Identifikation (Urkunde)
Kurzregest
Justus Liebig an Max Pettenkofer, Giessen, o.D.
Datierung
o.D.
Vermerke (Urkunde)
(Voll-) Regest
Antwort auf ein Schreiben Pettenkofers; Beratungen in Darmstadt haben noch nicht begonnen; In den Osterferien will L. nach Darmstadt reisen, gestaltet es sich dort so wie L. fürchtet, will er nach München reisen und sich dem König selbst vorstellen; Für L. ist es eine Herausforderung, an der Verwirklichung der Ideen des Königs für Wissenschaft, Industrie und Gewerbe mitzuarbeiten; Er zweifelt aber, ob er das Erwartete leisten kann; Ein einzelner Mann kann wenig tun ohne Unterstützung; Aber der König ist eine "concentrirte Kraft"; In München ist viel für die Kunst und wenig für die Wissenschaft geschehen, das macht Änderungsbestrebungen besonders schwierig; Für einen Fremden sind die Erfolgsausichten gering; L. kennt das aus Erfahrung - "tausend Hornissen [werden] ihm ihren Stachel zeigen."; Alles verfällt der Selbstsucht und dem Eigennutz, L. bringt als Beispiel seine Auseinandersetzungen in Gießen als er vor 12 Jahren einen Labordiener wünschte; Darin lag die Ablehnung des Rufs nach Wien - L. "fühlte [sich] nicht stark genug allein zu stehen"; Die Neigung des Königs ist allerdings eine "Bürgschaft" für die gewünschte Entwicklung; L. weist aber auf sein Alter hin und darauf, daß er einen engeren und keinen weiteren Wirkungskreis wünscht; Ohne triftige Gründe kann L. das Land nicht verlassen, aber wenn man die Universität verfallen läßt, muß er es tun; Die juristische Fakultät wurde auf einen Lehrstuhl reduziert, die naturwissenschaftlichen Institute gehen ohne Zuschüsse dem Verfall entgegen; Der Vertreter der Universität im Ministerium [Dalwigk] hat vom "Wesen der Wissenschaft" kaum eine Vorstellung - aber "eine Universität kann sich nicht selbst regieren", weil bei Stellenbesetzungen und der Verteilung der Mittel "tausend persönliche Rücksichten ins Spiel treten" und "die Mittelmäßigkeiten die Majorität ausmachen, Gevatter- und Freundschaften bestimmen die Berufungen, persönliches Wohlwollen [...] bestimmen die Vertheilung der Geldmittel"; [Das Konzept bricht an dieser Stelle ab]