45/113
Vollständige Signatur
StadtA DA, 45/113
Bestand
Identifikation (kurz)
Titel
Titel
Söllinger, Ernst
Laufzeit
Laufzeit
1906 - 1996
Bestandsdaten
Bestandsgeschichte
Bestandsgeschichte
Der Nachlass gelangte Ende der 1990er Jahre durch die Tochter und den Schwiegersohn Söllingers ins Stadtarchiv Darmstadt. Er war bereits vorgeordnet und konnte deshalb sofort genutzt werden. Für die Verzeichnung in Arcinsys wurde der Nachlass in den Jahren 2019 und 2020 detailliert verzeichnet und archivgerecht verpackt. Seit 2021 ist er auch über das Archivportal-D recherchierbar und Teil des themenbezogenen Zugangs "Weimarer Republik".
Geschichte des Bestandsbildners
Geschichte des Bestandsbildners
Der aus München stammende Ernst Söllinger (1896-1985) war ein Pionier des deutschen Hochschulsports. Selbst ein erfolgreicher Leichtathlet, trat er 1922 die erste hauptamtliche Stelle eines Hochschulsportlehrers in Deutschland an und war gleichzeitig beim Akademischen Sportclub Darmstadt (ASC) aktiv. Söllingers Tätigkeit brachte der erst kurz vor dem Ersten Weltkrieg bei einigen Vereinen eingeführten Leichtathletik einen enormen Aufschwung. Zu seinen ersten Aufgaben gehörte die Fertigstellung des gerade im Bau befindlichen Hochschulstadions, das am 14. Juli 1922 mit den Deutschen Hochschulmeisterschaften der Leichtathletik eröffnet werden konnte. Der Bau spezieller Sportanlagen und die Entwicklung moderner Trainingsmethoden durch Söllinger sorgten für eine enorme Leistungssteigerung, der 1931 zum Gründungsdirektor des Instituts für Leibesübungen der TH Darmstadt wurde. Auf Betreiben Ernst Söllingers wurde die 4. Studentenweltmeisterschaft 1930 mit rund 1.000 Sportlerinnen und Sportlern aus 33 Nationen – die bis dahin größte Sportveranstaltung in Deutschland – nach Darmstadt vergeben. Söllinger betreute auch weitere Meisterschaften der Studenten in ganz Europa. Neben der Leichtathletik war das Skifahren Söllingers große Leidenschaft. Er führte regelmäßig Skikurse für Studierende durch und betreute die deutsche Mannschaft bei den olympischen Winterspielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen.
In der NS-Zeit behielt Söllinger seine leitende Funktion im Darmstädter Hochschulsport, deren Struktur sich massiv veränderte. Die neue Hochschulsportordnung sah für jeden Studenten die Verpflichtung vor, in den ersten drei Semestern Leibesübungen zu treiben. Der schon vor 1933 freiwillig absolvierte Wehrsport wurde von Institut für Leibesübungen gefördert durch die Anlage von Hindernisbahnen, Keulenwurfanlagen (zur Simulation von Handgranatenwürfen) und der Organisation von Orientierungsmärschen mit Gepäck. Zum Pflichtprogramm gehörte auch das Schießen auf einem neu errichteten Kleinkaliberschießstand. Neben seiner Darmstädter Tätigkeit war Ernst Söllinger im Dritten Reich Dozent an der deutschen Hochschule für Leibesübungen, 1934-1936 Reichstrainer der Ski-Nationalmannschaft und 1941-1943 zusätzlich Leiter des Instituts für Leibesübungen der Universität Frankfurt/Main.
1945 wurde er aufgrund seiner Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten aus dem Hochschuldienst entlassen und sein Institut geschlossen. 1951-1960 arbeitete Ernst Söllinger als Sportwart des Hessischen Skiverbandes; im anschließenden Ruhestand wandte er sich der Malerei zu und konnte in Darmstadt mehrere Ausstellungen gestalten. Einige Gemälde Söllingers gehören zum Nachlass.
