ISG FFM Bestand A.54.03

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

NS-Verfolgte

Laufzeit 

1945 - 1958

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

Der separate Bestand A.54.02 Verfolgtenbetreuungsstelle enthält ebenfalls Unterlagen der Frankfurter Anmelde- und Vorprüfstelle zur Durchführung des Entschädigungsgesetzes: Sachakten und Wiedergutmachungsanträge von politisch, rassisch und religiös Verfolgten (Sammelakten).

Weiterführende Akten sind häufig auch im Hessischen Hauptstaatarchiv überliefert.

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte 

Der Bestand enthält Einzelfallanträge von politisch, rassisch und religiös Verfolgten, die bei der Frankfurter Anmelde- und Vorprüfstelle zur Durchführung des Entschädigungsgesetzes eingereicht wurden.

Geschichte des Bestandsbildners 

Die Betreuung der von den Nationalsozialisten überlebenden Verfolgten setzte nach Kriegsende 1945 zunächst auf lokaler bzw. kommunaler Ebene mit mehr oder weniger spontanen Fürsorgemaßnahmen ein. So wurden z.B. Ausweise für Opfer des Faschismus ausgestellt, die den Berechtigten eine Reihe von Privilegien einräumte: erhöhte Lebensmittel- und Heizmaterialzuweisung, bevorzugte Einweisung in Wohnraum, Grundausstattung mit Gebrauchsgütern, Beschaffung von Arbeitsplätzen und Heilbehandlungen. In besonderen Fällen wurden auch Unterstützungszahlungen geleistet. Diese sozialfürsorgerischen Maßnahmen wurden von den Wohlfahrtsstellen getragen, die bald dazu übergingen, so genannte "Sonderbetreuungsstellen" einzurichten, die in den Städten dem Oberbürgermeister unterstanden. Die Beratungsstellen sollten jedoch aus dem System der allgemeinen Fürsorge herausgenommen werden.
Der hessische Ministerrat verabschiedete am 11.09.1946 eine Verordnung zur Vereinheitlichung der Betreuungsstellen. Diese "Verordnung über die Bildung und das Verfahren der Betreuungsstellen in Groß-Hessen", die am 27.11.1946 in Kraft trat, gliederte die Beratungsstellen aus dem System der allgemeinen Fürsorge aus. Nun entstand in jedem Stadt- und Landkreis eine Betreuungsstelle sowie Hauptbetreuungsstellen in Kassel, Wiesbaden und Darmstadt, die dem Innenministerium unterstanden. Die Betreuungsstellen bestanden aus dem Oberbürgermeister (oder Landrat) als Vorsitzendem, einem Leiter und drei Beisitzern, die entweder Nazigegner oder NS-Opfer waren. Sie hatten vor allem darüber zu entscheiden, wer zum Kreis der NS-Verfolgten gehörte.
Die in der Folge ergangenen Entschädigungsgesetze (US-Zone 1949, Bundesergänzungsgesetz 1953 und 1956) änderten an dieser Zuständigkeit nichts, die Hauptbetreuungsstellen firmierten jetzt als Entschädigungsbehörden. Die wesentliche Bedeutung des US-Entschädigungsgesetzes, das in allen Ländern der amerikanischen Zone im August 1949 eingeführt wurde, lag darin, dass hier ein Rechtsanspruch auf Entschädigung begründet wurde. Die Bundesländer der ehemaligen britischen und französischen Besatzungszonen lehnten sich in ihrer Gesetzgebung am Vorbild des US-Entschädigungsgesetzes an, ohne es jedoch inhaltlich zu übernehmen. 1953 wurde die Entschädigungsregelung auf Bundesebene gehoben. Nach einer vollständigen Überarbeitung wurde das Ergänzungsgesetz 1956 durch das "Bundesgesetz zur Entschädigung für die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung" vom 29.06.1956 abgelöst.
Die entschädigungsrechtlichen Regelungen waren bereits auf Länderebene sehr restriktiv. So war die deutsche Staatsangehörigkeit und der ehemalige bzw. jetzige Wohnort für die Entschädigungsberechtigung ausschlaggebend. Entschädigungsfähig war ferner nur, wer als entschädigungswürdig angesehen wurde. Damit wurden bestimmte Gruppen von vorneherein ausgeschlossen, wie z.B. Geisteskranke, Zwangssterilisierte, Homosexuelle, Kommunisten, Sinti und Roma sowie Vorbestrafte.

(Stand 2019)

Literatur 

Bundesminister der Finanzen in Zusammenarbeit mit Walter Schwarz (Hg.): Die Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts durch die BRD (Serie). Bd. 3. Ernst Féaux de Croix und Helmut Rumpf: Der Werdegang des Entschädigungsrechts unter national- und völkerrechtlichem und politischem Aspekt. München 1985.

Goschler, Constantin: Wiedergutmachung. Westdeutschland und die Verfolgten des Nationalsozialismus (1945-1954). München 1992.

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang 

9720 Verzeichnungseinheiten (7577 Stücke, 2143 IN-Verzeichnungen, Stand 2022)

Benutzung 

Die Metadaten wurden von einer Kartei abgeschrieben. Laufzeiten der Akten wurden in der Regel nicht ergänzt. Eine Laufzeitsuche ist damit nicht möglich.

Ein Fünftel der Akten enthält Angaben zu weiteren Familienmitgliedern, die ggf. spätere Geburtsdaten aufweisen als die gesuchte Person. Akten von Personen, die vor weniger als 100 Jahren geboren sind, sind gemäß §9 HArchivG für die Benutzung gesperrt.

Lagerort: BO