308/59
Vollständige Signatur
UniA Marburg, 308/59
Bestand
Identifikation (kurz)
Titel
Titel
Institut für psychologische Anthropologie
Laufzeit
Laufzeit
1923-1949
Siehe
Korrespondierende Archivalien
Korrespondierende Archivalien
Urk. 91 Nr. 485: Reichssiegerplakette und -urkunde im studentischen Reichsberufswettkampf 1939
Bestandsdaten
Bestandsgeschichte
Bestandsgeschichte
Der kleine Aktenbestand wurde im November 2019 aus dem Fachbereich Psychologie an das Archiv abgegeben. In einem Pappkarton befanden sich die aus den Ordnern entnommenen Blätter, darunter die gliedernden Zwischenblätter. Anhand dieser konnte der Bestand in die jetzige Ordnung gebracht werden, wobei einige zusätzliche Archivalieneinheiten formiert wurden. Schon länger im Archiv befindet sich die Reichssiegerplakette und -urkunde im studentischen Reichsberufswettkampf 1939 (Urk. 91 Nr. 485), zu der ein Schriftwechsel im Bestand vorhanden ist (Nr. 18).
Geschichte des Bestandsbildners
Geschichte des Bestandsbildners
Die Psychologie wurde im Philosophischen Seminar, das im Jahr 1900 gegründet worden war, betrieben. Mit seiner Berufung im Jahr 1913 erhielt Prof. Erich Jaensch Räume im damaligen Gebäude der Physik am Renthof 6, um die neu beschafften Unterrichtsmittel aufzustellen und psychologische Untersuchungen durchzuführen. 1923 zog das Institut in eigene Räume im westlichen Flügel des Kugelhauses ein. Erst in der Chronik der Universität für das Rechnungsjahr 1929 erscheint das Psychologische Institut zusammen mit dem Philosophischen Seminar im Namen der Einrichtung, 1933, nach dem Bezug eines eigenen Institutsgebäudes in der Lahnstr. 10, wurde sein Name von "Psychologische Abteilung des Philosophischen Seminars" in "Institut für psychologische Anthropologie" umgeändert. Das Institut war mit einer Mechanikerwerkstatt und einem Stall für Versuchstiere (Hühner) ausgestattet. Ab dem Band für das Jahr 1934 erschien es auch in der Universitätschronik als eigenes Institut. Bei dem Luftangriff am 22. Februar 1944 wurde das Gebäude Lahnstr. 10 zerstört, das Institut erhielt Räume im Jubiläumsgebäude in der Biegenstr. 11, die es bis März 1948 nutzte. Dann zog es in die Gutenbergstr. 18 um, wo der Fachbereich Psychologie noch heute untergebracht ist.
Erich Jaensch (1883-1940) wurde als Nachfolger des jüdischen Neukantianers Hermann Cohen auf den ordentlichen Lehrstuhl für Philosophie berufen. Er vertrat später vor allem im Zusammenhang mit seiner Typenlehre rassistische und antisemitische Lehrmeinungen. Sein Nachfolger Gert Heinz Fischer (1909-1993) war auch sein Schüler. Er leitete das Institut von 1941-1945 als beamteter außerordentlicher Professor. 1935-1940 war er als Heerespsychologe tätig gewesen, für einige NS-Organisationen übernahm er Nebentätigkeiten. Im November 1945 wurde er entlassen, konnte später aber wieder in den hessischen Schuldienst eintreten. Aus seiner Zeit als Institutsleiter stammt die Mehrheit der Unterlagen im Bestand. Ein Jahr später, Ende 1946, wurde Heinrich Düker (1898-1986) auf den wieder zu einem Ordinariat angehobenen Lehrstuhl berufen. Von den Nationalsozialisten war Düker verfolgt worden und hatte die Jahre 1936-1939 im Gefängnis und 1944-1945 im Konzentrationslager verbracht. Er konnte das Institut wieder aufbauen und große nationale und internationale Anerkennung erlangen.
