Identification (short)
Title
Totenmaske von Silvio Gesell
Life span
1930
Notes
Includes
3 Fotografien
Facts of the case
Facts of the case
Am 11. März 1930 starb Silvio Gesell in der „Obstbau-Kolonie Eden e.G.m.b.H.“, westlich von Berlin-Oranienburg, infolge einer Lungenentzündung. Die Mitglieder der 1893 gegründeten Genossenschaft verfolgten eigene Richtlinien für lebensreformerisches Siedeln, weshalb sie ein großes Stück Land westlich von Oranienburg erwarben, es in einzelne Grundstücke aufteilten und mit der finanziellen Hilfe eines eigenen Bankhauses begannen, Einfamilienhäuser zu errichten. Wirtschaftlich erfolgreiches Standbein waren die Obstverwertung und die Produktion von Reformwaren.
Der unstete Silvio Gesell, geboren am 17. März 1862, schloss als junger Mann eine Kaufmannslehre ab und ging, nachdem er zwischendurch in Málaga, Berlin, Braunschweig und Hannover gelebt hatte, 1887 nach Buenos Aires, wo er, beeinflusst durch die dortigen wirtschaftspolitischen Verhältnisse, seine Freiwirtschaftslehre entwarf. Nach seiner Rückkehr nach Europa propagierte Gesell in seinem Hauptwerk „Die natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld“ sowie in seinen späteren Schriften, dass das Land komplett verstaatlicht werden solle und jeder Bürger, der ein Grundstück nutze, eine entsprechende Abgabe zu leisten habe. Gleichzeitig solle die Koppelung der Währung vom Goldstandard aufgehoben werden und Bargeld pro Woche ein Prozent seines Wertes verlieren, so dass man dieses schnell wieder dem Wirtschaftskreislauf zuführe.
Mit seinen Ideen eckte Gesell vor allem in den konservativen Kreisen laufend an, so dass er häufig seinen Wohnsitz zwischen Deutschland, der Schweiz und Argentinien verlegte. 1927 siedelte er endgültig in die Kolonie Eden über, wo er auch wenige Tage nach seinem Ableben beerdigt wurde. Vermutlich kurze Zeit danach erstellte Julius Groß, der in Eden schon mehrfach mit seiner Kamera Ereignisse festgehalten hatte, drei Aufnahmen der gipsernen Totenmaske Gesells.
Information / Notes
Additional information
Originaltitel: Silvio Gesell, Eden, Totenmaske
Quellen u. Literatur: Silvio Gesell: Die natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld, 4. Aufl., Rehbrücke b. Berlin 1920; Die Obstbausiedlung Eden. Eingetragene Genossenschaft mbh in Oranienburg in den ersten 25 Jahren ihres Bestehens. Herausgegeben vom Vorstand Oranienburg in der Mark 1920; Freigeld-Fibel, Berlin 1924; Fritz Schwarz, Hundert Einwände und Bedenken gegen Freiland-Freigeld, 2. Aufl., Bern 1925; Der Zwiespruch. Unabhängige Zeitung der Jugendbewegung, Nachrichten- u. Anzeigenblatt ihres wirtschaftlichen Lebens, 12. Jg., H. 13, 1930, S. 154; ebd., 12. Jg., H. 14, 1930, S. 211-212; Hans-Joachim Werner: Geschichte der Freiwirtschaftsbewegung. 100 Jahre Kampf für eine Marktwirtschaft ohne Kapitalismus, Münster/New York 1990; Astrid Segert/Irene Zierke: Auf der Suche nach Eden. Die lebensreformerische Genossenschaft Eden an der Schwelle zum 21. Jahrhundert, Münster 2001.