Vollständige Signatur

StadtA HG, D 03

Bestand


Identifikation (kurz)


Titel Titel
Zünfte
Laufzeit Laufzeit
frühes 16. Jahrhundert bis 1868/69

Siehe


Korrespondierende Archivalien Korrespondierende Archivalien
Neben den im Stadtarchiv Bad Homburg befindlichen Beständen gelangten beachtliche Teile der Akten nach dem Übergang der Landgrafschaft an Preußen im Jahr 1866 an das Staatsarchiv Wiesbaden (seit 1963 Hessisches Hauptstaatsarchiv), wo sie in den Abteilungen 310 (Akten der ehemaligen Landgrafschaft Hessen-Homburg), 314 (Landgrafschaft Hessen-Homburg, Landesregierung) und 317 (Landgrafschaft Hessen-Homburg, Amt Homburg, Akten, Amtsbücher und Rechnungen vom 18. Jahrhundert bis 1886) aufbewahrt werden. Die Akten umfassen die Zeitspanne vom frühen 16. Jahrhundert bis zu den Jahren 1866/67 und beinhalten Informationen über nahezu alle im Gebiet der Landgrafschaft Hessen-Homburg vertretenen Zünfte.

Bestandsdaten


Geschichte des Bestandsbildners Geschichte des Bestandsbildners
Noch bis in die 1860er Jahre hinein hatten in fast allen hessischen Territorien so genannte Zunftordnungen Bestand. Lediglich im Gebiet des Herzogtums Nassau galt bereits seit 1814 die uneingeschränkte Gewerbefreiheit. Die Stadt Frankfurt am Main und das Großherzogtum Hessen-Darmstadt vollzogen den Übergang zur freien Gewerbeausübung erst 1864 bzw. 1866. In Kurhessen wurden die Zünfte im Jahr 1867 – nach der Angliederung des Landes an Preußen und der damit verbundenen Übernahme der dort seit 1810 geltenden Freiheit der gewerblichen Betätigung – aufgehoben.
Der Begriff „Zunft“ geht sprachgeschichtlich auf das Verb „sich ziemen“ zurück. Von dem dazu gehörenden mittelhochdeutschen Substantiv „zumft“ im Sinne von Regel, Schicklichkeit oder Würde entwickelte sich der Bedeutungsinhalt des Wortes zu Zunft als „Gemeinschaft“ oder „Vertrag“ und schließlich zu „nach bestimmten Regeln eingerichtete Gesellschaft“. In der Wissenschaftssprache der Historiker hat sich seit dem 19. Jahrhundert die Unterscheidung der Termini technici „Gilden“ für Kaufleute und „Zünfte“ für Handwerker durchgesetzt. „Bruderschaften“ bezeichnen religiöse oder Gesellenvereinigungen, die heutigen „Innungen“ und „Handwerkskammern“ sind sozusagen die Nachfolgeorganisationen der Zünfte.
Die frühesten bekannten Gründungen gewerblicher Genossenschaften in Deutschland datieren ins 11. und 12. Jahrhundert – Weber in Mainz 1099, Fischer in Worms 1106/07, Schuhmacher in Würzburg 1128, „Bettziechenweber“ (Bettdeckenweber) in Köln 1149. Die ältesten in der Stadt Homburg vor der Höhe bzw. der späteren Landgrafschaft Hessen-Homburg nachweisbaren Zunftordnungen sind diejenigen der Metzger (1515), der Bäcker (1580), der Wollweber (1587) sowie der Häfner und Ziegler (1613).
