HHStAW Bestand 131

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Fürstentum Nassau-Usingen (Kernbestand)

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte 

Den Kern der Archivalien von Nassau-Usingen bilden die Urkunden und Akten der Linie Nassau-Idstein, die 1721 ausstarb. Die Fürstin Charlotte Amalie von Nassau-Usingen, die Idstein 1728 erbte, bestimmte das dortige Residenzschloss, das seit 1721 nicht mehr bewohnt war, zum Sitz des Hauptarchivs für alle ihre Territorien: Idstein, Usingen, Saarbrücken, Ottweiler. Nach Idstein legte man auch den Anteil Usingens am gemeinschaftlichen Archiv des nassau-walramischen Stammes, das damals zwischen Weilburg und Usingen aufgeteilt wurde. Johann Georg Hagelgans (1687-1762) wurde 1729 zum Archivar nach Idstein berufen; ihm ist die erste Einrichtung und Ordnung der Bestände zu verdanken. Der Bestand Nassau-Usingen wurde 1741 gebildet, als die beiden Söhne Charlotte Amaliens die Besitzungen teilten; damals wurden die Archivalien betr. die linksrheinischen Besitzungen nach Saarbrücken abgegeben, während in Idstein die Bestände für das Fürstentum Usingen gesondert zurückblieben. Bis 1745 hat Hagelgans Verzeichnisse bezüglich der Grafschaften Idstein und Usingen, der Herrschaften Wiesbaden, Alt-und Neuweilnau, der Ämter Wehen, Burgschwalbach, Kirberg, Nassau und weiterer kleinerer Teile beendet.
Die Rechnungen der Abteilungen 131, 132 und 133 hat der Archivangestellte L. Anton 1966/67 geordnet und in einer Kartei verzeichnet. Diese Zettel wurden noch einmal überarbeitet, ohne jedoch in den Gesamtaufbau der Verzeichnung einzugreifen. Der Benutzer sollte die drei Rechnungsgruppen auch als einen Gesamtkomplex - zusammen mit den Rechnungen der übrigen nassau-usingischen Ämter (Abt. 132-137) - betrachten, da untereinander vielfältige Verzahnungen bestehen.
Bei den Rechnungen der Abt. 131 Nassau-Usingen handelt es sich zunächst nicht eigentlich um usingische Rechnungen, sondern im Kern um solche des alten Nassau-Idstein. Die walramische Linie des Hauses Nassau in Idstein und Wiesbaden wurde 1728 von Nassau-Usingen beerbt. Dementsprechend betreffen die Rechnungen bis 1727 ausschließlich die Grafschaft bzw. das Fürstentum Nassau-Idstein mit den Ämtern Idstein, Wiesbaden, Nassau, Burgschwalbach und Wehen. Seit 1728 erst handelt es sich hier um Rechnungen des Fürstentums Nassau-Usingen, die nun mit den übrigen Landesteilen auch diejenigen des früher selbständigen Nassau-Idstein betreffen.
I. Kammerrechnungen:
Die Idsteinischen Kammerrechnungen sind aus dem 15. Jahrhundert lückenhaft, seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis I806 nahezu vollständig überliefert. Sie enthalten, wie man es von dieser Quellengattung erwarten kann, in vielfacher Hinsicht wertvolles Material zur Sozial-, Wirtschafts- und Finanzgeschichte, zur Personen-, Orts- und Territorialgeschichte wie auch zur Kulturgeschichte.
Unter den landesherrlichen Zentraleinnahmen und -ausgaben sind besonders zu nennen Kellerei- und Rentei-Einkünfte (bis 1721 war die Rentei des Amtes Idstein nicht streng von der Kammerrechnungsführung getrennt, vgl. Nr. 98), Zölle, Münze, Landsteuer, Zinse, Zehnten, Ungeld, Besthaupt, Dienstgeld, Pensionen, Pacht, Akzise sowie auf Reichsebene Aufwendungen zu Türkensteuer, Reichskammergericht und Kreissachen. Die hierbei überlieferten Namenslisten der Untertanen bieten dem Familienforscher wie auch dem Sprachhistoriker ein weites Betätigungsfeld. Die detaillierten Ausgabennachweise für tägliche Bedarfsgüter des fürstlichen Hauses sind von großem kulturgeschichtlichem Wert. Ebenso erfährt man Einzelheiten über bauliche Initiativen wie über Feldfrüchteanbau, -einsatz und -ertrag, über Viehhaltung wie auch Preis-und Lohngestaltung. Aus den meist besonders genau festgehaltenen Ausgaben für Botenlohn kann man herauslesen, welche Kontaktpersonen verschiedensten Standes mit dem fürstlichen Hof in Verbindung standen, und wie groß der Radius an Außenbeziehungen auf verschiedenen Ebenen anzusetzen ist.
Die Einzelnachweise sind in den Rechnungen des 16. und 17. Jahrhunderts am ausführlichsten gehalten. Vor allem seit 1728 sind die Kammerrechnungen (nun Nassau-Usingensche 'Hof-Kammerrechnungen') weniger detailliert und deshalb unter den genannten Aspekten weniger ergiebig. Dafür sind die als Rechnungsbeilagen jahrweise zusammengehefteten Quittungen (Nr. 186 ff.) über den gesamten Überlieferungszeitraum eine ausgezeichnete Ergänzung zu den Rechnungen, da sie noch weit genauere Kenntnis über die einzelnen Posten wie z.B. Namen und Dienstleistungen von Handwerkern, von Kanzlei- und sonstigen Beamten vermitteln. Zur Vervollständigung der nassauischen Beamtengeschichte wurden die Rechnungsführer genannt, soweit sie festzustellen waren.
Urkunden und Akten des Bestandes im HHStAW wurde im Jahr 2013 mit Fördermitteln der DFG retrokonvertiert.

