HStAM Bestand 330 Volkmarsen

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Beschreibung: Bestand

Serie

Bezeichnung

Stadtarchive

Identifikation (kurz)

Titel 

Stadt Volkmarsen (Krs. Waldeck-Frankenberg)

Laufzeit 

15.-20. Jh.

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte 

Der Bestand 330 Volkmarsen der sich in die Abteilungen A (Akten), B (Amtsbücher) und C (Ortsteile) gliedert, gelangte vom 30.-31. August 1994 ins Hessische Staatsarchiv Marburg. Die Stadtverwaltung Volkmarsen hatte im Dezember 1993 mit dem HStAM Kontakt aufgenommen und um Hilfe bei der korrekten archivfachlichen Behandlung ihrer Altaktenbestände gebeten, die bis dahin auf dem Dachboden und zeitweise auch im Keller des Rathauses untergebracht waren und nun aufgrund von Umbaumaßnahmen an einem neuen Ort unter besseren Bedingungen aufbewahrt werden sollten. Nach eingehenden Gesprächen mit dem zuständigen Archivar Armin Sieburg wurde die Variante einer Deponierung im HStAM gewählt und eine Übergabe mittels Verwahrungsvertrag vorgenommen.
Nachdem im Jahr 2003 zunächst Pläne bestanden, in Volkmarsen ein Stadtarchiv einzurichten, in das die in Marburg lagernden Akten rücküberführt werden sollten, wurde 2007 aus Kostengründen die Auflösung des Depositalvertrags und die Eigentumsübergabe der Archivalien an das HStAM gem. § 4 III HArchG (Fassung vom 18. Oktober 1989 – GVBl. I S. 270) beschlossen. Seitdem gilt für die Benutzung das Hessische Archivgesetz.
2009 wurden die Findkarteien durch Sabine Dietzsch-Uhde im Rahmen der Einheitsklassifikation für Kommunalarchivbestände vollständig klassifiziert, die Titelbildungen und Enthält-Vermerke überprüft, Serien nachgebildet sowie Schutzfristen und Veröffentlichungssperren gesetzt. Ein Jahr später erfolgte im Rahmen eines Projekts der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Retrokonversion der Findkarteien in das Hessische Archiv-Dokumentations- und Informationssystem (HADIS). Letzte Aktualisierungen wurden im Zuge einer Ordnungsarbeit im Rahmen der Laufbahnprüfung für den gehobenen Archivdienst am 28. Juli 2016 vorgenommen. Hierbei wurden u.a. die Bestands- und Behördengeschichte verfasst, sowie die Gliederung überarbeitet.
Teile der unerschlossenen Amtsbücher des Bestands wurden im November 2021 im Rahmen eines drittmittelgeförderten Bestandserhaltungsprojekts durch einen externen Dienstleister gereinigt und kartoniert.

