S7Schuch
Complete identifier
ISG FFM, S7Schuch
Fonds
Identification (short)
Title
Title
Fotosammlung Heinrich Schuchmann
Life span
Life span
1920 - 1939
Fonds data
Custodial history
Custodial history
Zwei Serien, die dem ISG im August 2011 in zwei unterschiedlichen Verpackungseinheiten, einem Karton mit den originalen Fotohüllen aus Papier und einem Metalleimer, in den die Glasplatten gestapelt waren, von dritter Seite übergeben wurden. Aufgrund dieser Überlieferungssituation ist die Bestandsgeschichte weitgehend unbekannt. Aus den Beschriftungen der Fotohüllen und ergänzenden Recherchen ist Folgendes zu rekonstruieren: Protagonisten der Serie sind der Kaufmann Heinrich Schuchmann und seine Verlobte, dann Ehefrau Elisabeth, gen. Lisa, Schuchmann, geb. Paulus. Die Familie bewohnte das Haus Berger Straße 112, in dem sich auch die Metzgerei Karl Schuchmann befand, und kurzzeitig eine Wohnung im Heimatring 11. Die Fotosammlung beinhaltet Bilder in insgesamt drei Formaten: 65 x 90, 90 x 120 und 60 x 90. Der Übergang auf das Kleinformat 60 x 90 ist mit der Aufschrift auf einer der Fototaschen "Einweihung der Agfa-Box (Erste Aufnahmen) Sommer 1932" (Nr. 113-117) in Verbindung zu bringen. Seither fotografierte Schuchmann mit zwei Kameras, teilweise parallel. Die neue Technik ermöglichte offenbar ein schnelleres Auslösen, die Szenen wirken nun weniger inszeniert, gleichzeitig lässt aber auch die Qualität spürbar nach. Obwohl Schuchmann zweifellos der Besitzer der Kameras, Arrangeur der Aufnahmen und Auftraggeber der Abzüge war, kann er nicht in jedem Fall auch der Fotograph gewesen sein, da er häufig selbst im Bild zu sehen ist. Entweder diese Aufnahmen entstanden nach sorgfältiger Voreinstellung mit Selbstauslöser oder wurden von dritten Personen aufgenommen.
Zugang III/58/11
Zugang III/58/11
Includes
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Zwei Serien (s.o.): Die erste Serie (Nr. 1-181) besteht aus 181 Glas- und Filmnegativen im Format 90 x 120 bzw. 60 x 90. Sie dokumentiert das private Umfeld Heinrich und Elisabeth Schuchmanns: Feste im Familien- und Freundeskreis (Weihnachten, Sylvester, Verlobungsfeier), Sport, Ausflüge und Urlaubsreisen (Schwarzwald, Bayern-Tirol, Schweiz, Frankreich), schließlich die ersten Lebensjahre der Kinder (mit Märklineisenbahn oder Kettcar Nr. 178-180). Einen Schwerpunkt unter den sportlichen Aktivitäten bildet der Fußball mit einer Mannschaft namens "Peka", die einen Stern als Vereinsemblem besaß (Nr. 80, vgl. 191) und in einem Fall gegen "Gosi" nicht spielte (Nr. 79). Mit dieser Mannschaft fanden auch Vereinsfahrten statt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Radausflügen, die der Fotograph und seine Frau alleine oder mit Freunden in die nähere und weitere Umgebung Frankfurts unternahmen (Rüdesheim, Rothenburg o.T., Weiltal, Bensheim, Oppenheim, Gelnhausen, Lahntal, Hattsteinweiher, Wiesbaden-Mainz), mitunter mit Camping verbunden. In einem Fall führte eine Radwanderung über das Saarland bis nach Paris. In diesem Zusammenhang entstanden mehrerer Aufnahmen von Kriegsschauplätzen des 1870er Kriegs und des Ersten