Identifikation (kurz)
Titel
Gesangverein Eintracht Göbelnrod
Laufzeit
1905-2022
Bestandsdaten
Bestandsgeschichte
Der Bestand 28 „Gesangverein Eintracht Göbelnrod“ wurde dem Stadtarchiv am 24. Mai 2023 über-eignet. Die Sichtung der ersten Unterlagen hatte zusammen mit einzelnen Mitgliedern des ehemali-gen Vereinsvorstandes sowie Hans-Ludwig Vogler am selben Tag im Dorfgemeinschaftshaus Göbelnrod stattgefunden. Die Übernahme des archivwürdigen Teils der Unterlagen in das Stadtarchiv erfolgte am 25. Mai. Eine Ergänzungsabgabe wurde am 16. Juni 2023 ins Stadtarchiv übernommen.
Die Bestandsverzeichnung erfolgte vom 26. Juli bis 24. November 2023. Im Bestand vorhandene Fotographien wurden während der Verzeichnung digitalisiert und im Digitalen Fotoarchiv abgespei-chert. Ab Dezember 2023 fanden die Findbucherstellung und die Erarbeitung der Bestands- und Ver-einsgeschichte statt.
Geschichte des Bestandsbildners
Der Gesangverein Eintracht Göbelnrod bildete sich im Jahr 1903 mit vierundzwanzig aktiven und sieben passiven Gründungsmitgliedern unter Chorleiter Lehrer Koch und dem Vereinsvorsitzenden Georg Weber. Nach dem Weggang Kochs übernahm zunächst der Grünberger Musiklehrer Leidig und später der Beltershainer Lehrer Petri die musikalische Führung der Göbelnröder Sängerschar, die recht bald beachtliche Erfolge erzielen konnte.
Kam die Sangestätigkeit während des Ersten Weltkrieges weitestgehend zum Erliegen, so ist nach dem Krieg ein Wiederaufleben des Vereins unter dem Reiskirchener Dirigenten Möbus zu verzeichnen. Unter dem Dachverband des Chattia-Sängerbundes und – nach Neueinteilung der Sängerbünde – unter dem Ohm-Lumdatal-Sängerbund nahm der Gesangverein Eintracht Göbelnrod an zahlreichen Wertungssingen teil.
Nach Unterbrechung des Vereinslebens während des Zweiten Weltkrieges wurde der Sangesbetrieb 1946 zunächst unter Chorleiter Lehrer Allendörfer und ab 1947 unter Ernst Möbus aus Reiskirchen wieder aufgenommen. Seit 1966 oblag die musikalische Leitung des Gesangvereins Horst Schepp aus Niedergemünden, der dieses Amt bis zu seinem Tod im Mai 1990 ausfüllte.
Über Mundpropaganda und Zeitungsinserate suchte der Verein einen neuen Chorleiter und fand ihn in Johann Wolfgang Horst, der sich nach einem Probesingen am 26. Juni 1990 bereiterklärte, den Chor zu übernehmen. Auch Horst blieb dem Chor, wie sein Vorgänger, lange Jahre bis zu seinem Tod am 16. April 2017 treu.
Am 6. März 1979 gründete man mit sechsundzwanzig Sängerinnen einen Frauenchor innerhalb des Gesangvereins Eintracht Göbelnrod, der am 15. September desselben Jahres seinen ersten Auftritt anlässlich eines Ausfluges in Rechtenbach absolvierte.
