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StadtA KS Bestand A 3.30

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Rechtsamt

Laufzeit

(1906-), 1939-1966

Siehe

Korrespondierende Archivalien

A 2.23 Liegenschaftsamt, Serie "Rückerstattungsansprüche jüdischer Grundeigentümer oder ihrer Erben "

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte

Die Akten des Rechtsamts wurden 1964 dem Stadtarchiv angeboten, da sie 'für die geschichtlichen Verhältnisse um die Zeit des Zusammenbruchs und danach im Rahmen der Geschichte der Stadt Kassel von Bedeutung sein könnten'. (Schreiben Dr. Wienbeck, 30.7.1964, Stadtarchiv Kassel, AZ: 2.3.) Aufgrund räumlicher Probleme konnte die Übernahme ins Archiv allerdings erst 1968 erfolgen. Von 1970-1971 schlossen sich einige kleinere Aktenlieferungen an, die nächste, ebenfalls kleine Abgabe erfolgte dann erst 2008. Wer den Bestand zuerst verzeichnete und wann diese Arbeit erfolgte, geht aus den Akten des Stadtarchivs nicht hervor. Die vorgefundene Datei wurde Anfang 2011 in HADIS importiert. Da die Verzeichnungsangaben zahlreiche Mängel aufwiesen, waren umfangreiche Nacharbeiten notwendig. Hierbei wurde eine Klassifikation angelegt und zahlreiche Angaben überprüft und umformuliert, da bei der ersten Verzeichnung oftmals nur die wenig aussagekräftigen Original-Aktentitel aufgenommen worden waren.

Enthält

Der Bestand des Rechtsamts verdeutlicht in eindrucksvoller Weise die Folgen des Zweiten Weltkriegs und die Bemühungen um den Wiederaufbau der Stadt. Das Rechtsamt ist für die Rechtsberatung der Verwaltung zuständig und war in dieser Funktion nach dem Krieg maßgeblich an der Neuorganisation der Verwaltung und der Schaffung entsprechender rechtlicher Vorgaben beteiligt. Neben der Entwicklung rechtlicher Vorgaben zählten auch das Verfassen von Gutachten und Verträgen, die Vertretung und Beratung der Stadt bei Streitfällen mit Bürgern und vor allem die Regulierung von Kriegsschäden und des Wiederaufbaus zu den Aufgaben des Rechtsamts. Insbesondere die letztgenannten Aufgabenbereiche bieten Einblicke in den Lebensalltag in der kriegszerstörten Stadt, ging es hier doch z.B. um Maßnahmen gegen die Wohnungsnot und um Beschlagnahmung von Wohnungen und Mobiliar von ehemaligen hochrangigen NSDAP-Mitgliedern.

Enthalten sind in dem Bestand auch Unterlagen des Kriegssachschädenamts, einem Amt, welches nach dem Krieg nicht fortbestand. Die Unterlagen wurden dem Rechtsamt zugeordnet, da zum einen nur noch wenige Akten überliefert sind und diese zum anderen nach dem Krieg vom Rechtsamt zu seinen Zwecken herangezogen wurden. Das Kriegssachschädenamt wurde in Kassel im Oktober 1941 ins Lebens gerufen. Neben der Feststellung und Begutachtung von Kriegsschäden gehörten auch Entschädigungen nach dem Kriegsleistungsgesetz zu seinen Aufgaben. Über diese Funktion war das Amt eng in die Verwertung der den deportierten Kasseler Juden entzogenen Vermögenswerte eingebunden, was anhand der überlieferten Unterlagen sehr gut nachvollzogen werden kann. Der von der Stadtverwaltung dominierte "Verein für Volkswohl" war beauftragt, die Möbel und Hausratgegenstände der deportierten jüdischen Einwohner zu versteigern und die Erlöse der Reichsfinanzverwaltung zuzuleiten. "Fliegergeschädigte" waren nach Weisung des Kriegssachschädenamtes bei den Versteigerungen zu bevorzugen.

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang

199 Verzeichnungseinheiten, ca. 3 lfd. Meter

Bearbeiter

Dr. Alexandra Lutz

Benutzung

Einzelne Akten, die Rechtsstreitigkeiten zwischen Bürgern und der Stadt Kassel betreffen, unterliegen noch den gesetzlich vorgeschriebenen Schutzfristen.