Wurde das Institut zunächst der Philologisch-historischen Abteilung der Philosophischen Fakultät zugerechnet, so erfolgte zum Wintersemester 1948/49 die Einordnung in die Mathematisch-naturwissenschaftliche Abteilung der Fakultät, was dazu führte, dass die Psychologie 1964 Teil der neu gegründeten Naturwissenschaftlichen Fakultät wurde. 1971 erfolgte die Einrichtung des Fachbereich 4 Psychologie.
Erich Jaensch (1883-1940) wurde als Nachfolger des jüdischen Neukantianers Hermann Cohen auf den ordentlichen Lehrstuhl für Philosophie berufen. Er vertrat später vor allem im Zusammenhang mit seiner Typenlehre rassistische und antisemitische Lehrmeinungen. Sein Nachfolger Gert Heinz Fischer (1909-1993) war auch sein Schüler. Er leitete das Institut von 1941-1945 als beamteter außerordentlicher Professor. 1935-1940 war er als Heerespsychologe tätig gewesen, für einige NS-Organisationen übernahm er Nebentätigkeiten. Im November 1945 wurde er entlassen, konnte später aber wieder in den hessischen Schuldienst eintreten. Aus seiner Zeit als Institutsleiter stammt die Mehrheit der Unterlagen im Bestand. Ein Jahr später, Ende 1946, wurde Heinrich Düker (1898-1986) auf den wieder zu einem Ordinariat angehobenen Lehrstuhl berufen. Von den Nationalsozialisten war Düker verfolgt worden und hatte die Jahre 1936-1939 im Gefängnis und 1944-1945 im Konzentrationslager verbracht. Er konnte das Institut wieder aufbauen und große nationale und internationale Anerkennung erlangen.
Wurde das Institut zunächst der Philologisch-historischen Abteilung der Philosophischen Fakultät zugerechnet, so erfolgte zum Wintersemester 1948/49 die Einordnung in die Mathematisch-naturwissenschaftliche Abteilung der Fakultät, was dazu führte, dass die Psychologie 1964 Teil der neu gegründeten Naturwissenschaftlichen Fakultät wurde. 1971 erfolgte die Einrichtung des Fachbereich 4 Psychologie.
Literatur
Literatur
Erich Jaensch, Zur Geschichte des Psychologischen Institut, in: Heinrich Hermelink, Siegfried A. Kaehler, Die Philipps-Universität zu Marburg 1527-1927, S. 687-691
Chronik der Universität Marburg der Jahre 1913, 1929, 1933, 1934, 1941-1947, 1947-1950
Ulrich Sieg, Psychologie als "Wirklichkeitswissenschaft". Erich Jaenschs Auseinandersetzung mit der "Marburger Schule", in: Winfried Speitkamp (Hrsg.), Staat, Gesellschaft, Wissenschaft. Beiträge zur modernen hessischen Geschichte, Marburg 1994, S. 312-342
Martin Kumpf, Der vielgeschäftige Herr Fischer - ein deutscher Psychologe im Dritten Reich und danach. Gert Heinz Fischer (1909-1993), Marburg 2014 (https://doi.org/10.17192/es2014.0006)
L[othar] Tent, Geschichte des Fachbereichs[Psychologie] bis ca. 1994, https://www.uni-marburg.de/de/fb04/fachbereich/geschichte, aufgerufen am 13. Oktober 2020
Chronik der Universität Marburg der Jahre 1913, 1929, 1933, 1934, 1941-1947, 1947-1950
Ulrich Sieg, Psychologie als "Wirklichkeitswissenschaft". Erich Jaenschs Auseinandersetzung mit der "Marburger Schule", in: Winfried Speitkamp (Hrsg.), Staat, Gesellschaft, Wissenschaft. Beiträge zur modernen hessischen Geschichte, Marburg 1994, S. 312-342
Martin Kumpf, Der vielgeschäftige Herr Fischer - ein deutscher Psychologe im Dritten Reich und danach. Gert Heinz Fischer (1909-1993), Marburg 2014 (https://doi.org/10.17192/es2014.0006)
L[othar] Tent, Geschichte des Fachbereichs[Psychologie] bis ca. 1994, https://www.uni-marburg.de/de/fb04/fachbereich/geschichte, aufgerufen am 13. Oktober 2020
Weitere Angaben (Bestand)
Umfang
Umfang
0,33 MM