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HHStAW Bestand 430/1

Beschreibung

Serie

Bezeichnung

Landesheilanstalten

Identifikation (kurz)

Titel

Heil- und Pflegeanstalt Eichberg

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte

Zugänge 1914, 1939 und 1972

Geschichte des Bestandsbildners

Die Irrenanstalt im ehemaligen Kloster Eberbach wurde durch Edikt des Herzogs von Nassau vom 1.4.1815 von der Korrektionsanstalt (siehe Abt. 409/2) getrennt, in der vorübergehend auch gefährliche Geisteskranke untergebracht waren. Am 28.12.1842 beschloß die Ständeversammlung den Bau einer neuen Anstalt. Auf dem Eichberg bei Kiedrich wurde der Neubau bis zum Jahre 1849 vollendet und erhielt auf herzoglichen Beschluß vom 26.1.1848 den Titel Heil- und Pflegeanstalt Eichberg. In ihr waren männliche und weibliche Patienten untergebracht. Durch die steigende Zahl der Patienten mußte in den Jahren 1866-1873 und 1875-1884 in Eberbach eine Zweigstelle eingerichtet werden. Nach der Annexion Nassaus durch Preußen wurde die Irren-Heil- und Pflegeanstalt durch Erlaß vom 6.12.1872 dem Bezirksverband für den Regierungsbezirk Wiesbaden (siehe Abt. 403) unterstellt. Ihr Zuständigkeitsbereich umfaßte den südlichen Teil des Regierungsbezirks Wiesbaden. In der NS-Zeit, insbesondere ab 1936/37, stellte der Landeshauptmann die Anstalt ganz in den Dienst der NS-Rasse- und Gesundheitspolitik. Am 31.1.1938 legte der leitende Arzt Dr. Hinsen sein Amt nieder, als das NS-Regime die Tötung unheilbar Geisteskranker plante. Unter seinen Nachfolgern diente der Eichberg im System der 'Reichsarbeitsgemeinschaft Heil- und Pflegeanstalten' und der 'Gemeinnützigen Stiftung für Anstaltspflege' als Durchgangsstation für Patienten vornehmlich aus der Rheinprovinz, Baden, Württemberg und dem Volksstaat Hessen, die meist in die für Hessen-Nassau zentrale Tötungsanstalt Hadamar verlegt wurden. Auch nach Abbruch der 'Aktion T 4' im August 1941 wurden weiterhin Patienten zur Tötung nach Hadamar verschickt oder fanden auf dem Eichberg selbst den Tod. In der 'Kinderfachabteilung' wurde die sogenannte Kindereuthanasie durchgeführt. 1944-1945 war die Anstalt zeitweilig Lazarett und Ausweichkrankenhaus für die ausgebombten Nachbarstädte.

Enthält

ca. 500 Verwaltungs- und 12350 Patientenakten (1815-1945)

Literatur

Gerhard Amler: Chronik des Psychiatrischen Krankenhauses Eichberg. o. J. [1975] (masch.).

Philipp Heinrich Lindpaintner: Nachrichten über die Herzogliche Irrenanstalt zu Eberbach im Rheingau von ihrer Gründung an bis zum Schlusse des Jahres 1842. In: Medizinische Jahrbücher für das Herzogtum Nassau 3 (1845), S. 1-60.

R. Schroeter: Die Heil- und Pflegeanstalt Eichberg im Rheingau 18. Oktober 1849-1899. Wiesbaden 1899.

Hans Wachsmuth: Aus alten Akten und Krankengeschichten der Herzoglich Nassauischen Irrenanstalt Eberbach, Teil 1-7. In: Psychiatrisch-neurologische Wochenschrift, 1925-1931.

Findmittel

Verwaltungsakten: Repertorium von Bernward Helfer, 1974 (Kartei)

Repertorium von Helfer, 1974 (DV-Ausdruck)

Personalakten: Repertorium, 1940 (hs.)

Rechnungen: Repertorium, 1914 (hs.)

Online-Datenbank (Arcinsys)

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang

136,25 lfm (Nr. 1-12.858)

Bearbeiter

Bernward Helfer, 1974

Deskriptoren

Eichberg

Eberbach

Hadamar

Wiesbaden