ISG FFM Bestand A.64

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Wohnungsamt

Laufzeit 

1910 - 2004

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte 

Der Bestand umfasst die Vorgänge des Wohnungsamts, die das Wohnraumzweckentfremdungsverbot betreffen. Dabei wurden alle Vorgänge des Stadtteils Westend und anteilig eine repräsentative Auswahl der anderen Stadtteile übernommen. Die Akten sind nach Liegenschaft geordnet und gliedern sich grundsätzlich in drei Verfahren: Antrags-, Ordnungswidrigkeits- und Verwaltungsstreitverfahren.
Das Wohnungsamt leitete die Verfahren entweder nach einem Hinweis auf eine widerrechtliche Wohnungsnutzung oder nach einem Antrag auf ein Negativattest oder eine Ausnahmegenehmigung zum Verbot der Zweckentfremdung ein. Der Hinweis konnte entweder aus der Bevölkerung oder von anderen Ämtern kommen, meistens von der Bauaufsichtsbehörde. Für ihre Ermittlungen stützten sich die Beamten vor allem auf Daten des Einwohnermeldeamts, der Stadtwerke, Ortsbegehungen und Zeugenaussagen der Nachbarn, Liegenschaftsbesitzer oder ehemaligen Mietern. In einigen Fällen konnte in Form eines öffentlichen-rechtlichen Vertrags mit Absicherung durch einen Eintrag im Baulastenverzeichnis sichergestellt werden, dass für entfallenden Wohnraum Ersatz geschaffen wurde.
In den Vorgängen befinden sich auch Fälle von Hausbesetzungen, Mietervertreibung aufgrund Abrissabsichten, gewerblicher Prostitution und Konflikten zwischen Gastarbeitern und deren Nachbarn.

Außerdem enthält der Bestand Sachakten des Wohnungsamtes, straßen- und häuserweise angelegte Einzelfallakten aus der Nachkriegszeit, Akten zur Wohnungszwangswirtschaft und zur Bewirtschaftung von Wohnungen von Nationalsozialisten.
Die Akten zur Wohnraumbewirtschaftung sind in der Klassifikation in zwei Punkte gegliedert: zum einen die "Hauptserie", die nur in Auswahl übernommen wurde. Bei der Auswahl wurde nicht die im Archivwesen übliche Methode des Buchstaben- bzw. Zufallsprinzips angewandt, sondern die Topographie, der Charakter der jeweiligen Straße sowie die Bebauung / die Bauweise als Entscheidungsgrundlage für die Übernahme gewählt.
Kriterien waren die Auswahl mindestens einer:
- totalzerstörten Straße der inneren Innenstadt, die verhältnismäßig früh wieder mit Wohngebäuden bebaut worden sind,
- teilzerstörten Straße mit frühem Wiederaufbau,
- unzerstörten Straße mit geschlossener Bauweise,
- unzerstörten Straße mit offener Bauweise,
- Straße im Gewerbemischgebiet,
- charakteristischen Westendstraße,
- Straße in einem klassischen Arbeiterviertel,
- Straße aus dem ländlichen oder halbländlichen Bereich.
Den zweiten Gliederungspunkt bilden die sogenannten "Aktivistenakten" über die Beschlagnahme von Wohnungen von Nationalsozialisten und deren Belegung u.a. mit NS-Verfolgten. Diese sind straßen- und häuserweise angelegt und wurden geschlossen als archivwürdig bewertet.

Zugänge:
Akz. Amt für Wohnungswesen: III/1975-1;
Akz. Amt für Wohnungswesen: III/1989-7;
Akz. Wohnungsamt: III/2002-12;
Akz. Wohnungsamt: II/2015-15;
Akz. Wohnungsamt: II/2015-19

