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HStAM Bestand 105 a

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Kurmainzische Stifter in Hessen

Laufzeit

1330-1884

Siehe

Korrespondierende Archivalien

Bestand 86 Hanauer Nachträge

Bestand 105 b Kurmainzische Kellereien und Ämter in Hessen

Bestand 105 c Kurmainizische Landesregierung

Rechnungen II Amöneburg

Urkunden Stift Fritzlar

Kopiare K 199-226

Stiftsarchivs Amöneburg

Pfarrarchiv Amöneburg

Stiftsarchiv Fritzlar

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte

Bei der Erschließung anderer Bestände wurden einzelne Akten gemäß dem Provenienzprinzip ausgeschieden und in dem Bestand 105 c zusammengeführt.
1. Amöneburg, St. Johann Bapt.: Die Unterlagen wurden 2006 aus dem Bestand 22 a 2 Kirchensachen - Klöster und Stifte herausgezogen und neu verzeichnet.
2. Fritzlar, St. Peter: Um die Mitte des 18. Jhdts. wurde vom Scholaster Spreckmann eine Neuordnung der Unterlagen des Stifts vorgenommen. Das Archiv war damals in Räumen über dem Kreuzgang untergebracht, die nach der Säkularisation zu Amtsstuben und Arrestzellen umgebaut wurden. Dabei wurden die Unterlagen auf einem Haufen zusammengeworfen, so dass die Ordnung der Akten zerstört wurde und Teile des Archivs verloren gingen. Mitte des 19. Jahrhunderts ging der geschichtlich interessierte Landrat Weber daran, die verbliebenen Reste aus Dachböden und Kellergelassen zusammenzutragen. Was außerhalb der Behördenräume zu finden war, gelangte über den Besitz Webers ins Staatsarchiv Marburg und wurde dort bis zur Neuerschließung im Jahre 2006 als Bestand 105 II bzw. als Rechnungen II Fritzlar geführt. Was dagegen noch in den alten Amtsstuben vorhanden war, verblieb im Eigentum der Pfarrgemeinde Fritzlar. Wertvolle Inkunabeln und illuminierte Handschriften, ursprünglich ebenfalls Teil des Stiftsarchivs, gingen zunächst in die Bestände der kurfürstlichen Bibliothek, dann in die der Landesbibliothek Kassel über.
3. Mainz, St. Peter: Die Unterlagen wurden aus dem Bestand XI Forstinspection Hanau herausgezogen.

