KreisA HG Bestand Slg. 102 Nr. 313

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Beschreibung: Fallakte (allgemein)

Identifikation (Fallakte)

Titel 

von Briesen, Konstantin

Laufzeit 

1867-1868, 1876-1877

Angaben zur Person

Personenname 

Konstantin Karl Alexander Wilhelm von Briesen

Geburtsdatum 

15. Juli 1821

Geburtsort 

Pritten (heute: Przyton, Polen)

Sterbedatum 

9. August 1877

Sterbeort 

Homburg v.d.Höhe

Religion 

evangelisch; 1847 konvertiert zum katholischen Glauben

Beruf 

Jurist

Biografische Angaben 

Sein Vater war der Rittergutsbesitzer Ferdinand Alexander von Briesen. Ganz der militärischen Tradition verhaftet, ging er bereits im Alter von 12 Jahren zum Kadettencorps in Berlin und Potsdam, das er nach vier Jahren als Rittmeister der Landwehr-Kavallerie verließ. Nach dem Abitur folgte ein Studium der Rechtswissenschaften, das er 1842 abschließt. In der Folge wird er Aukulator beim Kammergericht Berlin. Der Wechsel in die Verwaltungsebene erfolgt am 4. Oktober 1844, als er Regierungsreferendar bei der Regierung Potsdam wird, 1849 wird er Regierungsassessor bei der Regierung Trier. Seinen ersten Landratsposten übernimmt er am 4. April 1853 in Merzig-Wadern. Hier war von Briesen bereits seit dem 25. März 1850 kommissarisch tätig. In diese Zeit fällt auch seine Heirat am 17. April 1852 in Koblenz mit Maria geborene Gräfin Seyssel d’Aix, der Tochter des Landrats Carl Theodor von Seyssel d’Aix. Zu seinem Polterabend erscheint sogar der Prinz von Preußen. In seiner Merziger Zeit steht von Briesen wiederholt in Kontakt mit dem preußischen Königshaus. Dienstlich hat er mehrfach n Frankreich zu tun. Dabei wächst in ihm der Wunsch, in den auswärtige Dienst zu wechseln. Nach einem entsprechenden Gesuch kann von Briesen von Februar bis April 1854 eine dreimonatige Tätigkeit beim Ministerium für Auswärtige Dienste antreten
Vom 18. September 1854 bis November 1855 versah von Briesen zudem auftragsweise die Verwaltung des benachbarten Kreis Saarburg.
Am 22. Oktober 1859 wird von Briesen durch den Minister Graf von Pückler zum außerordentlichen Mitglied des neu organisierten Landes-Oeconomie-Collegiums ernannt. Als solcher soll er reisen ins Ausland unternehmen und sich die dortigen landwirtschaftlichen Verhältnisse anschauen So fährt von Briesen von Mitte Mai bis Mitte Juli nach Spanien und bis nach Marokko (Tanger). Der Bericht über die Reise soll in den "Annalen der Landwirtschaft für die Königlich Preußischen Staaten", 2. und 3. Heft 1866 abgedruckt werden.
1862 besucht Königin Augusta mehrfach den Kreis und erkundigt sich dabei über die Geschichte der alten Abtei Mettlach. Von Briesen hat über die "Urkundliche Geschichte des Kreises Merzig" ein Buch verfasst. Er erhält die Erlaubnis, es der Königin widmen zu dürfen.
1866 wird von Briesen nach Homburg geschickt. Her soll er die Annexion Hessen-Homburgs ins preußische Reich mithelfen abzuwickeln. Bereits vom 29. Juni 1866 an hat er die zivilkommissarische Leitung inne (Dienstantritt: 17. Juli 1866). Von Briesen nennt es den "ehrenvollsten und bedeutsamste commisarischen Auftrag seiner Laufbahn". Am 24. Juli sei er angewiesen worden, sich nach Frankfurt/M. zu begeben wo er das förmliche Ministerial-Commissarium erhielt, das auch bald darauf auf die Landgrafschaft Hessen-Homburg ausgedehnt werden sollte
In Homburg findet von Briesen eine Landesregierung bestehend aus neun Mitgliedern vor, die nach preußischer Art organisiert ist. Er setzt daher diese Regierung auch als Provinzial-Regierung für Oberessen ein, wo diese Behördenstruktur bislang nicht bekannt war. Den bisherigen Homburger Minister Fenner überträgt von Briesen das Präsidium der Landesregierung. Die Provinzialdirektoren von Gießen und Biedenkopf, die sich der Verwaltungsveränderung entziehen wollen, lässt von Briesen suspendieren.
Am 29. Juni 1867 bekommt er die commissarische Leitung des neuen Obertaunuskreises übertragen. Von Briesen will nicht die Stelle annehmen, da er in den vergangenen Jahren viel höhere Positionen bekleidet habe. Er versucht, in Berlin zu erreichen, dass er mit anderen Geschäften betraut werde. Am 19. März 1968 bekommt von Briesen mitgeteilt, dass es derzeit keine andere Stelle für ihn gebe. Wenn er die Tätigkeit nicht ausübe wolle, könne er lediglich auf Wartegeld gesetzt werden. Das nimmt von Briesen zum 29. April 1866 an.
Dennoch wird von Briesen zum 1. Mai 1869 in die allgemeine Verwaltung übernommen und wird m 27. August 1869 zum Regierungsrat ernannt.. Im September 1869 wird er an die Regierung zu Düsseldorf überwiesen. Den Krieg 1870/71 nimmt er als Landwehr-Offizier teil als 2. Adjudant des stellvertretenden General-Commandos in Koblenz. Bereits am 30. November hatte von Briesen die Landwehr-Dienstauszeichnung 1. Klasse erhalten. Am 15. Dezember 1870 wird er aus dem militärischen Dienstverhältnis entlassen und soll bei der Civil-Verwaltung im Elsaß eingesetzt werden.. Von Briesen wird zum Stellvertreter des erkrankten Präfekten von Colmar ernannt. Im Februar wird er General-Sekretär bei der Präfektur in Metz. 1871 Rückkehr nach Düsseldorf. Im August 1871erhält von Briesen die "Kriegsdenkmünze für Combattanten am Combattantenbande".
Von Briesen bezeichnet sich selbst als politisch und religiös konservativ. Daher fühle er sich besonders zum katholischen Glauben hingezogen. 1847 konvertiert er zum Katholizismus. Kritisch beobachet von Briesen die Annäherung der katholichen Kirche an die Liberaen in den 1850er Jahren.
1852, 1853 und 1855 kandidiert er für das Abgeordnetenhaus. ,wurde aber nie gewählt. V.a. ärgert ihn, dass er auch Gegenstimemn aus dem klerikalen Lager erhält.