Geschichte des Bestandsbildners 

Im Juli 1912 wurde das Regulativ über die Einsetzung eines Wohnungsamtes erlassen, dessen Aufgabe es sein sollte, sich mit der Beaufsichtigung des gesamten Wohnungswesens zu beschäftigen. Zwischen Magistrat, Stadtverordnetenversammlung und Wohnungsamt stand die Deputation für das Wohnungswesen. Die Zuständigkeit erstreckte sich u.a. auf die Wohnungsaufsicht und den Wohnungsnachweis.
Eine erste Veränderung in der Verwaltungsstruktur erfuhr das Wohnungsamt 1918/1919. Zum erweiterten Aufgabenfeld des Wohnungsamtes gehörten u.a. die Wohnungspflege, Zwangseinmietung, Wohnungserstellung, Mietzinsfestsetzung. 1922 erfolgte eine weitere Umgestaltung, wobei die Aufgaben weitgehend erhalten blieben.
1925 ging per Magistratsbeschluss die Abteilung Wohnungserstellung bzw. Bauerhaltungsstelle samt Personal an das Hauptbauamt über, die Abteilung Mietfestsetzung wurde aufgelöst. Die weitere Organisation sah nun vier Unterabteilungen vor: Aufnahmestelle für Wohnungssuchende, Abteilung Wohnungsbewirtschaftung und Vergabe, Prämien- und Tauschstelle, Rechtsstelle, die mit Zwangsvollstreckungsmaßnahmen beschäftigt war. 1928 erfolgte die Abtrennung der Abteilung Wohnungsfürsorge und Zuweisung zum Fürsorgeamt.
Das Wohnungsamt wurde durch Magistratsbeschluss vom 10. April 1933 aufgelöst.
1945 begann das Wohnungsamt wieder zu arbeiten und den vorhandenen Wohnraum zu bewirtschaften.
Ab dem 1. März 1967 hat das Amt für Wohnungswesen die Aufgaben des Hypothekenamtes, des Amtes für Wohnungsbau und Siedlungswesen und des Wohnungsamtes übernommen.
Zu den Aufgaben des Amtes für Wohnungswesen gehören zunächst die kommunale Wohnungsvermittlung mit Erfassung und Betreuung von Wohnungssuchenden, Mietberatungsstelle, Durchführung des Wohnungsbindungsgesetzes und des Hessischen Wohnungsaufsichtsgesetzes.
1972 kam als weitere Aufgabe das Vorgehen gegen die sogenannte Wohnraumzweckentfremdung hinzu. Um die Wohnungsnot in hessischen Städten lindern zu können, hatte die hessische Landesregierung 1972 das Verbot der Zweckentfremdung von Wohnraum verabschiedet. Dies gab den Kommunen die rechtliche Grundlage gegen Immobilienspekulanten vorzugehen, die Wohnungen absichtlich leer stehen ließen oder in Gewerberäume umwandelten. Auch konnte sichergestellt werden, dass für abgerissenen oder umgewandelten Wohnraum Ersatz geschaffen werden musste. Das Verbot wurde 2004 wieder aufgehoben.

Literatur 

Adler, Franz: Wohnungsverhältnisse und Wohnungspolitik der Stadt Frankfurt zu Beginn des
20. Jh., FfM. 1904.

Brückner, Dr. N.: Die öffentliche und private Fürsorge. Gemeinnützige Tätigkeit und Armenwesen
mit besonderer Beziehung auf Frankfurt a.M„ FfM. 1892 (5. Abschn. S. 147).

Hg. u.a.: Institut für Gemeinwohl, Soziales Museum etc.: Die Wohnungsnot in Frankfurt a.M.
ihre Ursachen und ihre Abhilfe, FfM. 1912.

Institut für Stadtgeschichte FfM.: Wohnen in der Stadt - konununaler Wohnungsbau 1868 -
1933 (Repertorium 725 von Sylvia Goldhammer), FfM. 1992.

Kramer, Henriette: Die Anfänge des sozialen Wohnungsbaus in Frankfurt a.M. 1860 - 1914.
In: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst, hrsg. vom Frankfurter Verein für Geschichte
und Landeskunde e.V., FfM. 1978.

Schaejfer, Dr. Fr. B. : Frankfurter Armen- und Wohlfahrtspflege in alter und neuer Zeit, FfM.
1927.

Schneider, Dieter: Selbsthilfe, Staatshilfe, Selbstverwaltung. Ein Streifzug durch Theorie und
Praxis der Wohnungspolitik, FfM. 1973.

Steitz, Walter: Kommunale Wohnungspolitik im Kaiserreich am Beispiel der Stadt Frankfurt
a.M. In: Urbanisierung im 19. und 20. Jahrhundert, historische und geographische Aspekte,
hrsg. von Jürgen Teuteberg (Städteforschung A/16), Köln 1983.

Weitere Angaben (Bestand)

Benutzung 

Lagerort: BO

Die Akten unterliegen teilweise noch den archivischen Schutzfristen.