360/258

Vollständige Signatur

HHStAW, 360/258

Bestand


Identifikation (kurz)


Titel Titel
Kaub

Bestandsdaten


Bestandsgeschichte Bestandsgeschichte
Das Hessische Hauptstaatsarchiv bewahrt Archivalien von über 500 Städten und Gemeinden seines Sprengels auf. Der überwiegende Teil des Bestandes wurde in den Jahren 1934-1937 übernommen. Eine Verfügung des Regierungspräsidenten in Wiesbaden vom 10.8.1934 bestimmte, dass hauptsächlich Amtsbücher, die vor der Einführung der Stockbücher im Herzogtum Nassau, also vor 1851, entstanden waren, durch Aufbewahrung im zuständigen Staatsarchiv vor Verlust geschützt werden sollten.
Die Hauptmasse der Archivalien der Stadt Kaub gelangte Anfang Juli 1935 in zehn Kisten in das Staatsarchiv Wiesbaden (Zugang 78/1935). Bei einem vorbereitenden Besuch waren bereits verschiedene städtische Urkunden und Akten vom evangelischen Pfarramt übernommen worden (Zugang 71/1935). Von dorther kamen auch schon Anfang Oktober 1934 '19 Stücke' (Zugang 132/1934), die bei der Neuverzeichnung noch als verschnürtes Päckchen vorlagen (Hebebüchlein für Kontributions- und andere Abgaben). Einzelstücke brachten die Zugänge 75/1938 vom 2.7.1938, 2/1945 vom 27.9.1945 und 35/1960 vom 19.12.1960. Der Vertrag zwischen der Stadt Kaub und dem Staatsarchiv Wiesbaden über die Hinterlegung und Verwahrung als Depositum trägt das Datum des 19.8.1935 (Abt. 404 II, Nr. 1195, Bl. 155). Ein Verzeichnis vom 19.12.1936 führt die zurückgegebenen Archivalien über die Ereignisse um Kaub im Freiheitskrieg 1813 bis 1815 auf, die im Kauber Blücher-Museum verwahrt werden sollen (Abt. 404 II, Nr. 1195, Bl. 165). Es gab seinerzeit keine Übersicht der Hinterlegung, weil der Bestand ungeordnet und sogar verstreut war, wie die verschiedenen Ablieferungen beweisen. Verschiedenes aus dem Bestand ist dennoch ausgewertet und publiziert worden. 1936 wurde ein bescheidenes Findbuch erstellt und auch nach Kaub übersandt, das sich darauf beschränkte, die erkennbar größeren Bestandsteile unter Numerierungslücken aufzuführen. Anderes blieb mehr oder weniger großzügig umschrieben - so 15 Packen 'Lose Akten', jeweils über mehrere gleiche Jahrhunderte! - oder unverzeichnet. Aus der Aufnahme dieser unverzeichneten Akten (und Urkunden) erwuchs ab 1973 eine umfassende Neuverzeichnung. Dabei wurden aus den ehemaligen 300 Sachtiteln 1.500 Titel. Alte Signaturen erschließen für einen Teil des Bestandes eine ehemalige Ordnung der Titel nach dem Alphabet. Viele fadengeheftete Bände enden mit den Jahren 1768 oder 1769, was einen Verwaltungseinschnitt vermuten lässt. Aus vorarchivischer Kassation und schlechter Verwahrung dürften die Lücken im Bestand herrühren. Viele Heberegister waren in Pergamente eingebunden, die als Kauber Urkunden oder Teile von ihnen ausgemacht werden konnten. Andere Einbände erwiesen sich als Verzeichnisse der Rheinzoll-Erhebung in Kaub (Pfalz), die für sich nicht überliefert ist. Die Urkunden des Bestandes wurden durch Dr. H. Gensicke und H.-J. Häbel erschlossen. Die Sachakten, Amtsbücher und Rechnungen wurden von W. Haubrich verzeichnet.
Geschichte des Bestandsbildners Geschichte des Bestandsbildners
Bei der erstmaligen Erwähnung im Jahre 983 wurde Kaub noch als kleines Dorf 'Cuba', bei der Falkenstein'schen Erbteilung 1275 aber schon als ummauerte Stadt bezeichnet. Städtische Freiheiten und Rechte erhielt es jedoch erst 1324 als Besitzstand des Kaisers Ludwig IV., der Bayer, (1314-1347). Nach dem Aussterben der Grafen von Nüringyim im 13. Jahrhundert kamen Kaub und nähere Umgebung durch Heirat in den Besitz der Grafen von Falkenstein. Nach der schon erwähnten Erbteilung wurden 1277 die Stadt mit der Burg und dem Dorf Weisel an den Pfalzgrafen Ludwig II. verkauft - nach den Beschreibungen des Unteramtes Kaub (Nrn. 392 u. 1399) erst im Jahre 1289 ! -später weitere Besitzungen erworben, so auch Derscheid und die Gutshöfe. Mit den Käufen gelangte auch der Rheinzoll in Kaub an die Pfalzgrafschaft bei Rhein, der zwar einige Male verpfändet, aber wieder eingelöst und dann behalten wurde. Den Fruchtzehnten in Kaub besaß Kurpfalz seit 1364, den Weinzehnten erwarb es 1570 vom Domkapitel in Mainz. Zur Stadt Kaub gehörte die Burg oder Feste gleichen Namens, erbaut