Die hierarchisch strukturierte Ordnung der Zunftgenossen bestand aus Meistern, Gesellen und Lehrlingen – Bezeichnungen, deren Gültigkeit bis in die Gegenwart überdauert hat. Waren in einer Stadt weniger als zehn Meister eines Handwerks vertreten, so schlossen sich diese häufig mit ähnlich kleinen Handwerken in einer Mischzunft zusammen. Zugang zu einer Zunft erhielten nur solche Personen, die ehelich geboren waren und einen untadeligen Lebenswandel nachweisen konnten. Angehörige „unehrlicher“ und „anrüchiger“ bzw. „schimpflicher“ Berufe (Abdecker, Henker, Scharfrichter) waren wie handeltreibende Juden – selbst wenn diese hoheitliche Schutzbriefe besaßen (Schutzjuden) – von allen bürgerlichen Ämtern ausgeschlossen und durften sich daher auch nicht zünftig zusammenschließen. Infolge des Zunftzwanges wurde die Zahl der aufzunehmenden Lehrlinge, Gesellen und Meister eingeschränkt, Privilegien geschützt und unliebsame Konkurrenz ausgeschlossen. Die einzelnen Zünfte wurden von Seiten der Städte angehalten, qualitativ hochwertige Waren anzubieten, handwerklich einwandfreie Arbeit abzuliefern und nicht zuletzt für angemessene Preise zugunsten der Verbraucher zu sorgen.
Als die Zünfte seit dem Ende des Alten Reiches zu Anfang des 19. Jahrhunderts allmählich ganz aufgelöst wurden, waren das historische Interesse an dem überkommenen Schriftgut und die institutionellen Voraussetzungen glücklicherweise soweit ausgebildet, dass die Akten Beachtung fanden und in Verwahrung genommen werden konnten. Zumeist geschah dies durch die zuständigen Staatsarchive, entsprechendes Archivgut hat sich aber auch – wie zum Beispiel in Bad Homburg – in vielen kommunalen Archiven erhalten.
Enthält u.a. Enthält u.a.
Landgräfliche Zunftdeputate, Zunftordnungen der verschiedenen Zünfte, Rechnungs-, Gesellen- und Meisterbücher
Literatur Literatur
BAEUMERTH, ANGELIKA: 1200 Jahre Bad Homburg v. d. Höhe, Den Bürgern der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe zur 1200-Jahrfeier 1982, Bad Homburg v. d. Höhe 1982, S. 16-17
[Es werden vornehmlich Tuchmacherei, Wollweberei, Weinbau und Müllerei behandelt]
BAEUMERTH, KARL: Töpferei in der Landgrafschaft Hessen-Homburg – Ein Beitrag zur Zunftgeschichte, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde zu Bad Homburg v. d. Höhe XXXV (1982), S. 208-280
BAEUMERTH, KARL: Töpfer und Ziegler in Hessen-Homburg, Usingen 1987
BEINHAUER, MARLENE: Die ehrbare Zunft der Müller, in: Ehemalige Mühlen und Bäche in Gonzenheim, 2. Teil, Bad Homburg v. d. Höhe 2007, S. 125-140 [Geschichtlicher Arbeitskreis Gonzenheim, Heft 15]
BRAND, J.: Artikel Zunft, Zunftwesen, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, hrsg. von Adalbert ERLER †, Ekkehard KAUFMANN und Dieter WERKMÜLLER unter philologischer Mitarbeit von Ruth SCHMIDT-WIEGAND, Mitbegründet von Wolfgang STAMMLER, V.: Band, Berlin 1998, Sp. 1792-1803
FÜLLKRUG, STEPHAN: Das Zunftwesen in Homburg v. d. Höhe, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertums-Kunde zu Bad Homburg v. d. Höhe 10 (1910), S. 3-21
KLUGE, ARND: Die Zünfte, Stuttgart 2007
LOTZ, FRIEDRICH: Geschichte der Stadt Bad Homburg vor der Höhe mit den Stadtteilen Kirdorf und Gonzenheim, Bd. I, Begegnung mit Urkunden, Frankfurt am Main 1964, S. 122-131
PIES, EIKE: Zünftige und andere alte Berufe mit 222 zeitgenössischen Illustrationen und Zunftwappen, 2. Auflage, Solingen 1999 [Bibliothek für Familienforscher, hrsg. von Eike Pies, Bd. 1]
WANNER, GUSTAF ADOLF: Zunftkraft und Zunftstolz, 750 Jahre Basler Zünfte und Gesellschaften, Basel 1976
Findmittel Findmittel
Kartei (maschinenschriftlich)

Weitere Angaben (Bestand)


Umfang Umfang
4 laufende Meter (lfm) = 30 Archivkartons