HHStAW Bestand 40 Nr. U 572

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Beschreibung: Urkunde

Identifikation (Urkunde)

Kurzregest 

Johannes Wynechen, Kantor des St. Georgenstifts in Limburg, Trierer Diözese, macht, seines Geistes mächtig, doch von seinen Körperkräften ziemlich verlassen ('aliqualiter destitutus'), die Zukunft bedenkend, da man nicht weiß, zu welcher Stunde der Herr kommt und Rechenschaft verlangt, sein Testament. Zu seinen Testamentaren oder Treuhändern und Testamentsvollstreckern bestellt er die Herren Nikolaus Hahn und Petrus von Dehrn ('Derne'), Priester und Vikare im Limburger Stift, die auch einzeln verfügungsberechtigt sind und das Testament so ausführen sollen, als ob sie dem Allerhöchsten Rechenschaft ablegen wollen. Zuerst sollen sie seine Schulden bezahlen, soweit sie erwiesen sind. Dem Erzbischof von Trier, seinem gnädigen Herrn, bestimmt er 6 Gulden in bar. Zu den allgemeinen Präsenzen des Limburger Stifts vermacht er 3 Mark Gülte Limburger Währung, fällig am 23. April ('in festo beati Georgii martiris'), vom Haus des Hermann von Humbach ('Hun-') dem Älteren am Markt zu Limburg neben dem Haus, das 'der Lychtenberg(er)' heißt. Von dieser Gülte geben Otto Knappe und Gute 'Wameseler(e)' je 18 Schilling Davon sollen je 1 Mark zum Fest des heiligen Antonius (= Januar 17), der heiligen Jungfrau Cäcilie (= November 22) und der heiligen Jungfrau Odilie (= Dezember 13) gleichmäßig unter die Anwesenden wie üblich verteilt werden und die 3 Feste stets im Stift mit den üblichen Feierlichkeiten, mit Orgelmusik und Gesängen ('in organis et canticis') begangen werden. Ferner vermacht er zu seinem Jahrgedächtnis 1 Mark, die Heinrich von Camberg am 24. Juni von einem Garten gibt, vor den Mauern der Stadt ('opidi') Limburg jenseits des alten Grabens gegenüber dem roten Turm gelegen, falls die Pfründeneinkünfte des ersten Jahres nach seinem Tode nicht ausreichen, um davon 1 Mark Gülte zu kaufen. Reichen sie aber dazu aus, soll die 1 Mark von jenem Garten der Baufabrik des Limburger Stifts zukommen. Sodann vermacht er 11 Pfennig, fällig am Sonntag Invokavit, von seiner Scheuer ('horreo') außerhalb der Hammer Pforte ('extra Hammen portam'), zwischen dem Haus Herrn Christians, des alten Kellners, und der Jutta von Linter ('Lyntere') sowie 2 Hühner, fällig am 11. November, von dem Garten des vorgenannten Heinrich von Camberg zu dem Armenfonds ('ad elymosinam pauperum'), den Rulemann, genannt der reiche Rulemann, bei den Gaden ('inter tuguria') zu Limburg einrichtete, wo ehemals die Almosen ausgeteilt wurden, während sie jetzt auf dem Hof ('curia') des Klosters Eberbach ('Er-') zu Limburg gegeben werden. Ferner vermacht er: dem Minoritenkloster zu Limburg 8 Schilling Pfennig, die Jakob von Rübenach ('Rybenache') am Sonntag Lätare vom Garten des Ausstellers außerhalb der Hammer Pforte beim Taubenhaus ('iuxta columbare') des Friedrich E(r)nst gibt; den Brüdern vom Orden des heiligen Wilhelm in Limburg 5 Schilling und 2 Fastnachtshühner, fällig am 23. April; dem Altar der heiligen Maria Magdalena im Limburger Stift 4 Schilling und 1 Fastnachtshuhn, fällig am 23. April, vom Haus des Hermann Frydel auf der Plötz ('Pletzen'). Es soll Aufgabe der Grete 'Wanereyges' sein, 9 1/2 Schilling, die er bisher am Gründonnerstag ('in die cene') den Armen gegeben hat, an seiner Stelle auszuteilen. Der Else Folde vermacht er auf Lebenszeit 4 Pfund Heller und 3 1/2 Groschen, die Gottfried der Schneider ('sartor') am 24. Juni gibt, von seinem Hause beim Hause des Jakob von Rübenach in der Straße ('vico'), wo man zum Minoritenkloster geht. Nach ihrem Tode sollen von dieser Gülte je 1 Pfund Heller dem Kloster Bärbach, den Karmelitern in Boppard, den Dominikanern ('fratribus predicatoribus') in Koblenz und dem Kloster Eberbach und die restlichen 3 1/2 Groschen dem Altar des heiligen Apostels Mathias im Limburger Stift zufallen. Der Else Folde vermacht er außerdem 1 Bett mit allem Zubehör und 1/2 Fuder ('plaustrum') Wein, falls es nach seinem Tode vorhanden ist. Seine Badstube ('estuarium') vor der Diezer Pforte vermacht er ungeteilt mit allen Einkünften und Nutzungen seinen Blutsverwandten ('consanguineis') Ningel und Johannes, Kindern des + Johannes Sibold. Nach deren Tod soll sie den allgemeinen Präsenzen des Stifts zufallen, damit man jeden Monat mit frommen Gebeten, wie im Stift üblich, sein Grab besucht. Seinen Hof ('curiam') zu Limburg, genannt des Tin(c)tors Hof, bestimmt er Heinrich von Nauheim ('Nuhem'), Kanoniker im Limburger Stift, und nach dessen Tod den genannten Geschwistern Ningel und Johannes und deren Erben. Diesem Johannes vermacht er ferner: 2 Stücke ('spacia') Ackerland bei dem Rohr, von denen er jährlich der Vogtei zu Kreuch ('Krauche') 1 Achtel Weizen, 3 Sester Hafer und 11 Heller zu geben hat; dazu 16 Schilling und 1 Heller vom Garten seines + Vaters gegenüber Cone Schultheiß. Er vermacht Grete, Katherine und Ningel, Töchtern, und Johannes, Sohn des genannten + Johannes Siboldi, 3 Pfund Heller, fällig am Sonntag Invokavit, die Conemann Flucken von seinen Fleischschirnen gibt, in denen er jetzt wohnt und von denen die Geschwister 1 Malter Korngülte Limburger Maß zur Lampe des Altars der heiligen Jungfrau Maria im Limburger Stift zu geben haben, die sie mit 15 Gulden zurückkaufen können; ferner 1 Pfund Heller, die 'Schayp' mit einem Genossen am 11. November von einem Garten außerhalb der Diezer Pforte gibt. Der genannten Johannes soll im Lernen und Schulbesuch fortfahren, damit er es zum Geistlichen bringt ('ulterius maneat in disciplina scholari et procedat frequentando scolas, ut posset attingere apicem clericalem'). Würde er dies ablehnen und Laie bleiben, so soll er nichts von obigen Legaten erhalten, die dann auf dessen nächste Erben übergehen sollen. Jenen Geschwistern vermacht er ferner seinen gesamten Nachlaß an Getreide, Wein, Geld, Schulden und Forderungen ('debitis'), Chorgeräten ('utensilibus choralibus') und sonstigem - mit Ausnahme seines besten pelzgefütterten Obergewandes ('mea tunica cum pellibus varicosis subducta'), das er Herrn Petrus von Dehrn vermacht, und seiner besten Chorkappe ('pilleum choralem'), die er dem Nikolaus Hahn, seinem andern Treuhänder, vermacht -, dazu 2 Schilling und 1 Huhn, die Sypel Koch von Hadamar vom Haus des Emmerich von Roßbach gibt. Sein Brevier bestimmt er für den gemeinsamen Gebrauch aller Kleriker des Limburger Stifts. Es soll im Chor beim Platz ('iuxta stallum') des Kantors bleiben. Den Gebrüdern Petrus und Winechen Syboldi und deren Schwester Else, Kindern des + Johannes Syboldi dem Älteren, und den Gebrüdern Johannes, Konrad und Wigand, Söhnen des Contzo genannt Hildebold, sowie den Geschwistern Grete, Katherine, Nyngel und Johannes, Kindern des genannten Johannes Syboldi dem Jüngeren, vermacht er: seinen Garten, der früher Contzo 'Noyde' gehörte, mit dem Taubenhaus in der Mitte des Fischteichs ('piscine') mit allem Recht und Zubehör bei der Hammer Pforte innerhalb des Grabens; 8 Schilling Gülte und 1 Huhn, die Petrus Scheyde von einem Garten am alten Graben beim Garten des vorgenannten Heinrich von Camberg gibt, sowie 5 Engl., die Jutte Flucken von einem Garten gibt. Dies Vermächtnis soll, wenn nicht nach Testamentsrecht, so nach dem der Kodizille oder einer andern letztwilligen Verfügung gelten. Er behält sich das Recht der Änderung und des Widerrufs vor. - Siegel des Ausstellers und des Herrn Johannes von Kleen, Bakkalaureus der Rechte und freien Künste ('in decretis et in artibus'), Vikars im Limburger Stift. - Im Eßzimmer ('cenaculo') des Wohnhauses des Ausstellers, vor den Priestern Magister Johann, Bakkalaureus der Rechte und freien Künste, Nikolaus Hahn und Petrus von Dehrn, den vorgenannten Testamentaren. - Thilemann Ehlen ('Elhem') von Wolfhagen, Kleriker Mainzer Diözese, wohnhaft in Limburg, kaiserlicher Notar, bekundet seine Anwesenheit, die Niederschrift auf Verlangen des Testators und die Beifügung seines Zeichens.

