138
Vollständige Signatur
HWA, 138
Bestand
Identifikation (kurz)
Titel
Titel
Bänninger GmbH, Gießen
Siehe
Korrespondierende Archivalien
Korrespondierende Archivalien
HWA, Bestand 138, Nr. 17 (Festansprache Karl Bänninger jr.)
Firmenakte der IHK Gießen-Friedberg
Firmenakte der IHK Gießen-Friedberg
Bestandsdaten
Bestandsgeschichte
Bestandsgeschichte
Der Bestand, 4,5 lfd. m, wurde 1996 als Depositum an das Hessische Wirtschaftsarchiv gegeben.
Geschichte des Bestandsbildners
Geschichte des Bestandsbildners
1909 gründete der Schweizer Bürger Karl Bänninger I. (1843-1911) in Gießen unter der Firmierung "Bänninger GmbH" eine Fittingsfabrik. Der Gesellschaftsvertrag wurde am 23.6.1909 geschlossen.
Karl Bänninger I. hatte eine Lehre in der landwirtschaftlichen Maschinenfabrik Rauschenbach in Schaffhausen absolviert und sich selbst zum Ingenieur weiter gebildet. Nach der Tätigkeit in einem Patentbüro in Paris sowie bei der Werkzeugmaschinenfabrik Hartmann in Chemnitz war er als Werksleiter in die Maschinenfabrik Rauschenbach zurückgekehrt. Im Alter von etwa 60 Jahren war er bei Rauschenbach ausgeschieden, um mit seinem ersparten Vermögen ein eigenes Unternehmen zu gründen. Nach Prüfung verschiedener Standorte in Deutschland entschied er sich für ein Gelände im Erdkauterweg in Gießen, das zu beiden Seiten der Oberhessischen Bahn nach Gelnhausen gelegen war und somit über eine vorteilhafte Verkehrsanbindung verfügte.
Karl Bänninger II., ein Sohn des Unternehmensgründers, brachte Kenntnisse über moderne Verfahrens- und Fertigungsmöglichkeiten in die Gesellschaft ein, die er während eines längeren Studienaufenthaltes in den USA erworben hatte. Der zweite Sohn Max kehrte zur Aufnahme der Fertigung, die auf 100 t im Monat ausgerichtet war, aus England zurück und übernahm die kaufmännische Seite des Betriebs, insbesondere die Einführung der Produkte unter der Marke >B< auf dem Markt.
Im Gegensatz zu bei den anderen europäischen Fittings-Produzenten üblichen Herstellung der Sandkerne von Hand verwendete Bänninger aus Amerika importierte Kernblasmaschinen sowie Metallmodellplatten statt der sonst üblichen Gipsmodellplatten. Im Januar 1911 konnten die ersten Tempergussfittings ausgeliefert werden. Im November 1911 starb der Unternehmensgründer.
Während des Ersten Weltkriegs wurden zahlreiche Mitarbeiter zum Heeresdienst eingezogen, an deren Stelle Ersatzkräfte, darunter auch Frauen, für die Gewindeschneidmaschinen angelernt wurden.
In der Inflationszeit nach Ende des Kriegs gab das Unternehmen gemeinsam mit den Gießener Unternehmen Heyligenstaedt und Schaffstaedt Notgeldscheine aus, die die knappe offizielle Währung ersetzten. In dieser Zeit trat Dr. med. Erasmus Pauly, ein Schwager von Karl und Max Bänninger, in das Unternehmen ein, um den Einkauf und die Vertretung der Interessen des Unternehmens in Fachverbänden und Industrieorganisationen zu übernehmen.
Nach amerikanischem Vorbild wurde das kontinuierliche Glühen des Tempergusses in einem Tunnelofen eingeführt. Das Unternehmen profitierte von der regen Bautätigkeit, die mit der Machtübernahme Hitlers einsetzte: Mit den steigenden Umsätzen in den 1930er Jahren, von denen Exporte in fast 40 Länder etwa ein Drittel ausmachten, wuchs auch die Belegschaft. 1938 trat mit Dr. Helmut Buddensiek ein weiterer Schwager in das Unternehmen ein.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden neben der Fabrikation von Fittings auch Heeresaufträge ausgeführt. Dabei beschäftigte das Unternehmen auch Kriegsgefangene. Nach mehreren Luftangriffen, bei denen der Betriebsleiter Huttel und 6 deutsche Mitarbeiter ums Leben kamen - über etwaige Todesfälle bei den Zwangsarbeitern schweigt die Überlieferung - musste das zu 65 % zerstörte Werk schließlich stillgelegt werden. Der Wiederaufbau nach Kriegsende konnte zum Teil durch den Verkauf der erhalten gebliebenen Lagerbestände finanziert werden.
Am 1.11.1945 wurde ein Antrag auf Wiederaufnahme der Fittings-Produktion gestellt, dem am 19.12.1945 stattgegeben wurde. Am 13.5.1946 konnte die Produktion wieder aufgenommen werden, wobei durch die Beschaffung von Walzeisen der Schmelzbetrieb in neu aufgestellten Kupolöfen aufgenommen werden konnte. Wegen der Produktionsüberkapazitäten an Temperguss-Fittings wurden die Stückzahlen in der Folgezeit beibehalten, während zusätzlich die Fertigung von Lötfittings aus Rotguss und Kupfer aufgenommen wurde.