und wird mit der Gründung des Obertaunuskreises am 22. Februar 1867 durch das preußische Innenministerium zum ersten Landrat berufen. Allerdings scheitert von Briesen mit seiner Kandidatur zum Reichstags des norddeutschen Bundes 1867. Er erhielt nur 0,7 % der Stimmen im Regierungsbezirk Wiesbaden I.

1868 wurde Constantin von Briesen von seinem Posten abberufen und in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Gründe sind die wachsenden Gehaltsvorstellungen von Briesens und sein Interesse an der zusätzlichen Aufgabe als Homburger Kurdirektor.
Ab 1867 war Constantin von Briesen in der 10. Wahlperiode Abgeordneter im Preußischen Abgeordnetenhaus.
Spätestens 1875 wird der einstweilige Ruhestand widerrufen und von Briesen als Landrat des Kreises Neuß eingesetzt. Doch bereits ein Jahr später, am 21. Januar 1876, wechselt er zurück in den Obertaunuskreis. Hier erschoss er sich 9. August 1877 in seinem Dienstzimmer. Die Umstände wurden nie geklärt. Es heißt aber, er habe an Depressionen ""Hypochondrie" gelitten. Von Briesen wurde im Merziger Familiengrab beigesetzt.
Die kommissarische Leitung bis zur Amtsübernahme von Massenbachs im November 1877 übernimmt Amtmann und Polizeidirektor E. Schaffer.

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Quellen:
HHStAW, Abt. 405, Nr. 8253

G. Walsh, Auf zum Taunus!. Vor 140 Jahren entstand der Obertaunuskreis. In: Jahrbuch Hochtaunuskreis 2008, S. 50-63.

Usinger Anzeiger, 3. August 1867 (Bekanntmachung).
Usinger Anzeiger, 26. Januar 1876.
Usinger Anzeiger, 21. November 1877.

Kreisblatt des Obertaunuskreises 1876, 22. Januar, Nr. 7.

Repräsentationen

Zu dieser Verzeichnung sind keine Repräsentationen eingetragen.