Weltkriegs (Nr. 155-159, 163-166). Ein dritter Schwerpunkt liegt schließlich bei Aufnahmen aus den Frankfurter Frei- bzw. Licht- und Luftbädern (insbesondere dem Mainbad Niederrad), die für das Paar, das Ende Juli - Anfang August 1931 sogar "Ferien im Luftbad" verbrachte (Nr. 88-89), und seinen Freundeskreis augenscheinlich das Naherholungsziel erster Wahl waren. Hierher führte sie der Weg sogar am Neujahrsmorgen 1933 (Nr. 127). Die Fotos dokumentieren nicht nur diese sonst selten abgebildeten Bäder, sondern auch die dortigen Vergnügungen, zu denen beispielsweise Verkleidungsaktionen als "Wilde" oder "Indianer" gehörten (Nr. 50, 114, 121-122). Viele dieser Aufnahmen mit Personen sind erkennbar inszeniert (bspw. Nr. 143). Zu den Personenaufnahmen kommen Stadt- und Gebäudeansichten hinzu, die bei den Ausflügen und Urlaubsreisen entstanden: Burg Henneberg über Stadtprozelten, Oppenheim, die Olympiaanlagen in Garmisch-Patenkirchen (Nr. 174), Innsbruck, Paris, Idar-Oberstein, Saarbrücken (Kriegsmahnmal: Nr. 177) etc. Last but not least Frankfurt selbst: Die Mainzeile hinter dem winterlich vereisten Fluss, der Römerberg, Nachtaufnahmen der Stadt im Winter (Nr. 26-29, 51-53), die Trierische Gasse (Nr. 43) oder ein Blick in die Schleiermacherstraße (Nr. 115). Auch besondere Ereignisse, wie der Verfassungstag 1928 (Nr. 12-14), der nationalsozialistisch angetönte Festzug zum 18. Deutschen Bundeskeglerfest 1933 (Nr. 144) oder der Schülerumzug des Vereins für das Deutschtum im Ausland (Nr. 151) oder der Überflug eines Zeppelins zur Reichstagswahl 1936 (Nr. 170) wurden von Schuchmann dokumentiert. Überhaupt ist ein gewisses Interesse am Außergewöhnlichen und an Neuerungen auszumachen: Schuchmann fotographierte die erst 1927 fertiggestellte, expressionistische Bonifatiuskirche in Sachsenhausen (Nr. 44), den Bau der Heimatsiedlung (Nr. 21, 32-33, 35-36, 38-41, 73), die 1930 abgebrannten bürgerlichen Schießstände (Nr. 76), den monumentalen "Riesen-Bembel" in Neu-Isenburg (Nr. 93, 123) oder die Dampfstraßenbahn der Frankfurter Waldbahn kurz vor ihrer Ausmusterung (Nr. 54). Auffällig ist das weitgehende Fehlen von Symbolen des NS-Staates.
Die zweite Serie (Nr. 182-220) enthält ausschließlich Glasnegative, mit wenigen Ausnahmen im Format 65 x 90. Abgebildet sind vor allem Personen: Beim Fasching, an Weihnachten, beim Wandern, beim Sport etc., ein Motorradrennen am Schottenring (Nr. 195-198), eine Aufnahme aus Eppstein und eine einzige Stadtansicht von Frankfurt (Blick vom Dom Richtung Osthafen, Nr. 219). Da Heinrich und Lisa Schuchmann hier wesentlich jünger sind, sind diese Bilder vor der 1928 einsetzenden anderen Serie einzuordnen, vermutlich ungefähr in der Zeit von 1920-1928.
Die Fotosammlung bietet gute Auswertungsmöglichkeiten zum Freizeitverhalten eines Paars aus dem Frankfurter Mittelstand in den 1930er Jahren, zu Festen (z.B. Sylvester), zum Sport, zur Körperkultur der Licht- und Luftbilder; zu Gebäuden in Frankfurt und der näheren Umgebung und zum Zeitgeschehen in der Zwischenkriegszeit (politische Veranstaltungen, Umzüge, bauliche Veränderungen, Neuerungen etc.).
