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AdJb Bestand N 38

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Höppener, Hugo, gen. Fidus (1868-1948)

Siehe

Korrespondierende Archivalien

Korrespondierende Aktenbestände im AdJb (Stand 2019)

zu Hugo Höppener:
"Lichtgebet", Version 1922 (K 1 Nr. 1)
Kunstmappen (K 2)
Nachlass K.W. Diefenbach u. Familie von Spaun (N 151)
Vorlass Norgard Kreiser (N 253)
Nachlass Therese Mülhause-Vogeler (N 243)
Nachlass Guntram Erich Pohl (N 26)
Nachlass Gertrud Prellwitz (N 27)

zur Lebensreform:
Nachlass Walter Fränzel (N 230)
Nachlass Walter Hammer, bürgerl. Hösterey (N 10)
Nachlass der Familie Klinckmann, Badekow u. Bauschke (N 221)
Vorlass Ulrich Linse (N 139)
Nachlass Adalbert Luntowski, Pseudonym A. Reinwald (N 81)
Nachlass Charly Sträßer (N 100)
Nachlass Magnus Weidemann (N 218)

Externe korrespondierende Aktenbestände (Stand 2019)

Der schriftliche Nachlass der Fidus-Tochter Hilde Altmann-Reich und deren Mutter Amalie Altmann-Reich ist seit 1983 in der Berlinischen Galerie überliefert.

Familienarchiv Oliver Haller.

Hinzuweisen ist außerdem auf Archive der Fidus-Verleger Fritz Heyder (1882-1941) und Max Bruns (1876-1945). Das Fritz-Heyder-Verlagsarchiv befindet sich ebenfalls in der Akademie der Künste; der Nachlass des Bruns ist ein Depositum im Kommunalarchiv Minden.

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte

Unter der Signatur N 38 werden mehrere Teilbestände zusammengefasst.

Der Hauptteil beinhaltet das Depositum der Erbengemeinschaft Andreas Höppener-Fidus und Oliver Haller, welches sich seit 1996 im Archiv der deutschen Jugendbewegung auf Burg Ludwigstein befindet. Zum Depositum zählen neben dem schriftlichen Nachlass auch zahlreiche Fotos und Kunstwerke.

Unter anderem ergänzen drei Sammlungsbestände, die vom Archiv der deutschen Jugendbewegung angelegt wurden, den Nachlass.

Dies ist zunächst die Sammlung Hugo Höppener. Die früheren Nrn. 1-13 waren auf Karteikarten verzeichnet und bilden jetzt die Nrn. 414-426.

Ein weiterer Sammlungsbestand ist der Nachlass von Drude Höppener. Die früheren Kartons 1 und 2 tragen jetzt die Nr. 431 und 432. Die Materialsammlung von Petra Stach wurde Nr. 433 und dem Nachlass Drude angefügt.

2005 ergänzte eine Schenkung aus dem Nachlass von Hedwig Hancke, der Betreuerin von Gertrud Prellwitz, den Nachlass Hugo Höppeners. Dieser Zugang erfolgte durch Rosemarie David in Wien, der Betreuerin von Hedwig Hancke.

Die Teilbestände, die Eigentum des Archivs der deutschen Jugendbewegung sind, wurden unter dem Klassifikationspunkt "Sammlungen des AdJb"zusammengefasst.

