A.44.03

Complete identifier

ISG FFM, A.44.03

Fonds


Identification (short)


Title Title
Rothschild-Bibliothek
Life span Life span
1887 - 1929

Fonds data


Custodial history Custodial history
Der Bestand umfasst neben einer Akte zu Personalangelegenheiten ausschließlich Unterlagen zum Erwerb von Büchern sowie den Schriftwechsel mit anderen Bibliotheken, Behörden und sonstigen Organisationen (Akz. Rothschild-Bibliothek: 1934-110).
History of creator History of creator
1887 hat Freifräulein Hannah Louise von Rothschild in Frankfurt zum Andenken an ihren Vater Freiherr Meyer Carl von Rothschild, Enkel des Begründers des Bankhauses Rothschild Meyer Amschel Rothschild, unter der Bezeichnung „Freiherrlich Carl von Rothschild'sche öffentliche Bibliothek" eine Stiftung gegründet. Zu dem Zweck wurde in der ersten Etage des Hauses Bethmannstraße 1 ein Lokal gemietet bzw. 1888 käuflich erworben. Auf diese Lokalitäten blieb die Bibliothek bis zum Jahre 1888 beschränkt. Die Bibliothek umfasste den 3.000 Bände starken Privatbesitz des Elternhauses und sollte nach dem Vorbild der englischen „Free Libraries" jedermann kostenlos zugänglich sein.
Gesammelt wurden in erster Linie englische, französische und deutsche Literatur der Gegenwart, da man eine inhaltliche Überschneidung mit den beiden anderen großen Frankfurter Bibliotheken, der Senckenberg'schen (Naturwissenschaften) und der Stadtbibliothek (klassische Werke), vermeiden wollte, weiterhin Literatur auf den Gebieten Kunstwissenschaft, Archäologie, Kunstgeschichte, Geschichte und Numismatik. Die Bibliothek sollte in erster Linie wissenschaftlichen Studien dienen, jedoch auch den Bedürfnissen des größeren Publikums Rechnung tragen. Schon im ersten Jahr 1888 nutzten 1.470 Leser die Bibliothek.

Zur Vermehrung der Bücher standen der Anstalt bisher folgende Haupterwerbungsquellen zu: Die von Seiten der Stifterin bewilligten Ankäufe, Büchergaben der Stifterin, der Freifrau Karl von Rothschild, der Lady Rothschild in London, der Freifrau James von Rothschild in Paris. Weitere Geschenkgeber waren u.a. Freifrau Wilhelm von Rothschild, Freiherr Henri von Rothschild, Buchhändler Simon Leopold Baer, Musikdirektor Dr. H. Henkel. Die buchhändlerischen Bezüge wurden fast komplett von den Firmen Joseph Baer & Co. und Carl Jügel's Nachfolger (Moritz Abendroth) vermittelt.
Als die Gründerin Hannah Louise von Rothschild am 23. März 1892 starb, wandelten ihre Mutter und ihre Schwester die Bibliothek in eine Stiftung des öffentlichen Rechts um. Mit einem Kapital von einer Million Reichsmark ausgestattet, war ihr Fortbestand und Wachstum gesichert.

Die Verwaltung der Stiftung oblag fünf Mitgliedern des Stiftungsvorstandes. Die Mitglieder des ersten Stiftungsvorstandes waren Otto Donner von Richter, Dr. phil Prof. Ludwig Oelsner, Julius H. Jeidls, Christian Bonhard und Notar Dr. jur. Eduard de Bary.
Schon 1894 reichte der Platz in der Bethmannstraße nicht mehr aus, so dass man nach dem Tode der Freifrau Carl von Rothschild in das klassizistische Rothschild-Palais am Untermainkai 15 zog. Dieses Gebäude ist komplett in den Besitz der Anstalt übergegangen. Als zwölf Jahre später auch hier die Räumlichkeiten nicht mehr ausreichten, kaufte man das Nachbarhaus an.