Die zweite Serie (Nr. 182-220) enthält ausschließlich Glasnegative, mit wenigen Ausnahmen im Format 65 x 90. Abgebildet sind vor allem Personen: Beim Fasching, an Weihnachten, beim Wandern, beim Sport etc., ein Motorradrennen am Schottenring (Nr. 195-198), eine Aufnahme aus Eppstein und eine einzige Stadtansicht von Frankfurt (Blick vom Dom Richtung Osthafen, Nr. 219). Da Heinrich und Lisa Schuchmann hier wesentlich jünger sind, sind diese Bilder vor der 1928 einsetzenden anderen Serie einzuordnen, vermutlich ungefähr in der Zeit von 1920-1928.
Die Fotosammlung bietet gute Auswertungsmöglichkeiten zum Freizeitverhalten eines Paars aus dem Frankfurter Mittelstand in den 1930er Jahren, zu Festen (z.B. Sylvester), zum Sport, zur Körperkultur der Licht- und Luftbilder; zu Gebäuden in Frankfurt und der näheren Umgebung und zum Zeitgeschehen in der Zwischenkriegszeit (politische Veranstaltungen, Umzüge, bauliche Veränderungen, Neuerungen etc.).
Finding aids
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chronologisch provenienzgerecht bzw. sachthematisch geordnet
Further information (fonds)
Extent
Extent
220 Glas- und Filmnegative
Descriptors
Descriptors
Personen: Schuchmann, Heinrich: Kaufmann; Schuchmann, Elisabeth, geb. Paulus; Schuchmann, Achim; Schuchmann, Robert; Manns, Theo
Sachbegriffe: Heimatsiedlung; Freizeit; Freizeitverhalten; Licht- und Luftbad; Fahrradwandern; Campen; Fußball; Motorradrennen; Sportdress; Peka; Volleyball; Campen; Modelleisenbahn; Kinderspielzeug; Luftschiff; Zeppelin; Keglerfestzug; Verein für das Deutschtum im Ausland; Weihnachten; Christbaum; Sylvester; Verlobung; Schwarzwald; Frankreich
Orte: Frankfurt; Stadtprozelten; Rüdesheim; Rothenburg o. d. Tauber; Weiltal; Bensheim; Oppenheim; Gelnhausen, Lahntal; Wiesbaden; Mainz; Eppstein; Freiburg i. Br.; Lenzkirch; Innsbruck; Garmisch-Partenkirchen; Idar-Oberstein; Saarbrücken; Verdun; Gravelotte; Paris
Information / Notes
Additional information
Additional information
Die Fotosammlung wurde im Oktober 2011 von den Referendaren Hendrik Friggemann, Esther-Julia Howell und Clemens Joos im Rahmen eines Archivpraktikums am ISG geordnet, bewertet und verzeichnet. Bei der archivischen Bewertung wurde nur ein Drittel der Negative für eine dauerhafte Aufbewahrung ausgewählt. Grundlagen der Bewertungsentscheidungen waren: die Qualität, der Frankfurt-Bezug, das Vermeiden von Dubletten und das Ausscheiden rein privater Personenaufnahmen. Durch die unsachgemäße Aufbewahrung (s.u.) der zweiten Serie in einem Metalleimer wurden diese Bilder nicht nur stark beschädigt, sondern auch dekontextualisiert, sodass in vielen Fällen weder eine Datierung noch eine Bestimmung möglich waren. Da diese Serie zugleich ganz überwiegend aus privaten Personenaufnahmen bestand, wurde hier in stärkerem Ausmaß kassiert (135 von 164 Bildern): Übernommen wurden vor allem Bilder, die zeittypische Kleidung, Betätigungen und Alltagsszenen (Weihnachten, Fasching, Sport und Wandern) sowie Gebäude zeigen. In der ersten Serie, die durch die Aufbewahrung in den originalen Papierhüllen besser geschützt und hinreichend bezeichnet war, wurden vor allem Dubletten, qualitativ schlechte Bilder und reine Personenaufnahmen, bei denen weder eine zeittypische Kleidung noch irgendeine "Betätigung" erkennbar waren, aussortiert (312 von 493 Bildern). Zahlenmäßig stärker betroffen waren hier die jüngeren und qualitativ schlechteren Filmnegative (darunter diejenigen aus 1940/41 komplett).