Die Erschließung des Bestandes warf zwei besondere Probleme auf: Bei einer Künstlerpersönlichkeit wie Fidus lassen sich private und berufliche Aktivitäten sowie künstlerische und verlegerische Tätigkeit nicht in aller Schärfe trennen. Überschneidungen und Unschärfen einzelner Klassifikationspunkte sind daher unvermeidlich. Außerdem enthält der Bestand nicht nur Unterlagen der Provenienz Hugo Höppeners; es finden sich darin ebenso Teilnachlässe anderer Familienmitglieder, insbesondere seiner Frau Elsa, sowie weiterer Personen, die im Fidus-Haus lebten, beispielsweise von Gertrud Prellwitz und Franz Bernoully. Man könnte den Nachlass Höppener mit Einschränkungen als Nachlass einer Lebens- und Hausgemeinschaft bezeichnen. Wo es sinnvoll und mit vertretbarem Aufwand möglich erschien, wurden diese Nachlässe von Einzelpersonen separiert. Als besonders problematisch erwies sich die Erschließung der umfangreichen Korrespondenz, bei denen auf eine Neuordnung verzichtet wurde. Die vom Nachlasser gebildeten Einheiten wurden in aller Regel beibehalten, auch wenn eine Systematik nur partiell zu erkennen war. Um die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen, wurden die wesentlichen Korrespondenzpartner erfasst. Nur in wenigen Fällen konnte auch nach thematischen Gesichtspunkten erschlossen werden.

Der künstlerische Nachlass hingegen wurde nach formalen Gesichtspunkten (künstlerische Techniken, Größe der Objekte) neu geordnet.

Der Nachlass Hugo Höppeners war zunächst im Atelier-Wohnhaus in Woltersdorf bei Berlin verblieben, wo sich seine Witwe Elsbet, Edwin Wilhelmi, Carl Strohmeyer (geb. 1905) und die Stieftochter Helga Wagner um ihn kümmerten.

Bereits 1972/73 hatte Sohn Holger Höppener an Janos Frecot eine Vollmacht über den noch vorhandenen Fidus-Nachlass erteilt. Dieser hatte das Fidushaus wiederholt besucht und einen Teil des Nachlasses mit nach Berlin-West genommen (Vermerk, 01.06.1974, Dienstakten). Die von Frecot in den 1970er und 1980er Jahren dem Nachlass entnommenen Stücke, zu denen so bedeutende Quellen wie 'Meine Lebenserinnerungen' (von Frecot als 'KLE' zitiert) und zahlreiche Tagebücher gehören, befinden sich in der Berlinischen Galerie.

Helga Wagner starb 1988.

In den 1990er Jahren wurde der Nachlass aus dem Fidushaus aufgeteilt: Ein Teil gelangte als Eigentum der Erbengemeinschaft Andreas Höppener-Fidus (3/4) und Oliver Haller (1/4) über die Berlinische Galerie in das Archiv der deutschen Jugendbewegung auf Burg Ludwigstein. Der zweite Teil ging in das Haller'sche Familienarchiv über, das zunächst in der Universitätsbibliothek Potsdam, dann im Kreisarchiv des Oder-Spree-Kreises in Fürstenwalde verwahrt wurde.
Im Juli 2006 übernahm Oliver Haller das Haller'sche Familienarchiv in Privatbesitz.

Im Januar 2023 wurden weitere Stücke, die vielfach aus der Provenienz Prellwitz stammten und als kleines Restkonvolut übrig geblieben waren, verzeichnet. Dieses Restkonvolut bildet die Nr. 680-692.

Geschichte des Bestandsbildners

* 08.10.1868 in Lübeck, + 23.02.1948 in Woltersdorf; Beisetzung am 1. März 1948.
Maler, Architekt, Schriftsteller u. Verleger.

Hugo Höppener wurde am 8. Oktober 1868 in Lübeck als Sohn des Konditormeisters Julius Höppener und seiner Frau Camilla geb. Stender geboren.
1887 nahm er ein Kunststudium in München auf, das er jedoch bereits nach drei Monaten abbrach, um als Schüler Karl Wilhelm Diefenbachs (1851-1913) die nächsten Jahre in einem stillgelegten Steinbruch in Höllriegelskreuth im Isartal zu verbringen. Von Diefenbach erhielt er den Namen "Fidus", der Getreue. 1889 kehrt er an die Akademie der bildenden Künste nach München zurück.
Auf die Lehrjahre folgte in den 1890er Jahren eine sehr intensive und erfolgreiche Schaffensperiode. In München lernte Hugo Höppener den Volkswirtschaftler und Theosophen Wilhelm Hübbe-Schleiden (1846-1916) kennen, der ihn in die Welt der Theosophie einführte. Ihm folgte Hugo Höppener 1892 nach Berlin.

