152
Complete identifier
HWA, 152
Fonds
Identification (short)
Title
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Heyligenstaedt & Co. GmbH, Gießen
Fonds data
Custodial history
Custodial history
Der Bestand ging nach dem Konkurs des Unternehmens zunächst an das Stadtarchiv Gießen, das es 1997 als Depositum an das Hessische Wirtschaftsarchiv übergab. Die Verzeichnung der Unterlagen erfolgte im Zeitraum 1998 - 1999 und 2012.
History of creator
History of creator
Die "Heyligenstaedt & Comp. Werkzeugmaschinenfabrik" wurde im August 1876 von dem Maschinenbauer Ludwig Heyligenstaedt und dem aus Lich stammenden Kaufmann Alexander Sartorius, der auch das Geschäftskapital vom 60.000 Mark aufbrachte, gegründet. Mit 20 Arbeitern wurde die Serienproduktion insbesondere von einfachen Bohrmaschinen aufgenommen, die in kleineren Gewerbebetrieben eingesetzt und bislang überwiegend aus Frankreich importiert wurden. Daneben stellte das Unternehmen Biegemaschinen, Scheren, Stanzen und Drehbänke her. Bereits 3 Jahre nach der Gründung konnte das Unternehmen die Zahl seiner beschäftigten verdoppeln und seinen Markt ins Ausland ausdehnen.
Seit 1884 war Heyligenstaedt alleiniger Inhaber des Unternehmens, nachdem er die Geschäftsanteile der Witwe des bereits 1882 gestorbenen Sartoris übernommen hatte. Der Erfolg des Unternehmens bewirkte, daß die Zahl der Beschäftigten kontinuierlich an stieg und um 1900 bereits 500 Mitarbeiter betrug, die teilweise aus anderen Regionen rekrutiert wurden. Seit 1905 bildete das Unternehmen Lehrlinge in einer neu eingerichteten Lehrwerkstatt aus. Von 1884 bis 1930 bestand eine "Krankenkasse für die Fabrik der Firma Heyligenstaedt & Cie.", die wohl aus einer noch früheren Einrichtung entstanden war.
Auch die Fabrikanlagen mußten in dieser Zeit erweitert werden. 1887 wurde eine eigene Eisengießerei im Aulweg in Betrieb gestellt, die zu Beginn der 1890er Jahre mehrfach erweitert wurde. 1896 entstand auf dem Gelände eine vollständig neue Fabrikanlage mit Schmiede, Maschinen- und Kesselhaus sowie einem eigenem Gleisanschluß. Lagerhallen und Verwaltungsgebäude ergänzten die Anlage. 1905 kam ein weiterer Bau mit Modellschreinerei und Lehrlingswerkstatt, 1906 eine Holzlagerhalle dazu.
Nach dem Tod Heyligenstaedts wurde das Unternehmen gemäß seiner testamentarischen Verfügungen in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt, die Heyligenstaedt & Comp. Werkzeugmaschinenfabrik und Eisengießerei Aktiengesellschaft" firmierte.
Obwohl das Unternehmen während des Ersten Weltkriegs Artilleriemunition herstellte, wurden neben zahlreichen angelernten Arbeitskräften auch französische Kriegsgefangene in der Produktion eingesetzt. Der Entwertung des Firmenvermögens während der Inflationszeit versuchte das Unternehmen durch umfangreiche Baumaßnahmen zu begegnen, So entstanden seit 1922 neben dem "Bau IV" kleinere Erweiterungsbauten. Die Stabilisierung der Währung nach Einführung der Rentenmark stürzte Heyligenstaedt in eine tiefe Krise, da der für das Unternehmen sehr wichtige Exportmarkt durch den Wegfall der bisherigen Wettbewerbsvorteile völlig zusammenbrach. In der Folgezeit kam es wiederholt zu Umsatzverlusten und Personalentlassungen, bis im April 1930 der Konkursantrag gestellt werde mußte. Am 31.7.1932 wurde das Unternehmen an den Tabakfabrikanten Ludwig Rinn versteigert, der es in sein Unternehmen Rinn & Cloos AG eingliederte, um die Gebäude als Tabaklager zu nutzen.
Durch Gründung der "Heyligenstaedt & Comp. Werkzeugmaschinenfabrik GmbH" mit einem Stammkapital von 20.000 RM wurde 1934 der Werkzeugmaschinenbau wieder aufgenommen.
Auch nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieg fertigte das Unternehmen ausschließlich Werkzeugmaschinen, die allerdings zum überwiegenden Teil von der Wehrmacht abgenommen wurden. 1940 wurde die Gießerei Schulz & Wehrenbold in Weidenhausen (Justushütte) übernommen, die nun vor allem Maschinenguß an Heyligenstaedt lieferte. Die starke Auslastung des Unternehmens in dieser Zeit führte zu einer Erweiterung der Fertigungsanlagen sowohl im Stammwerk als auch im Zweigwerk in Weidenhausen. Seit 1943 mußte auf Anordnung des Reichsministeriums für Rüstung wegen der drohenden Fliegerangriffe die Fertigung dezentral ausgelagert werden.
Unmittelbar nach Kriegsende begann der Wiederaufbau des zu 65 % zerstörten Fabrikanlagen. Zunächst wurden nur Ersatzteile gefertigt, die für den Wiederaufbau der Region benötigt wurden, doch bereits im Oktober 1945 wurde eine beschränkte Produktionsgenehmigung erteilt. Nach 1948 nahm das Unternehmen einen Aufschwung. Durch Kapitalerhöhungen 1954 und 1957 und erneut 1966 und 1973 wuchs das Stammkapital auf 30 Mio. DM.