In der NS-Zeit behielt Söllinger seine leitende Funktion im Darmstädter Hochschulsport, deren Struktur sich massiv veränderte. Die neue Hochschulsportordnung sah für jeden Studenten die Verpflichtung vor, in den ersten drei Semestern Leibesübungen zu treiben. Der schon vor 1933 freiwillig absolvierte Wehrsport wurde von Institut für Leibesübungen gefördert durch die Anlage von Hindernisbahnen, Keulenwurfanlagen (zur Simulation von Handgranatenwürfen) und der Organisation von Orientierungsmärschen mit Gepäck. Zum Pflichtprogramm gehörte auch das Schießen auf einem neu errichteten Kleinkaliberschießstand. Neben seiner Darmstädter Tätigkeit war Ernst Söllinger im Dritten Reich Dozent an der deutschen Hochschule für Leibesübungen, 1934-1936 Reichstrainer der Ski-Nationalmannschaft und 1941-1943 zusätzlich Leiter des Instituts für Leibesübungen der Universität Frankfurt/Main.
1945 wurde er aufgrund seiner Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten aus dem Hochschuldienst entlassen und sein Institut geschlossen. 1951-1960 arbeitete Ernst Söllinger als Sportwart des Hessischen Skiverbandes; im anschließenden Ruhestand wandte er sich der Malerei zu und konnte in Darmstadt mehrere Ausstellungen gestalten. Einige Gemälde Söllingers gehören zum Nachlass.
Enthält v.a.
Enthält v.a.
Der Nachlass Söllinger enthält neben vielen Dokumenten zu den Stationen seines Lebens (Schul- und Militärzeit, berufliche Laufbahn, Freizeit und Hobbys) viele Unterlagen und Korrespondenzen zur Entwicklung des akademischen Sportbetriebs in Deutschland und Europa und zu sportlichen Großereignissen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, daneben auch Dokumente der sportwissenschaftlichen Arbeit, etwa Trainingsleitfäden für Disziplinen der Leichtathletik und des Skisports.
Eine umfangreiche Fotodokumentation beginnt mit einem im Juli 1919 in Wien veranstalteten Wettkampf, bei dem Ernst Söllinger einen deutschen Rekord im Weitsprung aufstellen konnte. Dokumentiert sind u. a. ein Wettkampf in Hamburg 1921, bei dem Söllinger Deutscher Meister im Weitsprung wurde, die 4. Internationalen Studentenmeisterschaften 1930, die Olympischen Spiele 1936 und die Reichswettkämpfe der Studentinnen in Darmstadt 1941. Ernst Söllinger hat auch die Zerstörung Darmstadts am 11. September 1944 dokumentiert, insbesondere die Zerstörung der Gebäude der Technischen Hochschule.
Eine umfangreiche Fotodokumentation beginnt mit einem im Juli 1919 in Wien veranstalteten Wettkampf, bei dem Ernst Söllinger einen deutschen Rekord im Weitsprung aufstellen konnte. Dokumentiert sind u. a. ein Wettkampf in Hamburg 1921, bei dem Söllinger Deutscher Meister im Weitsprung wurde, die 4. Internationalen Studentenmeisterschaften 1930, die Olympischen Spiele 1936 und die Reichswettkämpfe der Studentinnen in Darmstadt 1941. Ernst Söllinger hat auch die Zerstörung Darmstadts am 11. September 1944 dokumentiert, insbesondere die Zerstörung der Gebäude der Technischen Hochschule.
Weitere Angaben (Bestand)
Referent
Referent
Sabine Lemke
Bearbeiter
Bearbeiter
2019: Gremm (Ordnungsarbeiten)
2020: Böck (Erschließung)
Informationen / Notizen
Zusatzinformationen
Zusatzinformationen
Korrespondierender Artikel im Stadtlexikon Darmstadt: Söllinger, Ernst