Am 30.4.1951 schied Max Bänninger, der Sohn des Unternehmensgründers, als Geschäftsführer aus dem Unternehmen aus. An seiner Stelle wurden Ernst und Karl Bänninger jr. und ab 1956 Dr. Hellmut Buddensiek als Geschäftsführer bestellt.
Im November 1951 beschäftigte die Bänninger GmbH 900 Arbeitskräfte.
Am 20.6.1959 konnte im Gesellschaftshaus des Frankfurter Zoologischen Gartens das 50jährige Firmenjubiläum gefeiert werden.
Die Entwicklung des Stammkapitals, das im November 1951 auf 4 Mio. DM festgesetzt worden war, zeigt die günstige wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens in den folgenden Jahren: nachdem am 25.6.1960 das Stammkapital auf 8 Mio. DM erhöht worden war, wurde es am 21.6.1965 auf 16 Mio. und am 3.7.1973 auf 32 Mio. DM jeweils verdoppelt.
1968 beschäftigte die Bänninger GmbH über 1.000 Personen, seit 1971 wurden im Werk Reiskirchen Kunststofffittings gefertigt.
In den 1960er Jahren war der Absatz von in Deutschland gefertigten Fittings aufgrund der billigeren Importware stark rückläufig, so dass 11 der ehemals 15 Fittingsbetriebe die Produktion einstellen mussten. Auch Bänninger musste über 200 Arbeitsplätze abbauen.
1982 wurde die Kapitalmehrheit an dem Unternehmen an die Nibco Inc., USA verkauft, mit der bereits drei Jahre zuvor eine Kooperation bestand. 1985 wurde Bänninger durch die Nibco Inc. übernommen. Karl Bänninger ging nach über 30 Jahren Tätigkeit in den Ruhestand; Ernst Bänninger übernahm den Vorsitz im Aufsichtsrat, während Dr. Ewald Döring, von 1980-1985 Geschäftsführer des Unternehmens, Vorsitzender der Geschäftsleitung wurde.
Am 15.12.1993 wurde ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit der Delta Group Overseas Holding GmbH als herrschendem Unternehmen geschlossen. Nachdem am 21.8.1997 das Stammkapital von 32 Mio. auf 19,5 Mio. DM herabgesetzt worden war, wurde am 11.3.1998 ein Teil des Vermögens auf die International Building Products Deutschland GmbH, Frankfurt a.M. übertragen. Mit dem Verschmelzungsvertrag vom 28.6.1999 wurde das Gesamtvermögen auf die übernehmende International Building Products Deutschland GmbH übertragen.
1999 wurde der Geschäftssitz der International Building Products Deutschland GmbH von Frankfurt a.M. in den Erdkauter Weg 17 in Gießen verlegt. Am 31.12.2001 wurde der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit der Delta Group Overseas Holding GmbH aufgehoben.
Karl Bänninger I. hatte eine Lehre in der landwirtschaftlichen Maschinenfabrik Rauschenbach in Schaffhausen absolviert und sich selbst zum Ingenieur weiter gebildet. Nach der Tätigkeit in einem Patentbüro in Paris sowie bei der Werkzeugmaschinenfabrik Hartmann in Chemnitz war er als Werksleiter in die Maschinenfabrik Rauschenbach zurückgekehrt. Im Alter von etwa 60 Jahren war er bei Rauschenbach ausgeschieden, um mit seinem ersparten Vermögen ein eigenes Unternehmen zu gründen. Nach Prüfung verschiedener Standorte in Deutschland entschied er sich für ein Gelände im Erdkauterweg in Gießen, das zu beiden Seiten der Oberhessischen Bahn nach Gelnhausen gelegen war und somit über eine vorteilhafte Verkehrsanbindung verfügte.
Karl Bänninger II., ein Sohn des Unternehmensgründers, brachte Kenntnisse über moderne Verfahrens- und Fertigungsmöglichkeiten in die Gesellschaft ein, die er während eines längeren Studienaufenthaltes in den USA erworben hatte. Der zweite Sohn Max kehrte zur Aufnahme der Fertigung, die auf 100 t im Monat ausgerichtet war, aus England zurück und übernahm die kaufmännische Seite des Betriebs, insbesondere die Einführung der Produkte unter der Marke >B< auf dem Markt.
Im Gegensatz zu bei den anderen europäischen Fittings-Produzenten üblichen Herstellung der Sandkerne von Hand verwendete Bänninger aus Amerika importierte Kernblasmaschinen sowie Metallmodellplatten statt der sonst üblichen Gipsmodellplatten. Im Januar 1911 konnten die ersten Tempergussfittings ausgeliefert werden. Im November 1911 starb der Unternehmensgründer.
Während des Ersten Weltkriegs wurden zahlreiche Mitarbeiter zum Heeresdienst eingezogen, an deren Stelle Ersatzkräfte, darunter auch Frauen, für die Gewindeschneidmaschinen angelernt wurden.
