StadtA KS Bestand A 4.420

  • Zugeordnete Objekte zeigen
  • Drucken
  • Verlinken
  • Versenden
  • Verbessern

Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Stadtforschungsstelle

Laufzeit 

1935-1945, (-1961)

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte 

Wann der Bestand in das Stadtarchiv Kassel kam, ist nicht aus den Dienstakten zu entnehmen.

Geschichte des Bestandsbildners 

Die Stadtforschungsstelle wurde am 1. April 1935 als Abteilung des Amts für Kunst und Volksbildung gegründet. Leiter und prägende Persönlichkeit der Stadtforschungsstelle war Dr. Karl Paetow, für städtebauliche und architektonische Aspekte war der Stadtarchitekt Seesselberg zuständig. Paetow wurde am 09.03.1903 in Fürstenwalde geboren. Nach dem Abitur in Kassel studierte er an verschiedenen Universitäten Germanistik, Kunstgeschichte und Volkskunde. 1920 promovierte er in Leipzig. Anschließend absolvierte er eine Lehre am Hessischen Landesmuseum und arbeitete an verschiedenen Museen. 1933 trat er der NSDAP bei, 1934 trat er als Gaukunstwart der Partei auf.
Von 1935 bis 1945 folgte schließlich seine Tätigkeit als wissenschaftlicher Angestellter bzw. Leiter der Stadtforschungsstelle der Stadt Kassel. Als Mitarbeiter im "Einsatzstab Rosenberg" war er 1942/43 in Frankreich und Belgien am Kunstraub beteiligt. Nach dem Krieg wurde er als "Mitläufer" eingestuft. Neue Forschungen hierzu stehen noch aus.
Nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft wurde er erneut im Museumsbereich tätig und baute u.a. das Deutsche Märchen- und Sagenmuseum in Bad Oeynhausen auf. Er starb am 23. Oktober 1992 in Bad Oeynhausen.
Zu den Zielen der Stadtforschungsstelle schrieb Paetow 1938 in einem Bericht, dass sie von vornerein auf eine nationalsozialistische Zielsetzung eingestellt gewesen sei: 'Blut- und Sacherbe des heimatlichen Raumes sollten gehoben, den Menschen zum Bewusstsein und für die Gegenwart fruchtbar gemacht werden.' (siehe A 4.41 Nr. 455) Zu ihren konkreten Aufgaben zählte v.a. die Erforschung der Altstadtthäuser. Paetow erstellte Kurzbeschreibungen zu zahlreichen Häusern und fotografierte zahlreiche Gebäude. Im Laufe der drei Jahre zwischen 1935 bis 1937 entstanden 800 Akten mit mehr als 2000 Fotografien der Kasseler Altstadthäuser. Insgesamt waren dies etwa 1200 Gebäude. Neben dieser Dokumentation wurden verschiedene Ausgrabungen durchgeführt. Unter anderem konnten auf dem Marsteller Platz die Grundrisse der alten Cyriakuskirche festgestellt werden. 1935 folgten Grabungsarbeiten im Rondell, im Landgrafengang und vor dem Justizgebäude und Entdeckungen wie z.B. die Grundmauer des alten Landgrafenschlosses,des Turmfundament des Renaissanceschlosses sowie Mauerreste zum gotischen Landgrafenschlosses. Auf Anordnung des Deutschen Städtetages wurde zudem mit einer fortlaufende Stadtchronik begonnen.
Die Stadtforschungsstelle wurde 1937 dem Direktor der Murhardbibliothek untergestellt. Nach 1945 wurde die Abteilung nicht wieder aufgebaut, Paetows Gesuch um eine Wiedereinstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter wurde abgelehnt (siehe A 4.41 Nr. 37). Die von ihm angelegten Akten wurden vermutlich in der Nachkriegszeit in das Stadtarchiv überführt, das teilweise die Aufgabe einer Forschungssstelle übernahm. Aktenbelege hierüber gibt es jedoch nicht. Aus den Unterlagen, insbesondere den Karten und Plänen, geht allerdings hervor, dass die Forschungsstelle in der Nachkriegszeit einige Ausgrabungen vorgenommen hat.

Enthält 

Der Bestand enthält größtenteils Kurzbeschreibungen und Fotografien zu den Altstadthäusern Kassels aus den Jahren von 1935-1937.

Literatur 

Gerhard Seib: Karl Paetow. Eine Biographie, in: Karl Paetow zum 80. Geburtstag, hrsg. von Gerhard Seib, Hameln 1983; weitere Informationen in folgenden Verzeichnungseinheiten des Stadtarchivs: Best. A.4.41. Nr. 37, 69 und 455; Best. S1 Nr. 3114

Weitere Angaben (Bestand)

Referent 

Dr. Alexandra Lutz

Bearbeiter 

Die archivgerechte Verpackung der Archivalien leistete in der Zeit von April bis Juni 2012 der ehrenamtliche Mitarbeiter Herr Karl-Heinz Hahmann, die Eingabe der Daten erfolgte durch die Auszubildende Ayse Bas. Die anschließende Überarbeitung des Bestands und die Verzeichnung der Karten und Pläne erfolgte durch Dr. Alexandra Lutz.