Vollständige Signatur

ISG FFM, W1-58

Bestand


Identifikation (kurz)


Titel Titel
Oppenheimersche Papierwarenfabriken
Laufzeit Laufzeit
1909 - 2000

Bestandsdaten


Bestandsgeschichte Bestandsgeschichte
1. Zugang: 2010 o. Nr.
2. Zugang: 2023-109
(Stand 2020)
Geschichte des Bestandsbildners Geschichte des Bestandsbildners
Mitteldeutsche Mechanische Papierwarenfabrik
Gegründet um 1901 von Moritz James Oppenheimer (* 10.6.1879, + 4.5.1941). Das Unternehmen entwickelte sich bald zu einer der führenden Herstellerfirmen für Tüten und Beutel aller Art. Es entstanden Zweigniederlassungen in Berlin-Neukölln, Saarbrücken, Barcelona und Amsterdam. Die Beschäftigtenzahl lag in Frankfurt bei etwa 200 bis 220 Angestellten, in Berlin bei etwa 70 bis 80. Die Mitteldeutsche Mechanische Papierwarenfabrik produzierte zunächst in gemieteten Räumen in der Frankenallee. Um 1906/07 ließ Oppenheimer in dem damals neu-erschlossenen Osthafen-Industriegebiet in der Liegenschaft Hanauer Landstraße 181/185 in Fechenheim eine neue Fabrik errichten. Als sich das Unternehmen ausweitete, kaufte Oppenheimer die benachbarte Liegenschaft, das so genannte "Mesmer-Haus" in der Hanauer Landstraße 175/79 hinzu.
Von der Wirtschaftskrise 1929, die auch das Papierfach erfasste, konnte sich die Mitteldeutsche Mechanische Papierwarenfabrik nicht mehr erholen. Dem einst angesehenen Kaufmann Moritz J. Oppenheimer wurde als "Jude" nunmehr kein Moratorium gewährt. Aufgrund einer Denunziation geriet er im September 1933 in Gestapo-Haft. Schließlich musste er Antrag auf Konkurs stellen. Laut Eintrag in dem Gewerberegister wurde der Betrieb am 31.10.1933 eingestellt und das Unternehmen am 5.1.1934 abgemeldet. Moritz J. Oppenheimer schied am 4.5.1941 im Alter von 61 Jahren durch Freitod aus dem Leben.

PaverkGmbH
Der Sohn von Moritz James Oppenheimer, Dr. Walter Oppenheimer (10.7.1904-3.1.1972), hatte langjährige Erfahrungen als erster Prokurist bei der Mitteldeutschen Mechanischen Papierwarenfabrik, als er nach dem Zwangsverkauf des väterlichen Betriebes am 5.12.1933 sein eigenes Unternehmen, die Paverk GmbH, gründete. Der Name der Paverk entstand aus einer Reduzierung des Wortes PA(pier)VERK(auf). Da die Konkursverhandlungen der Mitteldeutschen Mechanischen Papierwarenfabrik des "jüdischen" Unternehmers Moritz James Oppenheimer in der Frankfurter Presse hohe Wellen geschlagen hatten, wählte Dr. Walter Oppenheimer als Firmensitz für seine Paverk die Reichshauptstadt Berlin. Die Fabrikation sollte jedoch in Frankfurt in der Mousonstraße 17 erfolgen. Um dem Unternehmen durch den Namen "Oppenheimer" nicht zu schaden, agierte er im Hintergrund, während die Geschäftsführerstelle von einem ausgewählten Stohmann besetzt wurde. 1937 wurde der Firmensitz nach Frankfurt verlagert. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde Dr. Walter Oppenheimer von Oktober 1942 bis 28. Mai 1943 von der Gestapo inhaftiert. Nach seiner Entlassung wurde ihm Beschäftigungsverbot erteilt.
Während der Luftangriffe war das Firmengebäude in der Mousonstraße völlig zerstört worden. Nach Kriegsende wurde die Papierverarbeitung daher in das Gebäude Orber Straße 4-6 verlegt. 1946 konnte Dr. Walter Oppenheimer, der alleiniger Gesellschafter der Paverk war, auch offiziell Geschäftsführer des Unternehmens werden. Seine Ehefrau Elsa Oppenheimer, geb. Wiegandt, übernahm 1951 die Stellung der zweiten Geschäftsführerin.
1962 kaufte das Ehepaar Oppenheimer von der bisherigen Eigentümerin, der Bundesregierung, die Liegenschaft Orber Straße 4 auf und errichtete auf dem Gelände für seine beiden Firmen Paverk GmbH und Maindruck ein neues Fabrikations- und Verwaltungsgebäude.
Am 15.8.1973 leitete die Paverk GmbH das Konkursverfahren ein. Die Firma wurde am 2.2.1977 wegen Vermögenslosigkeit von Amts wegen im Handelsregister gelöscht.

Maindruck Dr.Walter Oppenheimer Verlag, Buchdruck, Offsetdruck, Tiefdruck und Buchbinderei

Die Firma Main-Druck entstand 1946 auf Veranlassung der Militärregierung im Rahmen der Wiedergutmachung. Die Firma übernahm die Maschinen und die Einrichtung der früheren Walther-Druck. Da dieses Unternehmen als politisch belastet galt (sein ehemalige Inhaber, Hans Schultheis, war Mitglied der SS gewesen), durfte das Unternehmen nicht unter dem bisherigen Firmennamen weitergeführt werden und firmierte daher zunächst als "Druckerei- und Papierverarbeitung". Ab dem 1.1.1952 nahm es den Namen "Maindruck Dr. Walter Oppenheimer" an. Der Geschäftssitz der Maindruck war zusammen mit der der Paverk GmbH auf der Liegenschaft Orber Str. 4-6.
Zwischen der Paverk GmbH und der Maindruck wurde ein Organschaftsvertrag geschlossen, demgemäß sowohl der gesamte von der Paverk GmbH erzielte Gewinn als auch der eintretende Verlust an die Maindruck abzuführen war.

Nach dem Tod Dr. Walter Oppenheimers am 3.1.1972 wurde Elsa Oppenheimer alleinige Inhaberin der Paverk GmbH sowie der Maindruck. Am 19.7.1973 wurde die Maindruck Dr. Walter Oppenheimer nach einem Vergleich aufgelöst.
(Stand 2010)
Enthält Enthält
Der Bestand besteht aus Geschäftsakten, einzelnen Geschäftsbüchern, privaten Unterlagen und Fotografien.

Inhalte: Allgemeine Geschäftsunterlagen, Entschädigungsunterlagen der Paverk GmbH; Konkursverfahren der Paverk GmbH sowie der Maindruck; Fotoalben der Paverk sowie der Maindruck, vereinzelte Familienpapiere

Weitere Angaben (Bestand)


Umfang Umfang
29 Verzeichnungseinheiten (Stand 2010)
Benutzung Benutzung
Lagerort: BO
Deskriptoren Deskriptoren
Personen: Oppenheimer, Moritz J.; Oppenheimer, Walter
Sachbegriffe: Firma; Papierverarbeitung
Körperschaften: Maindruck; Paverk GmbH; Mitteldeutsche Mechanische Papierwarenfabrik