N 1/26

Vollständige Signatur

StadtA FKB, N 1/26

Bestand


Identifikation (kurz)


Titel Titel
Nachlass Fritz Neuschäfer
Laufzeit Laufzeit
1929-2018

Bestandsdaten


Geschichte des Bestandsbildners Geschichte des Bestandsbildners
Hans Fritz Wilhelm Neuschäfer wurde am 13. Juni 1928 als zweitältestes von sieben Kindern des Arbeiters Jakob Neuschäfer und dessen Ehefrau Katharina, geborene Koch, in Frankenberg geboren. Wegen seiner unangepassten Haltung wurde sein Vater von den Nationalsozialisten schikaniert, im Jahr 1938 einmal sogar verhaftet. In der Schule wurde der aufgeweckte Junge, der damals schon viel las, deswegen von den Lehrern systematisch vernachlässigt. Das hat Fritz Neuschäfer nachhaltig geprägt, zeitlebens hegte er eine tiefe Abneigung gegen jegliche Form von Unrecht. Ebenso stark prägten ihn die Kriegserlebnisse. Als 15-Jähriger erlebte er im Oktober 1943 massenhaften Tod und Zerstörung im zerbombten Kassel, wo er zusammen mit anderen Hitlerjungen aus dem Kreis Frankenberg zu Bergungs- und Aufräumarbeiten eingesetzt wurde. Mit 16 noch zur Wehrmacht eingezogen, entging er mit Glück und Geschick der Gefangenschaft und kehrte Ende März 1945 unversehrt zu den Eltern nach Frankenberg zurück.
Nach einer Tätigkeit bei der dortigen Treuhandverwaltung ging Fritz Neuschäfer 1951 als Zivilangestellter der US-Army nach Gießen. Im Jahr darauf heiratete er Frieda, geborene Wolf, die zwei Kinder mit in die Ehe brachte. In seinen 40 Dienstjahren beim 6990th Quartermaster Battalion stieg Fritz Neuschäfer bis zum Abteilungschef (Budget-Officer) auf. Daneben war er viele Jahre Betriebsratsvorsitzender, Vorstandsmitglied in der Ortsgruppe der Deutschen Angestelltengewerkschaft und ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht Gießen und er engagierte sich in zahlreichen Vereinen. Für seine großen sozialen Verdienste erhielt Fritz Neuschäfer 1987 den Ehrenbrief des Landes Hessen.
Einen Namen machte sich Fritz Neuschäfer aber vor allem durch seine journalistische Tätigkeit. Er schrieb für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften in Gießen, für die er hauptsächlich Artikel zu historischen Themen sowie Karikaturen und Gedichte beisteuerte, die er später auch als Buch herausbrachte. Daran konnte er nahtlos anknüpfen, als er nach dem Eintritt in den Ruhestand 1991 wieder in seine Geburtsstadt zog. Er wurde freier Mitarbeiter der Frankenberger Zeitung und Mitglied im Autorenteam des Frankenberger Heimatkalenders. 2020 trat er als Zeitzeuge für den Hessischen Rundfunk anlässlich des 75. Jahrestags des Kriegsendes auf. Fritz Neuschäfer starb am 27. April 2021 in Frankenberg.