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HStAM Bestand 5

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Geheimer Rat

Laufzeit

1553 - 1821 (mit Vorakten ab 1319)

Siehe

Korrespondierende Archivalien

Bestände 4, 22, 70, 80, 86 und 305

Protokolle II Kassel (fragmentierte Protokolle des Geheimen Rates sowie des Generaldirektoriums)

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners

Die Behörde entstand zu Anfang des 17. Jahrhunderts unter Landgraf Moritz durch die Verbindung der von Landgraf Philipp d. Großmütigen wohl 1518 eingerichteten 'Hofräte', die später als 'Statthalter und Räte' erscheinen, sowie des um 1500 entstandenen Kammersekretariats, das sich später in eine Kammer- und Landkanzlei veränderte. Die Bildung des Geheimen Rates, der im November 1609 eine Geschäftsordnung erhielt, stand im Zusammenhang mit dem Umbau der gesamten Staatsverwaltung durch Moritz, der wenig später auch das Konsistorium begründete. Der Grund für die Einrichtung des Geheimen Rates lag in der Absicht, eine Konzentration der Behandlung der auswärtigen Politik, insbesondere der Unionspolitik zu ermöglichen. 1625 erfolgte veranlasst durch die schon länger anhaltende Verschlechterung des Verhältnisses von Moritz zu seinen Beamten und den zunehmenden Einfluß von Obersten und Festungskommandanten eine erste Umbildung in das Oberappellations- und Revisionsgericht unter Leitung eines Obersten. Zugleich wurde damit die Ausgliederung Marburgs aus dem Kasseler Herrschaftsbereich nach der Übernahme ganz Oberhessens durch Darmstadt ausgeglichen. Die bisher im Geheimen Rat liegende Kompetenz für die Behandlung politischer Fragen ging in die Hände von Rätedeputationen über.
Die Abdankung des Landgrafen 1627 veränderte die Funktionen des Geheimen Rates erneut, der jetzt seine Kompetenz als Appellations- und Revisionsinstanz verlor. Zudem übernahm die Kammer- und Landkanzlei unter Wilhelm V. die politischen Aufgaben des Geheimen Rates; seit dem Bündnis mit Schweden 1631 wurde ein gemischter hessisch-schwedischer Kriegrat gebildet, aus dem 1634 die Institution der Geheimen und Kriegsräte herauswuchs. Dieser tagte ständig in Kassel und beanspruchte mit Regierungsantritt der Landgräfin Amalie Elisabeth zunehmend deren Stellvertretung der Landgräfin. Eine längerfristige Festschreibung der Funktionen erfolgte erst mit der Konsolidierung der territorialen Verwaltung 1653 in der Kanzleiordnung, die Landgraf Wilhelm VI. nahezu zeitgleich mit der Wiedereröffnung der Universität Marburg erließ.
Nach dem Erwerb der Grafschaft Hanau-Münzenberg 1736 wurden die Hanauer Angelegenheiten zunächst gesondert verhandelt, bis sie 1762-1785 von einem in Hanau gebildeten eigenständigen Geh. Rat übernommen wurden. Mit dem Regierungsantritt Wilhelms IX. wurden die Geschäfte wieder in Kassel geführt bis zur endgültigen Eingliederung der Grafschaft Hanau-Münzenberg in das Kurfürstentum Hessen-Kassel 1803.
Sieht man einmal von der Zeit zwischen 1773 und 1786 ab, als in Nachahmung der preußischen Verwaltungsverhältnisse parallel ein Generaldirektorium eingerichtet wurde, dann bildete der Geheime Rat bis 1821 das zentrale Regierungsorgan. Nahm Wilhelm VI. noch öfter an den Sitzungen des Geheimen Rates teil, so erwuchs dem Rat unter Landgraf Carl eine Konkurrenz durch die Kabinettssekretäre, die mit Spezialmandaten des Regenten versehen wurden.

Enthält

Akten über Behörden und Beamte, Archivwesen, Hoheits- und Rechtswesen, Landtags-, Stände-, und Hofsachen, Kirchen- un d Schulwesen, Universitäten, Finanzsachen, Hnadel, Industrie, Gewerbe, Post-, Kriegs-, Polizei- und Bauwesen, Gemeinden, Réfugiés und Kolonien, Juden, Forstwesen und Forstbeamte, Landwirtschaft, Mühlen, Bergwerkssachen, Stifter, Hospitäler und Waisenhäuser, Gesundheitswesen
Die Akten des 'Kurators der Universitäten' wurden bei Auflösung des Bestandes 22 b dem Bestand 5 Geh. Rat angeschlossen, da einer der Geheimen Räte stets in Personalunion der 'Kurator der Universitäten' war.

Literatur

Becker, Odo: Der Geheime Rat in Hessen-Kassel, Darmstadt 1911

Rosenfeld, Felix: Geheime Kanzleien und Kabinett, in: ZHG 51, S. 117-148

Keim, Walter: Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel vom Regierungsantritt 1927 bis zum Abschluß des Bündnisses mit Schweden 1931, in: Hess. Jahrbuch für Landesgeschichte 12, 1962 und 13, 1963

Dülfer, Kurt: Fürst und Verwaltung. Grundzüge der hessischen Verwaltungsgeschichte im 16.-19. Jahrhundert, in: Hess. Jahrbuch für Landesgeschichte 3, 1953, S. 150-223

Findmittel

Arcinsys-Datenbank

0,08 MM unverzeichnet

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang

140,50 MM

Benutzung

Benutzung über Microfiche

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Letzte Aktualisierung: 30.07.2021