Entsprachen seine Beiträge für die Zeitschrift "Jugend" und andere erfolgreiche Arbeiten noch dem Zeitgeist, so geriet er später mit seiner Vorstellung einer nordischen idealen Kunst zunehmend ins Abseits. Daran änderte auch die nationalsozialistische Machtergreifung nichts. Am 1. Mai 1932 trat Hugo Höppener der NSDAP bei und sah sich mit seiner Kunst als Speerspitze der völkischen Bewegung. Die Resonanz der Partei auf seine Arbeiten fiel allerdings ablehnend aus. In der Jugendbewegung jedoch wurde seine Kunst hoch geschätzt und seine Werke erfuhren eine mit Andachtsbildern zu vergleichende Wertschätzung. Hugo Höppener bediente diese Klientel, indem er seine Bilder in der zweiten Hälfte seiner Schaffenszeit stärker vermarktete. Er vertrieb Kunstdrucke verschiedener Preisstufen. Für die Jugendbewegten waren besonders die Postkarten erschwinglich.

1896 ging aus der "ideal-freien Ehe" mit Amalie Reich die Tochter Hilde (Altmann-) Reich hervor
(* 09.02.1896 in Berlin, + 23.05.1983 in Berlin). Wenig später wurde die Verbindung gelöst.
1900 heiratete Hugo Höppener Elsa Knorr, die noch im gleichen Jahr Tochter Trude, später genannt "Drude" zur Welt brachte (+ 1918). Diese erlangte in den 1920er Jahren durch die Romane von Gertrud Prellwitz Berühmtheit.
1902 wurde Sohn Holger geboren (+ 1978).

1907 bis 1909 baute Hugo Höppener in Woltersdorf-Schönblick bei Berlin ein Atelierhaus mit Wohntrakt, in das 1909 seine Familie zusammen mit Gertrud Prellwitz, "Gefährtin" von Ehefrau Elsa, einzogen. Elsa Höppener-Fidus starb 1915, worauf Gertrud Prellwitz das Haus verließ.

Im Oktober 1922 ging Hugo Höppener mit Elsbet Lehmann-Hohenberg (geschiedene Wagner) eine weitere Ehe ein, in die Elsbet ihre Tochter Helga mitbrachte.

Hugo Höppener starb am 23. Februar 1948 in seinem Haus in Woltersdorf. Seine Frau Elsbet starb 1976 und überlebte ihn damit um fast 30 Jahre. Helga Wagner kümmerte sich noch bis zu ihrem Tod am 24. Januar 1988 um das Fidushaus.

Hugo Höppener führte ein offenes Haus: Freunde, Gönner seiner Kunst und Gehilfen, wie Georg Bauernfeind und Franz Bernoully, wohnten dort für mehr oder weniger lange Zeit. Sie unterstützten ihn auch im 1912 gegründeten St. Georgs-Bund (benannt nach Georg Bauernfeind), der 1927 in den Fidus-Verlag umbenannt wurde.

Hugo Höppener war eine Persönlichkeit, in der sich verschiedenste Aufbruchsbewegungen der Zeit um 1900 widerspiegeln: Kleiderreform und Freikörperkultur, Tierschutz- und Vegetarierbewegung, Sexualreform, Theosophie und völkisches Gedankengut, Siedlungsreform und Jugendbewegung.

Findmittel

Online-Datenbank ArcInSys

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang

130 Archivkartons, 60 großformatige Kunst-Mappen sowie 25 Einzelwerke.

Bearbeiter

Volker Hirsch u. Claudia Oertel (Neu-Verzeichnung)
Elke Hack (Überarbeitung u. Anschluss-Erschließung Nrn. 606 ff.)