Geschichte des Bestandsbildners

1. Amöneburg, St. Johann Bapt.: Das Stift wurde 1360 durch Erzbischof Gerlach von Mainz gegründet, nachdem bereits im Jahre 1286 eine Pfarrkirche St. Johann bestanden hatte. Als Festungsstadt war Amöneburg während des Dreißigjährigen Krieges heftig umkämpft, wurde mehrmals belagert, besetzt und schließlich weit gehend zerstört. Die längste Besatzung war die durch hessische Truppen zwischen 1632 und 1635. Nach 1648 begann eine Zeit des Wiederaufbaus. Der Stiftsbezirk wurde bis zum Ende des Jahrhunderts als geschlossener Komplex neu gestaltet und umfasste seit 1662 auch ein Gemeinschaftshaus für die Stiftsgeistlichen. 1748 erhielt das Stift durch Erzbischof Karl Joseph von Mainz neue Statuten, die die Pflege des Gottesdienstes, die Mitgliedschaft im Kapitel, die Leitung von Bibliothek und Archiv, das Siegelrecht, die innere Wirtschaftsführung und die Verwaltung des Grundbesitzes betrafen. Mit den Regelungen des Reichsdeputationshauptschlusses fiel das Stift Kurhessen zu, das es mit den umliegenden Besitzungen in eine Staatsdomäne umwandelte.
An der Spitze des Stifts stand ein Dekan, der in der Regel gleichzeitig der Pfarrer der Stadtgemeinde war. Daneben gab es einen Scholaster, der für die Ausbildung der Domizellare - der künftigen Stiftsherren - zuständig war, einen Kantor, die Altaristen und schließlich die Domherren selbst, die sich in erster Linie aus Amöneburger Bürgersöhnen rekrutierten. Als Laien gehörten der Kämmerer und der Schulmeister dem Stift an.
2. Fritzlar, St. Peter: Das Stift geht zurück auf eine dem Apostel Petrus geweihte Holzkirche, die der hl. Bonifatius 723/724 als Missionsstützpunkt gegründet hatte. Die Kirche wurde 732/733 zunächst in ein Kloster, 1005 dann schließlich in ein Chorherrenstift umgewandelt. Im Laufe des 11. Jhdts. - der genaue Zeitpunkt ist unbekannt - ging das Sift an das Erzstift Mainz über, unter dessen Herrschaft es sich zum vornehmsten geistlichen Institut Nordhessens entwickelt. 1438 unterstellte sich das Stift der Schutz- und Schirmherrschaft des Landgrafen Ludwig I. Die Reformation drang aus den hessischen und waldeckschen Gebieten her in das Petersstifts ein und konnte erst nach 1560 durch die Jesuiten gestoppt werden. Zwischen 1552 und 1555 und dann noch einmal von 1631-1648 wurde das Stift von hessischen Truppen besetzt, musste aber beide Male restituiert werden. 1803 fiel es durch § 71 des Reichsdeputationshauptschlusses als neugebildetes Fürstentum mit den Ämtern Amöneburg, Fritzlar, Naumburg und Neustadt an Kurhessen und ging mit diesem 1807 im Königreich Westphalen auf. Bistumspläne, die der Hofbischof König Jérômes 1813/1814 hegte, wurden jedoch nicht umgesetzt. 1866 gelangte Fritzlar als Teil Kurhessens an Preußen.
Der Dekan als Leiter des Stiftes wurde von den Domherren gewählt. Der Propst, seit dem 13. Jhdt. meist ein Mainzer Domherr, war zugleich Archidiakon des Archidiakonats Fritzlar, dem die Diakonate Braach, Ditmold, Fritzlar, Gensungen, Mardorf, Ottran, Schützeberg und Urf zugeordnet waren. Außerdem unterstand dem Propst das Offizialat als geistliches Gericht des Stifts. Die Domherren stammten aus dem Adel, aus patrizischen Geschlechtern sowie aus dem städtischen Honoratiorentum und bewohnte die in der Stiftsimmunität gelegenenen Domherrenkurien. 1453 gehörten dem Stift rund 120 Personen an, darunter 17 Domherren, neun Domizellare, sechs Pfarrer, 34 Altaristen und zahlreiche Bedienstete.
3. Mainz, St. Peter: Die Kirche St. Petri extra muros wurde um 944 von Erzbischof Friedrich von Mainz gegründet. Die Umwandlung in ein Stift erfolgte vier Jahre später. Es wurde mit 21 Kanonikern besetzt und mit großzügigem Güterbesitz ausgestattet. So gelangte zwischen 977 und 986 der Ort Großkrotzendorf durch Schenkung an das Stift. 1220 stimmte Erzbischof Siegfried II. der Verlegung des Stifts in die Stadt zu. Eine dauerhafte Heimstätte sollte das Stift jedoch nicht finden. Nachdem die Stiftskirche während der Besatzung der Stadt Mainz im Dreißigjährigen Krieg durch schwedischen Truppen 1631 stark beschädigt worden war, fielen ihre Überreste 1658 dem Bau neuer Befestigungswerke zum Opfer. Zwischen 1749 und 1756 wurde durch den Hofarchitekten Johann Valentin Thoma und den Mainzer Baumeister Johannes Dillmann die neue Stiftskirche St. Peter im Barockstil errichtet. Am 4. Juli 1802 wurde das Petersstift aufgehoben.

Enthält

1. Amöneburg, St. Johann Bapt.:I. Allgemeine Verwaltung: Kapitel (Protokolle des 17. und 18. Jhdts.), Domherren; II. Pfründe; III. Fiskus; IV. Recht
2. Fritzlar, St. Peter: I. Allgemeine Verwaltung: Kapitel (Protokolle des 16.-18. Jhdts.), Dekan, Domherren, Propstei, Offizialat, Altaristen; II. Pfründen: Präsenzgelder, Allodien, Präbenden; III. Fiskus: Rechnungen (Amtsbuchserien des 15.-19. Jhdts.), Darlehen und Schulden, Abgaben und Steuern, Güter und Lehen; IV. Recht: Jurisdiktion, Prozesse gegen Hessen, die Stadt Fritzlar u.a.
3. Mainz, St. Peter: Unterlagen zu den Großkrotzenburger Waldungen und der Oberrodenbacher Mühle

Literatur

Demandt, Karl E.: Der Besitz des Fritzlarer Petersstiftes im 13. Jahrhundert (mit einer Karte), in: ZHG 61 (NF 51) 1936, S. 35-118

Dersch, D., Hessisches Klosterbuch, 2. Aufl., 1940, S. 33 ff.

Schneider, A., Stadt und Amt Amöneburg. Beiträge zur Geschichte der kurmainzischen Besitzungen im Raume Oberhessen, Amöneburg 1971, insbes. S. 303-316.

Niederquell, T., Die Kanoniker des Petersstifts in Fritzlar 1519 bis 1803 (Veröff. der Hist. Kommission für Hessen 41), Marburg 1980, insbes. S. 286 ff.

Demandt, K.E., Das Chorherrenstift St. Peter zu Fritzlar (Veröff. der Hist. Kommission für Hessen 49), Marburg 1985.

Findmittel

Arcinsys-Datenbank

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang

7,6 MM

Referent

Dr. Vahl