Der Bestand der Bibliothek wurde weiterhin durch Schenkungen und Ankäufe vergrößert. Durch einen Vertrag mit der Stadtgemeinde Frankfurt vom 3. Okt. 1902 wurde eine Bestandsabgrenzung und -bereinigung vorgenommen. Dies bedeutete, dass die Rothschild-Bibliothek aus der Stadtbibliothek sprach- und literaturwissenschaftliche Werke erhielt, im Gegenzug musste sie an die Stadtbibliothek archäologische Literatur abgeben. Zugleich wurde vereinbart, dass die Stadt Frankfurt der Rothschild-Bibliothek einen jährlichen Zuschuss von 4000 Mark gewähren sollte.
Die Inflation in den Zwanziger Jahren entwertete das Stiftungskapital, die Bibliothek wurde über Jahre hindurch von der Stadt Frankfurt subventioniert. Infolge von Krieg und Inflation sah sich die Rothschild-Bibliothek genötigt, ihre Anschaffungen mehr und mehr einzuschränken. Die Stiftung war seit einigen Jahren nicht mehr in der Lage, ihre gesamten Unkosten zu decken. Bereits 1924 wurden verschiedene Überlegungen angestellt, wie künftig mit der Rothschild-Bibliothek zu verfahren sei. Die Auflösung der Stiftung im Jahre 1928 war unumgänglich. Die Stadt übernahm die Rothschild-Bibliothek und führte sie innerhalb der Gesamtverwaltung der Frankfurter Bibliotheken weiter. Der Rothschild-Bibliothek wurden 1929 die Bestände des ebenfalls aus privaten Mitteln entstandene F.N. Manskopfschen Museums für Musik- und Theatergeschichte angegliedert, eine Sammlung, die unter anderem Manuskripte von Robert Schumann, Richard Wagner und Richard Strauss umfasst.
Die Stadtbibliothek, die Bibliothek für Kunst und Technik und die Rothschild-Bibliothek dienten dem wissenschaftlichen Leben und seit 1914 der Universität gleichzeitig als Universitätsbibliothek.

Unter der nationalsozialistischen Herrschaft wurde die Rothschild-Bibliothek durch Beschluss des Magistrats vom 18. Dez. 1933 und durch Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung vom 30. Dez. 1933 in „Bibliothek für neuere Sprachen und Musik" umbenannt, um die Erinnerung an die jüdische Stifterfamilie zu tilgen.
Im Zweiten Weltkrieg blieb sie, im Gegensatz zur Stadtbibliothek, sowohl als Gebäude, als auch als Sammlung erhalten. Die Rothschild-Bibliothek hatte keinen wesentlichen Schaden an Büchern erlitten, die Gebäude Untermainkai 14 und 15 wurden teilweise zerstört.
1945 wurde die Bibliothek für neuere Sprachen und Musik im Zuge der „Denazifizierung und Entmilitarisierung deutscher Straßennamen und Denkmäler" wieder in Freiherrlich Carl von Rothschild'sche Bibliothek umbenannt.
Seit 1945 ist sie mit ihren 130.000 Bänden Teil der Stadt- und Universitätsbibliothek. Die Stadt- und Universitätsbibliothek nahm nach 1945 zunächst in den beengten Räumen der Rothschild-Bibliothek am Untermainkai 14 und 15 ihre Arbeit wieder auf.
Erst 1964 konnte die Stadt- und Universitätsbibliothek das Provisorium beenden und in das Gebäude an der Bockenheimer Warte ziehen.
Literature Literature
Lehmann, Klaus-Dieter: Hundert Jahre Rothschild'sche Bibliothek. Eine europäische Bildungsbibliothek. In: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst, Bd. 62, 1993, S. 251-263.(Signatur: LS/NR 4060/17)
Fischer, Franz, Kontinuität und Neubeginn. Die Entwicklung der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main 1945-1965. Sonderdruck aus: Die Entwicklung des Bibliothekswesens in Deutschland 1945-1965, hrsg. von Peter Vodosek und Joachim-Felix Leonhard, Wiesbaden 1993.
Die Rothschild' sehe Bibliothek in Frankfurt am Main, hrsg. von der Gesellschaft der Freunde der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main e.V., Frankfurt 1988.

Further information (fonds)


Extent Extent
28 Verzeichnungseinheiten (Stand 2019)
Access Access
Lagerort: BO