Geschichte des Bestandsbildners 

Die Ersterwähnung Volkmarsens findet sich in einer Urkunde Papst Adrians IV. vom 25. Februar 1155 für das Kloster Corvey, in der er diesem u.a. den Zehnten am Klosterhof in Volkmarsen („decimam de curia volkmaressen“) bestätigt. Der Name des Hofs geht womöglich auf den Corveyer Abt Volkmar II. von Bomeneburg (1129-1138) zurück. Die Entwicklung des Hofs bzw. der ihm zugehörigen Siedlung hin zur Stadt war spätestens im Jahr 1233 abgeschlossen. Ein wiederum für das Kloster Corvey ausgestellter Schutzbrief Papst Gregors IX. vom 30. September 1233 bezeichnet die Siedlung nunmehr als „oppidum de volcmerressen“. Ein eigenes Stadtsiegel ist ab 1257 bzw. 1272 überliefert, von denen nur das jüngere Exemplar erhalten ist. Anfang des 14. Jahrhunderts begann sich das Erzbistum Köln mehr und mehr Einfluss in der Region zu sichern. So verpfändete Abt Heinrich von Corvey 1304 je die Hälfte der Stadt Volkmarsen und des nahen Kogelsbergs an den Erzbischof von Köln, der damit faktisch die politische Kontrolle über die Stadt ausübte. Diese vermochte Kur-Köln auch gegen den sich vergrößernden Einfluss der hessischen Landgrafen zu behaupten. 1358 schlossen sich die Städte Hofgeismar, Wolfhagen, Marsberg, Warburg, Brakel und Volkmarsen u.a. zu ebendiesem Zweck zu einem Städtebund zusammen. 1503/07 verkaufte Corvey schließlich seine verbliebenen Rechte und Besitzungen an Volkmarsen unter Rückkaufvorbehalt an das Erzbistum.
Ab dem Jahr 1600 findet sich der Name „Volkmarsheimb“ in den Dokumenten der kurfürstlich-westfälischen Verwaltung, innerhalb derer die Stadt eines von 24 Ämtern auf dem Gebiet des Herzogtums Westfalen bildete. Erst die Umwälzungen im Zuge der Französischen Revolution 1789 brachten wieder größere landesherrschaftliche Veränderungen mit sich, die die Stadt direkt betrafen. Durch die Auflösung der geistlichen Territorien im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses erhielt die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt das Herzogtum Westfalen, deren Truppen Volkmarsen 1802 besetzten. Bereits 1806 trat der nunmehr zum Großherzogtum erhobene Staat die Stadt jedoch wieder an den Prinzen von Oranien-Nassau-Corvey ab und nur ein Jahr später wurde sie zusammen mit Kurhessen dem Königreich Westphalen, das von Napoleon Bonapartes jüngerem Bruder Jérôme regiert wurde, angegliedert. Die Stadt bildete in dieser Zeit einen eigenen Kanton in der Unterpräfektur Kassel. Die bis dahin die Geschicke der Stadt lenkenden Institutionen des Bürgermeisters und des Stadtrats wurden nun vom Maire und vom Municpalrat abgelöst, dessen Mitglieder alle zwei Jahre zur Hälfte neu zu wählen waren. Nach der Auflösung des Königreichs 1813 wurde Volkmarsen gemäß der Artikel 23 und 47 der Wiener Kongressakte Preußen zugeschlagen. 1817 trat Preußen die Gebiete im Rahmen eines Defizit-Vertrags wieder an das Kurfürstentum Hessen-Kassel ab, innerhalb dessen sie dem Amt Wolfhagen in Niederhessen angegliedert wurden. 1821 wurde aus der Stadt und den sie umgebenden Gebieten kurzzeitig ein eigenes Amt, nur um dann im selben Jahr zum neugeschaffenen Landkreis Wolfhagen in der Provinz Niederhessen gerechnet zu werden. Mit Einführung der kurhessischen Städte- und Gemeindeordnung am 23. Oktober 1834 wurde die Organisation der Gemeindebehörden neu geregelt. Dem auf mindestens fünf Jahre gewählten Bürgermeister und dem sechsköpfigen Stadtrat war nun ein aus neun Mitgliedern bestehender Gemeindeausschuss beigeordnet, der über Aufsichts- und Zustimmungsrechte verfügte. Beide Gremien wurden ebenfalls auf fünf Jahre gewählt. 1848-1851 gehörte Volkmarsen dem Verwaltungsbezirk Kassel an und von 1851-1866 wieder dem Landkreis Wolfhagen.
Nach der Niederlage der Österreichs und seiner Verbündeten im deutsch-deutschen Krieg gegen Preußen 1866 wurde mit dem Kurfürstentum Hessen-Kassel auch Volkmarsen annektiert und ging innerhalb des vergrößerten Königreich Preußen im gebietsmäßig unveränderten Landkreis Wolfhagen, des Regierungsbezirks Kassel in der neugeschaffenen Provinz Hessen-Nassau auf. Die alte kurhessische Städteordnung von 1834 war nach der Annektierung 1866 zunächst beibehalten und schließlich 1897 durch eine neue Städteordnung ersetzt worden. Die Stadtverordnetenversammlung bestand nunmehr aus 12 auf sechs Jahre gewählten Mitgliedern, während sich der Magistrat aus dem Bürgermeister und zwei Schöffen zusammensetzte, die von der Stadtverordnetenversammlung auf 12 Jahre gewählt wurden. Unter preußischer Herrschaft erfolgte u.a. der Bau der Eisenbahnlinien Warburg-Volkmarsen-Marburg und Kassel-Volkmarsen, es wurde eine großangelegte Wiesenmelioration durchgeführt und die städtische Wasserversorgung auf- bzw. ausgebaut.
Auf den kommunalen Verwaltungsaufbau und die Verwaltungszugehörigkeit hatte die preußische Periode nur wenige Auswirkungen. Kreis- und Provinzzugehörigkeit blieben weit über das Ende des Ersten Weltkriegs hinaus unverändert. 1928 wurde der Gutsbezirk Elmarshausen aufgelöst und dessen Ländereien ebenso wie die Exklaven Stromberg und Rhöderholz mit Volkmarsen zusammengelegt. Planungen zu einer Kreisreform in Preußen 1932, die eine Auflösung des Kreises Wolfhagen und eine Vereinigung seines Gebiets mit dem Kreis Kassel vorsahen, standen die Magistratsmitglieder skeptisch gegenüber und zogen eine Angliederung an den ehemals waldeckischen Kreis der Twiste vor. Mit dem Jahreswechsel 1933/34 fand die kommunale Selbstverwaltung durch die von den Nationalsozialisten durchgeführte Gleichschaltung ihr Ende. Die Stadtverordneten hatten von nun an bloß noch eine beratende Funktion, während jede Entscheidung letztlich von einem von der NSDAP eingesetzten Bürgermeister getroffen wurde , der 1936 auch einen neuen Geschäftsverteilungsplan erließ.
Nach Ende des 2. Weltkriegs und der Gründung des Landes Hessen am 1. Dezember 1946 gehörte Volkmarsen zum Landkreis Wolfhagen und wechselte im Zuge der hessischen Gebietsreform am 1. August 1972 gestützt auf eine Bürgerbefragung und begleitet von Konflikten mit der Kreisverwaltung Wolfhagen zum Landkreis Waldeck. Gleichzeitig wurden die Gemeinden Herbsen, Hörle, Külte und Lütersheim, die schon dem Landkreis angehörten, in die Stadt eingemeindet. Bereits ein Jahr zuvor am 1. Februar 1971 war die Gemeinde Ehringen denselben Weg gegangen. In den neuen Ortteilen wurden anstelle der bisherigen Gemeindevertretungen Ortsbeiräte eingerichtet. Zum 1. Januar 1974 erfolgte schließlich die Bildung des Landkreises Waldeck-Frankenberg, dem Volkmarsen bis heute angehört.


