Drucken

AdJb Bestand N 85

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Nöldechen, Waldemar (1894-1980)

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners

Lebensdaten:
10.2.1894 in Hamburg, + 18.2.1980 in Kitzingen

Waldemar (Gustav Andreas) Nöldechen
Der Diplom-Bauingenieur Waldemar Nöldechen gehörte seit 1920 verschiedenen Bünden der Jugendbewegung (Jungdeutscher Orden, Kronacher Bund) an. In diesen Bünden hatte er Führungspositionen inne und er verfasste Schriften über das Wesen und die Geschichte der Jugendbewegung. Innerhalb der Vereinigung der Jugendburg Ludwigstein agierte er bereits ab 1933 als überzeugter Nationalsozialist. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte er am Wiederaufbau der völkischen bündischen Jugend in Deutschland mit. Er beteilgte sich an der Organisation der Meissner-Jubiläen 1953 und 1963. In seinen Schriften und Briefen sind anti-demokratische und anti-amerikanische Überzeugungen zu erkennen. Seine politischen Ideen sind vom „Führer-Prinzip“ und einer „Reichs-Idee“ geprägt.

Nöldechen wurde als Sohn des Kaufmanns Oscar Philipp Nöldechen und Christine Nöldechen, geb. Schinckel, in Hamburg geboren. Der Vater verlor sein Vermögen mit Kriegsanleihen im Ersten Weltkrieg. Bis 1909 ging er in Hamburg und Lüneburg zur Schule. Ab 1909 besuchte er die Schule im Deutschen Landerziehungsheim (DLEH) von Hermann Lietz, Haubinda (Herzh. Meinigen), und bis 1914 die Schule in Bieberstein/Rhön. Zu Kriegsbeginn meldete sich Nöldechen freiwillig als Soldat. 1916 wurde er bei Verdun schwer verwundet und bis blieb bis 1919 in belgischer Kriegsgefangenschaft in Frankreich. Ab 1919 studierte er an der Technischen Hochschule Hannover Bauwesens mit den Fächern Eisenbahnwesen und Städtebau. 1925 konnte er sein Studium mit dem Diplom abschließen.
Zwischen 1925 und 1939 war er beruflich als Städte- und Landesplaner in Chemnitz, als Stadtrat in Bautzen und als Leiter der Landesplanung Saarpfalz in Speyer tätig. Ab dem 01.01.1939 war Nöldechen als Projektingenieur beim Straßenbauamt Fulda angestellt. Im Krieg war er ab 1940 als Führer eines Straßenbautrupps in Frankreich und Polen tätig. 1942 wurde er Referent beim Amt für Raumplanung in Warschau und wechselte 1944 in selber Position nach Lemberg. Im Herbst 1944 war er als Soldat im Festungspionierstab an der Westfront stationiert. Nach Kriegsende kehrte Nöldechen nach Fulda zurück. Nöldechen war von 1933 bis 1945 Mitglied der NSDAP. Im Rahmen der Entnazifizierung verlor er seine Anstellung und machte sich von 1947 bis 1951 mit einem „Büro für Landes- und Städteplanung“ in Fulda selbstständig. Danach war Nöldechen arbeitslos und ab 1954 lebte er als Rentner in Bergen-Enkenheim. Später war Nöldechen in Kleinwallstadt und Kitzingen wohnhaft.

1920 trat Nöldechen in den Jungdeutschen Bund ein. Seit 1921 war Nöldechen Mitglied im Kronacher Bund der alten Wandervögel und er war bis 1923 Herausgeber der Rundbriefe des Bundes. Zwischen 1921 und 1924 war er für die Beilagen „Arbeit“ und „Zu Staatskunst und Volkswohlfahrt“ der Zeitschrift „Der Zwiespruch“ verantwortlich. Nach dem Krieg war er zeitweise Bundesfeldmeister der Bündischen Pfadfinderschaft Deutschland und Mitglied im Freideutschen Konvent. Des Weiteren war er Mitarbeiter der Zeitung „Neue Politik“ und Mitbegründer der „Vereinigung Deutsche Nationalversammlung“.
Am 11.5.1929 heiratete Nöldechen in Berlin-Charlottenburg Katharina Paula Martha "Käthe" Nasse, geb. 12. Juli 1892. Nöldechen-Nasse war in ihrer Rolle als Kalligraphin der Jugendbewegung verbunden und fertige beispielsweise Tuschezeichnungen für das Vorwort der Neuauflage des „Zupfgeigenhansels“ 1940 (Signatur Ü 1 Nr. 3) an. Die Ehe wurde 1950 geschieden.

Veröffentlichungen:
Waldemar Nöldechen, „Die deutsche Jugendbewegung. Versuch einer Wesensdeutung.“, Osnabrück 1953.
Waldemar Nöldechen, „Die raumordnende Landesplanung als Problem der Innenpolitik, ihre wirtschaftliche Bedeutung und ihr Ausbau.“, Fulda 1953.

Über Nöldechen:
Kurzbiografie in: Stefan Breuer und Ina Schmidt, „Die Kommenden. Eine Zeitschrift der Bündischen Jugend (1926-1933).“ Schwalbach/Ts. 2010, S. 383f.

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang

7 Archivkartons