Nach dem Ausscheiden Johann Maas' übernahmen sein Sohn Hans und Jürgen Rinn, ein Enkel Ludwig Rinns, die Geschäftsführung, bis 1981 die Familie Maas wegen Unstimmigkeiten aus dem Unternehmen ausschied. In den folgenden Jahren führten Managementfehler des Geschäftsführers Jürgen Rinn zu Massenentlassungen und schließlich 1985/86 zu der Übernahme des Unternehmens durch den koreanischen Konzern Tong Il.
1989 ging das Unternehmen in Konkurs.
Seit 1884 war Heyligenstaedt alleiniger Inhaber des Unternehmens, nachdem er die Geschäftsanteile der Witwe des bereits 1882 gestorbenen Sartoris übernommen hatte. Der Erfolg des Unternehmens bewirkte, daß die Zahl der Beschäftigten kontinuierlich an stieg und um 1900 bereits 500 Mitarbeiter betrug, die teilweise aus anderen Regionen rekrutiert wurden. Seit 1905 bildete das Unternehmen Lehrlinge in einer neu eingerichteten Lehrwerkstatt aus. Von 1884 bis 1930 bestand eine "Krankenkasse für die Fabrik der Firma Heyligenstaedt & Cie.", die wohl aus einer noch früheren Einrichtung entstanden war.
Auch die Fabrikanlagen mußten in dieser Zeit erweitert werden. 1887 wurde eine eigene Eisengießerei im Aulweg in Betrieb gestellt, die zu Beginn der 1890er Jahre mehrfach erweitert wurde. 1896 entstand auf dem Gelände eine vollständig neue Fabrikanlage mit Schmiede, Maschinen- und Kesselhaus sowie einem eigenem Gleisanschluß. Lagerhallen und Verwaltungsgebäude ergänzten die Anlage. 1905 kam ein weiterer Bau mit Modellschreinerei und Lehrlingswerkstatt, 1906 eine Holzlagerhalle dazu.
Nach dem Tod Heyligenstaedts wurde das Unternehmen gemäß seiner testamentarischen Verfügungen in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt, die Heyligenstaedt & Comp. Werkzeugmaschinenfabrik und Eisengießerei Aktiengesellschaft" firmierte.
Obwohl das Unternehmen während des Ersten Weltkriegs Artilleriemunition herstellte, wurden neben zahlreichen angelernten Arbeitskräften auch französische Kriegsgefangene in der Produktion eingesetzt. Der Entwertung des Firmenvermögens während der Inflationszeit versuchte das Unternehmen durch umfangreiche Baumaßnahmen zu begegnen, So entstanden seit 1922 neben dem "Bau IV" kleinere Erweiterungsbauten. Die Stabilisierung der Währung nach Einführung der Rentenmark stürzte Heyligenstaedt in eine tiefe Krise, da der für das Unternehmen sehr wichtige Exportmarkt durch den Wegfall der bisherigen Wettbewerbsvorteile völlig zusammenbrach. In der Folgezeit kam es wiederholt zu Umsatzverlusten und Personalentlassungen, bis im April 1930 der Konkursantrag gestellt werde mußte. Am 31.7.1932 wurde das Unternehmen an den Tabakfabrikanten Ludwig Rinn versteigert, der es in sein Unternehmen Rinn & Cloos AG eingliederte, um die Gebäude als Tabaklager zu nutzen.
Durch Gründung der "Heyligenstaedt & Comp. Werkzeugmaschinenfabrik GmbH" mit einem Stammkapital von 20.000 RM wurde 1934 der Werkzeugmaschinenbau wieder aufgenommen.
Auch nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieg fertigte das Unternehmen ausschließlich Werkzeugmaschinen, die allerdings zum überwiegenden Teil von der Wehrmacht abgenommen wurden. 1940 wurde die Gießerei Schulz & Wehrenbold in Weidenhausen (Justushütte) übernommen, die nun vor allem Maschinenguß an Heyligenstaedt lieferte. Die starke Auslastung des Unternehmens in dieser Zeit führte zu einer Erweiterung der Fertigungsanlagen sowohl im Stammwerk als auch im Zweigwerk in Weidenhausen. Seit 1943 mußte auf Anordnung des Reichsministeriums für Rüstung wegen der drohenden Fliegerangriffe die Fertigung dezentral ausgelagert werden.
Unmittelbar nach Kriegsende begann der Wiederaufbau des zu 65 % zerstörten Fabrikanlagen. Zunächst wurden nur Ersatzteile gefertigt, die für den Wiederaufbau der Region benötigt wurden, doch bereits im Oktober 1945 wurde eine beschränkte Produktionsgenehmigung erteilt. Nach 1948 nahm das Unternehmen einen Aufschwung. Durch Kapitalerhöhungen 1954 und 1957 und erneut 1966 und 1973 wuchs das Stammkapital auf 30 Mio. DM.
Nach dem Ausscheiden Johann Maas' übernahmen sein Sohn Hans und Jürgen Rinn, ein Enkel Ludwig Rinns, die Geschäftsführung, bis 1981 die Familie Maas wegen Unstimmigkeiten aus dem Unternehmen ausschied. In den folgenden Jahren führten Managementfehler des Geschäftsführers Jürgen Rinn zu Massenentlassungen und schließlich 1985/86 zu der Übernahme des Unternehmens durch den koreanischen Konzern Tong Il.
1989 ging das Unternehmen in Konkurs.
Literature
Literature
Volker Schulz, Heyligenstaedt. Geschichte einer Werkzeugmaschinenfabrik 1876 - 1990. Gießen 1997 (Schriften zur Gießener Stadtgeschichte 2).