Historische Kreiszugehörigkeiten:
• 1789: Kurfürstentum Köln, Herzogtum Westfalen, Amt Volkmarsen
• 1802: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Fürstentum Corvey, Amt Volkmarsen
• 1806: Prinz von Oranien-Nassau-Corvey, Fürstentum Corvey, Amt Volkmarsen
• 1807-1813: Königreich Westphalen, Distrikt oder Unterpräfektur Kassel, Kanton Volkmarsen
• 1814-1817: Königreich Preußen, Amt Volkmarsen
• 1817: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wolfhagen
• 1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Volkmarsen
• 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Landkreis Wolfhagen
• 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
• 1851: Kurfürstentum Hessen, Landkreis Wolfhagen
• 1866/67: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Wolfhagen
• 1972: Landkreis Waldeck
• 1974: Landkreis Waldeck-Frankenberg

Gemeindeteile: Ehringen, Herbsen, Hörle, Külte, Lütersheim

Enthält 

Akten der Kernstadt (A), v.a. 19. und 20. Jh.: Staatsverfassung und Hoheitswesen; Stadt- und Gemeindeverwaltung; Liegenschafts-, Finanz- und Steuerverwaltung; Gerichts- und Prozeßwesen; Polizei; Kirche und Schule; Fürsorge und Gesundheitswesen, Versicherungen; Kultur- und Heimatpflege; Bauwesen; Landwirtschaft und Forsten; Handel und Gewerbe; Militär- und Kriegswesen; Karten und Pläne

Amtsbücher und Akten der Stadtteile

Literatur 

• DEMANDT, Karl E., Geschichte des Landes Hessen, zweite, neubearbeitete und erweiterte Aufl., Kassel und Basel 1972.
• KLEIN, Thomas, Preußische Provinz Hessen-Nassau 1866-1944/45, in: Handbuch der hessischen Geschichte, Bd. 4 – Hessen im Deutschen Bund und im neuen Deutschen Reich (1806) 1815 bis 1945, Zweiter Teilband – Die hessischen Staaten bis 1945, Marburg 2003.
• VERVOORT, Wolfgang, 750 Jahre Stadt Volkmarsen, Chronik einer Stadt, Volkmarsen 1983.
• VERVOORT, Wolfgang, Führer durch die Altstadt Volkmarsen und ihrer Gemarkung, Hrsg. Heimat- und Geschichtsverein Volkmarsen, Wettesingen 2004.

Findmittel 

Arcinsys-Datenbank

23,25 MM unverzeichnet

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang 

48,75 MM Amtsbücher und Akten:
- Akten der Kernstadt (15,00 MM, davon ca. 13,75 MM verzeichnet Nr. A 1 - A 1452);
- Akten der ehemals selbständigen Gemeinde Ehringen (0,65 MM verzeichnet Nr. C 1 - C 83)
- Akten der sonstigen Stadtteile (ca. 19,33 MM unverzeichnet, teilw. grob vorsortiert
- Amtsbücher (13,83 MM, unverzeichnet)

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Letzte Aktualisierung: 04.01.2022