In der Inflationszeit nach Ende des Kriegs gab das Unternehmen gemeinsam mit den Gießener Unternehmen Heyligenstaedt und Schaffstaedt Notgeldscheine aus, die die knappe offizielle Währung ersetzten. In dieser Zeit trat Dr. med. Erasmus Pauly, ein Schwager von Karl und Max Bänninger, in das Unternehmen ein, um den Einkauf und die Vertretung der Interessen des Unternehmens in Fachverbänden und Industrieorganisationen zu übernehmen.
Nach amerikanischem Vorbild wurde das kontinuierliche Glühen des Tempergusses in einem Tunnelofen eingeführt. Das Unternehmen profitierte von der regen Bautätigkeit, die mit der Machtübernahme Hitlers einsetzte: Mit den steigenden Umsätzen in den 1930er Jahren, von denen Exporte in fast 40 Länder etwa ein Drittel ausmachten, wuchs auch die Belegschaft. 1938 trat mit Dr. Helmut Buddensiek ein weiterer Schwager in das Unternehmen ein.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden neben der Fabrikation von Fittings auch Heeresaufträge ausgeführt. Dabei beschäftigte das Unternehmen auch Kriegsgefangene. Nach mehreren Luftangriffen, bei denen der Betriebsleiter Huttel und 6 deutsche Mitarbeiter ums Leben kamen - über etwaige Todesfälle bei den Zwangsarbeitern schweigt die Überlieferung - musste das zu 65 % zerstörte Werk schließlich stillgelegt werden. Der Wiederaufbau nach Kriegsende konnte zum Teil durch den Verkauf der erhalten gebliebenen Lagerbestände finanziert werden.
Am 1.11.1945 wurde ein Antrag auf Wiederaufnahme der Fittings-Produktion gestellt, dem am 19.12.1945 stattgegeben wurde. Am 13.5.1946 konnte die Produktion wieder aufgenommen werden, wobei durch die Beschaffung von Walzeisen der Schmelzbetrieb in neu aufgestellten Kupolöfen aufgenommen werden konnte. Wegen der Produktionsüberkapazitäten an Temperguss-Fittings wurden die Stückzahlen in der Folgezeit beibehalten, während zusätzlich die Fertigung von Lötfittings aus Rotguss und Kupfer aufgenommen wurde.
Am 30.4.1951 schied Max Bänninger, der Sohn des Unternehmensgründers, als Geschäftsführer aus dem Unternehmen aus. An seiner Stelle wurden Ernst und Karl Bänninger jr. und ab 1956 Dr. Hellmut Buddensiek als Geschäftsführer bestellt.
Im November 1951 beschäftigte die Bänninger GmbH 900 Arbeitskräfte.
Am 20.6.1959 konnte im Gesellschaftshaus des Frankfurter Zoologischen Gartens das 50jährige Firmenjubiläum gefeiert werden.
Die Entwicklung des Stammkapitals, das im November 1951 auf 4 Mio. DM festgesetzt worden war, zeigt die günstige wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens in den folgenden Jahren: nachdem am 25.6.1960 das Stammkapital auf 8 Mio. DM erhöht worden war, wurde es am 21.6.1965 auf 16 Mio. und am 3.7.1973 auf 32 Mio. DM jeweils verdoppelt.
1968 beschäftigte die Bänninger GmbH über 1.000 Personen, seit 1971 wurden im Werk Reiskirchen Kunststofffittings gefertigt.
In den 1960er Jahren war der Absatz von in Deutschland gefertigten Fittings aufgrund der billigeren Importware stark rückläufig, so dass 11 der ehemals 15 Fittingsbetriebe die Produktion einstellen mussten. Auch Bänninger musste über 200 Arbeitsplätze abbauen.
1982 wurde die Kapitalmehrheit an dem Unternehmen an die Nibco Inc., USA verkauft, mit der bereits drei Jahre zuvor eine Kooperation bestand. 1985 wurde Bänninger durch die Nibco Inc. übernommen. Karl Bänninger ging nach über 30 Jahren Tätigkeit in den Ruhestand; Ernst Bänninger übernahm den Vorsitz im Aufsichtsrat, während Dr. Ewald Döring, von 1980-1985 Geschäftsführer des Unternehmens, Vorsitzender der Geschäftsleitung wurde.
Am 15.12.1993 wurde ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit der Delta Group Overseas Holding GmbH als herrschendem Unternehmen geschlossen. Nachdem am 21.8.1997 das Stammkapital von 32 Mio. auf 19,5 Mio. DM herabgesetzt worden war, wurde am 11.3.1998 ein Teil des Vermögens auf die International Building Products Deutschland GmbH, Frankfurt a.M. übertragen. Mit dem Verschmelzungsvertrag vom 28.6.1999 wurde das Gesamtvermögen auf die übernehmende International Building Products Deutschland GmbH übertragen.
1999 wurde der Geschäftssitz der International Building Products Deutschland GmbH von Frankfurt a.M. in den Erdkauter Weg 17 in Gießen verlegt. Am 31.12.2001 wurde der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit der Delta Group Overseas Holding GmbH aufgehoben.