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StadtA HG Bestand B 01

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Kirdorf

Laufzeit

1613 bis 1945

Siehe

Korrespondierende Archivalien

Ergänzend zu den Archivalien sei die Forschung auf drei Sammlungen verwiesen:
- die Loseblatt-Sammlung des Arbeitsgemeinschaft "Unser Kirdorf" mit zahlreichen Berichten, Aufsätzen und Quellen in Kopie. Ein Exemplar dieser Loseblattsammlung (mehrere Ordner) kann im Lesesaal des Stadtarchivs eingesehen werden.
- mittelalterliche Urkunden zur Kirdorfer Geschichte: Kopien der edierten Urkunden. Der Ordner kann im Lesesaal des Stadtarchivs eingesehen werden.
- Kopien von Akten aus dem Bayerischen Staatsarchiv Würzburg. Die Kopien können unter der Signatur B 01 Kirdorf Karton 41 in den Lesesaal bestellt werden.

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners

Die Suche nach Quellen zur Geschichte Kirdorfs muss mit der Ermittlung der verschiedenen Herrschaften, die Rechte und Ländereien in dem Ort und seiner Gemarkung innehatten, anfangen. Im Mittelalter kannte man noch keinen Flächenstaat moderner Art, sondern Herrschaft wurde primär über einzelne Rechte ausgeübt. Dennoch kristallisiert sich in der Regel ein Grundherr heraus, der die wichtigsten Rechte in einem Dorf besaß.
Der erste nachweisbare Grundherr in Kirdorf war der im Lorscher Codex erwähnte Alolf, der 892 zusammen mit seiner Frau den gesamten Besitz dem Kloster Lorsch übergab. Später hatten die Grafen von Nürings und (nach ihrem Aussterben) die Herren von Eppstein in Kirdorf Besitz, ebenso Wortwin von Homburg.
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gewinnt das Erzbistum Mainz an Einfluss in Kirdorf, vor allem seitdem Konrad von Erlenbach dem Kloster Haina den Besitz der Kirdorfer Kirche 1229 bestätigte. Das Kloster gehörte zu dieser Zeit zur Herrschaft des Mainzer Erzbistums. Doch die Erzbischöfe belehnten immer wieder andere Adelsfamilien mit einzelnen Rechten in und an Kirdorf, so die Brendel von Homburg, die Ritter von Kronberg, oder die Herren von Sponheim. Im 16. Jahrhundert besaßen auch die hessischen Landgrafen Grund und Boden und damit verbundene Rechte in Kirdorf.
So gewinnt man vor allem aus den Urkundenbeständen des Erzbistums Mainz Kenntnisse über die mittelalterliche Geschichte Kirdorfs, doch man kann sich eben nicht auf diese Nachrichten beschränken. In ihren Einzelheiten sind die verwirrenden Besitzverhältnisse im mittelalterlichen Kirdorf noch nicht vollständig geklärt und heutigen Rezipienten verständlich gemacht worden.
Erst im 16. Jahrhundert lassen sich Herrschaftsverhältnisse erkennen, die einem Territorialstaat etwas näher kommen. Zunächst gehört Kirdorf dabei noch zum Besitz der Herren von Stolberg-Königstein (zu dieser Zeit waren die Einwohner sogar evangelisch), doch nach deren Aussterben wird das Dorf als Teil der Herrschaft Königstein dem Erzbistum Mainz eingegliedert und schließlich zu Anfang des 17. Jahrhunderts rekatholisiert.
Während des Dreißigjährigen Krieges wird das gesamte Dorf 1622 von Truppen des Herzogs Christian von Braunschweig niedergebrannt, wobei auch das Archiv ein Raub der Flammen wird.
Als die weltliche Herrschaft des Mainzer Erzbistums 1803 im Rahmen der großen Säkularisation aufgelöst wird, fallen Ort und Gemarkung Kirdorf zunächst an das Fürstentum von Nassau-Usingen, wird aber bald darauf gegen das hessen-homburgische Amt Espa (bei Butzbach) getauscht. Durch diesen Tausch gehört Kirdorf seit Anfrang des 19. Jahrhunderts zur Landgrafschaft Hessen-Homburg, seit 1866 zum Großherzogtum Darmstadt und anschließend zum Königreich Preußen.
Im Jahre 1900 wird Kirdorf trotz größerer Proteste innerhalb der Einwohnerschaft nach Homburg eingemeindet. Das Gemeindearchiv wird als Teil des Gemeindevermögens in das Bad Homburger Stadtarchiv eingefügt.
So befinden sich Unterlagen zur Geschichte Kirdorfs in zahlreichen Archiven. Im Mittelpunkt steht dabei die Überlieferung des Mainzer Erzbistums und diejenige der Landgrafen von Hessen-Homburg. Zu letzterer ist auf die Bestandsbeschreibung der Abteilung C 01 Landgrafschaft zu verweisen.
Die Überlieferung des Mainzer Erzbistums wird nicht geschlossen in einem Archiv aufbewahrt.
Die größte Bedeutung hat dabei sicherlich das Bayerische Staatsarchiv Würzburg, in dem sich die Archivalien der erzbischöflichen Regierung befinden, wobei die Urkunden, die vor 1400 ausgestellt worden sind, an das Bayerische Hauptstaatsarchiv München abgegeben wurden. Von geringerer Bedeutung für die Ortsgeschichte ist sicherlich das Archiv des Mainzer Erzbischofs in seiner Funktion als Erzkanzler des Heiligen Römischem Reichs, das sich im Österreichischen Nationalarchiv in Wien befindet.
Die kirchlichen Angelegenheiten lassen sich im Archiv des Generalvikariats recherchieren, das heute im Ordinariatsarchiv Würzburg aufbewahrt wird (im 2. Weltkrieg große Verluste). Aus diesem Archiv wurden Archivalien, die sich auf einzelne Gebietsteile beziehen, nach Karlsruhe, Darmstadt, Wiesbaden, Würzburg, Marburg und Magdeburg (Eichsfeld) abgegeben. Für Kirdorf wären diese Unterlagen im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden zu suchen.
1830 wurde in Mainz ein Dom- und Diözesanarchivs eingerichtet, in dem man die Protokolle des Generalvikariats seit 1640, die Protokolle der übrigen geistlichen Behörden (Ende 18. Jh.), die Akten des Generalvikariats für Pfarreien, Stifte und Klöster (18. Jh.) und die Akten des bischöflichen Ordinariats, des Offizialats, der Finanzverwaltung, der bischöflichen Dotation (19./20. Jh.) einsehen kann.

