HHStAW Bestand 137

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Herrschaft Wiesbaden

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte 

Der Urkundenbestand der Abt. 137, Herrschaft Wiesbaden, wurde im 19. Jahrhundert als Pertinenzbestand überwiegend aus nassauischen und mainzischen Provenienzen im Archiv gebildet. Aus dieser Zeit stammt auch die bisherige Verzeichnung der Urkunden auf Karteizetteln. Die vorliegende Neuregestierung umfasst die Urkunden bis 1600. Ab dem 17. Jahrhundert ist die große Menge der Urkunden historisch weniger bedeutend, sodass die alte Zettelverzeichnung bis auf weiteres genügen kann.
Die erfassten Urkunden bilden den Kern der Überlieferung zum spätmittelalterlichen Wiesbaden. Sie wurden zuletzt in dem 1980 erschienenen Buch von Otto Renkhoff: Wiesbaden im Mittelalter, vielfach zitiert. Dort sind die erhaltenen Quellen zu Wiesbaden auch aus anderen Archiven umfassend berücksichtigt, sodass im vorliegenden Findbuch darauf verzichtet werden konnte, die Urkundenreihe des Bestandes 137 durch Verweise auf anderweitige Überlieferung zu ergänzen.
Zum Gebrauch der Regesten und des Registers sind nur wenige Erläuterungen vorauszuschicken. Sofern es nicht anders vermerkt ist, sind die Urkunden bis 1350 in lateinischer, diejenigen nach 1350 in deutscher Sprache abgefasst. Die Normalisierung der Personennamen wurde in Zweifelsfällen zurückhaltend gehandhabt; mehrfach in Varianten auftretende Namen wurden teilweise erst im Register vereinheitlicht. Zur Entlastung der Regesten sind die verschiedenen Schreibungen der besonders häufig vorkommenden Ortsnamen - Wiesbaden und die zugehörigen Dörfer - beim jeweiligen Registerstichwort gesammelt aufgeführt. Die nähere Identifizierung der einzelnen Nassauer Grafen wurde erst über den Index vorgenommen, während der Regestentext die (ggf. verkürzte) Titulatur nach der Vorlage bietet. Dies ist z.B. vor allem bei der Weilburger Linie zu beachten, die sich meistens nur nach den Saarbrücker Besitzungen nannte.
Die Rechnungen der Abteilung 137, Herrschaft Wiesbaden, enthalten
- Rechnungen der Herrschaft Wiesbaden
- Rechnungen der Stadt Wiesbaden
- Rechnungen der übrigen Gemeinden in der Herrschaft Wiesbaden.
Bei den Rechnungen der Herrschaft Wiesbaden handelt es sich im wesentlichen um die beiden großen Gruppen der Rentei-rechnungen (1458-1815) und der Kellereirechnungen (1476-1810). Die jeweiligen Beilagen sind allerdings erst seit dem beginnenden 17. Jahrhundert überliefert. Die städtischen Rechnungen sind für die Wiesbadener Geschichte ein außerordentlich wichtiges Quellenmaterial. Vor allem die Bürgermeister-, Kirchen- und Hospitalrechnungen seit der Mitte des 16. Jahrhunderts seien erwähnt. Die Serie der Hospitalrechnungen reicht bis 1855. Um diese geschlossene Überlieferung nicht auseinanderzureißen, wurde darauf verzichtet, die Hospitalrechnungen aus der Zeit nach 1806 bzw. 1816 der Abteilung 246, Herzoglich Nassauisches Amt Wiesbaden, zuzuordnen, wo man sie eigentlich erwarten müsste. Ergänzende Rechnungsüberlieferung ist im Stadtarchiv Wiesbaden zu suchen. Die Rechnungen der übrigen Gemeinden in der Herrschaft Wiesbaden - überwiegend der heute nach Wiesbaden eingemeindeten Vororte - umfassen zumeist Gemeinde- und Kirchen-, teilweise auch Kirchenbaurechnungen seit dem 17. Jahrhundert sowie Kriegskostenrechnungen aus der Zeit um 1800. Unter den Rechnungen der gemeinschaftlichen Orte Biebrich und Mosbach finden sich auch solche der Biebricher Schloßkapelle von 1739 bis 1764.
Urkunden, Akten und Akten der Freiwilligen Gerichtsbarkeit wurden im Jahr 2013 mit Fördermitteln der DFG retrokonvertiert.

