LWV-Archiv Bestand Boucsein

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Dr. Heinrich Boucsein: Nachlass

Laufzeit 

(1876), 1936-2013

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

LWV-Archiv, P 100-11, Nr. 4510 (Hauptverwaltung Kassel, Personalverwaltung)

LWV-Archiv, F Boucsein (Fotobestand Nachlass Heinrich Boucsein)

LWV-Archiv, B 13 (Landeshospital und Psychiatrisches Krankenhaus Haina)

LWV-Archiv, B 90 (Kommunalforstamt Haina)

Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, 520/27, 14233 (Spruchkammerverfahren)

Bestandsdaten

Aufsatz 

Einführung in den Bestand

Bestandsgeschichte 

Zugänge: Acc. 8/2021, Acc. 3/2023

Geschichte des Bestandsbildners 

Heinrich Boucsein wurde am 3. August 1919 als fünftes von insgesamt acht Kindern des Gasthofbesitzers Konrad Boucsein (geb. 5.2.1879 in Schwabendorf) und seiner Ehefrau Katharina, geb. Dörbecker (geb. 22.2.1880 in Schwabendorf) in Schöne-Aussicht bei Schwabendorf bei Marburg geboren. Die Siedlung Schwabendorf ist 1687 für hugenottische und waldensische Glaubensflüchtlinge gegründet worden, worauf der französische Name Boucsein noch verweist. Heinrich Boucsein besuchte die Volksschule in Schwabendorf, wechselte 1930 auf die Mittelschule nach Kirchhain, um im März 1939 an der Staatlichen Oberschule in Usingen im Taunus die Reifeprüfung abzulegen. Im April 1932 wurde er in der Hugenottengedächtniskirche in Schwabendorf konfirmiert und trat am 5. Juni 1932 in die Hitlerjugend ein. Am 1. April 1939 begann für Heinrich Boucsein der Reichsarbeitsdienst in Landstuhl/Pfalz und am 24.8. 1939 der Dienst in der Wehrmacht mit Einsatz am Westwall. In den folgenden Kriegsjahren war Boucsein bei verschiedenen Infanterie-Regimentern als Frontsoldat in Frankreich, Polen, Russland und Italien eingesetzt und wurde mehrfach verwundet. Nach dem zweijährigen Einsatz in Russland durchlief er die Offiziersausbildung und besuchte u.a. die Kriegsschule Dresden und die Heeresnachrichtenschule in Halle/Saale. Zuletzt in Italien im Gebirgseinsatz, erlebte er dort das Kriegsende und verbrachte bis Juli 1945 einige Monate im Kriegsgefangenenlager in Modena.
Im August 1945 begann mit der praktischen Lehrzeit im Forstamt Mengsberg bei Neustadt die Ausbildung im höheren Forstdienst, für die er sich bereits 1939 beworben hatte. Danach nahm Boucsein zum Sommersemester 1946 an der Forstlichen Fakultät der Universität Göttingen in Hannoversch Münden sein Studium der Forstwissenschaft auf, das er ebenda im August 1949 abschloss. Am 20.12.1950 wurde er mit der Arbeit „Die Grundzüge der Forstgeschichte des Burgwaldes unter besonderer Berücksichtigung einer vergleichsweisen Betrachtung der verschiedenen Besitzarten“ zum Doktor der Forstwissenschaft promoviert. Die Dissertationsschrift wurde 1955 als „Der Burgwald. Forstgeschichte eines deutschen Waldgebietes“ veröffentlicht. Zwischen Oktober 1949 und Oktober 1951 durchlief Boucsein den Vorbereitungsdienst für den höheren Forstdienst bei der Forstverwaltung Hessen, wobei der Dienst aufgrund der langen Wehrdienstverpflichtung statt der üblichen 30 Monate auf 25 Monate verkürzt wurde. Währenddessen führten ihn Ausbildungsstationen zum Forstamt Wetter-Ost, zur Hessischen Forsteinrichtungs- und Versuchsanstalt in Gießen und zum Bezirksforstamt Kassel.
Um die Zeit bis zur Einberufung in den Staatsdienst zu überbrücken führte er danach von November 1951 bis März 1953 Forsteinrichtungsarbeiten für das Gemeindeforstamt Braunfels aus und betrieb im Auftrag des Instituts für Forstrecht und Forstgeschichte an der Forstlichen Fakultät der Universität Göttingen in Hannoversch Münden Forschungen über Waldeigentums- und Forstrechte im hessischen und westfälischen Bergland, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurden.
Seit dem 1. April 1953 war Boucsein beim Kommunalforstamt Haina und damit beim LWV beschäftigt. Mit seiner Ernennung zum Forstmeister ging 1955 die Übertragung der Leitung des Kommunalforstamts Haina-West einher. Diese Stellung hatte er bis zu seiner Pensionierung 1984 inne.
Am 17.7. 1957 heiratete Heinrich Boucsein die Sekretärin Theoda Marie Sauer (10.2.1929 – 8.3.1987) in Marburg an der Lahn. 1961 wurde ihnen eine Tochter geboren.
Neben seiner amtlichen Tätigkeit steht das Engagement in verschieden Vereinen und Gremien, vom Schulelternbeirat in Frankenberg bis hin zum Deutschen Forstwirtschaftsrat (seit 1966). Ferner hat Boucsein seine im Studium begonnenen forsthistorischen Forschungen bis an sein Lebensende weitergeführt, wovon zahlreiche Artikel und auch größere Arbeiten zeugen. Dazu gehörten auch akribische und langfristig geplante Recherchen in verschiedenen Archiven. Seine letzte große Veröffentlichung war 2009 die Studie „Geschichte der Wälder und Forsten in Oberhessen: eine integrierte Kulturgeschichte des hessischen Forstwesens“ im Burgwald Verlag, dem er seit seiner Gründung 1979 verbunden war (vgl. Nr. 149 ).

