. Vereins. Ab Oktober 1948 übte Kaufmann eine besoldete Tätigkeit beim Hilfswerk der Ev. Kirche, Hauptbüro Berlin, aus (ab 10. September war er bereits dort zur informatorischen Tätigkeit). Seine endgültige Einstellung war erst nach der Entnazifizierung möglich und beinhaltete folgende Regelung: Beschäftigung und Besoldung erfolgen zu gleichen Teilen vom Ev. Hilfswerk, Hauptbüro Berlin, und vom Ostpr. Prov. Verein für IM.
Aus einem Brief vom 25. August 1948 am Elsbeth Naujek (Leipziger IM, Akte 62) ist zu entnehmen, dass Kaufmann seit dem 10. August 1948 im Gebäude des Central-Ausschusses in der Wohnung Keinath lebte und mit Fräulein Wendik, Frau Moldehnke und Frau Brandes in Dahlem, Reichensteiner Weg 24, ein Büro unterhielt.
Kaufmann fing am 1. Januar 1950 in Beienrode bei Helmstedt im „Haus der helfenden Hände“, einem Heim für ostpreußische Flüchtlinge, das von Prof. Iwand 1949 gegründet worden war, seine Arbeit als „Landespfarrer für die vertriebenen Ostpreußen mit dem Sonderauftrag, in der umfassenden Beienroder Aufbauarbeit tätig zu sein“, an (Bericht Kaufmanns über das Flüchtlingsselbsthilfewerk Beienrode in Akte 50). Da aber der Vorsteher des Königsberger Diakonissenmutterhauses der Barmherzigkeit (KDB), Pfr. Stachowitz, Ende Oktober 1951 tödlich verunglückte wurde er in das Amt des ersten Anstaltsgeistlichen und Vorstehers des Königsberger Diakonissen – Mutterhauses der Barmherzigkeit (ab 1953 mit Sitz in Altenberg b. Wetzlar) zum 1. Mai 1952 berufen. Dieses Amt übte er bis zu seinem Ruhestand am 18. Mai 1965 aus. Sein Nachfolger war Pfr. Dietrich Lenkitsch. Aus dem Vorstand des Königsberger Diakonissen-Mutterhauses trat er erst am 13. Mai 1977 aus. Am 8. Juli 1959 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande; der Titel „Kirchenrat“ wurde ihm am 29. September 1955 verliehen. Persönliches zu Kaufmann findet sich auch im Bestand des Archives des Königsberger Diakonissenmutterhauses auf Altenberg.
Literatur
Literatur
Walter Hubatsch: Geschichte der Evangelischen Kirche Ostpreußens, Bd. I-III, Göttingen 1968, darin bes. I, 12. Kapitel: Kirche im Volk (S. 333-354 Tätigkeit des Ostpreußischen Provinzialvereins für IM).
Hugo Linck: Der Kirchenkampf in Ostpreußen 1966 bis 1945. Geschichte und Dokumentation, München 1968.
Hugo Linck: Königsberg 1945-1948, Leer 1953 (auch über Kaufmann und Ärzte und Schwestern des KDB).
Dissertation von Wilhelm Lenkitsch über die Innere Mission in Ostpreußen, 1928.
Weitere Angaben (Bestand)
Benutzung
Benutzung
Nur nach Vorbestellung, da die Unterlagen nicht im Archivgebäude gelagert werden.