Datierung 

Limburg, 1392 Januar 28

Originaldatierung 

Acta sunt hec 1391 secundum stilum Treverensem, indictione 15, die vero mensis Januarii 28., hora primarum vel quasi diei eiusdem, pontificatus sanctissimi in Christo patris ac domini, domini nostri Bonifacii divina providencia pape noni anno eius tercio

Vermerke (Urkunde)

Formalbeschreibung 

Ausfertigung, Pergament mit dem Signet des Notars. Von beiden Siegeln das 1. (des Ausstellers) ab. 2. Durchmesser 2,6 cm, im Siegelfeld im Vierpaß mit Zwickelfüllungen zwei sternenartig ineinander verschlungene Herzen, Umschrift: 'S(IGILLVM) + IOHANNIS DE CLEEN NOTARI(I) PVBLICI'. - Rückvermerk (15. Jh.): 'Testamentum domini Johannis Wynchin cantoris'. - Dabei Transfix von 1392 Februar 16 (Nr. 736). - - Erwähnt bei Wyß, Chronik 144 Nr. 49 mit Ausziehung der deutschen Wörter

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Struck, Chorherrenstift St. Georg Limburg, Nr. 734

Repräsentationen

Aktion Typ Bezeichnung Zugang Info
Detailseite Original Urkunde