Geschichte des Bestandsbildners 

Bei der Teilung der nassauischen Besitzungen im Jahre 1255 erhielt die walramische Linie u. a. Idstein, Weilburg und Wiesbaden. 1326 erwarben die Grafen von Nassau mit Neuweilnau auch Usingen. Neben Idstein, das 1355-1605 und 1629-1721 Residenz war, wurde Usingen 1659-1816 Sitz einer walramischen Linie des Hauses Nassau. Von hier aus wurde seit 1728 auch das Fürstentum Idstein verwaltet. Weilburg (s. Abt. 150-168) war 1355 von der Idstein-Wiesbadener Linie abgeteilt worden und blieb selbständig, wenn man von der kurzen Vereinigung aller walramischen Besitzungen 1605-1629 absieht. Nassau-Usingen umfasste seit 1728 auch das alte Nassau-Idstein.

Enthält 

Urkunden 1283-1804
Akten:
u.a. Staatsgebiet und Staatsverfassung, Huldigungen (1558-1783), Kabinettsprotokolle (1803-1806)
Grenzangelegenheiten, territoriale Veränderungen (1802-1812), Säkularisationen (1802-1817)
Staatsverwaltung, Intelligenzbatt (1803-1808), Verwaltungsbezirke, statistische Bevölkerungstabellen (17.-18. Jh.), Ortslisten und Landesbeschreibungen (17.-18. Jh.)
Verhältnis zu Kaiser und Reich, Türkensteuer (15.-18. Jh.), Reichstagssachen (1497-1806), Kreistagssachen (1522-1813), Wetterauer Grafenverein (16.-18. Jh.), Beziehungen zu deutschen Staaten, Kondominialverhältnisse (ab 1606)
Lehnswesen des Stifts Bleidenstadt (1803-1806)
Militär- und Kriegswesen (1500-1813)
Finanzwesen, Rechnungswesen (1568-1807), Finanzbeamte (1699-1813), Domänen, Regalien, Zehnte, Zinsen und sonstige Gefälle (16.-18. Jh.), Direkte Steuern (1659-1810), Indirekte Steuern, Salzregie (1356-1812), Lotterie (1515-1815), Staatsschulden (1576-1815), Staatskasse (18. Jh.)
Justizwesen, Justizverordnungen (16.-18. Jh.), Justizbehörden und Gerichtsbeamte (17. und 18. Jh.)
Kirchliche Angelegenheiten der Protestanten (16.-18. Jh.), Personalien der prostestantischen Geistlichen (ab 1636)
Katholische Kirche, Anstellungsgesuche (1731-1805)
Kirchenvermögen, Pfarrhausbauten (15.-18. Jh.)
religiöse Streitigkeiten (16.-18. Jh.)
Unterrichtswesen, Schulen, Bibliothek und Bücherbestände der aufgehobenen Klöster (1730-1807)
Armenwesen, milde Stiftungen (1696-1822), Witwen- und Waisenkasse, Waisenhaus in Wiesbaden (1721-1815)
Gemeindeangelegenheiten (17.-18. Jh.)
Polizeiverwaltung, Sonntagsruhe (1561-1805), Gefängnisse (18. Jh.), Judenschutz (1688-1811), Politische Polizei, Beschlüsse des Reichshofrates (1789-1793)
Medizinalwesen, Medizinalpersonen (1765-1816), Hebammeninstitut, Apotheken (1778-1804), Wiesbadener Bäder (1748-1754)
Post- und Botenwesen (1614-1817)
Handel und Gerwerbe
Landwirtschaft (18. Jh.)
Forst, Jagd und Fischerei
Berg- und Hüttenverwaltung (ab 1582)
Bauwesen (18. Jh.)
auswärtige Angelegenheiten
Rechnungen: Korn- und Bederechnungen (1515-1547), Kammerrechungen (1564-1806), Landgeldrechnungen (1652-1723), Kriegskostenrechnungen, Kontributionen (1693-1808), Schuldenrechnungen (1725-1783), Civil-Witwen- und Waisenkasse (1751-1819)

Literatur 

Elisabeth Geck: Das Fürstentum Nassau-Saarbrücken-Usingen im 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des deutschen Kleinstaates. Diss. Mainz 1953.

Otto Renkhoff: Johann Georg Hagelgans, in: Nassauische Lebensbilder, Bd. 5.

Findmittel 

Repertorium von Wolf-Arno Kropat, 1965

Rechnungen: Repertorium von Christiane Heinemann, 1981 (mit Abt. 132 und 133)

Urkunden und Akten: Online-Datenbank (Arcinsys)

Restbestand (2,75 m): unverzeichnet

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang 

207 m (462 Urkunden; 197,5 m Akten)

Bearbeiter 

Wolf-Arno Kropat, 1965

Christiane Heinemann, 1981

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Die mit "Dep." (Deperditum) bezeichneten Verzeichnungen fehlen im Bestand und können nicht vorgelegt werden (20 Verzeichnungen).