zum Schutz des Nüring'schen Besitzes; erst später hieß sie 'Gutenfels'. Nachdem sie im 19. Jh. in Privatbesitz gelangte, war sie dem Verfall ausgeliefert. Der Pfalzgrafenstein im Rhein - ehemals 'Falkenau' - schützte die Erhebung des Zolls auf dem Fluß. Ehemalige Zoll-Listen wurden für spätere Akteneinbände benutzt und sind nur dadurch, aber in geringer Zahl, erhalten geblieben. (Nr. 1381) In den Akten treten mehrfache Beziehungen zur kurtrierischen Stadt Oberwesel (Wesel) - flußabwärts auf der anderen Rheinseite -, den hessischen Orten Ransel und Bornich, dem Kloster Schönau und dem Deutschen (Ritter-)Orden auf. Kaub - einziger kurpfälzischer Besitz auf der rechten Rheinseite -war anfangs ein eigener Amtsbereich, dann Unteramt des Oberamtes Bacharach der Pfalzgrafschaft bei Rhein (Sitz Heidelberg, später Mannheim) mit etwa dem halben Umfang des Amtsbereiches. Dazu gehörten die Dörfer Weisel und Derscheid (später: Dörscheid) mit einem gemeinsamen Bürgermeister, außerdem die Höfe Sauertal (Sauerberg) und Fronborni. In den zwanziger und dreißiger Jahren des 17. Jh. gehörte das Unteramt Kaub zum hessischen Amt Rheinfels (vergl. Vorwort der Abt. 120, Unteramt Kaub). Infolge des Friedensschlusses von Lunéville (9.2.1801) und des Reichsdeputationshauptschlusses (25.2.1803) kam das Gebiet an Nassau-Usingen, 1806 zum neugebildeten Herzogtum Nassau. Hier war Kaub wieder eigenes Amt bis 1811, anschließend gehörte es zum Amt St. Goarshausen, von 1849 bis 1853 zum Kreisamt Rüdesheim, seit 1886 zum Kreis St. Goarshausen. Der Ort Weisel wurde 1275 erstmals erwähnt. Er kam 1277 mit Kaub an die Pfalzgrafschaft und erhielt ebenfalls 1324 die Stadtrechte. Das Patronatsrecht der Kirche - Kaub selbst war nur Filiale - befand sich von 1324 bis zur Reformation im Besitz des Klosters Klarenthal bei Wiesbaden. Gerichtsbarkeit und Waldbesitz bestanden mit Derscheid gemeinsam. Die reichhaltigen älteren Archivalien der Gemeinde gelangten zwischen Nov. 1934 und Jan. 1936 in mehreren Teilabgaben an das Staatsarchiv Wiesbaden, während jüngere Akten im dortigen Gemeindearchiv verblieben (Abt. 404 II, Nr. 1526). Das Dorf Derscheid (Dörscheid) wurde 1289 erstmals erwähnt. Es bestand aus der Ansiedelung Niederderscheid und dem Weiler Oberderscheid, der 1640 zerstört wurde. Aus Derscheid wurde Dörscheid. Vor der Reformation gehörte es kirchlich zu Weisel. Von Dörscheid war kein Archivgut mehr zu sichern. Laut Bericht des Bürgermeisters vom Febr. 1935 war es während der französischen Besatzungszeit von im Rathaus einquartierten Soldaten vernichtet worden (Abt. 404 II, Nr. 1526).
Zugehörigkeit von Kaub:
1277-1802/03 Unteramt Kaub (Kurpfalz);
1802-06 Unteramt Kaub (Nassau-Usingen);
ab 1806 Amt Kaub (Herzogtum Nassau);
ab 1816 Amt St. Goarshausen (Herzogtum Nassau);
ab 1867 Rheingaukreis (Preußen);
ab 1885 Kreis St. Goarshausen (Preußen);
ab 1945 Kreis St. Goarshausen (Rheinland-Pfalz);
ab 1962 Loreleykreis (Rheinland-Pfalz);
ab 1968 Rhein-Lahn-Kreis (Rheinland-Pfalz).
Seit 1972 gehört die Stadt Kaub zur Verbandsgemeinde Loreley, Rhein-Lahn-Kreis (Rheinland-Pfalz).
Enthält Enthält
40 Urkunden 12.-17. Jh.
Amtsbücher 15.-19. Jh. (darunter Ratsprotokolle ab 15. Jh., Zinsregister Mitte 16. Jh., Lager- und Meßbücher 17. Jh.)
Gemeinderechnungen, Ende 15.-19. Jh.
Akten, 16.-20. Jh.
Literatur Literatur
Joh. G. Widder, ... Beschreibung der Kurfürstlichen Pfalz am Rhein, 1787, Band III.
CD. Vogel, Beschreibung des Herzogtums Nassau, 1843.
Erich Kaiser, Städtebuch Rheinland-Pfalz und Saarland, 1964.
Christian Kappus, Das kurpfälzische Unteramt Kaub, nach einer handschriftl. Beschreibung aus etwa 1684 (gedr. in Nassovia 9, 1908); vergl. auch: Nachlass Chr. Kappus, Mittelschullehrer in Wiesbaden (1882-1945), HHStAW, Abt. 1121.
Christian Kappus, Wildfrevel und seine Ahndung im ehemal. Unteramt Kaub (gedr. in Nassovia 12, 1911).
Karl Hahn, Die Pfalz im Rhein bei Kaub (Nassovia 11, (1910).
Karl Hahn, Blüchers Rheinübergang bei Kaub (Nassovia, 12 (1911).
Findmittel Findmittel
Findbuch für Teil 1 von Walter Haubrich, 1975
Findbuch für Teil 2
Online-Datenbank (Arcinsys)

Weitere Angaben (Bestand)


Umfang Umfang
70 lfm
Bearbeiter Bearbeiter
Walter Haubrich, 1973-1975
Deskriptoren Deskriptoren
Kaub