Enthält  u.a.

Einen Schwerpunkt bilden Unterlagen, die in direktem Zusammenhang zu Boucseins amtlicher Tätigkeit stehen. Sie betreffen die Forst- und Jagdverwaltung im Allgemeinen, Forsteinrichtungsarbeiten, Personalverwaltung, aber auch die Finanz- und Grundbesitzverwaltung des Forstamts Haina-West.

Einen zweiten Schwerpunkt bilden Unterlagen zur forstwissenschaftlichen Ausbildung, die sich in praktische Abschnitte und das Studium an der Forstwissenschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen in Hannoversch Münden gliederte. Entsprechend sind viele Vorlesungsmitschriften überliefert, aber auch Berichte und Tagebücher über die praktischen Abschnitte sowie Administratives.
Ebenfalls dokumentiert ist der Übergang vom Studium ins Berufsleben, mit einigen freien Auftragsarbeiten vor dem Antritt einer festen Stelle 1953 (Nr. 79). Erhalten haben sich u.a. drei Terminkalender aus dieser Zeit (Nr. 224).

Die rege wissenschaftliche Tätigkeit wird durch zahlreiche Typoskripte sowie Vorarbeiten von Vorträgen und Artikeln dokumentiert.

Aufschlussreich ist auch die Korrespondenz, die zum einen aus Schriftverkehr der Familie (Nr. 38-39), mit Freunden und ehemaligen Kriegskameraden besteht, zum weitaus größeren Teil allerdings den wissenschaftlichen Austausch betrifft (u.a. Nr. 132).

Literatur 

Verena Limper: Aktenwald mit Überraschungen. Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen übernimmt Nachlass des Forstwissenschaftlers Dr. Heinrich Boucsein (1919–2013), in: Archivnachrichten aus Hessen, 2022, 22/1, S. 111–113.

Findmittel 

Arcinsys-Datenbank

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang 

Erschlossen: 2,4 lfm
Unerschlossen: 13,1 lfm

Bearbeiter 

Johannes Christof (2023)