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UBA Ffm Bestand F 2

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Gruppenstudie

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte

Die Gruppenstudie - auch 'Gruppenexperiment' genannt - wurde noch vor der offiziellen Wiedereröffnung des Instituts für Sozialforschung (IfS) im November 1951 unmittelbar nach der Rückkehr aus dem Exil in den USA in Angriff genommen. Finanziert wurde sie vom High Commissioner of Germany (HICOG), USA, der in Frankfurt am Main seinen Sitz hatte. Der vollständige Titel lautete: 'Studien über Vorurteil und autoritären Charakter, Einstellung und Verhalten der Bevölkerung zu Besatzungsmächten, Antisemitismus, Schuldkomplex, Reeducation'. Die Wissenschaftler wollten Aufschluss über die kollektiven Mentalitäten im Nachkriegsdeutschland erhalten, und das hieß vor allem: die vorherrschende Ideologie. Methodisch betraten sie dabei Neuland, indem sie Gruppendiskussionen durchführten, mittels derer man mehr über das Verhalten und die ihm zugrundeliegenden Motivationen erfahren wollte, als es mit den üblichen Methoden möglich war.
Dabei wurden bundesweit in verschiedenen Städten und Gemeinden teils berufshomogene, teils gemischte Gruppen zusammengestellt, die über Vereine, Gewerkschaften oder Kirchen akquiriert wurden. Durchgeführt wurden diese insgesamt 137 Diskussionen durch Volker von Hagen, Diedrich Osmer, Heinz Sauermann und anderen. Den Diskussionen wurde ein sogenannter 'Grundreiz' vorangestellt (in dieser Studie der 'Colburn-Brief'), der mit provokanten Thesen die Debatte beflügeln sollte.
Die Studie wurde von 1950 bis 1952 finanziert, wobei im Bestand auch Schriftgut über diesen Zeitraum hinaus enthalten ist. Dabei ging es auch um eine mögliche Weiterführung der Untersuchungsmethode über das Projektende hinaus.
Bestandsbildner ist das Institut für Sozialforschung mit seinen wissenschaftlichen Mitarbeitern und der Verwaltung. Bei der Durchführung der Gruppenstudie waren dies vor allem: Theodor Wiesengrund Adorno, Ludwig von Friedeburg, Volker von Hagen, Werner Mangold, Helmuth Plessner, Friedrich Pollock (als Bearbeiter der Publikation), Diedrich Osmer u.a.. In der Zeitschrift 'Frankfurter Beiträge zur Soziologie' wurden im Jahr 1955 die Ergebnisse der Arbeit publiziert. Einzelne Mitarbeiter schrieben darüber hinaus Aufsätze zu Teilfragen der Studie (siehe unten). Eine geplante, umfassende Monographie in elf Bänden kam nicht zustande; vier Monographie-Entwürfe befinden sich im Bestand.
Der Bestand ist in einem guten Zustand. Die Akten wurden nach Aktenzeichen und Betreffen gebildet. Hierzu wurde von den Bearbeiterinnen ein Aktenplan erstellt (siehe Nummer 121). Danach wurde das Schriftgut von den Sekretärinnen chronologisch nach folgenden Kategorien geordnet: Vorarbeiten, Vorversuche, Erhebungsmaterial, Statistische und qualitative Auswertung, Ergebnisse, 'Responses' (Reaktionen auf die Studie und weitere Arbeiten mit der Studie). Der Bestand umfasst sechs Regalmeter.
Bearbeitet wurden die Materialien zwischen Juni 2012 und Oktober 2012 von Dr. Christa Sonnenfeld und Oliver Kleppel (Archivzentrum der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main). Insgesamt wurden 121 Einheiten verzeichnet. Die Vorordnung, in die die Sekretärinnen des IfS das Schriftgut gebracht haben, wurde beibehalten. Vor der Erschließung in 'HADIS' (Hessisches Archiv-, Dokumentations- und Informationssystem) wurden die Unterlagen durch die Bearbeiterin in einer Übersicht aufgelistet, und die einzelnen Einheiten wurden auf Karteikarten erfasst. Auf den Karteikarten befinden sich Informationen zum Titel, der Laufzeit, den beteiligten Wissenschaftlern, zu den Forschungsberichten und Anmerkungen zu den Einheiten.
Für die Beständeübersicht wurden die jeweiligen Titel und die Aktenzeichen aufgenommen. Die Übersicht und die Karteikarten befinden sich im Archiv. Bei der Verzeichnung wurden diese Findhilfsmittel berücksichtigt. Bei der Klassifikation wurde für jede der Serienverzeichnungen ein Klassifikationspunkt gebildet, dem die jeweilige Serie zugeordnet wurde. Vor der Bearbeitung war das Schriftgut in Archivboxen verpackt. Während der Bearbeitung wurden die Unterlagen enteist, in säurefreie Mappen eingeschlagen und in säurefreie Kartons umgepackt. Die Bestandssignatur lautet 'F 2'. Grundlage für die Verzeichnung in 'HADIS' waren die Verzeichnungsrichtlinien der Hessischen Staatsarchive. Es wurden keine Restaurierungsarbeiten vorgenommen.
In der Regel unterliegt das Schriftgut keinen archivischen Schutzfristen mehr. Einzelfälle können eine Prüfung aber erforderlich machen. Für die Bestellung der Archivalien und die Zitierweise in Veröffentlichungen gilt die Quellenangabe: F 2, Signatur X, Archiv des Instituts für Sozialforschung.
Ergänzende oder parallele Bestände können sich auch im Schriftgut einzelner Mitarbeiter befinden, aber auch sowohl im Archivzentrum der Universitätsbibliothek Frankfurt (in den Vor- und Nachlässen von Wissenschaftlern) als auch im Archiv der Universität Frankfurt (Verwaltungsschriftgut).
Literatur zur Methodik und zu den Ergebnissen der Gruppenstudie:
Abschlussbericht: Pollock, Friedrich (Bearbeitung), Gruppenexperiment. Ein Studienbericht, in: Frankfurter Beiträge zur Soziologie, Band 2, 1955 (Bestandssignatur: Pub 1)
Teilergebnisse:
Osmer, Diedrich, Das Gruppenexperiment des Institut für Sozialforschung, in: Empirische Sozialforschung, Frankfurt 1952 (Dissertation)
Herberger, Lothar, Das Schweiger-Problem, Frankfurt 1953 (Diplomarbeit)
Hagen, Volker von, Integrationsphänomene in Diskussionsgruppen, Frankfurt 1954 (Dissertation)
Mangold, Werner, Gegenstand und Methode des Gruppendiskussionsverfahrens, in: Frankfurter Beiträge zur Soziologie, Band 9, 1960 (Dissertation)
Die Schriften finden sich sowohl im Archiv als auch in der Bibliothek des Instituts.

Weitere Angaben (Bestand)

Bearbeiter

C.S.