Enthältv.a.

Die Überlieferung des Kirdorfer Gemeindearchivs, das heute die Abteilung B 01 Kirdorf im Stadtarchiv Bad Homburg bildet, beginnt erst Mitte des 17. Jahrhunderts mit einzelnen Schriftstücken aus dem Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit (Kaufbriefe, Vormundschaftssachen). Aus dem18. Jahrhunderts sind das Ab- und Zuschreibebuch erhalten (1780) und Unterlagen über Eheschließungen und Niederlassungen (1788) und einzelne Rechnungen aus dem militärischen und dem kirchlichen Bereich, sowie Bürgermeisterquittungen und ein Bede-Register (1708) erhalten.
Der Großteil der Unterlagen stammt aus der Verwaltung der landgräflichen Zeit im 19. Jahrhundert sowie aus der preußischen Zeit.
Die Laufzeit der Abteilung reicht damit über die Zeit der Eingemeindung Kirdorfs nach Bad Homburg hinaus und endet erst in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Eine Gebäude-Mutterrolle und ein Flurbuch enden sogar erst 1943 bzw. 1945.
Das maschinenschriftliche Findbuch geht auf den Stadtarchivar Ernst Georg Steinmetz († 1946) zurück und ist eher allgemein gehalten, die Erschließung ist recht flach und beschränkt sich auf Titel und Laufzeit.
Der Bestand ist in 15 Abteilungen gegliedert:
1. Politik und Geschichte
2. Bevölkerung, Statistik, Topographie
3. Grundbesitz, Inventar, Wald
4. Krieg, Militär
5. Justiz, Feldgericht
6. Kirche und Schule
7. Gemeindeverwaltung, Beamte
8. Polizei
9. Gewerbe, Handel und Verkehr
10. Land- und Forstwirtschaft
11. Rechnungswesen
12. Steuern und Abgaben
13. Vereine, Varia (auch: ungeordnete Aktenreste)
14. Gebäude, Mutterrolle (um 1895-1943)
15. Flurbuch (um 1920-1945)

Literatur

LOTZ, Friedrich: Geschichte der Stadt Bad Homburg vor der Höhe, Bd. 1: Begegnung mit Urkunden, Frankfurt am Main ²1977, S. 229-274
WOHLRABE, Albert / BENDER, Bernhardin: Geschichte von Kirdorf [in 49 Fortsetzungen], in: Alt Homburg 1970, Hefte 6-12, 1971 - 1974, Heft 6
Der Taunusdom - Kirdorf, Menschen und Geschichte, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft "UNSER KIRDORF" und der Pfarrgemeinde St. Johannes, Bad Homburg vor der Höhe 1987
Regesta archiepiscoporum Maguntinensium. Regesten zur Geschichte der Mainzer Erzbischöfe: von Bonifatius bis Uriel von Gemmingen 742? - 1514 / mit Benützung des Nachlasses von Johann Friedrich Böhmer bearb. und hrsg. von Cornelius Will, Bd. 1: Von Bonifatius bis Arnold von Selehofen 742 - 1160, Innsbruck 1877; Bd. 2: Von Konrad I. bis Heinrich II. 1161 - 1288, Innsbruck 1886

Findmittel

maschinenschriftliches Findbuch

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang

5 laufende Meter (lfm)

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Zitierweise: [Bestandsnummer] [Bestandsname] [Gliederungsgruppe] [Nummer]
Beispiel: B 01 11 Nr. 3