Bereits drei Jahre zuvor, 1976, hatte man unter der Leitung Eugen Müllers einen Kinderchor ins Leben gerufen. Am 13. Mai 1993 beschloss der Verein in seiner Vorstandssitzung den Kinderchor in Absprache mit dem Dirigenten Johann Wolfgang Horst mit Singstunden im Zwei-Wochen-Rhythmus zu einer festen Einrichtung zu machen. Doch schon am 8. Januar 1996 wurde der Beschluss zur Auflösung des Kinderchores wegen zu geringer Teilnehmerzahl getroffen. Dennoch – so das Protokoll der Vorstandssitzung vom 14. Februar 1996 unter Top 2 – stellte man fest: „Die Aufgabe der Arbeit mit dem Kinder- und Jugendchor soll nicht sang- und klanglos erfolgen. Der Chor soll noch einmal zusammengerufen werden. Dabei sollen Ehrungen in Form von Urkunden und für die fleißigsten ein kleiner Pokal erfolgen.“
Spätestens seit Mitte der 1920er Jahre besaß der Gesangverein Eintracht Göbelnrod eine eigene Vereinsfahne, wie dem Programm zur Fahnenweihe vom 24. Februar 1924 zu entnehmen ist. Um „1 ½ Uhr“ fand die „Aufstellung des Festzuges und [der] Umzug durch den Ort nach dem Saale von Gast-wirt Schultheiß“ statt. Es folgten eine „Ansprache des Vorsitzenden“, das „Fahnenlied“, die „Weihrede von Herrn Pfarrer Döll“ sowie ein Konzert, in dessen Anschluss „ab 6 Uhr abends Tanz“ angesagt war. Die Bedeutung der Fahne für den Verein wurde fast 70 Jahre später deutlich, als man am 19. Juni 1992 in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung den Entschluss zum Erhalt und damit zur Restaurierung der alten Fahne durch die Karlsruher Fahnenfabrik fasste und hierfür 5.000 DM zur Verfügung stellte. Im November 1992 informierte der Vorstand über das Eintreffen der neu gekauften Fahnenstange mit Spitze und Goldzierschnur. Die neuerliche Fahnenweihe erfolgte am 20. Juni 1993 im Rahmen eines Gottesdienstes zum 90-jährigen Jubiläum des Gesangvereins Eintracht mit Pfarrer Rolf Schmidt auf dem Wirberg.
Der Gesangverein organisierte viele Festivitäten und gestaltete mit zahlreichen Auftritten das dörfliche Leben in Göbelnrod mit, so beispielsweise beim Schlachtfest, Altennachmittag, Familienabend, Ostertanz, Adventssingen, Haxenessen oder durch die musikalische Umrahmung des Dorffestes 2017 sowie von Silbernen und Goldenen Hochzeiten, Beerdigungen und Altersjubiläen.
Aber auch gemeinschaftliche Ausflüge standen auf dem Programm, die beispielsweise nach Herborn, Miltenberg und zum Schloss Mespelbrunn führten. 1994 besuchte der Verein den Tierpark in Weilburg, die Kubacher Kristallhöhle, die Festung Ehrenbreitstein und das Deutsche Eck in Koblenz und fuhr schließlich mit dem Schiff nach Güls in den Moseltanzpalast. „Dort verbrachten wir dann“, so das Protokoll der Vorstandssitzung vom 29 August 1994, „den Abend bis 11.00 bei Tanz und sehr lauter Musik. Die Heimfahrt um 11.15 Uhr verlief sehr ruhig; denn ein langer Tag und ungewohnter Weingenuß machen scheinbar doch sehr müde.“ Auch Mehrtagesfahrten, wie beispielsweise vom 23. bis 27. September 2004 in die Steiermark nach Loipersdorf wurden organisiert. Erst am 16. Januar 2012 beschloss der Vorstand „keine eigenen Tagesfahrten“ mehr auszurichten und begründete dies mit der geringer werdenden Beteiligung der Mitglieder.
Spätestens seit Anfang der 2000er Jahre war der Mitgliederschwund, insbesondere im Bereich der aktiven Mitglieder, Thema in den Vorstandssitzungen und man versuchte über Mitgliederwerbung den Fortbestand des Vereins zu sichern. Konnte der Verein im Jahr 2003 noch sein 100-jähriges Jubiläum feiern und blickte optimistisch auf die „sehr gut gelungene“ Festschrift, die „allgemeines Lob“ erfahren hätte, sowie auf die „umfangreiche“ Presseberichterstattung und das „gut organisier-te“ Fest, das auch von den Gastvereinen „bestens angenommen“ wurde, so sprach man gut zehn Jahre später von „schlechten Zeiten“, aus denen man „das Beste […] machen“ müsste. Aufgrund ungünstiger äußerer Umstände – der Beginn der Corona-Pandemie – musste der Verein nach seiner letzten Singstunde am 17. März 2020 eine Zwangspause einlegen. Mittlerweile hatte Natascha Emmich die Nachfolge des verstorbenen Chorleiters Horst übernommen.
In der ersten Vorstandsitzung nach der Corona-Pause am 28. Juni 2021 wurde unter Top 2 schließlich erstmals über die Vereinsauflösung diskutiert. In einer erweiterten Vorstandssitzung am 13. Juli desselben Jahres sprachen sich die Sänger/innen zunächst noch „für eine Fortführung der Sängertätigkeit“ „mit kleinem Vorstand“ aus. Doch in einer weiteren Sitzung am 12. Oktober beschloss die Versammlung „einstimmig aus Mangel an aktiven Sänger/innen den Singbetrieb einzustellen.“ Der Auflösungsbeschluss sollte in der Jahreshauptversammlung vom 14. Januar 2022 erfolgen, welche jedoch coronabedingt abgesagt und auf den 29. September verschoben werden musste. Nach 119 Jahren Vereinstätigkeit wurde unter Top 9 der besagten Jahreshauptversammlung die „Auflösung des Vereins […] einstimmig angenommen“.
