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AdJb Bestand N 35

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Wyneken, Gustav (1875-1964)

Siehe

Korrespondierende Archivalien

N 9 Nachlass August Halm

N 34 Nachlass Otto Steckhan

A 224 Freie Schulgemeinde Wickersdorf (FSG)

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte

Zugang 1965.

Die Splitternachlässe seiner Schwestern Luise und Lisbeth wurden den Familienpapieren zugeordnet.
Die ehemals bedeutende Bibliothek Wynekens wurde aufgeteilt. Ein Restbestand gelangte in das AdJb.

Büste von G. Wyneken: siehe G 8 Nr. 1.
Drei Totenmasken G. Wynekens: siehe G 8 Nrn. 11-13.

Geschichte des Bestandsbildners

Der Philosoph, Reformpädagoge und Schriftsteller Gustav Adolf Wyneken wurde am 19.03.1875 in Stade geboren. Er war das älteste von acht Kindern. Der Vater, Dr. Ernst Friedrich Wyneken, war dort Direktor der Höheren und Mittleren Töchterschule. Seine Mutter, Charlotte geb. Nicolai, war die Tochter eines lutherischen Superintendenten.
In Berlin studierte Gustav Wyneken 1894-1897 Theologie und Philologie (Promotion 1898).
1900-1903 war er Lehrer im Landerziehungsheim Ilsenburg im Harz, einer der ersten deutschen Reformschulen (gegründet von Hermann Lietz). 1903 wechselte Wyneken in das Landerziehungsheim Haubinda, wo er bis 1906 wirkte. Hier unterrichteten auch Paul Geheeb und Martin Luserke.
Mit Paul Geheeb gründete Gustav Wyneken 1906 die "Freie Schulgemeinde Wickersdorf" (FSG) im Thüringer Wald. Wegen Auseinandersetzungen innerhalb der Schulleitung musste Wyneken die Reformschule 1910 vorübergehend für einige Monate verlassen. 1918/19 wirkte er als Berater im Bayerischen und Preußischen Kultusministerien an ersten Schulreformen mit. 1920 schied er, nach der Verurteilung wegen sexuellen Kindesmissbrauchs, wiederholt aus der Leitung der FSG aus und wurde als freier Schriftsteller tätig. 1925 folgte die Ernennung als Wirtschaftsleiter in der FSG, ohne Zulassung zum Unterrichten. 1931/32 verließ Wyneken die Wickerdorfer Reformschule endgültig, nachdem abermals Anschuldigungen wegen Homosexualität gegen ihn erhoben wurden. Gustav Wyneken zog nach Berlin und 1934 nach Göttingen.
Gustav Wyneken war 1900 bis 1910 mit Luise Margaretha Dammermann verheiratet und hatte drei Kinder.
Gustav Wyneken übernahm in der Jugendbewegung nach 1912 eine führende Rolle, insbesondere auch auf dem Ersten Freideutschen Jugendtag auf dem Hohen Meißner 1913, wo er vor der Kriegsbegeisterung warnte. Wegen der bündischen Strukturen distanzierte Wyneken sich in den 1920er Jahren von der Jugendbewegung.
Wyneken starb am 08.12.1964 in Göttingen. Die Beisetzung erfolgte am 12.12.1964 auf dem Zentralfriedhof der Stadt Göttingen.

Enthält

Unterlagen der Bereiche Reformpädagogik, Schulreform, Kulturpolitik der Weimarer Republik, Jugendbewegung.
Bemerkenswert sind die Korrespondenzen mit führenden Persönlichkeiten des kulturellen Lebens (insbesondere 1910-1930 u. 1945-1960) sowie die Ausführungen zum Konzept einer "Jugendkultur" und die Einlassungen zum Begriff des "Pädagogischen Eros".

Literatur

"Ludwigsteiner Blätter", Nr. 70/1965 (Nachruf)

Peter Dudek: "Sie sind und bleiben eben der alte abstrakte Ideologe!". Der Reformpädagoge Gustav Wyneken (1875-1964) - eine Biographie, Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt 2017

Peter Dudek: "Körpermissbrauch und Seelenschändung" - Der Prozess gegen den Reformpädagogen Gustav Wyneken 1921, Verlag Julius Klinkhardt 2019

Findmittel

Online-Datenbank ArcInSys

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang

148 Archivkartons

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Überliefert ist Material zu August Halm (ausführliche Korrespondenz und Unterlagen zu den Bemühungen Wynekens um die Herausgabe von Werken Halms).

Der Bestand wurde 2019 im Rahmen der Bundessicherungsverfilmung verfilmt.