Geschichte des Bestandsbildners 

Wiesbaden war im frühen und beginnenden Hochmittelalter der Mittelpunkt des Königssondergaus, eines bedeutenden Reichsgutkomplexes, der sich rechts des Rheins und Mains etwa von der Walluf bis zur Kriftel, dem heutigen Schwarzbach, erstreckte. Die Grafen von Nassau sind in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erstmals in Wiesbaden nachweisbar, als sie unter Kaiser Friedrich Barbarossa dort den königlichen Fronhof und das Patronat der Mauritiuskirche als Reichslehen erwarben. Endgültig fassten die Nassauer hier am Rhein erst rund hundert Jahre später Fuß, nachdem das Reichsgut im staufischen Endkampf dem Königtum entglitten war. Im östlichen Teil des Reichsgutkomplexes setzten sich die Eppsteiner fest, den westlichen Teil mit Wiesbaden erlangten die Grafen von Nassau als Reichslehen, und zwar - aufgrund der jüngsten Forschungen Otto Renkhoffs - zu Beginn der Regierung König Rudolfs von Habsburg. Damit wurde aus der Reichsstadt Wiesbaden eine nassauische Landstadt, die über viele Jahrhunderte allenfalls als Nebenresidenz genutzt wurde. Die 'Herrschaft Wiesbaden' gehörte zu der durch die große nassauische Teilung von 1255 entstandenen walramischen Grafschaft südlich der Lahn mit den Zentren Weilburg und Idstein. 1355 wiederum wurden Idstein und Wiesbaden vom Weilburger Stamm abgetrennt; bis 1605 und erneut von 1629 bzw. 1651 bis 1721 blieb die Nassau-Wiesbaden-Idsteiner Linie selbständig.
Die Geschichte Wiesbadens und der zur Herrschaft gehörenden - heute eingemeindeten - Dörfer Biebrich (mit dem alten Mosbach), Bierstadt, Dotzheim, Erbenheim, Kloppenheim, Schierstein und Sonnenberg wurde bis in die Neuzeit hinein stark vom benachbarten Mainzer Kurstaat geprägt. Entsprechend spiegeln sich die engen institutionellen und personellen Bezüge zu Stadt und Erzstift Mainz in den Urkunden deutlich wider. Besonders oft treten die Mainzer Stifte und Klöster auf, die rechts des Rheins zahlreiche Besitzungen, Einkünfte und sonstige Rechte hatten.

Enthält 

Urkunden 1221-1806
Akten:
u.a. Landesgrenzen (16.-18. Jh.), Landesvisitationen (1649-1708), Beamte (16.-18. Jh.), Bevölkerungstabellen (17.-18. Jh.), Streitfälle mit benachbarten Territorien (16.-18. Jh.), Militär (1649-1783), Kriegssachen (16. Jh.-1814), Finanzwesen (1517-1815), Schuldenwesen der Herrschaft (14.-18. Jh.), Kirchensachen (ab 1540), Instruktion für den Rabbiner (1775), Armenpflege (1564), Waisenhaus in Wiesbaden (1721-1807), Hospital in Wiesbaden (15.-18. Jh.), Polizei (ab 1582), Zünfte (15.-18. Jh.), Mühlen (16.-19. Jh.), Landwirtschaft (ab 1509), Fischerei (ab 1529), Bergbau (ab 1522), Straßenbau (18.-19. Jh.), Ufer- und Brückenbau (18. Jh.)
Ortsakten: Wiesbaden (16.-18. Jh.), Auringen, Biebrich-Mosbach, Bierstadt, Dotzheim, Erbenheim, Frauenstein, Georgenborn, Heßloch, Klarenthal, Kloppenheim, Naurod, Rambach, Schierstein und Sonnenberg
Rechnungen: Renteirechnungen (1448-1815), Kellereirechnungen (1477-1810), Kammerrechnungen (ab 1505), Wiesbadener Forstrechnungen (17.-18. Jh.), Klarenthaler Rechnungen, Kriegskostenrechnungen (17.-19. Jh.), Zuchthausrechnungen (1743-1813), Gemeinderechnungen und Kirchenrechnungen (17.-18. Jh.)

Findmittel 

Urkunden: Repertorium von Christiane Heinemann, 1983

Akten: Repertorium von Schüler, 1882-1883 (hs.)

Rechnungen: Repertorium von Christiane Heinemann, 1986

Freiwillige Gerichtsbarkeit: Repertorium von Fritz Geisthardt, 1974

Urkunden, Akten und Freiwillige Gerichtsbarkeit: Online-Datenbank (Arcinsys)

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang 

158,35 m (1188 Urkunden; 143,5 m Akten)

Bearbeiter 

Fritz Geisthardt, 1974

Christiane Heinemann, 1983/1986

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Die mit "Dep." (Deperditum) bezeichneten Verzeichnungen fehlen im Bestand und können nicht vorgelegt werden (15 Verzeichnungen).