Auch wenn in der Vereinssatzung vom 23. Januar 1999 der Gesangverein Göbelnrod als „e. V.“ – ein-getragener Verein – benannt wird, so ist es zu dieser Eintragung laut Auskunft des Amtsgerichtes Gießen vom 10. August 2023 nie gekommen. Wohl hatte man in den Vorstandssitzungen vom 19. Januar 1995 und 19. Januar 1998 eine solche Eintragung auf Vor- und Nachteile prüfen lassen bzw. angeregt und es erging auch in der Jahreshauptversammlung vom 24. Januar 1998 unter Top 12 ein einstimmiger Beschluss für den Eintrag ins Vereinsregister, doch scheint es hierzu nie gekommen zu sein.
Die Vorsitzenden des Gesangvereins Eintracht Göbelnrod waren:
1903-1922 Georg Weber
1922-1926 Karl Schulz
1926-1939 Heinrich Kern
1939-1951 Emil Münch
1951-1983 Heinrich Jäger
1983-1984 Edwin Luh
1984-1987 Heinrich Jäger
17.01.1987-14.01.1989 Frank Krause
14.01.1989-23.01.1993 Edwin Luh
23.01.1993-25.01.1997 Horst Zebisch
25.01.1997-03.02.2001 Otto Nau
03.02.2001-10.01.2020 Jürgen Scharle
10.01.2020-29.09.2022 Vakanz
Enthält
Akten, Schriftstücke, Fotographien, Stempel, Drucke
Literatur
Quellen/Literatur:
- StadtA Grünberg: Best. 28 „Gesangverein Eintracht Göbelnrod“ Nr. 1: Verzeichnis des Singstunden-besuches des Frauenchors Göbelnrod, 1989-2020
- StadtA Grünberg: Best. 28 „Gesangverein Eintracht Göbelnrod“ Nr. 2: Protokollbücher der Vor-standssitzungen, Mitglieder- und Jahreshauptversammlungen des Gesangvereins Eintracht Göbelnrod: Jahr 1987 bis 2003, 1987-2003
- StadtA Grünberg: Best. 28 „Gesangverein Eintracht Göbelnrod“ Nr. 9: Chorleiterberichte des Chor-leiters des Gesangvereins Eintracht Göbelnrod, Johann Wolfgang Horst, sowie Sammlung von Presseartikeln und Programmheften zu Veranstaltungen unter Beteiligung des Gesangvereins Eintracht Göbelnrod, 2000-2016
- StadtA Grünberg: Best. 28 „Gesangverein Eintracht Göbelnrod“ Nr. 14: Festschrift zum 100-jährigen Vereinsjubiläum des Gesangvereins Eintracht Göbelnrod 1903 bis 2003 nebst Druckfahne, 2003
- StadtA Grünberg: Best. 28 „Gesangverein Eintracht Göbelnrod“ Nr. 15: Bestandserhebungen des Deutschen Sängerbundes bezüglich des Gesangvereins Eintracht Göbelnrod sowie An- und Änderungsmeldungen an den Ohm-Lumdatal-Sängerbund, (1903, 1948), 1956-2005
- StadtA Grünberg: Best. 28 „Gesangverein Eintracht Göbelnrod“ Nr. 16: Öffentlichkeitsarbeit und Organisation des Gesangvereins Eintracht Göbelnrod, 1971-2015
Findmittel
Arcinsys
Findbuch
Weitere Angaben (Bestand)
Umfang
0,33 lfm + Überformate
Bearbeiter
Dipl.-Archivarin Marei Söhngen-Haffer M.A., 2023-2024
Benutzung
Der Bestand steht unter Beachtung der Archivsatzung der Stadt Grünberg in der jeweils gültigen Fassung, den Bestimmungen des Übereignungsvertrages vom 24.05.2023 und unter Aufhebung der allgemeinen Schutzfrist sowie Einhaltung der Schutzfristen für personenbezogenes Schriftgut der Nutzung zur Verfügung.
Der Bestand ist folgendermaßen zu zitieren:
StadtA Grün: Bestand 28 „Gesangverein Eintracht Göbelnrod“ Nr. xy
Arcinsys