H.07.03

Vollständige Signatur

ISG FFM, H.07.03

Bestand


Identifikation (kurz)


Titel Titel
Rechnei nach 1816
Laufzeit Laufzeit
1816 - 1887

Bestandsdaten


Geschichte des Bestandsbildners Geschichte des Bestandsbildners
Das Rechneiamt war die oberste Finanzbehörde der Stadt Frankfurt. Mit der allmählichen Ausbildung einer kommunalen Selbstverwaltung seit dem 14. Jahrhundert wurde auch eine Verwaltung der Finanzen des sich zur Reichsstadt entwickelnden Gemeinwesens notwendig, und so wurden seit 1348 so genannte Rechen- oder Rubrikenbücher, d. h. Bilanzen der Stadtrechnung, geführt , von denen jedoch nur noch der Jahrgang 1428 erhalten ist. In den Listen der jährlich gewählten Inhaber von Ratsämtern (Bestand Ratswahlen und Ämterbestellungen) stehen die sechs Rechenmeister – je zwei Ratsherren aus jeder Ratsbank – nach den Bürgermeistern an zweiter Stelle, d. h. dieses Ratsamt war eines der ältesten und wichtigsten. Bei den Rechenmeistern, die dem Rat vierteljährlich Rechnung ablegen mussten, liefen alle Einkünfte der Stadt zusammen, die dann mit den Ausgaben verrechnet wurden.
In reichsstädtischer Zeit kam es immer wieder zu Krisen in den städtischen Finanzen, die nicht zuletzt auch dadurch hervorgerufen wurden, dass der Rat zu zwei Dritteln vom Patriziat beherrscht wurde, und damit auch die Finanzverwaltung ganz unter der Kontrolle dieser schmalen Oberschicht stand. Dies führte zu Konflikten mit der Bürgerschaft, denen in solchen Krisenzeiten zumeist höhere Steuern abverlangt wurden. Nach der Schlacht von Kronberg 1389, als ein hohes Lösegeld für die gefangen genommenen Bürger zu zahlen war, hatte man den Rat noch um 20 Personen erweitert, um die Verantwortung auf einen größeren Personenkreis zu verteilen, doch wurde diese Verfassungsänderung 1408 wieder rückgängig gemacht, so dass das Patriziat die Politik wieder alleine bestimmte.
Der Schmalkaldische Krieg, die Belagerung von 1552 sowie Fehlspekulationen im Bergbau und eine schlechte Finanzverwaltung führten zu einer hohen Verschuldung und zu Steuererhöhungen. Dies und andere Beschwerden führten schließlich 1612 zum Fettmilchaufstand, doch konnten die Unruhen durch Vermittlung einer kaiserlichen Kommission im „Bürgervertrag“ von 1613 zunächst eingedämmt werden: U. a. sollten die städtischen Finanzen durch ein bürgerliches Neuner- oder Stadtrechnungsrevisionskolleg kontrolliert werden, das aber nur bis 1615 tätig war , da sich der Rat nach der Niederschlagung des Aufstandes 1616 über den Bürgervertrag hinwegsetzte. Erst während des Verfassungskonfliktes (1705-1732) wurden die Neuner 1717 wieder eingesetzt. Seit 1816 wurden sie als Stadtrevisionskolleg bezeichnet und der Ständigen Bürgerrepräsentation angegliedert.
1732 wurde ein aus 51 Personen bestehendes Kollegium eingerichtet, dessen Mitglieder auf Lebenszeit aus der Bürgerschaft gewählt wurden. Die 51er wurden in die einzelnen Ämter deputiert, um deren Finanzen zu kontrollieren. Sie ernannten die Gegenschreiber, die Gegenbücher parallel zu den entsprechenden, von den Beamten des Rats angelegten Büchern führten. Diese 1717 begonnene Gegenbuchführung blieb auch in freistädtischer Zeit bestehen. 1816 wurde das 51er-Kolleg in ”Ständige Bürgerrepräsentation” umbenannt und ein Jahr später die Mitgliederzahl auf 61 erhöht.
Enthält Enthält
Durch die so genannte verbesserte Visitationsordnung vom 4. Juli 1726 wurde die Struktur der Stadtverwaltung bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit gesetzlich geregelt. Dem Rechneiamt wurden nun folgende Ämter bzw. Aufgaben einverleibt: 1. Kriegszeugamt, 2. Fleischamt, 3. Standamt, 4. Leißzoll, 5. Fischamt, 6. Haus-, Grund- und andere Zinseinnahmen, 7. Gewürz-, Stoß- und Safranschau, Aufsicht über die Schneid(Gewürz)mühle, Tuchschau und Stempelpapier und 8. Marstall mitsamt Brückhof und Kranen. Am Ende des 18. Jahrhunderts setzte sich das Rechneiamt neben den sechs Ratsdeputierten aus zwei Deputierten des Bürgerausschusses sowie zwei Rechenschreibern des Magistrats und zwei bürgerlichen Gegenschreibern zusammen. 1832 wurden das Rentenamt mit dem Akzisewesen der Dörfer, die Visieranstalt und die Malz- und Mehlwaage dem Rechneiamt zugeschlagen, das seitdem als Rechnei- und Rentenamt bezeichnet wurde.
Die Laufzeit des größten Teils der Akten umfasst den Zeitraum von 1810 bis ca. 1870, doch wurde einige Akten auch in preußischer Zeit weiter geführt, einzelne sogar bis in das 20. Jahrhundert hinein. Da die Rechnei als oberste Finanzbehörde mit den finanziellen Angelegenheiten aller anderen Ämter befasst war, bilden ihre Akten eine gewisse Ersatzüberlieferung für einige im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bestände wie z. B. Senatsakten oder Schul- und Kirchenakten.
Zum Geschäftsbereich des Rechneiamtes gehörten auch Gewerbe- und Handelsangelegenheiten (Erteilung von Konzessionen, Börsenanschläge, städtische Gebühren, Abgaben und Zölle, Eichwesen, Hafen, Schifffahrt, Nahrungsschutz u.a.). Da es auch für die Gehälter und Pensionen der städtischen Bediensteten zuständig war, ist ein Teil des Bestandes „Rechnei nach 1816“ als Personalakten anzusehen.
Einen größeren Teilbestand bilden die „Zollverein-Druckschriften“, d. h. die Abrechnungen, Gewerbetabellen und Statistiken des Deutschen Zollvereins aus den Jahren 1839-1860 (Nr. 3974-4858) sowie die Gewerbeordnungen für den Norddeutschen Bund aus den Jahren 1869-1887 (Nr. 4859-5031).

Weitere Angaben (Bestand)


Umfang Umfang
5054 Verzeichnungseinheiten, 45,5 Regalmeter (Stand 2022)
Benutzung Benutzung
Lagerort: TM

Informationen / Notizen


Zusatzinformationen Zusatzinformationen
Letzte Signaturnummer: 5056 (Nr. 4465 und 4755 sind nicht belegt)